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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 25.08.2011, 11:31   #1
Thing
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Standard Primo Levi oder " Ecce Homo "

Inmitten stachelbedrahteter Mauern:
Schmerz, viehisches Wüten, Tod.
Turmgeschütztes scharfes Belauern,

Denn: "Arbeit macht frei" - das engt ein.
Abendappell mit den Toten:
Stramm steht der Kapo (Feind Hein).

Es stehen die Einen erhoben,
In Anderen wühlt schon das Grauen.
Nacht schreit zum Himmel dort droben.

Morden, Knüppeln, gestiefeltes Johlen-
Endress nadelt es feiner - !
Nackte jagend. Leben gestohlen.
"Schaufle in Glut und Ofen Dich reiner als rein!"
(carpe diem! dem walhallischen Führer!)
HEIL !! - Holte das Schicksal den Schürer je ein ?
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Alt 25.08.2011, 13:48   #2
Ex-Odiumediae
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Morden, Knüppeln, gestiefeltes Johlen-
Genial.

Ich mag den etwas traurigen Sarkasmus, das ist Dir gut gelungen. Was mir nicht gefällt, ist der Schlenker zum Moralismus, aber das mag Geschmackssache bleiben.
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Alt 25.08.2011, 14:04   #3
Thing
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Halli Hallo, Odiumediae -


der "Schlenker", obwohl gedanklich so gewollt, lyrisch nicht sehr gelungen, war dem Akrostichon geschuldet.

Ich habe den Buchtitel (Primo Levi) zu übertragen versucht.


Lieben Gruß!

Thing
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Alt 25.08.2011, 15:02   #4
Ex-Odiumediae
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Ah, das habe ich dieses Mal leider übersehen. Gefällt mir!
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Alt 25.08.2011, 18:48   #5
Thing
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À propos "Schlenker" (moralisierend):

Ich persönlich bin froh, auf dem "Boden des Grundgesetzes" zu stehen.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben:

Die seinerzeit hier vor Gericht gestellten Täter konnten von Glück sprechen, nicht in der Soffjet-Zone vor die Schranken zitiert zu werden.
Dort galt keine Herausrederei.
(Nix gewußt; fast nix getan)


U.
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Alt 28.08.2013, 23:55   #6
männlich curd belesos
 
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Standard das Dritte, zeitlich gesehen

es gefällt mir nicht, da mir die Wortwahl zu zackig erscheint, was mich wiederum an meinen Vater erinnert. Ich werde es morgen am hellen Tag erneut lesen.
Curd Belesos
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Alt 29.08.2013, 11:46   #7
männlich Desperado
 
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Ein bedrückendes Gedicht, Thing.

Dein Lebtag quälst du dich durch die Materie, ohne dem Unfassbaren beikommen und dem Ungeheuerlichen wenigstens die widerfahrene Gerechtigkeit zusprechen zu können, und immer wieder musst du feststellen, dass du es nie wirst bewältigen können, weil es nicht zu bewältigen ist. Das Los einer im Grunde völlig unschuldig "verdammten" Generation...

Was ich sonst so lese von Dir, spricht von einer intensiven Schaffensphase und gefällt mir durch die Bank! Dichten ist Dein Leben und Deine Passion, das spürt man, es kommt rüber und gekonnt dazu, Du bist Dichter und kein Dichtender wie zum Beispiel ich.

Neidlos anerkennende Grüße
Desperado
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.08.2013, 14:12   #8
männlich curd belesos
 
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Thing, ich habe es erneut gelesen

Das für mich unbeschreibliche Grauen, das ich in Filmdokumentationen und Bildern gesehen habe, spiegelt sich mir in deinen Versen.
Mein Vater kannte das Lager Stutthof bei Danzig, er war Fahrer des Gauleiters bevor er sich freiwillig an die Ostfront meldete.
Obwohl ihm vor Stalingrad ein Bein abgeschossen wurde, hat er seinen Rassenhass und den Hass auf polnische Katholiken erst nach einer Dokumentation über das „Schlachten“ von Frauen und Kindern im Jugoslawienkrieg weinend bereut und abgelegt.
Ich habe als junger Mann mein Elternhaus verlassen und den Kontakt abgebrochen. Meine Frau hat nach zehn Jahren versucht Frieden herzustellen. Ohne Erfolg. Ich habe den Tod meiner Eltern nicht beweint.

Deine Verse haben in mir wieder diese Erinnerungen wachgerufen, die ich vergraben hatte. Auch wenn es sich niemand von der heutigen Jugend vorstellen kann, das es in der von dir geschilderten brutalen Art noch fast moderat anmutet.

Wie Desperado schon sagte,
Zitat:
und immer wieder musst du feststellen, dass du es nie wirst bewältigen können, weil es nicht zu bewältigen ist
Ich merke, dass ich noch empfindlicher geworden bin.

Curd Belesos
curd belesos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.08.2013, 23:55   #9
gummibaum
 
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Hallo Thing,

man muss es öfter lesen. Es ist mehr als ein Gedicht. Die Beiträge von curd belesos und Desperado öffnen den Blick dafür.

LG
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2013, 09:35   #10
Thing
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Zitat:
Zitat von curd belesos Beitrag anzeigen
es gefällt mir nicht, da mir die Wortwahl zu zackig erscheint, was mich wiederum an meinen Vater erinnert. Ich werde es morgen am hellen Tag erneut lesen.
Curd Belesos
Die Wortwahl sollte sachlich-nüchtern ankommen. Mißlungen?
Das dünne Bändchen "Ist dies ein Mensch?" von Primo Levi in sehr distanziertem und sachlichem Duktus läßt nach der Lektüre nicht mehr los.


Hallo, Desperado -

ja, das ist die Last, die ich seit Jugendtagen - meiner sogenannten Aufklärung - mit mir trage und die nicht leichter wird, trotz Gnade der späten Geburt.
Dein Kompliment ist überhöht, auch wenn es schmeichelt. Ich bin auch nur ein Hobby-Feld-Wald-und-Wiesen-Dichterling.

Nochmals an curd belesos:

Ich kam aus einem wahrhaft unbelasteten Elternhaus.
Dennoch traf auf mich bis jetzt zu, daß ich unter dieser Art Kollektivschuld leide.
Die Schlußstrich-Befürwortung fällt bei mir auf sehr kargen Boden.

Lieber gummibaum,

lieber das Buch von Primo Levi lesen.


Allen Euch dankbare Grüße
von
Thing
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Alt 30.08.2013, 10:29   #11
männlich curd belesos
 
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nein
curd belesos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2013, 10:50   #12
Thing
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Zitat:
Zitat von curd belesos Beitrag anzeigen
nein
Wie ist das gemeint?

LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2013, 11:50   #13
männlich curd belesos
 
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Zitat:
Die Wortwahl sollte sachlich-nüchtern ankommen. Mißlungen?
nein, es ist dir nicht misslungen, das Gegenteil ist der Fall, ich schrieb es dir.

LG Curd Belesos
curd belesos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.12.2015, 20:35   #14
Thing
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Das freut mich.

Eine gute Gelegenheit, das Gedicht auszugraben.
Vor lauter Friede, Freude, Christkindlkerzenleuchtengeschenkezeit auf Erden
darf die andre Seite nicht vergessen werden.
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