Kosmischer Husten

[AndereDimension]

Kosmischer Husten

…>erkältet<, sagt der Arzt.
>verrückt<, widerspricht der Psychologe.
> meine Tochter<, denkt die Mutter.

Sie bleiben im Dialog.

Und sie? Sie filtert das Universum durch ihr Taschentuch
und niest Kometen an die Fensterscheibe.

 Die Mutter weint.
 Der Psychologe nickt.
 Der Arzt schweigt.

Sie bleiben im Dialog.


Und Sie?

[Ex-Encki]

Hallo andereDIMENSION,

Du wirst hier ja Deinem Namen echt gerecht.

Den Mittelteil:

Und sie? Sie filtert das Universum durch ihr Taschentuch
und niest Kometen an die Fensterscheibe.

finde ich rethorisch wie klanglich und inhaltlich erste Klasse!

Kleine Anmerkungen:
Den Psychologen legst Du in den Mund, dass er zu oder über die "Protagonistin" sagt: "Verrückt".
Du meinst sicher einen Psychotherapeuten, oder? Denn ein Psychologe ansich therapiert keine Menschen.
Aber das worauf es mir ankommt ist, dass ein Psychotherapeut, wenn er denn ein guter ist, den Ausdruck "verrückt" in Frage stellt und nicht ernsthaft benutzen wird, geschweigedenn "verrückt" als Krankheitsbild diagnostiziert wie der Arzt eine Erkältung.

Dass mit der Mutter

> meine Tochter<, denkt die Mutter.

finde ich wiederum auf den Punkt gebracht.

Und die Überschrift gefällt mir auch total gut.

Liebe Grüße
Encki

[Ex-Kaleidoskop]

Hallo aDe,

ich stellte mir zunächst die Frage, wer ist denn hier krank? Der Husten ist kosmisch, also nicht einmal mehr irdisch. Das ganze Weltall ist erkältet? Diesen Gedanken habe ich verworfen, denn ich glaube nicht, dass du wirklich ins Astronomische wolltest, dafür ist der Text zu menschlich.


Andererseits kann kosmisch auch als Größenangabe verstanden werden. Kosmisch wäre demnach noch stärker als gigantisch. Ein Husten der superlative.

Ein Mädchen, deren Verhalten nicht vertanden wird, falsch diagnostiziert. Man rätselt über sie, sie selbst bleibt ungefragt, nur ihre Auswürfe erschrecken die Ratlosen. Es wird über sie diskutiert, aber nicht mit ihr.

Und Sie?

Das Mädchen bleibt außen vor.

Ein rätselhafter Text, der mich forderte.
Danke,
kalei

[AndereDimension]

Hallo Encki
Hallo Kaleidoskop

danke für die Rückmeldungen zu meinem lyrischen Gedanken!

Ihr habt schon Recht; ein Psychologe und ein Arzt stellen keine derartige Diagnose. Die Mutter sorgt sich "nur" um ihre Tochter.
Man redet mehr über, als mit dem Kind. Die Tochter fühlt sich
nicht krank - in ihrem Mikrokosmos ist sie der Mittelpunkt und die
Welt in Ordnung. Holt man sie in eine andere Welt,(ver-rückt sie)
ist sie verloren.
Die Mutter fühlt sich hilflos, denn sie sieht jeden Tag ein glückliches
und zufriedenes Kind, von dem aber andere sagen es wäre krank.

Viele Grüße, A.D.