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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 27.08.2007, 18:14   #1
Werther
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 404

Standard Eichenwaldlied

Nordwärts der uralten Eichen,
wo Eiswind am Unterholz nagt,
liegt unter sprödem Laub, zerknirscht,
fauliges Aas verscharrt.

Und jeden Morgen erhängt sich
der Nebel im Geäst und wagt
das Licht des aufbäumenden Tages
schluckend, trüb, zu dimmen.

Die Mörder, heimgekehrt, beweinen
unscheinbare Kreuze,
in knorrige Borke gekerbt,
moosverwachsner Namen.

(überarbeitete Fassung)
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Alt 27.08.2007, 18:27   #2
männlich Skidbladnir
 
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buhjah! n harter klumpen, fürwahr... häng ich trotzdem mal als erster den rüssel drüber...

sehr melancholisch, soviel ist sicher.
mir scheint nur... deine gedanken haben scharfe schlagseite und der steuermann kann den redeflusskurs nicht halten.. äähm... na was ich sagen will ... mitn bissl üben schafft man es flüssig zu lesen...
was natürlich nicht anspruch des ganzen als solches ist, soviel ist klar.

hmm langsam sollte ich wohl was konkretes sagen ohne nur zu reden.
abgesehen, dass du mit dem "nordwärts" meine gefilde okkupierst (krieg!) isses recht gut gewählt.

ich wag mir eine these:
es handelt sich hierbei nicht um ein wirklich geplantes werk. es ist mehr ein runterschreiben einer extremen emoionsfülle, die hier auf strophenform zurechtgestutzt wird.

daher: vielleicht hätte eine freie form dem ganzen besser getan, auch wenn die durch den reim an der ein und anderen stelle hervorgerufene melodie dafür n stück weit hops geht.

Gruß: Skid
Skidbladnir ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.08.2007, 21:04   #3
Werther
 
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Hey Skid. Man hat ja ne Weile hier nix mehr von dir gelesen. (Was sagst du zu meiner Namensänderung? Fesh, oder?)

Deine These trifft zu, allerdings nur für Strophe 2. Die ist, so wie sie ist, in einem Zug hingeschrieben und kein bisschen nachbearbeitet. Der Rest ist vielleicht auch keine große Glanzleistung, aber was gedacht hab ich mir schon dabei. Es sind alles Symbole, der Wald, die Bäume, die Leichen, die Mörder, die Kreuze, das "Und"... ne, Moment, das nicht.

Ma sehen, ob du dahinter kommst. Ich glaub's aber nicht, weil ich's wahrscheinlich zu sehr kryptisiert hab.

Danke für dein Interesse.

Gruß, Werther
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Alt 27.08.2007, 21:13   #4
männlich Skidbladnir
 
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meine erste überlegung war natürlich eine standardsituation...die is jetze privat und gehört hier nich her...
n bissl endzeitstimmung hier und da und schon bezieh ich alles auf das selbe... naja hab halt das selbe problem...egal

zu deiner namensänderung...--> das erklärt, wieso du unter >j< nicht mehr zu finden bin... kann ich ja suchen bis ich nazi werde .. ääh schwarz...
was sagst zu meiner spontanen wohnortänderung? *g*
Skidbladnir ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.08.2007, 21:17   #5
Werther
 
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Beiträge: 404

Wohnortsänderung? Davon weiß ich noch nichts. Man informierte mich nur über deine Neuokularisierung O.o

Ich denke, ich kann mir so in etwa denken, was du meinst. Es stimmt zum Teil aber eigentlich geht's n' bissl in ne andere Richtung.
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Alt 27.08.2007, 21:24   #6
männlich Skidbladnir
 
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dann sag mal die richtung...

ich meinte die wohnortänderung im profil
<--- da drüben in dem ding... da stand vorher "ostdeutschland"
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Alt 27.08.2007, 21:39   #7
weiblich ravna
 
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Hallo Werther,

die ersten zwei Strophen finde ich außerordentlich gut, wenn ich das mal so sagen darf. Die zweite ist mE sogar noch stärker als die erste. Bei den beiden letzten Strophen, fehlt mir irgendwie das Gefühl, welches die beiden ersten vermitteln, es wirkt auf mich ein bisschen so, als stünden sie da, um das Gedicht nicht all zu kurz erscheinen zu lassen. Insbesondere die dritte Strophe schwächelt in meinen Augen massiv, die vierte Zeile will so gar nicht zu dem Rest passen, die Anführungszeichen und diese Bezeichnung - klingt eher wie der Titel eines Rollenspielabenteuers, da solltest du mE dran arbeiten.
In S3Z2 hast du wohl ein "r" vergessen, obgleich nah-haftes als Neologismus natürlich auch etwas hätte, glaube ich du meintest nahr-haft.
Ich denke, du solltest an dem Text arbeiten, er hat viele gute Ansätze, die nicht dem Vergessen anheim fallen sollten.

Lieben Gruß,
Ravna
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Alt 27.08.2007, 21:50   #8
Werther
 
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Hallo ravna. Danke erstmal fürs Kommentieren.

Ich empfinde es ähnlich und mir geht es irgendwie oft so. Es fällt mir sehr schwer, Stimmung und Aussage zu verschmelzen. In Strophe 1 und 2 mag mir das noch recht gut gelungen sein, danach musst ich aber irgendwie "zur Sache" kommen. Da ging die Stimmung flöten. Es ist mir auch aufgefallen, dass da dann fast gar nichts mehr war, was das Gefühl weitertragen kann. Ich werd nochmal drüber brüten, vielleicht krieg ich noch was hin.

Ne, is n' Rechtschreibfehler, bzw. war. Jedoch schreib ich mir das mal auf. Vielleicht kann ich's demnächst auch als Neologismus verwerten *g*

Liebe Grüße,
Werther
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Alt 27.08.2007, 22:16   #9
weiblich ravna
 
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Standard RE: Eichenwaldlied

Hallo Werther,

habe mir noch ein paar Gedanken zu den beiden letzten Strophen gemacht:

"Die Wurzeln wissen alles,"
Ist so ein derbes Pauschalurteil, was nur selten gut kommt.
"Wurzeln wissen" ist allerdings eine schöne Alliterartion, aber eventuell könnte man da auch ein "Wurzelwissen" draus machen, auf jeden Fall würde ich zu einer Satzumstellung tendieren, da ich denke, das der Fokus der Aussage nicht auf den "Wurzel" liegen sollte, sondern auf ihrem Wissen, heißt: das Objekt an den Satzanfang. vielleicht könntest du erste und zweite Zeile fusionieren
"Nahrhaftes wissen die Wurzeln,
fortwährend aus Leichen gesogen,"
Das wichtige an den Namen der Leichen ist wohl, dass sie keine eigenständigen mehr haben, deshalb vielleicht:
"die keine Namen (mehr?) tragen." was natürlich irgendwie sehr banal ist. Aber mir fällt sonst nichts ein, was die Stimmung nicht zerstören würde. Wobei... vielleicht könntest du die Namen von Moos überwachsen sein lassen (denn irgendwie finde ich, das Moos fehlt noch in dem Wald). Gut, fehlt mir jetzt eine Formulierung, ich habe etwas Schwierigkeiten, mich in deinen Stil einzufinden, der eben von meinem sehr different ist.
Vierte Strophe: der modrige Duft ist mir zuviel des Guten, vor allem mit dem antiquiertem "e" darin, ich finde, der Geruch schleicht sich dem Leser schon vorher in die Nase, er braucht nicht beschrieben zu werden.
Ich tendiere wieder zu einer Umstellung, allerdings der gesamten Strophe, inklusive Streichung der ersten Zeile
"Über den kleinen Kreuzen,
in die Borke der Bäume gekerbt,
trauern(,) heimgekehrt[e](,) [die] Mörder."
Eichenrinde würde ich nicht nehmen, da du schon zweimal "Eiche" hast, des Weiteren liegt die Rindenschicht eines Baumes unter seiner Borke, deshalb Borke, außerdem hast du da wieder eine schöne Alliteration.

Gut, ich weiß nicht, ob dir irgendwetwas davon zusagt und/oder weiterhilft, aber wenn ich mir schon die Gedanken mache, kann ich dich ja daran auch teilhaben lassen

Nochmals lieber Gruß,
Ravna
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.08.2007, 23:28   #10
apnoe
 
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Standard RE: Eichenwaldlied

sehr angenehm, erst nach ravna einen kommentar zu schreiben, das erspart mir das tippen des teiles, den ich angemerkt hätte, der aber nach exakter methode und überaus klug, ehrlich wahr! kompliment! schon dasteht.

also zustimmung in den punkten:
zwei extrem starke erste strophen.
zusammenziehung der letzten beiden.

ravnas idee find ich gut, denke aber, dass du eine eigene variante finden wirst..
der text ist stark. stimmungsmäßig und inhaltlich.
wallanderwiderlichgrausigtrübduster. super.
lg a
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.08.2007, 21:47   #11
Werther
 
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Beiträge: 404

Hey ihr beiden. So, ich hab den zweiten Teil nochmals überarbeitet.

@ ravna: Deine Anregungen waren sehr hilfreich. Vor allem das "heimgekehrt" fand ich sehr gut.
@ apnoe: Zusammenziehen der letzten beiden Strophen war eine gute Idee, wie ich finde. Deswegen hab ich's doch so gleich umgesetzt. Dadurch hat die dritte Strophe nun eine ähnliche Dichte wie die ersten beiden.

Danke euch beiden für eure konstruktive Kritik und tatkräftige Unterstützung.
Werther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.08.2007, 09:50   #12
apnoe
 
Dabei seit: 01/2007
Beiträge: 785

hey, old wertherian ,
dein gedicht ist vorher schön gewesen, aber jetzt ists richtig toll.
die verdichtung gefällt mir.ich dachte schon, dass du deine lösung finden wirst..wow so melancholisch.
jap, das ist es..
*jubel, klatsch*
lg a
apnoe ist offline   Mit Zitat antworten
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