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Alt 27.08.2009, 09:58   #1
OceanChild
 
Dabei seit: 08/2009
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Alter: 36
Beiträge: 2


Standard Solange ich lebe

Juni 1403

Wir befinden uns in den schottischen Lowlands nahe der Grenze zu den Highlands. Hier lebt Jaryn Erskine. Er ist Anfang 20, groß gewachsen mit breiten Schultern. Er hat ein einfaches Haus und lebt als Bauer in Bannockburn, südlich von Stirling. Sein Vater war vor zwei Jahren verstorben, nachdem er lange Zeit krank gewesen war. Schon da hatte sich Jaryn so gut wie allein um das Getreidefeld gekümmert, während er gleichzeitig seinen Vater pflegte. Geschwister hat er keine, da seine Mutter schon kurz nach seiner Geburt gestorben war. Sein Vater lebte seitdem alleine. Immer wieder hatte er ihm erzählt, dass er keine andere Frau liebe könnte, als seine Mutter. Anfangs, als Jaryn noch klein war, war es hart für seinen Vater allein auf dem Feld zu arbeiten. In dieser Zeit bekam er Hilfe von James Sutherland, der einige Kilometer entfernt mit seiner Familie lebte. Nun arbeitet Jaryn alleine auf dem Feld. Das Getreide, das er erntet, verkauft er in der Umgebung oder auf den Märkten in Stirling. Dort ist er jedes Wochenende. Obwohl Jaryn hart arbeitet, lebt er jedoch wie die meisten Bauern in Armut. Dennoch will er bald heiraten. Moira, die älteste Tochter von James Sutherland. Jaryn und Moira sind zusammen aufgewachsen. Er will James um seinen Segen bitten und Moira heiraten.


21. Juni - Bannockburn

Jaryn saß zusammen mit Moiras Familie vor deren Hütte und aß mit ihnen. Moiras jüngerer Bruder Glen betrachtete Jaryns Schwert, das er mit einem Ledergürtel um seine Hüfte gebunden hatte. „Später werde ich auch so eins haben.“, sagte er „und dann werde ich für Schottland kämpfen, so wie William Wallace!“ Glen sprang auf und lief mit einem imaginären Schwert und Kriegsgeschrei um Jaryn herum. Er lachte. „Hey, William Wallace. Dafür musst du aber noch etwas größer und stärker werden, also iss lieber auf bevor ich es mir schnappe.“
Widerwillig setzte er sich und stopfte das letzte Stück Brotfladen in den Mund.
Moiras Mutter nahm die leeren Holzschalen an sich. „Ich hoffe es hat dir geschmeckt Jaryn.“, sagte sie. Er lächelte und hielt sich den Bauch. „Es war köstlich Madam. Ich hoffe Moira hat dieses Talent geerbt.“, sagte er und grinste sie an. Moiras Mutter lachte und ging in die Hütte. Moira gab Jaryn einen freundschaftlichen Hieb in die Seite und schüttelte lächelnd den Kopf.
„Au!“, rief Jaryn übertrieben und rieb sich die Seite. Dann folgte Moira ihrer Mutter in die Hütte, um ihr zu helfen.
Glen war inzwischen schon wieder aufgesprungen und spielte in ein paar Metern Entfernung.
Jaryn und Moiras Vater James saßen nun allein vor der Hütte. Jaryn rutschte ein Stück zu ihm herüber. „Vielen Dank für die Einladung James. Und erst Recht dass du mir so viel geholfen hast mir der Ernte. Eigentlich hätte ich euch ja zum Dank einladen müssen. Doch es hätte noch nicht mal halb so gut geschmeckt wie hier.“, lächelte Jaryn.
James lachte und winkte ab. „Das ist doch selbstverständlich.“
Jaryn zögerte und schaute James an. Er drehte sich zu Jaryn. „Du hast was auf dem Herzen, raus damit.“
Jaryn lächelte kurz. „Es geht um Moira. Also, du weißt sicher, dass ich sie sehr liebe und ich glaube sie liebt mich auch und…“
„Du willst sie heiraten?“, fragte James.
„Ähm, also..ja, genau.“
„Natürlich, ich dachte schon, du fragst gar nicht mehr.“
Jaryn schaute ihn etwas irritiert an.
„Na das sieht doch sogar ein blinder Engländer dass ihr verliebt seid. Und ich würde mir für meine Tochter keinen anderen Mann wünschen.“
Jaryn lächelte und nickte. „Danke James.“

Am Abend waren Jaryn und Moira am See verabredet. Die Sonne war schon fast untergegangen als Jaryn bei dem See ankam. Er stieg von seinem Pferd. Am Ufer des Sees saß eine Gestalt. Er lächelte. Langsam ging er auf sie zu. „Guten Abend schöne Frau.“
Moira drehte sich um. Ihre langen roten Locken glänzten im letzten Schein der untergehenden Sonne. Sie erhob sich und umarmte Jaryn. „Ich dachte schon du kommst nicht mehr“, lachte sie und schaute ihm in die Augen. Er lächelte. „So spät bin ich doch nicht, die Sonne ist noch nicht mal ganz untergegangen.“
„Dein Glück.“ lachte Moira. Sie setzten sich unter eine große Trauerweide am Ufer des Sees. Moira lehnte sich an seine Schulter, während sie den See betrachteten.
„Ich fahre morgen nach Stirling. Ich will dort das Getreide verkaufen. Willst du mitkommen?“
Moira zögerte. „Eigentlich sollte ich meiner Mutter helfen. Aber du brauchst ja auch Hilfe, ich werde sie schon überreden.“
Jaryn lachte und streichelte ihr durchs Haar.
„Also?“, fragte Moira und betrachtete den See, der rot von der untergehenden Sonne leuchtete. „Was wolltest du mir denn geben?“
„Nicht so ungeduldig“, lächelte Jaryn und lachte. „Aber okay, ich weiß ja, dass du neugierig bist.“
Er griff in die Innenseite seines Oberkleides und zog ein grünes Tuch hervor, in das etwas eingeschlagen war.
Aufmerksam betrachtete Moira das Tuch. „Was ist das?“, fragte sie.
Langsam schlug Jaryn das Tuch auf und zum Vorschein kam ein schmaler bronzener Armreif mit verschlungenen Mustern auf der Oberseite. „Er ist für dich, er gehörte meiner Mutter“, sagte Jaryn und schaute Moira an. „Mein Vater hat ihn mir gegeben, kurz bevor er gestorben ist. Er sagte, ich soll ihn der Frau geben, die ich liebe und…mit der ich mein Leben teilen will.“ Er hob seinen Blick und lächelte. „Willst du das?“
Moira erwiderte seinen Blick, ihre Augen leuchteten. „Ja. Ja, das will ich!“
Jaryn lächelte und griff sanft ihre Hand. Vorsichtig streifte er den Armreif über ihr Handgelenk, hoch zu ihrem Oberarm. Glücklich umarmte er sie und sie küssten sich.


22. Juni - Stirling

Das Stadtbild wurde vom Castle Hill dominiert, ein Hügel, auf dem das Stirling Castle errichtet worden war. Rings um den Hügel hatte sich die Stadt angesiedelt. Auf Stirling Castle lebte der König von Schottland, Robert III. Regent über Schottland war allerdings sein Bruder, Robert Stewart, 1. Duke of Albany, da König Robert III. 1387 durch einen Pferdetritt gelähmt wurde und seiner Aufgabe nicht mehr ganz nachkommen konnte. So war Robert III. zwar nominell König, doch regierte eigentlich Robert Stewart über Schottland. Die plötzliche Macht, die er durch die Lähmung seines Bruders erhalten hatte, hatten Robert Stewarts Sinne vollkommen vernebelt. Er tat alles um diese Macht zu behalten und zu vergrößern. Ein Jahr zuvor hatte er sogar seinen eigenen Neffen umgebracht, der Anspruch auf den Thron hatte, indem er ihn im Falkland Palace in Falkirk einsperrte und verhungern ließ. Offiziell war das natürlich nie geschehen, doch es gab einige Gerüchte unter dem Volk. Das kümmerte ihn jedoch wenig. Für ihn war das Volk dazu da, seine selbstsüchtigen Wünsche zu befriedigen und ihm Ehre zu erbringen. Widerstand duldete er nicht und schreckte nicht davor zurück Menschenleben dafür zu beenden.

Robert Stewart stand am Fenster und schaute auf Stirling und seine Bewohner herab. Ebenso symbolisch wie buchstäblich. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er das rege Treiben in den Gassen der Stadt. Es war bereits später Nachmittag und viele Menschen waren auf der Straße unterwegs. Ideal um sich von der Menge bewundern zu lassen. Ein Diener des Königs betrat das Zimmer und verbeugte sich tief. „Euer Pferd und Eure Eskorte stehen bereit Sire.“
Langsam drehte Robert Stewart sich um und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, dass er sich erheben könne. „Gut. Ich werde mich jetzt unter dem Volk sehen lassen. Schließlich sollen sie bewundern, welch ein Mann ihr Land regiert.“ Robert Stewart trat auf den Diener zu und setzte seine Kopfbedeckung auf. „Nebenbei werde ich mich nach einer Mätresse umschauen. Die Frauen hier am Hof langweilen mich zu Tode.“ Ohne seinen Diener eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er an ihm vorbei aus dem Raum und machte sich mit der Eskorte auf den Weg in die Stadt hinunter.

Jaryn und Moira standen seit dem Morgen auf dem Markt. Er hatte sie früh am Morgen abgeholt und sie waren zusammen losgeritten. Das Getreide transportierte er auf einem einfachen Holzkarren.
Bis jetzt hatten sie nur wenige Säcke Getreide verkauft. Jaryn zog einen kleinen Beutel aus der Innenseite seines Obergewandes und zählte das Geld, das er eingenommen hatte. Es war nicht viel. Langsam ließ er die paar Münzen wieder zurück in den kleinen Beutel gleiten und verstaute ihn wieder in der Innenseite seines Obergewandes. Er beschloss bald den Heimweg anzutreten.
Auf einmal hörte er Lärm. Jaryn beugte sich vor, um zu sehen was los war. Es war Robert Stewart, der mit seiner Eskorte die Gasse entlang geritten kam. „Macht Platz für Euren König!“, rief der vorderste Soldat der Eskorte und schob rücksichtslos Menschen mit seiner Lanze beiseite, die nicht schnell genug Platz gemacht hatten. Robert Stewart saß mit erhobenem Haupt auf seinem Pferd und man konnte ihm förmlich ansehen, wie er nach Bewunderung und Aufmerksamkeit des gemeinen Volks haschte. Die Eskorte kam in Jaryn und Moiras Richtung. Er setze sich zu Moira auf den Wagen und schüttelte den Kopf. „Da ist er und ergötzt sich an der Armut der Menschen“, murmelte er.
Robert Stewart betrachtete von oben herab das Volk. Als er näher kam, erblickte er Moira. Er zögerte kurz, dann hob er die Hand. Der hinterste Soldat rief „Halt!“ und die Eskorte blieb stehen. Robert Stewart betrachtete Moira eine Weile und grinste dann. Unsicher erwiderte Moira den Blick. Jaryn starrte ihn skeptisch an.
„Wie ist Euer Name?“, fragte Robert Stewart. Moira erhob sich und Jaryn mit ihr.
„Ihr Name ist Moira Sutherland.“, antwortete Jaryn an ihrer Stelle.
Robert Stewart schien Jaryn erst jetzt wahrzunehmen. Jaryn machte eine leichte Verbeugung. „Verzeiht mir Sire, wenn ich für sie antworte. Doch wir möchten nur unser Getreide verkaufen.“
„Und wer seid Ihr?“, fragte Robert Stewart.
„Jaryn Erskine aus Bannockburn, Sire.“
„Gut, Jaryn Erskine aus Bannockburn. Ihr antwortet nur dann, wenn ich es Euch erlaube.“ Robert Stewart schaute ihn unmissverständlich an. Jaryn biss die Zähne zusammen und starrte Robert Stewart an.
„Habt Ihr verstanden?“, fragte er lauter.
„Ich habe es verstanden Sire.“, antwortete Jaryn.
Robert Stewart lächelte ihn von oben herab an. „Gut. Ich sehe, Ihr könnt ja doch lernen.“ Dann wandte er sich wieder an Moira. „Sagt mir, Moira Sutherland. Wie alt seid Ihr.“
„Ich bin 19 Jahre alt Sire“, antwortete sie und schaute Jaryn unsicher an.
„Seht mich an.“, sagte Robert Stewart ruhig. „Und sagt mir, seid Ihr einem Mann zur Frau gegeben?“
„Nein, Sire. Noch nicht, aber in einigen Tagen werde ich heiraten.“, lächelte sie.
Robert Stewart nickte zufrieden und ignoriert den zweiten Satz. „Ihr seid also nicht verheiratet, gut.“
„Sie wird es sein in ein paar Tagen.“, wiederholte Jaryn Moiras Satz.
„Der König sprach nicht zu Euch!“, sagte einer der Soldaten und versetzte Jaryn einen Hieb mit der Lanze. Jaryn stöhnte auf und wurde zu Boden geschleudert. Moira kniete sich erschrocken neben ihn.
Robert Stewart lachte kurz und bedeutet mit einer Handbewegung, dass es weiter gehen sollte. Er schaute Moira noch einmal an und sagte: „Ich freue mich schon, Euch wieder zu sehen.“ Dann setzte sich die Eskorte in Bewegung.
Moira starrte ihm kurz nach und half Jaryn aufzustehen. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt.
Jaryn erhob sich und schaute Moira an. Dann lächelte er kurz. „Ja, mir geht es gut. Komm, lass uns nach Hause reiten.“


23. Juni – Bannockburn

Jaryn und Moira waren am Vormittag zusammen ins Dorf geritten. Moira hatte das Gewand bei sich, das ihre Mutter bei ihrer Hochzeit trug. Sie wollte es von einer älteren Dorfbewohnerin anpassen lassen. Da Jaryn das Gewand vor der Hochzeit nicht sehen sollte, wartete er draußen. Er saß auf einem großen Stein und beobachtete die Menschen auf der Straße. Nachdem die alte Frau Moiras Maße genommen hatte, trat Moira hinaus und kam lächelnd auf Jaryn zu.
„Und, seid ihr fertig?“, fragte Jaryn und zog sie auf seinen Schoß. Moira lachte nickend.
„Gut, ich hätte es nämlich sonst nicht länger ohne dich ausgehalten.“, sagte Jaryn und lächelte.
Plötzlich waren Pferdehufe zu hören. Jaryn hob seinen Blick und sah von weitem einen Wagen kommen, der von einem Pferd gezogen wurde. Vorne saß ein schmächtiger Mann, der das Pferd lenkte. Im offenen Wagen selbst, ein weiterer. Der Wagen kam näher und hielt schließlich mitten auf dem Hof. Der Wagen musste dem König gehören. Die Sitze waren mit feinem Stoff bezogen und der Wagen mit Gold verziert. Der Mann in dem Wagen erhob sich und stieg aus. Die meisten Leute verstummten und starrten ihn erwartungsvoll an.
„Ich komme im Auftrag des Königs von Schottland, Robert Stewart. Der Befehl lautet Moira Sutherland mit auf Stirling Castle zu nehmen. Sagt mir wo ich sie finden kann.“
Einige schauten in Moiras Richtung und Jaryn starrte den Ausgesandten an.
Moira erhob sich. „Ich bin Moira Sutherland.“, antwortete sie.
Der Ausgesandte kam auf Moira zu. Jaryn sprang auf und stellte sich ihm in den Weg. „Was will der König von ihr?“, fragte er und starrte dem Mann fest in die Augen.
„Er wünscht, dass Moira Sutherland bei ihm auf Stirling Castle lebt.“, antwortete er.
„Sie lebt aber hier und hier wird sie auch bleiben.“, sagte Jaryn unmissverständlich.
Der Bote lachte. „Ihr wollt Euch doch nicht gegen einen Befehl des Königs stellen.“
„Wenn das, was Ihr sagt, das ist, was der König will, doch, dann will ich mich gegen einen Befehl des Königs stellen.“
Der Ausgesandte starrte ihn kurz irritiert an und schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich werde den Befehl des Königs erfüllen.“, sagte er und wollte an Jaryn vorbei auf Moira zugehen. Blitzschnell hatte Jaryn sein Schwert gezogen und hielt es dem Boten an den Hals. „Ihr werdet sie nicht mitnehmen. Vorher müsst Ihr mich umbringen. Und glaubt nicht, dass ich mit dem Schwert nicht umgehen kann.“ Jaryns Augen blitzen vor Entschlossenheit. Der Bote traute sich nicht, nur die geringste Bewegung zu machen und lenkte ein. „Wie Ihr sagt, so werde ich es dem König mitteilen.“
Jaryn ließ das Schwert sinken und lächelte überlegen. „Gut, ich danke Euch sehr.“
Der Bote warf Moira noch einen kurzen Blick zu und stieg auf den Wagen. Ohne ein weiteres Wort befahl der Mann dem Wagenführer loszufahren.


Stirling Castle

Robert Stewart saß ungeduldig in seinem prunkvollen Stuhl. Es war ein riesiger Raum im hinteren Teil des Stirling Castle. An den Wänden hingen große kostbare Gemälde, jedes flankiert von einer Fackel, die den Raum gut erleuchteten.
Die große schwere Holztür öffnete sich und der Bote, den Robert Stewart nach Bannockburn gesandt hatte, betrat den Raum. Er fürchtete die Wut des Königs, seinen Auftrag nicht erfüllt zu haben.
Langsam trat er auf Robert Stewart zu und beugte sich ergeben nieder.
„Erhebt Euch“, sagte Robert Stewart. „Was habt Ihr zu berichten und wo ist das Mädchen?“
Langsam hob der Mann seinen Blick und konnte den eisigen Augen Robert Stewarts kaum standhalten. „Verzeiht mir Sire, doch ich konnte Euren Auftrag nicht ausführen. Noch ehe ich bei dem Mädchen war, griff mich ein Wilder aus dem Dorf an und hinderte mich, das Mädchen mitzunehmen. Er sagte, erst müsse man ihn umbringen ehe Ihr das Mädchen bekommt.“
Robert Stewart starrte ihn regungslos an. Sofort dachte er an Jaryn. Widerspenstiger Narr, sich gegen seinen Befehl zu stellen. Doch das wird er büßen.
Der Bote schaute Robert Stewart unsicher an. „Sire, erlaubt mir das Wort zu ergreifen. Es ist nur ein Mädchen, es gibt hunderte andere.“
Robert Stewarts Blick verfinsterte sich und er starrte ihn zornig an. „Du wagst es deinem König einen Ratschlag zu erteilen?!“
Von Furcht ergriffen wich der Mann zurück. „Nein, wie könnte ich Sire, verzeiht mir.“, sagte er schnell.
„Ich will dieses Mädchen, auch wenn es noch hunderte gibt. Ich werde es kriegen. Dieser Jaryn Erskine will mich also herausfordern? Mich, den König von Schottland? So sei es dann. Ich werde ihm meine Macht demonstrieren. Mal sehen ob seine Liebe stärker ist. Verliebter Narr.“ Er wandte sich zu seinem Boten. „Sprecht mit Bhreac Livinstone, dem Heeranführer, und sagt ihm, dass er eine Truppe aus vier Soldaten zusammenstellen soll. Sie sollen heute Nacht, wenn die Sonne untergegangen ist, nach Bannockburn reiten und mir das Mädchen und diesen Jaryn Erskine bringen. Aber lebend. Sollte die Truppe nicht erfolgreich sein, dann werdet Ihr mit Eurem Blut bezahlen.“ Robert Stewart sah ihn unmissverständlich an.
Der Bote nickte schnell „Sehr wohl, Sire.“
„Gut. Und nun geht.“


Bannockburn

Den Rest des Tages hatten Jaryn und Moira zusammen verbracht. Beide waren nachdenklich geworden, nachdem der Bote Bannockburn verlassen hatte.
Nun saßen sie am Ufer des Sees und betrachteten, wie die Sonne am Horizont verschwand. Jaryn war gegen die alte Trauerweise gelehnt und Moira hatte ihren Kopf auf Jarnys Schoß gelegt. Langsam strich er ihr über das Haar und betrachtete sie. Sie hatte eine kleine Blume gepflückt und drehte diese nun nachdenklich in ihren Fingern.
„Glaubst du, der König wird noch mal wieder jemanden schicken?“, fragte sie.
Jaryn zögerte. Er wollte sie nicht beunruhigen, doch er war sich nicht sicher, ob ein Nein die Wahrheit wäre. „Ich weiß es nicht. Aber hab keine Angst, ich werde nicht zulassen, dass jemand uns trennt.“ Er lächelte sie aufmunternd an.
„Ich habe keine Angst solange du bei mir bist.“, sagte sie und richtete sich auf. Lächelnd schaute sie ihm in die Augen.
„Gut, denn bald wirst du jeden Tag mit mir verbringen müssen. Hältst du das auch aus?“, grinste er.
„Wer weiß, doch wenn Gott gnädig mit mir ist, dann holt er mich bald zu sich.“
Jaryn hob gespielt entsetzt die Augenbrauen. „Na warte!“.
Moira sprang lachend auf und rannte los. Jaryn hatte sie jedoch sofort eingeholt. Er packte sie und hob sie auf seine rechte Schulter, sodass sie kopfüber herunter hing. Lachend schrie sie kurz auf und strampelte mit den Beinen. „Lass mich runter!“, rief sie.
„Runter, bist du sicher?“, fragte er lachend.
„Ja, ja lass mich runter!“, wiederholte sie.
Jaryn ging in den See hinein bis das Wasser tief genug war. „Jetzt immer noch runter?“
Moira lachte. „Ja. Aber langsam.“
Jaryn packte ihre Hüfte und ließ sie langsam herunter. Er lächelte sie an und strich ihr über das Haar.
„Wenn Gott gnädig mit mir ist, dann schenkt er mir ein langes Leben mit dir.“, sagte Moira leise. Jaryn betrachtete sie im fahlen Licht. Die Sonne war inzwischen ganz verschwunden. Langsam beugte er sich zu ihr runter und küsste sie. Er wünschte sich ewig mir ihr so vereint zu bleiben. Plötzlich löste er sich von ihr und starrte in die Dunkelheit des Waldes. Moira schaute ihn irritiert an und folgte seinem Blick. „Alles in Ordnung?“, fragte sie.
Er nahm ihre Hand und stapfte mit ihr aus dem Wasser. „Da war etwas.“, sagte er leise. Moira blieb am Ufer stehen und wrang ihre Haare aus. Jaryn fasste den Griff seines Schwertes und zog es aus der Scheide, während er langsam auf den Wald zuging. Es war kaum etwas zu sehen, da die dichten Bäume kein Mondlicht durch ließen.
Auf einmal schrie Moira auf. Jaryn drehte sich ruckartig um und sah einen Soldaten, der Moira gepackt hielt und zu einem Pferd zerrte. Gerade wollte er losrennen, da sah er rechts und links jeweils einen Soldaten auf Pferden auf sich zukommen. Jaryn blieb stehen und drehte sich wieder um. Und blickte auch dort auf einen Soldaten. Er hatte keine Zeit zu überlegen. Mit einem Satz rannte er los und sprang auf sein Pferd. Blitzschnell ritt er auf einen der Soldaten zu und bevor sich dieser mit seinem Pferd umdrehen konnte, hatte Jaryn ihm sein Schwert in die Seite gestoßen. Der Soldat schrie schmerzvoll auf und fiel regungslos vom Pferd. Sofort kamen die anderen zwei Soldaten auf ihn zu. Jaryn ritt los, die zwei Soldaten hinter ihm. Er machte einen Bogen und einer der Soldaten hatte ihn fast erreicht. Der Soldat holte mit dem Schwert aus, doch bevor er zustoßen konnte, trat das Pferd in eine tiefe Erdmulde und knickte um. Pferd wie auch sein Reiter stürzten zu Boden. Der Soldat rappelte sich sofort auf, doch da war Jaryn schon und streifte mit seinem Schwert am Hals des Soldaten entlang und schnitt ihm die Halsschlagader auf. Stöhnen fiel der Soldat zu Boden.
Jaryn schaute sich um. Wo war der dritte Soldat? Er fluchte leise und dreht sich um. Wie aus dem Nichts kam der Soldat angeschossen und stieß sein Schwert in Jaryns Pferd. Es wieherte auf und stürzte zu Boden. Jaryn stürzte mit und schlug mit dem Kopf auf einem Stein auf. Blut rann aus seinem Kopf und er bleib bewusstlos liegen.


Stirling Castle

Was mit Jaryn geschehen war, hatte Moira nicht mehr mitbekommen. Nachdem Jaryn den ersten Soldaten umgebracht hatte, war Bhreac Livingstone mit ihr bereits nach Stirling Castle aufgebrochen. Moira hatte versucht mit dem Heeranführer zu sprechen, doch er hatte jede Konversation schroff unterbunden. Es war tiefe Nacht, als Bhreac Livingstone mit Moira in Stirling ankam. Er half ihr vom Pferd und brachte sie in die Burg hinein in einen kleinen Raum, in dem Robert Stewart auf sie wartete. Als die Tür aufging und Bhreac Livingstone mit ihr das Zimmer betrat, grinste Robert Stewart zufrieden.
Bhreac Livingstone verneigte sich.
„Erhebt Euch“, sagte Robert Stewart ohne den Blick von Moira zu nehmen. Sie schaute ihn ängstlich und gleichzeitig wütend an.
„Ich habe Euren Befehl ausgeführt, Sire. Hier ist das Mädchen.“
Robert Stewart nickte zufrieden. „Und dieser Jaryn Erskine?“
„Meine Männer werden bald mit ihm nachkommen Sire.“
Robert Stewart erhob sich und kam auf Moira zu. Langsam ging er um sie rum und betrachtete sie. Moira schaute zu Boden. Ihre Gedanken kreisten um Jaryn und ob es ihm gut ging.
„Sehr schön.“, sagte Robert Stewart, als würde er ein Gemälde oder sonst ein Objekt betrachten. „In ordentlichen Gewändern werdet Ihr noch viel schöner aussehen.“
„Verzeiht Sire“, sagte Moira zögernd und schaute ihn an, „doch wieso soll ich hier bei Euch leben?“
Robert Stewart lächelte gütig. „Ihr werdet meine Mätresse sein. Ihr werdet schöne Kleider, wertvollen Schmuck tragen. Nicht so einen wertlosen Plunder wie das.“ Robert Stewart deutete auf den Armreif, den Moira von Jaryn bekommen hatte. „Für alles wird gesorgt sein“, fuhr Robert Stewart fort. „Eure einzige Verpflichtung wird sein, mir dann zur Verfügung zu stehen, wann ich es will.“
Moira strich vorsichtig über den Armreif und starrte Robert Stewart an. „Seid nicht erzürnt Sire. Doch in Bannockburn habe ich meine Familie. Und einen Verlobten, den ich bald heiraten werde. Lasst mich bitte nach Bannockburn zurückkehren.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Ihr widersetzt Euch meinem Willen? Ihr werdet hier bleiben und das tun, was ich Euch gebiete!“
Moiras Hoffnung verlor sich. Verzweifelt schaute sie ihn an. „Bitte Sire, habt Erbarmen.“
„Schweigt jetzt!“, befahl er zornig.
Plötzlich ging die Tür auf und ein Diener des Königs betrat das Zimmer. Nach einer kurzen Verbeugung trat der Diener näher. „Euer Soldat ist zurück, mit Jaryn Erskine.“
„Gut.“, sagte Robert Stewart und setzte sich wieder. „Dann wird er über Euer Schicksal entscheiden. Morgen.“, sagte er zu Moira. „Und nun schafft sie mir aus den Augen.“
Bhreac Livingstone packte Moira am Arm und führt sie aus dem Zimmer. Er brachte sie in einen kleinen Raum mit einem Bett und einem kleinen Tisch. Dann verschloss er die Tür von außen und ließ sie mit Ihrem Kummer allein.


24. Juni – Stirling Castle

Jaryn lag in einem Verlies in Stirling Castle mit gefesselten Händen auf dem Boden. Langsam wachte er auf. Er spürte einen schmerzhaften Tritt in die Seite und er öffnete langsam die Augen. Jede Bewegung schmerzte. Die Wunde an seinem Kopf war angeschwollen und sein Körper mit Kratzern übersäht. Bhreac Livingstone zerrte Jaryn rücksichtslos auf die Beine. „Der König wünscht Euch zu sehen.“, sagte er.
Jaryn schloss die Augen, sein Kopf dröhnte. Ohne viel Widerstand führte Bhreac Livingstone Jaryn zu Robert Stewart. Es war derselbe Raum, in dem Robert Stewart ein paar Stunden zuvor Moira empfangen hatte.
Bhreac Livingstone führte Jaryn in die Mitte des Raumes und zerrte ihn auf die Knie vor Robert Stewart. Dieser grinste ihn überlegen an und zeigt ihm seine Verachtung.
Ein Stich fuhr durch Jaryns Herz, als er Moira ein paar Meter entfernt von Robert Stewart sitzen sah, neben ihr zwei Soldaten, die sie offensichtlich bewachten. Als Moira Jaryn sah, wollte sie auf ihn zu laufen, doch die Soldaten hielten sie zurück.
Robert Stewart lachte und erhob sich. „Seid Ihr Jaryn Erskine aus Bannockburn?“, fragte der König.
„Ich bin es.“, antwortete Jaryn.
„Seid Ihr es gewesen, der meinen Boten am Ausführen meines Auftrages hinderte und gestern zwei meiner Soldaten umbrachte!“
Jaryn antwortete nichts und hielt dem eisigen Blick Robert Stewarts stand. „Dafür könnte ich Euch einsperren und foltern lassen.“
„Verzeiht Sire“, antwortete Jaryn, „doch wie hätte ich tatenlos zusehen sollen, wie die Frau, die ich liebe, mir weggenommen wird?“
„Ja Ihr liebt sie, das kam mir zu Ohren.“ Er blieb stehen und starrte Jaryn kalt an. „Sagt mir wie sehr.“
Jaryn schaute kurz zu Moira bevor er antwortete. „Ich liebe sie über alles.“
„Über alles? Was bedeutet das? Mehr als Eure Freiheit? Mehr als Eure Gesundheit? Oder sogar mehr…als Euer Leben?“
Jaryn hielt dem kalten Blick Robert Stewarts stand. „Ja Sire, mehr als all das.“
Robert Stewart grinste zufrieden und setzte sich. „Gut. Ich mache Euch zwei Angebote. Die Entscheidung überlasse ich Euch. Eins der Angebote müsst Ihr annehmen. Schweigt Ihr, werde ich eines davon auswählen.“
Jaryn schaute Robert Stewart fest in die Augen.
„Hier das erste Angebot. Ich gewähre Euch die Freiheit. Dafür bleibt das Mädchen bei mir. Doch glaubt mir. Ich werde ihr das Leben zur Hölle machen.“ Er machte eine Pause und betrachtete Jaryn eindringlich. „Oder aber Angebot zwei. Ich lasse das Mädchen frei. Dafür verzichtet Ihr auf alles. Eure Freiheit, Eure Gesundheit. Und Euer Leben.“
Moira starrte Robert Stewart entsetzt an und sprang auf. Sofort wurde sie von den Soldaten festgehalten. „Habt Erbarmen Sire! Ich werde bei Euch bleiben, nur lasst ihn gehen!“
„Schweigt!“, fuhr Robert Stewart sie an ohne seinen Blick von Jaryn abzuwenden. „Antwortet.“
Lange schaute Jaryn Moira an. Sie war den Tränen nahe. Sein Herz klopfte so laut, dass er das Gefühl hatte, es von den steinernen Wänden widerhallen zu hören. Er schloss kurz die Augen. „Lasst Moira frei, Sire.“
„Nein!“, schrie Moira auf und versuchte sich von den Soldaten loszureißen.
Robert Stewart lächelte zufrieden. Er machte eine Handbewegung und Jaryn wurde von einem Soldaten gepackt und aus dem Raum geführt.
Die Soldaten ließen Moira los. Sie warf sich vor Robert Stewart auf den Boden und sah flehend zu ihm auf. „Ich bitte Euch, Sire, ich werde hier bleiben, nur lasst ihn gehen!“
Robert Stewart achtete sie keines Blickes. „Ihr habt seine Entscheidung gehört. Nun geht mir aus den Augen.“
Ein Soldat packte sie am Arm und führte sie nach draußen in den Vorhof. Dort bestieg sie weinend den Wagen und sie brachten sie allein zurück nach Bannockburn.

Währenddessen rief Robert Stewart nach einem Diener.
„Hört zu“, sagte er, nachdem ein Diener den Raum betreten hatte, „sprecht mit dem Gefängniswärter. Er soll Jaryn Erskine einsperren und ihn viermal in der Woche foltern. Er kann ihn behandeln wie er will. Gebt ihm die kleinste Ration. Wenn er seine Liebe zu Moira Sutherland leugnet, soll er frei sein. Doch solange er es nicht tut, soll er meine Macht spüren.“
Der Diener nickte. „Jawohl Sire.“
„Gut. Und nun geht.“
Mit diesen Worten verließ der Diener den Königssaal und richtete es so dem Gefängniswärter aus. Und dieser tat so, wie der König es befohlen hatte.


15. September 1424 – Stirling Castle

Jaryn hockte angekettet in der Ecke des Verlieses. Es lag tief im Gewölbe von Stirling Castle. Nur ein langer schmaler Schacht in der Decke versorgte ihn mit Sauerstoff. Licht drang kaum herein. Angestrengt starrte Jaryn hinaus durch den Schacht. Einige lange Grashalme ragten darüber empor. Ein paar weiße Wolken zogen vorüber.
Er ließ seinen Blick sinken. Seine Kleidung war zerrissen und abgenutzt. Sein Körper ausgezehrt und übersäht von Narben. Seit er von Robert Stewart eingesperrt worden war, hatten sie ihn gefoltert. Nahrung bekam er nur wenig, manchmal gar nichts. Unzählige Male hatte der Folterknecht ihm geraten, einfach seine Liebe zu verleugnen. Doch das konnte Jaryn nicht. Immer wieder antwortete er, dass der König ihn dann sofort umbringen könne und schrie Moiras Namen. Jeden Tag dachte er an sie. Er fragte sich, wie er es schaffte nicht den Verstand zu verlieren. Er klammerte sich an die Hoffnung Moira eines Tages wieder zu sehen. Spätestens wenn sie beide nicht mehr auf der Erde weilen würden.
Schwere Schritte waren auf dem Gang zu hören, die zielstrebig näher kamen. Schlüssel klimperten. Jaryns Herz schlug schneller. War es wieder soweit?
Die Tür ging auf und ein Soldat kam herein. „Jaryn Erskine?“, fragte der Soldat.
„Ja.“, antwortete Jaryn leise.
„Der König wünscht Euch zu sehen.“ Er befahl dem Gefängniswärter Jaryn loszumachen.
Jaryn erhob sich langsam und wurde vom Soldaten durch die Gewölbe nach oben geführt. Jaryn rechnete mit dem Schlimmsten, wenn er Robert Stewart wieder gegenübertrat. Mit dem Tod, hatte er sich bereits angefreundet, doch er hatte Angst, dass er im letzten Moment schwach werden könnte.
Jaryn betrat zusammen mit dem Soldaten den Königssaal und sie blieben in der Mitte des Raumes stehen. Langsam hob er seinen Blick, doch es war nicht Robert Stewart, den er sah. Ein junger Mann saß auf dem Thron. Es war James I, der zweite Sohn von König Robert III. Nachdem König Robert III gestorben war, hatte sein Sohn James I Anspruch auf den Thron Schottlands, doch dieser befand sich zu dieser Zeit in englischer Gefangenschaft. Also regierte Robert Stewart weiter über Schottland. Nach 18 Jahren Gefangenschaft kehrte James I. nun nach Schottland zurück und bestieg den Thron. Das Land befand sich in einem chaotischen Zustand und als er von Jaryn hörte, ließ er ihn sofort aus dem Verlies zu sich bringen.

„Seid Ihr Jaryn Erskine?“, fragte James I.
„Ich bin es, Sire.“, antwortete Jaryn.
„Ich hörte welch Unrecht Euch mein Onkel angetan hat und welch Leid Ihr ertragen musstet. Es bringt Schmach auf mich und meine Familie und ich bin zutiefst beschämt. Ich lasse Euch hiermit frei. Nehmt ihm die Fesseln ab.“
Der Soldat trat an Jaryn heran und befreite ihn von den Fesseln.
„Nun sagt mir, wie kann ich Euch entschädigen?“
Jaryn schaute dem König fest in die Augen. „Gewährt mir nur nach Bannockburn zurückzukehren.“
James I. nickte. „So sei es. Außerdem gebe ich Euch zwei Säcke voll Gold, sodass Ihr und Eure Familie keinen Hunger leiden müsst.“
„Ich danke Euch Sire!“, sagte Jaryn.
„Gebt ihm saubere Kleidung und lasst ihn ein Mahl einnehmen. Und dann bringt ihn nach Bannockburn.“, befahl James I.


Bannockburn

Moira saß vor dem Haus ihrer Eltern. Nachdenklich betrachtete sie den Sonnenuntergang. Sie hielt den Armreif von Jaryn in der Hand und betrachtete ihn im Licht der untergehenden Sonne. Ihr Bruder Glen trat aus der Hütte und sah sie dort sitzen. Glen war inzwischen verheiratet und war vor kurzem Vater geworden. Er lebte hier mit seiner Frau und Moira.
Langsam trat er auf Moira zu und setzte sich neben sie, seinen Arm um sie gelegt. „Hey Schwester“, lächelte er und schaute sie aufmunternd an. Er wusste was mir Jaryn geschehen war. Damals hatte er es nicht verstanden, da seine Eltern und Moira ihn es nie hören ließen. Er wusste nur, dass seine Schwester jede Nacht weinte. Nachdem ihre Eltern dann gestorben waren und Glen älter war, hatte sie es ihm erzählt. Er wusste nicht wie oft sie schon weinend bei ihm in den Armen lag und er versuchte sie zu trösten. Moira war dankbar, dass sie ihren Bruder hatte. Auch wenn ihre Wunden nie verheilen würden.

Moira lächelte Glen kurz an. „Schläft das Baby?“
Er nickte. „Ich werde Morgen früh ins Dorf fahren, meine Axt hat den Geist aufgegeben.“, erzählte Glen um sie abzulenken.
Moira nickte. „Sag mir Morgen bevor du fährst, dann kann ich schauen, ob wir noch was brauchen.“
„Ist gut.“, sagte Glen und blickte auf. Am Horizont sah er plötzlich etwas. Es kam rasch näher, dann erkannte er, dass es ein Wagen war. „Wer ist das denn?“, murmelte er.
Glen erhob sich und blinzelte der Sonne entgegen. Dann war der Wagen fast da und Moira erkannte einen schottischen Soldaten. Neben ihm saß ein weiterer Mann, aber kein Soldat.
Der Wagen wurde langsamer und hielt knapp vor ihnen. Moira starrte den Mann in dem Wagen an. Zuerst glaubte sie zu träumen. Langsam erhob sie sich.
„Jaryn?“, fragte sie zögernd, als befürchtete sie aus einem Traum zu erwachen.
Jaryn nickte und stieg von dem Wagen. „Ich bin es, Moira, ich bin es!“
Ungläubig rannte sie auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. „Wie ist das möglich?“, fragte Moira. „Ich habe dich so vermisst, ich dachte ich sehe dich nie wieder!“ Tränen liefen ihre Wangen herunter.
„Ich werde nie mehr weggehen.“, sagte er und schaute ihr in die Augen. „Nie mehr.“ Jaryn hielt sie fest umarmt und wollte sie nie wieder loslassen.
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