Wie immer

[Thing]

Es jagen sich Wolken wie immer.
Die Sonne hetzt Sterne, den Mond.
Auf Dunst folgt die Klarheit, folgt Schimmer,
und Schwärze, Geflimmer und nimmer
verändert Dein Schwinden, verschont

Dein Gang diese Welt, sich zu drehen,
und ob Du auch Mittelpunkt warst,
ganz gleich, wie vernehmlich mein Flehen,
dies Alles ein wenig zum Stehen
zu bringen, auch ist, offenbarst

Du nur, dass nichts besser, nichts schlimmer
nichts anders wird, alles gewohnt,
ganz gleich bleibt und unser Gewimmer
so einerlei ist, so wie immer,
als hättest Du Dich nicht gelohnt.


(c) 1995

[Walter]

Lieber Thing,

das sind Verse, die im Grunde die sich immer wiederholende Alltäglichkeit unseres Daseins beschreiben.
Klar wissen wir, "dass nichts besser, nichts schlimmer, nichts anders wird". Dennoch, lieber Thing, ist jeder Tag, jedes Erkennen für mich eine neue Wertschöpfung, und ich weiß, mein Freund, dass ich, dass wir alle eines sagen können:
Du steigst nie zweimal in denselben Fluss!
Ich danke Dir für diese schönen und anregenden Verse!

Beste Grüße
Walter

[simbaladung]

Halllo, Thing,

Was für ein kleines, großes Drama sich doch da abspielt zwischen den kunstvoll verwobenen Zeilen! Kompliment!

lg simbaladung

[Ilka-Maria]

Lese ich da aus der letzten Strophe Trauer und Resignation über einen Verlust heraus? Oder bin ich völlig auf dem Holzweg?

[muse]

Hallo Thing,
die Syntax ist ein Kunstwerk, aber auch nicht einfach!
Die Interpretation fällt mir nicht leicht. Ich würde auch Ilka-Maria zustimmen.
"Du" ist eine dem LI nahe stehende Person, die nicht mehr ist. Und nur das LI, scheint diese Veränderung zu spüren.

LG muse

[Thing]

Lieber Walter, liebe simbaladung -

habt Dank für das Lob und Kompliment!

Liebe Ilka-Maria und muse -

ja, das trifft es genau.
Ich kann nicht mehr ändern, sonst hätte ich im vorvorletzten Vers versucht, das unser irgendwie in ein mein zu ändern.
Ich bewundere Euren analytischen Blick.

Herzliche Grüße
von
Thing