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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 26.11.2017, 18:53   #1
männlich Cheeny
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Germanien
Beiträge: 105

Standard selbstjustiz

ich fiel schon wieder
der hoffnung zum opfer
und versank tief
im sumpf der sehnsucht

„lebe endlich, auch ohne!“
flüsterte es hinterm herz.

„was bist du für ein dilettant!
beende sofort
die falschen lieder, gefühle
taugen nicht für noten!“
grinste die einsicht.

schließlich zog mich
die trostlosigkeit an land
und hängte mich humorvoll
zum trocknen
an einen kummergalgen

ein fallbeil durchtrennte
den knoten im hals, der mir
den atem nahm

aber meine stimme
ist seither verstummt

Geändert von Cheeny (26.11.2017 um 22:14 Uhr)
Cheeny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.11.2017, 20:09   #2
männlich Space
 
Dabei seit: 11/2017
Beiträge: 37

Lieber Moritz,

schöne Metaphern hast du in diesem Gedicht benutzt.

Ich weiß nicht, was du mit "leb endlich, auch ohne" sagen möchtest. Ohne falsche Lieder? Ohne Gefühle? Ohne Noten? Aus der Herzgegend würde es doch eher flüstern "sing weiter, leb weiter, auch ohne Einsicht"

Das Ende ist traurig. Ich glaube lieber daran, dass auch Gefühle für Lieder taugen.

Lieben Gruß
Space
Space ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.11.2017, 01:14   #3
männlich Cheeny
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Germanien
Beiträge: 105

Lieber Space,

ich habe in dem Gedicht die Reihenfolge der Strophen nochmals verändert, in der Hoffnung, dass es dadurch verständlicher wird.

Aber Hoffnung und Sehnsuch gehn unter, während sich der Kummer und die Trostlosigkeit ein fröhliches Stelldichein geben - und die werden sicher nicht flüstern, sing weiter, sondern freuen sich über die Einsicht, dass es wieder mal nichts genutzt hat.
Die finden es Zeit aufzugeben.

Und die Stimme verleiht dem Bestätigung.

Es freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt.
Viele Grüße
Moritz
Cheeny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.11.2017, 17:06   #4
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Hey Moritz,

ein interessantes Gedicht.

"lebe endlich, auch ohne!"

Meinst du hier: ohne Sehnsucht zu leben?
Hat hinter dem Herz die Stimme geflüstert, endlich ohne Sehnsucht zu leben?
Würde ein Herz je soetwas sagen?

Ich glaube auch, die Einsicht würde nicht grinsen, sondern mahnen.

Das die Trostlosigkeit in der Lage ist "humorvoll" jemanden an die Wand den Galgen zu hängen, das ist in etwa so unwahrscheinlich wie ein Skelett das grinst. :-)

Das macht es nicht schlecht, was du schreibst, es macht es unfreiwillig sehr, sehr komisch.

Zum Schluss verstummt die Stimme des lyrischen Ichs, da der Kummerknoten im Hals durchtrennt wurde.
Gefühlslosigkeit?

Das hält nicht ewig an.
Die Liebe schafft es, auch das kälteste Bitterherz zu erwärmen,
aber nur die Liebe.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.11.2017, 10:07   #5
männlich Cheeny
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Germanien
Beiträge: 105

Lieber MiauKuh,

ja, das meine ich, ohne Sehnsucht leben. In diesem Gedicht macht sich das LI über sich selbst lustig, weil es sich schon wieder Hoffnungen gemacht hat, obwohl es vermutlich hätte wissen können, dass es von vornherein sinnlos war.

Umgekehrt amüsieren sich die Trauergefühle über das LI, weil sie genau wissen, dass man Liebe nicht mit einem Knopfdruck abschalten kann.

Das Ganze ist gewollt lustig, außer den letzten beiden Zeilen, an denen man erkennt, dass es dem LI sehr ernst gewesen wäre.

Ich danke dir für deine Zeilen und dein Mitdenken

viele Grüße
Moritz
Cheeny ist offline   Mit Zitat antworten
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