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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 28.09.2006, 01:11   #1
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

Standard tempis

der lagerarzt hat dir kolben
in den kopf geschraubt dass
die zähne dir flimmerten du
weißt da war kein arzt und
kein lager weißt es genau
in der gitterweite drehen
sich kolben in deinem kopf
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Alt 28.09.2006, 08:55   #2
Pegamund
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 133

Standard entschuldigung!

wollte eigtl. schon abhauen, aber das da hat mich irgendwie fest gehalten, so kleine widerhäckchen.

erst mal: bin irritiert wg. "tempis" - schau:

konsonantische deklination:

Singular - tempus, tempor-is, tempor-i, tempus, tempor-e
Plural - tempor-a, tempor-um, tempor-i-bus, tempor-a, tempor-i-bus

"tempis" ---> bewußte "veränderung der zeit-deklination"? aber in der musik spricht man dann auch von "tempi", diese form "tempis" hab ich noch nie gesehen - oder bin ich komplett auf dem holzweg und es geht um einen ganz anderen wortstamm?
okeeh, aber das ist mir im moment eher nebensächlich.
viel mehr interessiert mich: hattest du das in der schublade und hast es jetzt rausgeholt, oder ist es aktuell entstanden? magst du das beantworten?

ich kann es nur, nur, nur auf eine ganz bestimmte art und weise rezipieren, hier, heute morgen, in diesem forum, und ich sage: ja - ja,
in meinem kopf drehen
sich schmerzhaft die kolben
virtuell ist das gitter
nicht weit
(das ist kein veränderungsvorschlag, sondern stellt meine momentane rezeption dar - )

ansonsten: es ist (form, optisch) ein block, (grab/mahnmal)steinblock(für mich), außer 4. und 6. zeile hat jede zeile 5 wörter, und fanatin, die ich bin, würde ich das "und" am ende der 4. z. wegnehmen und nur die vorletzte zeile wortzahlmäßig abweichen lassen, weil die ist (für mich) die achse des ganzen ("gitterweite"), um welche die textrealität sozusagen rumgewickelt ist --- ähh, sich "dreht" -

okeeh, genug gelabert, vllt. später noch mehr ...
lg, Pega.
endreinigung
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Alt 28.09.2006, 08:57   #3
männlich Ex-Abendstern
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 581

Hallo Guardian,

Sprichst Du das Thema "Gehirnwäsche" oder dergleichen an?

Wenn ja: War sie (oder die Manipulation) als solche so gründlich, so erfolgreich, dass das LD tatsächlich nichts mehr von ihr "weiß" (auch wenn Andere Anderes vermuten), oder ist es (das LD) einfach nur bemüht, sie zu verdrängen (redet sich ein, es sei nichts gewesen, sobald Erinnrungsfetzen hochkommen)?

Oder anders: Hat das LD hier ein Problem mit seinen an sich neurotischen Denkstrukturen - und ist nun bemüht, sich (und Andere) davon zu überzeugen, dass es dieses "Problem" nur deswegen hat, weil es (angeblich) "manipuliert"... worden ist?

Stark metaphorische Ausdrucksweise, mein Eindruck.

LG
Abendstern
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2006, 09:08   #4
Pegamund
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 133

Standard naja, vielleicht auch noch

trauma - traum - trau - t
sich nicht mehr selb - stzer
störung was stört -

(scheint irgendwas bei mir angeschubst zu haben, der text !?
wurde ich gar "getriggert" davon? )
Pegamund ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2006, 20:15   #5
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

hallo ihr

tempis, dabei hatte ich den gedanken an lat. tempus im kopf, der eigentliche begriff bezeichnet aber die hausinterne kennung des schlaganfallzentrums der klinik, in der ich meinen zivildienst leiste, wobei das an sich schon mehr information ist, als ich zum text eigentlich geben möchte, da ich andere und mich selbst nicht an die autorenintention binden möchte. der text ist also relativ frisch, so etwa anderthalb wochen alt (in seiner grundfassung). das und möchte ich, liebste pega, aus klanglichen gründen nicht streichen, mein sprachempfinden braucht es.
Guardian ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2006, 20:37   #6
männlich Ex-Abendstern
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 581

Das ist interessant! Hätt ich nicht gedacht... Wer weiß schon, was ein Mensch, der einen Apoplex erlitten hat, (subjektiv) für objektiv hält (falls diese Unterscheidung dann noch getroffen werden kann)? Könnte mir vorstellen, dass sich in die gebrochene Wahrnehmung längst verloren geglaubte Erinnerungsfragmente mischen... Und dass auch wir anders wahrgenommen werden, als wir meinen...

LG
Abendstern
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.09.2006, 23:44   #7
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732

ich halte mich ausnahmsweise mal kurz: bennig. für mein empfinden.
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2006, 07:47   #8
männlich Ex-Abendstern
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 581

Stimmt! Nur dass Benn mit einem Auswuchs an Erkrankung... konfrontiert wurde, den wir heute (so) aufgrund entsprechender Medikamente... selten zu Gesicht bekommen.

Wir. Die meisten von uns. Heute. In anderen Teilen der Welt jedoch mag das anders sein...
Ex-Abendstern ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2006, 09:19   #9
Pegamund
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 133

Standard jaja, guardian,

die von den meinen, die fürs sprachempfinden zuständig ist, hat auch schon penetrant gemeckert und gesagt, das "und" müsse unbedingt bleiben. in dem fall hätte sie bestimmt auch gegen die silben-wort-und-überhaupt-form-fanatin (die halt auch dauernd mitlabern will) gewonnen.

hmhm, rezeption, autorenintention: was ist ein autor (heute)? ist die/der leser/in nicht "alles" inzwischen? dann wäre alles subjektiv, oder? es gefällt, gefällt nicht, das wäre dann das maß aller gedichte?

tempis hatte ich schon nachgegoogelt, bevor du es erwähnt hattest, als neugierige leserin wollte ich wissen, welche anderen facetten du außer tempUS noch reingebracht haben könntest. nun kann ich natürlich über deine autorenintention spekulieren + könnte vielleicht sagen, daß du also offenbar deinen alltag ästhetisierst, und ich wäre eben auf der zivi-in-der-klinik-oder-apoplex-spur und verlöre meine eigene leserinnenspur dabei bzw. fände sie erst gar nicht.

andererseits sieht es so aus (aber das führ ich nicht groß aus, ich laber eh schon zu lang), als ob ganz unterschiedliche spuren in dem text zusammenkommen könnten: ravna sagt "bennig" (auch eine eigene spur, könnte in die Metapoetik führen), Abendstern sagt "Gehirnwäsche, Manipulation" und dann auch "Apoplex", ich sage "Trauma, Lager" (und bestand beim ersten lesen darauf, daß es eine art kommentar zu bestimmten threads hier im forum in den letzten tagen sein müsse, denn mir drehen sich kolben im kopf beim lesen etlicher beiträge hier und ich frage mich: he, bin ich im affenkäfig oder im lyrikforum?) - nun, wenn der text so unterschiedliches auslösen UND auch wieder bündeln kann, wenn da außerdem noch eine autorenintention aufgerufen und dazugebündelt werden kann: dann ist er schon ziemlich gut. oder?

verzeihung, aber dat iss mein ringen um kriterien oder begründungen: "wann ist ein text ein gedicht?" und "wann ist ein text ein gutes gedicht?".
bei "du malst schöne bilder" und "hab ich auch schon mal so empfunden" will ich nicht stehen bleiben. (zweifle andererseits, ob man letztlich drüber hinaus kommt. aber psst, nicht weitersagen ... )

okeeh, den rest des tages sag ich nix mehr.
lg, Pega.
Pegamund ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2006, 20:17   #10
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

ach pega, du darfst gerne reden, wenn das gesagte derart angenehm zu lesen ist. das lob geht, gerade von dir, sowieso runter wie öl und die diskussion was denn nun lyrik ist, die sollten wir vielleicht an anderer stelle fortsetzen
Guardian ist offline   Mit Zitat antworten
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