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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 08.08.2006, 01:32   #1
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

Standard schlaflos

ich schlafe nicht
mehr die trommeln
in der nacht sind
aus dem takt seit
ich silberschnüre
und herbstlaub
durch deine augen
fädle
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Alt 08.08.2006, 12:34   #2
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
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Beiträge: 732

oh sehr sehr schön. aber das "fäden" "fädle" stört mich ein wenig.

besonders die ersten vier zeilen haben es mir auf grund ihrer vielschichtigkeit angetan:

"ich schlafe nicht/
mehr die trommeln/
in der nacht sind/
aus dem takt seit "

"ich schlafe nicht mehr /
die trommeln/
in der nacht sind/
aus dem takt seit /"

"ich schlafe nicht/
mehr die trommeln in der nacht/
sind aus dem takt seit "

usw. das ist toll.
vielleicht findest du ja noch einen guten ersatz für das fädle am schluss?
oder wie wäre es mit "silberschnüre"?

begeisterte grüße nichtsdestotrotz,
ravna
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2006, 18:47   #3
Guardian
 
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Beiträge: 597

silberschnüre ist klasse, gefällt mir auch vom klang her sehr viel besser, danke dafür.
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Alt 08.08.2006, 23:37   #4
weiblich ravna
 
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Beiträge: 732

gern geschehen.

wirklich ein wunderbarer text. irgendwie sanft und trotzdem... hach. ich kann es kaum in worte fassen. es hat etwas sehr zärtliches. auch wie es sich in die gedanken frisst...
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2006, 23:43   #5
Guardian
 
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Beiträge: 597

das ist interessant, ich empfinde den text nicht als zärtlich, ganz im gegenteil sogar als ein wenig gewalttätig. schön, eine ganz andere sichtweise zu erfahren, ich glaube du liegst richtiger als ich
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Alt 09.08.2006, 00:11   #6
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
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Beiträge: 732

hmm dann versuche ich mal etwas ausführlicher meine gedanken zu notieren.

ich sehe das gedicht zweigeteilt

"ich schlafe nicht
mehr die trommeln
in der nacht sind
aus dem takt"

und

"seit
ich silberschnüre
und herbstlaub
durch deine augen
fädle "

aber nicht derart, dass es in zwei strophen unterteilt werden müsste. diese zweiteilung ist eine rein inhaltliche.

der erste teil ist diese ruhelosigkeit, "schlaflos" wie der titel verheißen lässt. trommeln haben normalerweise einen sehr pulsierenden rhythmus, sehr lebendig, sehr treibend (und nicht zu letzt auch recht erotisch). vor allem nächtliches trommeln... erinnert mich an den bettler bei uns, der nachts auf der warschauer brücke sitzt und trommelt, die ganze nacht manchmal...
trommeln können natürlich auch sehr beruhigend sein.
aber dann: "sind aus dem takt". ein starkes bild. die trommeln, das lebendige, das leben... ist aus dem takt gekommen, holpert, stolpert, springt, schweigt, fängt wieder an.

dann der zweite teil, hier wird mir die zärtlichkeit sehr deutlich. "schnüre" und "fädel[n]" gemeinsam ruft in mir das bild einer nähenden/stickenden person hervor, etwas, was wohl nicht wenige unweigerlich mit mütterlichkeit und aufopferungsbereiter liebe assozieren.
aber es sind "silberschnüre" und es ist "herbstlaub". symbole für das langsame (sanfte) sterben von etwas. das silber im haar einer frau, die blätter die farbe verlieren...
"durch deine augen / fädle" hier ist das brutale im zärtlichen. etwas durch augen hindurchzustechen, hindurchzufädeln, bedeutet auch: denjenigen blind zu machen. aber immerhin: auf eine verdammt liebevolle weise.

habe ich schon erwähnt, dass ich den text toll finde?
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.08.2006, 02:00   #7
Guardian
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 597

jetzt sind wir auf einem Nenner, schön dass du das derart zu erfassen vermagst, freut mich außerordentlich.
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Alt 09.08.2006, 13:50   #8
Exilya
 
Dabei seit: 01/2006
Beiträge: 289

ja das ist mal wieder ein text der in erinnerung bleiben wird.
Der Rythmus ist sehr gut.
Zum Inhalt könnte ich nur sagern was schon oben steht- das er wirklich gelungen ist.
Exilya ist offline   Mit Zitat antworten
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