Vergammeltes Essen
„Geben sie dir zu Hause nichts zu essen mehr?“, fragte er mich. Aber es war keine Frage, er hatte seine Aussage getroffen und dabei mich getroffen, ohne zu wissen, was es zu treffen gibt. Wie konnten seine Augen so blind sein, wenn sie soeben doch angeblich gesehen hatten, dass es mir an Essen fehlte?
Im Hier und Jetzt schlage ich ihm ins Gesicht. Es gibt einen zerschmetternden Laut in meinen Gedanken. Ich bezweifle zwar, dass ihn das wach rütteln würde, aber es lässt meine Wut für eine Sekunde verschwinden.
Andere Menschen, die mich auf meinem Weg dorthin begleitet haben, erkennen meinen Schmerz. Auch wenn sie auf dem Weg weit von mir weg waren, weil ich in meiner Enge viel Freiheit brauchte, wussten sie, dass mir zu Hause sehr wohl Essen gegeben wurde. Mehr als mir lieb war.
Sie erkennen meinen Schmerz, aber nur weil sie leidend dabei zu sehen mussten, wie sich die Gründe dafür aufbauten. Und erklären können sie es ihm auch nicht. Denn auch sie wissen nicht weiter. Und ich hoffe sie wissen auch, dass er es nicht wert war, einen mühsamen Versuch zu starten. Wer blind war, musste ohnehin schon lange verloren sein. Verloren in der Vergangenheit, in den „guten alten Zeiten“, wo die Männer ihre Frauen schwängerten, sie mit kugelrunden Bäuchen rumliefen und spätestens von da an in die Küche gehörten – und nachts natürlich in das Kinderzimmer, wenn das Baby kreischte.
Gott er ließ mich so gut meinen Hass auf alte Menschen in ihren alten Sinnbildern vergrößern.
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