Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 04.02.2007, 07:30   #1
royal.dentist
 
Dabei seit: 02/2007
Beiträge: 4


Standard So wenig Zeit..

...
„Ich bin für dich da! Ich bin für dich da! Ich bin für...für... dich da...“
Ein dumpfer Schlag hallt durch den Raum. Man hört ihn lange versiegen da in dem Zimmer weder Möbel noch sonstige Gegenstände waren.
Der Schlag war nicht einmal übermäßig laut gewesen, doch durchaus vernehmbar und unangenehm.
Wieder hört man ein wahnsinnig lautes, verstört wirkendes Geschrei, unterbrochen von Wimmern. „Du hast gesagt, du bist für mich da! Du hast es mir versprochen.“ -
Ein zweiter und ein dritter Schlag. Dann wird es ruhig.
Die gleiche Stimme, die zuvor geschrien hatte, flüstert nun in gebrochenem Tonfall: „Du hast es doch versprochen.“
Ein Zimmer, klein und dunkel. Eine einzige, schwach glühende rote Lampe hüllt diese Szene in ein fahles Licht, das jegliche Farben verwischt. Auf dem unverkleideten Betonboden, auf einem kleinen Stück Abdeckplane, mit dem Gesicht zur Wand, kauert ein junger Mann. Immer wieder aufstöhnend vor Schmerz. Er ist alleine, alleine, aber nicht einsam denn er hatte ja sich. Er öffnet die Augen. Mit einem zögernden Blick zur Seite krampft er sich zusammen.
An der sonst weißen und kahlen Wand sieht er eine blutige Stelle, bröckelnden Putz. Der Junge versucht eine Verbindung herzustellen, Etwas, das die Schmerzen die er doch offenbar real fühlt, erklärt.
Der Blick wandert hinunter zu seiner rechten Hand, zur Faust geballt und mit blutigen Knöcheln, von denen die Haut geplatzt zu sein scheint.
Der Gesichtsausdruck versteinert sich, das Kauern wird zu einem Zusammensacken. Gegen die Wand gelehnt, schließt er die Augen wieder. Er ist müde.
Erschöpft von den Wirren der letzten Monate. Eine einzige Träne fließt in langsamen, sich schlängelnden Bahnen über seine linke Wange. Es wird immer ruhiger in seinem Kopf. Die Schläge, das Geschrei, die eben noch im Raum zu hören waren, verhallen in seinen Gedanken.
Mit einem langen Echo hört er die Geräusche staubig verklingen. Wie auf einer durchdringenden Droge wird ihm schwindelig und ganz benommen. Alles verschwimmt vor dem inneren Auge und mit den Minuten die verstreichen werden seine Gedanken immer weniger. Alle Stränge, die vorher in seinem Bewusstsein einzelne Sequenzen aus Memoiren bildeten, bündeln sich zu einem einzigen starken Bild.
Ein Bild, welches jeden Tag seines Lebens zu bedeuten schien. Ein Bild, das so wenig Zeit mit so viel Erlebtem verband.
Das Bild war schön, wirkte beruhigend, gab Halt. Es war wie ein Wolf im Schafspelz. So viel Schmerz verursachte das Bild in vergangenen Wochen, Tagen und Stunden... und nun? Nun schien es ihm ein Hochgefühl zu schenken. Hinter seinen geschlossenen Lidern, sah er, wie auf einem Diaprojektor das Zimmer. Es ist baufällig und gerade dabei renoviert zu werden.
Die Schmerzen in der rechten Hand waren kaum mehr zu spüren und die Wunde existierte nur noch in ihren Resultaten; Als Fleck an der Wand, als getrocknetes Blut an der Hand und als eine kleine Blutlache am kalten Steinboden.
Unwesentlich nun. Alles was zählte war das Bild, das nur in ihm lebte. In seinen Erinnerungen an die letzte Zeit. Erinnerungen die verblassten. Mehr und mehr...
royal.dentist ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.02.2007, 11:31   #2
Struppigel
 
Dabei seit: 05/2006
Beiträge: 1.007


Hallo königlicher Zahnarzt!

Deine Geschichte finde ich richtig stark. Die Bilder in meinem Kopf, die sie erzeugt, kommen in einem Fluss - auf dem ersten Blick ist da nichts Störendes, es bildet ein rundes Ganzes. Vorallem erzählt die Geschichte nicht zu viel. Ein wunderbarer Text.

Nun zur Kritik:

Zitat:
aber nicht einsam denn er hatte ja sich.
Ist diese Zeitform hier Absicht?

Zitat:
Mit einem zögernden Blick zur Wand krampft er sich zusammen. An der sonst weißen und kahlen Wand
Hier würde ich eine "Wand" ersetzen. Warum ist eigentlich der Betonoden unverkleidet, aber die Wand weiß? Das Bild ist ein wenig komisch.

Zitat:
Die Schläge, das Geschrei Komma die eben noch im Raum zu hören waren, verhallen in seinen Gedanken.
Diese Stelle ist nicht richtig aufgebaut. "das Geschrei, die.." liest man und das bringt erstmal aus dem Konzept. Fehlt da vielleicht ein Wort?

Zitat:
Alle Stränge Komma die vorher
Zitat:
Ein Bild Komma das so wenig Zeit mit so viel Erlebtem verband.
Zitat:
Ein Bild, welches jeden Tag seines Lebens zu bedeuten schien. Ein Bild das so wenig Zeit mit so viel Erlebtem verband.
Das Bild war schön, wirkte beruhigend, gab Halt. Es war wie ein Wolf im Schafspelz. So viel Schmerz verursachte das Bild in vergangenen Wochen, Tagen und Stunden... und nun? Nun schien es ihm ein Hochgefühl zu schenken. Die Schmerzen in der rechten Hand waren kaum mehr zu spüren und das einzige was von einer Wunde zeugte, war eine kleine Blutlache am kalten Steinboden. Unwesentlich nun. Alles Komma was zählte Komma war das Bild, das nur in ihm lebte. In seinen Erinnerungen an die letzte Zeit. Erinnerungen Komma die verblassten. Mehr und mehr...
Präteritum, Präsens - wozu die Zeitsprünge? Dein Haupttempus war bis zu diesem Zeitpunkt immer das Präsens. So verwirrt es nur.

Zitat:
das einzige Komma was von einer Wunde zeugte, war eine kleine Blutlache
Der Leser weiß, dass das nicht stimmt - die Wand hat einen Blutfleck und auf der Hand ist es ebenfalls noch zu sehen, also warum soll die Blutlache das Einzige sein?
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für So wenig Zeit..




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.