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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 21.03.2014, 20:08   #1
männlich Ex-DrKarg
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Standard Lieber Wladimir Putin



Lieber Wladimir Putin

©Hans Hartmut Karg
2014

Die Welt ist aus den Fugen und sie nähert sich dem Gau,
Wie sie vor hundert Jahren schon zerrissen hat die Länder.
Ach, Wladimir, Du, Zar, der Du bist wirklich schlau:
Verwerfe, dass dem Globus nicht zuwachsen blut´ge Ränder.

Du bist so mutig und für uns intelligent,
So mächtig und bisher unendlich wichtig,
Weil man Dich auch in deutscher Sprache kennt
Und weil Du vieles siehst so wirklich richtig.

Doch springe über Deinen Schatten, über Deinen Lauf,
Bei dem Du tausendfach seelisch gelitten.
Klettere über den Abgrund hoch hinauf,
Womit Russland sein Ansehen so souverän bestritten.

Dein Großvater hat Lenin und den Stalin gut bekocht,
Die Stein- und Erzzeitgötter haben ihn dadurch geprägt.
Das splitternde Sowjetimperium, es hat Dich tief geschockt,
Und Deinen Bruder hat der Leningrader Hunger umgelegt.

Den Vater traf im Nahkampf die Granate
Und machte aus dem Starken einen deutschen Sündenfall.
Als dann auch noch der Westen so begehrlich nahte,
Kam es zu einem wirklich tiefen Seelenknall.

Doch merke, Herrscher, dass die Welt nicht sicher wird,
Wenn man sie wild im Taumel zur Glorie erklärt.
Die Gottheit wird auf Dauer nur Dein eigener Hirt,
Wenn Russland sich der nackten Herrschaftsmacht erwehrt.

Ach, Wladimir, Du Zar mit übergroßer Macht,
Begreife doch, dass diese Welt ist wirklich endlich
Und dass traurig am Ende nur der Tod uns lacht,
Wenn wir ihm dienen und dabei nur bleiben schändlich.

Denke nicht an Iwan, denke an Deinen Großen Peter,
Der seine Residenzen an der Newa schuf –
Als Bauherr und als Neuerer und als Vertreter
Für Euer Wunderland - und für der Russen Ruf.

Du kannst doch auch Dein Land so reich gestalten,
Indem man nicht mit Macht die Länder okkupiert.
Lass´doch vor Recht die Gnade walten
Und nicht, dass irgend jemand eine Klinge führt.

Wir hoffen auf den weisen und den guten Herrn,
Dass er die Menschlichkeit als Gottesziel begreift,
Und dass am End´ er jeder schlimmen Neigung fern
Mit seiner Weltmacht ohne Weltkriegsstreben reift.

*

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Alt 22.03.2014, 09:29   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ach ja, das Würstchen Putin, einer der machtlosesten Menschen dieser Erde, ist es wert, umfangreich bedichtet zu werden. Mal sehen, was dem Mann noch einfällt, um sich sein Klientel und seine eigenen sowie deren Pfründen zu sichern Mehr kommt dabei nicht raus, denn Russland wird nicht wieder "groß". Für ein wirtschaftliches Erstarken fehlen alle Grundlagen, fehlten eigentlich schon immer. Russland galt nur im Aufrüstungswettstreit mit den U.S.A. als zweite Großmacht, das ist vorbei und kommt nicht wieder. Das bisschen Krim stellt keine UdSSR mehr her, die Satellitenstaaten sind alle froh, sich aus den Fängen der Russen befreit zu haben, und jeder weiß, dass mit Menschen, die in Rechtlosigkeit, Korruption und Wodka versinken, kein Staat zu machen ist. Russland ist finanziell und wirtschaftlich ein Wurm,hat China im Nacken und Europa an der Kehle und muss zusehen, wie die U.S.A. sich als einzige Weltmacht feiern lässt. Das tut einem eitlen Fatzken wie Putin natürlich sehr weh. Ganz schön blöd, mit dem falschen Pass geboren worden zu sein.

An meinem Wohnort gibt es ein von ausgewanderten Russen bewohntes "Nest", mal sehen, ob Putin, wenn er das erfährt, seine Truppen herschickt und die Stadt annektieren lässt, um angeblich seine Landsleute zu schützen. Wenn er schon mit solchen Argumenten angefangen hst, sollte er auch konsequent sein.

Und was die Ukraine angeht, müsste sie aus historischen Gründen an die Skandinavier zurückgehen, denn es waren Wikinger, die Kiew gründeten und dem Land ihre Nationalfarben - blau/gelb - verpassten.
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Alt 22.03.2014, 10:32   #3
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Lieber Wladimir Putin

Liebe Ilka-Maria, lieber Pedroburla,
vielleicht ist es unser Fehler, dass wir uns in die Seelenlage eines Menschen nicht hineindenken können, der erleben musste, wie seine Heimat als Sowjetmensch, ein Weltreich, an den Rändern ausgefranst ist und weiter auszufransen droht. Haben wir uns nicht auch gefreut, als 1989 die Wiedervereinigung kam?
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 22.03.2014, 10:55   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Haben wir uns nicht auch gefreut, als 1989 die Wiedervereinigung kam?
Herzliche Grüße H. H. Karg
Ich persönlich habe mich über die Wiedervereinigung gefreut, aber das trifft nicht auf alle unsere Landsleute zu.

Hier besteht aber ein deutlicher Unterschied zur UdSSR: Deutschland ist ein Land, dessen östlicher Teil durch die Mauer und den russischen Einfluss abgetrennt war, mit eigener Verfassung und Regierung, was von der westdeutschen Verfassung nie akzeptiert worden war (siehe die Präambel). Bei der UdSSR handelte es sich dagegen um eine Ansammlung von Satellitenstaaten, die unter russischer Zwangsherrschaft standen, ähnlich den Balkanländern im ehemaligen Jugoslawien unter der Herrschaft Titos. All diese Staaten werden ihre hart erkämpfte Autonomie und Autarkie nicht mehr aufgeben, oder wenn, dann nur wenige von ihnen. Es wird keinen Janis Lusis mehr geben, der als Lette den Speer für die russische Flagge wirft. Putin lebt in der Vergangenheit. Außerdem: Was hat er diesen Staaten wirtschaftlich zu bieten? Nichts!
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Alt 22.03.2014, 11:30   #5
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Einzig akzeptabel ist die Kapitulation der Roten Armee gegenüber Deutschland.
Das wäre dann mal ein Seelenknall, der den Namen verdient, welchen man Putin zu Unrecht gewährt. Es gibt einfach keine Landesväter und Mütter mehr , weil auch Putin auf die Globalisierung nicht mit Armeen antworten kann, die sich selbst nicht verteidigen dürfen. aber vielleicht rettet er uns vor dem Linksextremismus, indem er es so gnadenlos übertreibt. Von daher Heil und Schande, wie so oft.

LG RS
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Alt 22.03.2014, 11:44   #6
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Zitat:
Zitat von Poesieger Beitrag anzeigen
..., weil auch Putin auf die Globalisierung nicht mit Armeen antworten kann, die sich selbst nicht verteidigen dürfen.
So ist es. Vor den globalen Verflechtungen gibt es kein Entkommen. Es wird Putin auch nicht helfen, die Gasleitung unter dem Schwarzen Meer nach Westen legen zu lassen, um sich von den Trasitländern unabhängig zu machen (hier speziell die Ukraine, deren Verantwortliche ihn mit Forderungen und unbezahlten Rechnungen ärgern und die er ausbluten lassen will). Es gibt genügend Energielieferanten in der Welt, um Putins Machtansprüche abzuwehren. Aber das Gas ist das einzige Pfund, mit dem er jonglieren kann.
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Alt 23.03.2014, 09:18   #7
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Lieber Wladimir Putin

Liebe Freunde,
sollten wir als Dichter nicht auch lernen, die Ängste der Mächtigen u n d unsere ureigenen Ängste zu benennen? Da helfen manchmal politische Interpretationen wenig, denn die Gegenwart hat immer auch einen sich verselbständigen Teil, der rational nur schwer oder überhaupt nicht fassbar bleibt.
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 23.03.2014, 10:12   #8
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Liebe Freunde,
sollten wir als Dichter nicht auch lernen, die Ängste der Mächtigen u n d unsere ureigenen Ängste zu benennen? Da helfen manchmal politische Interpretationen wenig, denn die Gegenwart hat immer auch einen sich verselbständigen Teil, der rational nur schwer oder überhaupt nicht fassbar bleibt.
Herzliche Grüße H. H. Karg
Das ist ein allgemeines Statement, lieber Hans, aber in Deinem Gedicht geht es um Putin, und dieser hochintelligente Zocker hat vor nichts und niemandem Angst. Er verdient unser Verständnis nicht, denn er schadet seinem Volk. Schamlos bedient er sich aus der nicht gerade fülligen Staatskasse und sichert sich auf Kosten von Land und Leuten seines Klientels, auf dessen Beifall seine Macht beruht. Persönlich kommen nur noch engste Vertraute in seinem Hochsicherheitstrakt an ihn heran. Der größte Etat des Staatshaushaltes gilt der Verteidigung (4,4 Prozent des BIP, also gleich viel wie die U.S.A., die sich das jedoch leisten können). Seine Krim-Eskapade hat dazu geführt, dass seit Anfang 2014 rund 50 Milliarden Dollar an Kapital aus Russland abgezogen wurden. Er wirft mit Geld um sich, das er eigentlich nicht hat und nie haben wird, weil er das ohnehin wirtschaftlich und finanziell ruinierte Russland erbarmungslos in den Abgrund stößt - ein Angelsachse würde sagen: "insult vs. injury".

Dieser Mann ist kein Volksvertreter, sondern der schlimmste Feind Russlands, eitel und größenwahnsinnig von den Socken bis zu seiner käsigen Stirn und seinem Volk gegenüber völlig indifferent. Und deshalb wird seine Rechnung nicht aufgehen, als der neue große Peter in die russische Geschichte einzutreten. Auch über den Namen Stalins wird er nicht hinauswachsen, obwohl dieser ein Menschenschlächter war (oder eben deswegen, denn dessen Vorgehensweise könnte sich selbst ein Putin heute nicht mehr leisten).

Was seine Intelligenz nicht schafft, ist, mit seinem wenig ansprechenden Äußeren umzugehen, da erinnert er mich an Sartre. Der Franzose kompensierte seine Unzufriedenheit mit dem Aussehen durch zahlreiche Affären und der schmückenden Dauerliaison mit seiner hübschen Simone; Putin macht sich dagegen durch "Stunts" und Propagandafotos, die einem Filmschauspieler zur Seite gestellt werden könnten, lächerlich. Mit seinen Muckis und Karateschlägen wird er weder attraktiver, noch wird er Russland damit aus der Misere holen.

Ich behaupte sogar, dass Putin mit Verachtung auf die russischen Männer herabsieht. Die männliche Seele eines Russen ist larmoyant, gemütlich und dem Wodka verfallen. Das muss dem Egomanen Putin ebenso zuwider sein, wie ihm Gorbatschow zuwider sein muss, der nach Meinung der pro-russischen Völker das Ende der UdSSR herbeiführte und der in der Öffentlichkeit bittere Tränen über den Verlust seiner verstorbenen Frau weinte.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.03.2014, 09:26   #9
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Lieber Wladimir Putin

Liebe Ilka-Maria,
die ZEIT hat ja jüngst einen wunderbaren Artikel veröffentlicht: "Der Partisan". Sehr empfehlenswert!
Herzliche Grüße H. H. Karg
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Alt 25.03.2014, 11:14   #10
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Liebe Ilka-Maria,
die ZEIT hat ja jüngst einen wunderbaren Artikel veröffentlicht: "Der Partisan". Sehr empfehlenswert!
Herzliche Grüße H. H. Karg
Danke für den Hinweis, habe ihn gefunden. Er ist hier kostenlos zu lesen:
http://www.zeit.de/2014/13/wladimir-...-autobiografie

Auch in diesem Artikel wird es sichbar: Putin lässt sich nicht in die Karten sehen.

Leider geht der Artikel nicht darauf ein, weshalb Putin es nicht schafft (oder nicht schaffen will), die Korruption in Russland zu bekämpfen und das Land wirtschaftlich auf die Beine zu bringen. Ressourcen wären genügend vorhanden. Solange es keinen rechtlichen Rahmen gibt, der für eine Grundsicherheit sorgt, wird es jedoch schwierig bleiben. Es fehlen Investoren und somit das Kapital.

In unserem Frankfurter Büro gibt es einen Anwalt, der jahrelang in Moskau gelebt hat; was der über die dortige Arbeitsweise und die Mentalität der Menschen erzählt, lässt mir die Haare zu Berg stehen.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2014, 10:58   #11
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Lieber Wladimir Putin

Liebe Ilka-Maria,
es ist offenbar jene Mentalität, bei der Offenheit, Sittlichkeit und Ehrlichkeit bei vielen fehlen, w e i l die Korruption blüht -und umgekehrt!
Herzliche Grüße H. H. Karg
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