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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 08.01.2015, 14:25   #1
männlich Pfil
 
Dabei seit: 01/2015
Ort: Westfalen
Alter: 71
Beiträge: 219

Standard Die Vorsokratiker

Auf der Party bei Eddie war alles am Schwofen
Nur ein kleiner Club Elementarphilosophen
(voll von Wein und von Korn) konnt' es einfach nicht lassen
Sich auch hier mit der Philosophie zu befassen

Die antiken Gelehrten - so edel und weise
Ja, sie lenkten das Denken auf neue Geleise:
Von den Mythen zur spekulativen Vernunft
Prost! Ihr greisen Titanen der denkenden Zunft

Ist eventuell alles aus Wasser gemacht?
Das hat seinerzeit jedenfalls Thales gedacht
So doziert voller Eifer Immanuels Schwester
(Sie studiert an der Uni im elften Semester)
Kann ein Stoff ganz allein diesen Reichtum gestalten?
Schaut Euch um - Ihr seht Menschen und Pflanzen und Tiere
Ob nicht doch vielleicht mehrere Urkräfte walten?
Nicht nur eine, nicht zwei und nicht drei, sondern viere

Das sind Erde und Wasser und Feuer und Luft
Die sich stetig aufs neue vermischen und trennen
Klar ist mancher zunächst einmal ziemlich verblufft
Wenn wir Federn und Haar als dasselbe benennen!
Ich kann einfach nicht glauben, daß Feuer und Erden
Zu Gewächsen, zu Vögeln und Schweinesteaks werden
Deshalb muß es ganz andere Urgründe geben
And're Quellen der Vielfalt in Kosmos und Leben

Das sind kleine Atome - man kann sie nicht seh'n
Sie sind ohne Entstehen und ohne Vergeh'n
Wobei jedes von jedem gleich alles enthält
So birgt jedes in sich die Gesamtheit der Welt
Hier meldet sich der Realist:
Die Welt ist alles das, was ist ...
Wenn ich sage: “Es ist”
Ist es längst wieder anders
Darum kann ich auch sagen:
“Es ist
Und ist nicht”
Durch das ständige Fließen und stete Verändern
Wird im Wandel das Sein mit dem Nichtsein vermicht
Nein!
Das Sein ist Eins
Aus einem Guß
Ganz ohne Modifikation!
Der Schein, es sei in stetem Fluß
Entlarvt sich selbst als Illusion

Wie vermag jemand sinnvoll das Nichtsein zu denken -
Er bezieht es doch gleichsam als Seiendes ein
Dieses "Nichtsein" - so magst Du es weiterhin nennen
Es entpuppt sich doch schließlich und letztlich als Sein

Wie die Logik uns lehrt, kann es Nichtsein nicht geben
“(Es) IST! ...[EINS]” ist der Kern meiner Ontologie
Beim Bemühen, nach echter Erkenntnis zu streben
Traue nur dem Verstand – doch den Sinnen trau' nie!
Hier hebt der Realist die Hand:
Wir brauchen Sinne und Verstand ...
Jeder sieht etwas and'res in jeglichem Ding
Also können die Sinne die Welt nicht erkennen
Darum muß, wer reale Erkenntnisse will
Den Prozeß des Erkennens vom Sinnlichen trennen
Der Realist merkt leise an:
Wie weit man was erkennen kann ...
Alles Sein ist - so scheint es - von Zahlen bestimmt
Der Musik Harmonien und der Weg der Planeten
Von der 13, die manchem als Unglückszahl gilt
Und von Pi bis zum Goldenen Schnitt der Ästheten
Der Realist versucht's noch mal:
Sind Zahlen eigentlich real...
Nun kommt Zenon zu Wort und ich glaube es kaum:
Er verleugnet die Zeit und verleugnet den Raum
Wenn der Raum wirklich wäre - wo wär' er wohl drin?
Macht der Raum ... in dem Raum ... in dem Raum ... einen Sinn?
Nun, Ihr Brüder, man sieht: Ihr habt manches vollbracht
Euch zu schwierigen Fragen Gedanken gemacht
Ihr habt hochphilosophische Studien betrieben
Und beflissen an Euren Fragmenten geschrieben

Doch soll einer noch kommen und ohne zu schreiben
Den Gelehrten in steter Erinnerung bleiben
Auf dem Markt wird er Bürger und Sklaven befragen
Um die Philosophie zu den Menschen zu tragen

Nicht ein einz'ger von uns wird berühmt sein wie er
Nicht mal ich!
Ich gestehe, das wurmt mich schon sehr
Doch wir alle - jawoll, unser ganzer Verein!
Werden immer und stets seine Vorläufer sein
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