Sonntagsarbeiter

[IsabelG]

Verlangen nach Schwerkraft
am noch schlafenden Sonntag,
der gebetstag drängt.
Jedes Zimmer
riecht schwer verraucht,
jeder Atemzug bleibt verstreut,
Zimmerpflanzen glänzen scheintot.

Mit träumen in der Hand
und Augen schlicht geschlossen
ein Kaffeemeer
mit dem löffel entleert.
Es eilt hinaus der Sonntag,
der gebetstag, kein Gebet,
kein gebetener Arbeitstag.

[moon]

Liebe Isa,

eine wahre Beschreibung des 7. Tages der Woche. Er ist nunmal besonders dieser Tag. Und lässt Gefühle zu, die für ihn signifikant sind, wie ich finde. Ich habe das Gedicht über mehrere Tage gelesen und die Wirkung des Gedichts deckte sich nie mit der des aktuellen Tags. Ich denke, das wird morgen anders sein!
Persönliches Highlight:

Mit träumen in der Hand
und Augen schlicht geschlossen

-> kann man nicht oft genug lesen.

moon

[IsabelG]

Lieber moon,

ja er ist etwas besonderes, auch wenn er nur dadurch besonders ist weil er von der Gesellschaft/Kirche zu besonderem gemacht wurde. Ich weiss schon gar nicht mehr wann ich in den letzten 3 Monaten nicht am So. schon um 5 Uhr aufstehen musste. Wenn man dann so dasitzt und nachdenkt fühlt man sich manchmal wie der einzige Mensch der Sonntags früh aufstehen muss. Das ist natürlich nicht der Fall das weiss ich auch aber in solchen Momenten verspüre ich nichts ausser Selbstmitleid

Der Text ist eigentlich selbsterklärend, denke ich. Man steht früh auf, alles wirkt anders weil es eben Sonntag ist, aber anstatt zu ruhen muss man sich dann doch abhetzen von daher hat der Tag seinen besonderen Wert verloren.
Trotzdem sollte das Gedicht nicht wirklich traurig sein, ganz im gegenteil er ist nur ein kleiner Teil vom Sonntag und spiegelt eben nur einen Moment.
Ich kann verstehen dass es schwer ist sich an irgendeinem anderen Tag sich in die Stimmung eines Sonntags hineinzuversetzen. Freu mich jedoch über deinen Kommentar und sage Danke für die netten Worte

Viele Grüsse,
Isabel