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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 24.01.2015, 15:37   #1
männlich Pfil
 
Dabei seit: 01/2015
Ort: Westfalen
Alter: 71
Beiträge: 219

Standard Das Gewissen

Im Kopfe hinter Deiner Stirn
Sitzt ein Gewissen Dir im Hirn
Bei manchen sitzt es auch im Magen
Auf daß wir sittsam uns betragen

Ein kleinlich grummelnd Korrektiv
Das oft schon Dich zur Ordnung rief:
Dein Handeln, schau, es ist verkehrt!
Bedenke, was man Dich gelehrt![1]

Wie hier und dort berichtet wird
Hat das schon ofmals funktioniert
Wiewohl - die eigenen Int'ressen
Kann niemand jemals ganz vergessen

Das fängt beim falschen Parken an
Bei allem, wo man mogeln kann
Und setzt sich wohlbegründet fort
Zu Folter und zu Massenmord

Dieweil der Utilitarist
Ja immer auch den Nutzen mißt
Ob Lust, ob Macht, ob auch Pommfrit[2]
Beim Essen kommt der Appetit[3]

Das Handeln wider die Moral
Gilt selten wirklich als Skandal
Wenn nur der Nutzen reichlich sei
Dann denkt man sich wohl nichts dabei

Wie gut, daß Kant heut' nicht mehr sieht
Was hier mit der Moral geschieht
Wie wir gar jämmerlich versagen
In sämtlichen Gewissensfragen

Doch wird es immer jene geben
Die streng nach seiner Regel leben
Die niemals fudeln, niemals schummeln -
Sie hören auf ihr Magengrummeln

Und können so - fast möcht ich's wetten
Die Welt vor dem Verderben retten

_____________________________
[1]
Denn die gesellschaftliche Norm
Gibt dem Gewissen Stoff und Form
[2]
Karl Marx, Friedrich Engels, Werke, Bd. 25, "Das Kapital", Bd. III, Dritter Abschnitt, Gesetz des tendenziellen Falls der Pommfritrate, S. 221 - 241, Dietz Verlag, Berlin/DDR 1983
[3]
Selbst Handeln, welches Grau'n gebiert
Wird oft moralisch motiviert
Pfil ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.01.2015, 15:48   #2
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.103

Zitat:
Ein gleinlich grummelnd Gorrektiv
Vielleicht kannst Du "Gorrektiv" noch in "Korrektiv" korrigieren.

Zitat:
Kann niemand jemals janz verjessen
Warum zwischendrin Mundart?

VG
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.01.2015, 16:11   #3
männlich Pfil
 
Dabei seit: 01/2015
Ort: Westfalen
Alter: 71
Beiträge: 219

Hallo Ilka,
danke für die Tips.
Ich verfalle manchmal in Mundart, weil ich denke, daß das Komische des Ganzen dadurch noch etwas hervorgehoben wird
(hier mal Sächisch, in Anlehnung an: "Angola gönnt ich mich sattrinken" o.ä.) - insbesondere, wenn sich wie in diesen Fällen dadurch Alliterationen ergeben.
Du hast aber recht, es paßt hier vielleicht nicht so gut.
Ich hab' es geändert.
Viele Grüße
Pfil
Pfil ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.01.2015, 16:18   #4
weiblich Ilka-Maria
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Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.103

Prima, dass das noch geklappt hat.

Ein klassisches Lehrgedicht aus der Werkstatt des Gebrauchsdichters, das Du mit viel Fleiss geschrieben hast und das so manche Wahrheit enthält, wie z.B. diese hier:

Zitat:
Das Handeln wider die Moral
Gilt selten wirklich als Skandal
Wenn nur der Nutzen reichlich sei
Dann denkt man sich wohl nichts dabei
Ich glaube nicht, dass der gute alte Kant sich in der Gegenwart mehr grämen müsste als zu seiner Zeit. Damals waren die Menschen nicht anders als heute, wenn es um Moral und Vorteile ging. Anderenfalls hätte er sich mit diesen Themen nicht befassen müssen. Allerdings könnten wir so einen wie ihn heute gut gebrauchen, einfach mal zur Auffrischung.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.01.2015, 17:38   #5
männlich Pfil
 
Dabei seit: 01/2015
Ort: Westfalen
Alter: 71
Beiträge: 219

Du hast mit allem recht. Der Gebrauchsdichter gefällt mir sehr gut, nach so einem Begriff habe ich schon lange gesucht. Auch das mit dem Fleiß hast Du richtig erkannt. Und das mit Kant sowieso. Man könnte ja vielleicht hoffen, daß sich seit Kant etwas verbessert hätte ...
Grüße
Pfil
Pfil ist offline   Mit Zitat antworten
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