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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 19.06.2012, 18:46   #1
Thing
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Standard Tlahuizcalpantecuhtli

Meine Nacktheit ruht unter Federn.
Sie reicht weit über Tenochtilán;
kein Wesen kommt an mich heran,
denn mein Herz, das Einzige, ist ledern.
Sie beten mich an, mit Schwertern,
mit Äxten, mit Jungkinderblut.
Machen sich, umsonst, zu Kultuswärtern.
Nur in mir, mir allein ruht
die wahre Nacktheit, unerkannt.
Ich bin der Ton und Stein
aus dem wahren Feuer gebrannt.
Alles Andre: Asche unter erloschener Glut.

Nur meine Nacktheit ist wahr und rein.
Wie töricht, wer glaubt, ein Phoenix zu sein.







19.06.2012
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Alt 19.06.2012, 19:50   #2
männlich Perry
 
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Standard Hallo Thing,

das scheint nur was für Kenner der Azteken-Mythologie zu sein.
Die "Nacktheit unter Federn" klingt irgendwie spannend, aber wer will schon gerupft durch die Welt laufen, aber für Götter ist das wohl kein Problem.
Etwas überraschend folgt dann am Schluss mit dem Phönix ein Schwenk in die griechische Mythologie.
Für mich etwas zu "anspruchsvoll", um wirklich zu zünden, aber durchaus interessant, sich damit auseinanderzusetzen.
LG
Perry
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Alt 19.06.2012, 19:56   #3
Thing
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Holla, perry -

welch ein seltener Besuch!
Ich danke Dir sehr für den Kommentar, der mir zeigt, daß Du aufmerksam gelesen hast.

Da Phoenix und
Tlahuizcalpantecuhtli
mythologisch sind:
Warum nicht eine befiederte Paarung wagen?

Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 19.06.2012, 23:39   #4
männlich Ex-Erman
 
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Lieber Thing!


Gottheit der aztekischen Mythologie: Herr der Morgenröte, also nackt.

Mythologisches ist in ganz wunderbaren Monologen umgesetzt.
Mir gefällts.

Gern gelesen.

Liebe Grüße
Erman
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Alt 20.06.2012, 11:19   #5
männlich Perry
 
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Standard Hallo Thing,

meine Komms unter deinen Texten wären sicher häufiger, wenn Du in dem von mir bevorzugten Genre schreiben würdest.
Bei Reimtexten beschleicht mich immer das unterschwellige Gefühl, der Autor will mir etwas unterjubeln, nur um seine Endreime und Formauflagen hinzukriegen. Da werden dann auch schon mal Mythologien gekreuzt.
Solange das Ganze aber den Geist beschäftigt, wage ich doch immer wieder mal einen Komm.
LG
Perry
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Alt 23.06.2012, 18:47   #6
Thing
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Lieber Erman,

ja, ich tummle mich gerne in der Mythologie. Dann stehen Bilder vor mir auf.

Hallo, perry -

das Unterjubelgefühl trügt Dich.
Aber ich bin von frühester Jugend an dem Reim verhaftet und sehe es als hohe Aufgabe an, Reim und Sinn in Übereinklang zu bringen.
Umso erfreuter bin ich, wenn ich von Dir kommentiert werde, der Du den freien Vers bevorzugst.

Liebe Grüße
von
Thing
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Alt 23.06.2012, 19:20   #7
männlich Jeronimo
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Beiträge: 4.237

Sehr interessantes Thema, wieder zu spät gelesen!
Und sehr gerne!
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Alt 23.06.2012, 19:29   #8
Thing
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Beiträge: 34.998

Lieber Jeronimo,


wieso zu spät?
Es kann nie zu spät sein, ein Gedicht zu lesen!


LG
Thing
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Alt 26.06.2012, 08:11   #9
gummibaum
 
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Kein Herz aus Fleisch oder Stein, sondern aus Leder. Zäh. Und die Nacktheit nicht zur Schau gestellt in koketter Ummantelung, sondern ruhend, unerkannt, wahr, rein und groß. Alle Anbetung, sogar das höchste, verzweifeltste und grausamste Opfer, umsonst, alle Versuche, die Gottheit für die Kultur in Anspruch zu nehmen, zum Scheitern verurteilt. Sie allein, im Feuer geboren.

Was federleicht wirkt, ist es hier nicht, Thing. Wäre es keine Gottheit, würde ich das einsam nennen.

LG gummibaum
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Alt 26.06.2012, 08:48   #10
Thing
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Sind Götter nicht immer einsam?
Thronen sie nicht auf unbewohnten Gipfeln?

Lieben Gruß, gummibaum,

von
Thing
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Alt 26.06.2012, 10:08   #11
gummibaum
 
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Beiträge: 10.909

Immer. Aber dieses Befinden hat doch für sie eine andre Qualität als für uns. Drum schaut das Wort "einsam" nicht in ihre Seele, gibt nur ihr Äußeres wieder.

LG gummibaum
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Alt 26.06.2012, 10:32   #12
männlich Ex-Ralfchen
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Beiträge: 17.302

ein beeindruckender text allein schon aus der tatsache, dass die thematik exotisch ist. wir haben am sonntag meine blueray-serie PLANET EARTH der BBC geguckt und es ging auch um die unterirdischen seen in peru, die von den inkas bereits genütz und deren ursprung von ihnen richtig erahnt wurde. eine faszinierende gesellschaft. die menschenopfer muß man wieder aus dem kontext der religion diese volkes sehen.
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Alt 26.06.2012, 10:47   #13
Thing
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Das Wort "einsam" kommt auch in meinem Gedicht nicht vor.

Hallo, Ralfchen -

ja, so eine Cenote hat es in sich!
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