Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Liebe, Romantik und Leidenschaft

Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 08.09.2017, 22:52   #1
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Standard Wanderweg zum Gedichteborn

Des Silberbachs Quelle zu finden
gelingt dir gewiss,
wenn du wanderst am Ufer
entgegen dem fließenden Wasser.

Bald engt sich der Strom
zum gebändigten Flusse,
und lichtere Auen verwöhnen die Augen
mit blühenden Blumen.

Ersteigst du als Wandrer dann waldreiche Hügel,
gewährt dir die Höhe die Sicht in die Ferne,
die Sonne beglückt dich mit doppelten Strahlen
vom Himmel und auch aus dem Spiegel des Baches.

Schon weitet die Brust sich, dein Atem wird freier,
du fühlst dich dem Himmel viel näher
und folgst voller Neugier dem schlängelnden Lauf
des heitren Gesellen im grünenden Grunde.

Erfrischung gewährt dir ein kühlender Trunk,
du pflückst für die Liebste am Ufer Violen,
das Plätschern des Baches versiegt zum Gemurmel,
es wispert dir heimliche Worte und Märchen
und Mythen aus uralten Zeiten ins Ohr.

Du nahst dich der Quelle, erkennst voller Freude
die Siegel der Tritte geflügelter Pferde,
vernimmst die kaum hörbaren Töne der Leier
Apollos; und zärtliche Küsse der Muse
Erato belohnen dich fürstlich für Mühen
auf schwierigen Wegen zum Wohnsitz der Götter.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.09.2017, 10:59   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen

des heitren Gesellens im grünenden Grunde.

.
Tippfehler.
Korrekt: Des heitren Gesellen.

BG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.09.2017, 11:12   #3
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

hast ja Recht. Mal sehen, ob Ilka-Maria das noch ändern kann.
H.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.09.2017, 11:18   #4
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.045

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
... ob Ilka-Maria das noch ändern kann.
Wurde erledigt.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.09.2017, 11:51   #5
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City, auf der richtigen Seite des Mains
Beiträge: 31.045

Jetzt zum Gedicht:

Die ersten beiden Strophen sind ganz nach meinem Geschmack, ein wunderschöner Einstieg. Aber dann ...

Langverse, eine Schwemme an Adjektiven und eine erhabene Tonart ... grrrr. Aber das ist meine ganz persönliche Sicht (die, zugegeben, nicht immer so war). Dennoch bewundere ich die Virtuosität, wie du mit Sprache umzugehen verstehst.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.09.2017, 12:14   #6
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo Ilka-Maria,
danke für das abschließende Kompliment!
Ich denke wir sind uns einig: Mit einem Gedicht den Geschmack aller zu treffen ist ein Unding. "Langverse"? Es sind doch gerade mal vierhebige Verse - da war ich auch schon mal üppiger. "Erhaben" - na ja, immer noch besser als belehrend.
Gruß,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2017, 14:24   #7
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Hallo Heinz,

in letzter Zeit bin ich beim erstmaligen Lesen der Gedichte von Heinrich Heine über Assonanzen gestolpert und dabei im positiven Sinne auf die Nase gefallen.

Bitte sei mir nicht böse wenn ich dein Werk unangemessen interpretiere, ich bin schlichtweg unerfahren darin und war zumindest früher, in der Schule, aufgrund meiner Gedankensprünge nur sehr schlecht darin, und vermutlich habe ich nur selten die wahren Absichten der Dichter erkannt. Ich möchte mich aber hier gerne äußern und keine Sorge, ich ungelernter Metrik-nichtkönner ;-) sage hier gar nichts dazu, sondern nur zum Gedicht selber.

Mich hat zunächst die uneinheitliche Form der Strophen gewundert. Erst zwei kurzversige Strophen, dann vier eher langversige und in ihnen steigt die Anzahl der Verse pro Strophe auch an ( 4, 4, 4, 4,5,6 ) was ja in der Satzlänge auch zu sehen ist und dem Gedicht dann eine gewisse Leidenschaft einhaucht, weil du mehr und mehr sagst. (Das klingt sicher blöd, aber so lässt es sich für mich wirklich empfinden.)

Nun zur Sprache: sie wirkt für dieses Gedicht sehr gewählt. Sie beschreibt, passend zum Inhalt, sehr malerisch den Weg entlang des Flusses, den Berg hinauf bis zum Gipfel, durch den Wald und schöpft aus einem sehr hohen Wortschatz (aber das habe ich dir ja schonmal lobend geschrieben).

Das du nach der Setzung des Zieles in den ersten beiden Strophen den Weg hoch gehst und in der letzten Strophe, als Klimax?, sogar noch eine Zeile draufsetzt finde ich passend. Es ist ein ehrlicher Genuss für mich, solche Texte zu lesen, die ganz ohne Reim auskommen und dabei doch im inneren Ohr (hoffentlich nicht metrisch falsch) klingen. Die ganze Wortmacht des Gedichts erreicht mich durch den Wortklang. Ich finde es auch sehr gelungen, dass du keine Satz-verstellungs-probleme darin hast, ich glaube sie heißen Inversionen. Zumindest stört mich keine darin, was ich in manchen Gedichten halt nicht mag, in anderen wiederum doch, aber das ist ja ein persönlicher Geschmack. Es ließt sich ein bisschen wie eine Klaviermelodie die gespielt wird, nicht einzelne Töne die am Ende aufeinander harmonisch klingen, sondern eine ganze Melodie, ein richtiges Stück, wo sich aber auch nichts wiederholt, außer vielleicht die anzahl der Töne pro Strophe in der 3., 4. und 5.

Auf die Frage hin, was ich mit den Eindrucksvollen Bildern zu "Also Sprach Zarathustra" in einer Kunstaustellung nun machen solle, antwortete mir eine alte Frau: "Auf mich wirken lassen." Das kann ich mit deinem Gedicht auch und hier wirkt sein reiner Klang auf mich und er zaubert mir nicht ein Bild hin, sondern einen ablaufenden Film und ein Geschehen.

Eines wollte ich aber dann doch fragen:
folgende Zeile:

"und folgst voller Neugier dem schlängelnden Lauf"

sticht mir beim Durchlesen heraus. Ich frage nur ganz Kleinlaut, bevor ich wieder Fragen nach: Wer hat mir das beigebracht? bekomme:
Warum hast du es nicht so geschrieben?

"und folgst voller Neugier dem schlängelnden Laufe
des heitren Gesellen im grünenden Grund."

Beim Lesen stockte für einen ganz kurzen Moment mein Leserhythmus,
denn oft sind deine Zeilenenden abfallend und die darauffolgende Zeile beginnt auch ohne Anhebung. Wie gesagt, es ist nur ganz kleinlaut

Jetzt hab ich glaube ich wieder gar nichts interpretiert und nur die Sprache angeguckt oder? :-( Dennoch, ehrlich, es war schön dein Gedicht zu lesen und es hat mir diesen Film im gedanklichen Blick gegeben und es klingt mir wohlig im Ohr, was willst du da noch mehr.
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2017, 15:09   #8
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo MiauKuh,
das Einfache vorweg: Die Lesart "und folgst voller Neugier dem schlängelnden Laufe" habe ich aus zwei Gründen nicht genommen, weil
1. überhöht man meiner Meinung nach durch "Laufe" künstlich die Sprache ins vermeintlich Poetische,
2. der korrekte Dativ Singular "dem Lauf" lautet, der Plural (der hier nicht angebracht ist, weil es sich um einen Bach handelt) würde "Läufen" heißen.
Die Vermehrung der Verslängen ist gewollt, etwa in dem Sinn: Aus der Enge der gewöhnlichen Welt begibt sich der Wanderer ins Weite, in die Höhe und ich nehme in Kauf, dass das schmaler werdende Gewässer (vom Strom zum Fluss und dann zum Bach) sozusagen gegenläufig ist, dies aber durch den geweiteten Blick, den freieren Atem "neutralisiert" wird.
Für Dein Lob bin ich natürlich sehr empfänglich und dankbar.

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2017, 15:24   #9
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Danke für deine erklärende Antwort, Heinz.

"Die Vermehrung der Verslängen ist gewollt, etwa in dem Sinn: Aus der Enge der gewöhnlichen Welt begibt sich der Wanderer ins Weite, in die Höhe und ich nehme in Kauf, dass das schmaler werdende Gewässer (vom Strom zum Fluss und dann zum Bach) sozusagen gegenläufig ist, dies aber durch den geweiteten Blick, den freieren Atem "neutralisiert" wird."

Bei dieser Begründung frage ich mich, ob du diese kompositorische Einsicht schon vor dem Aufschreiben des Gedichtes im Sinn hattest, oder es sich einfach richtig anfühlte, als du es geschrieben hast? Es gibt ja Konzeptgedichte und solche, die frei heraus entstehen, zumindest ist das bei mir so und danach gibt es noch so viele Bearbeitungen (oder auch nicht).

Ich muss mich für meinen kleinen kritiker mit dem "lange" hier auch entschuldigen, ich hatte ein gehobenes Versende (Trunk) übersehen und mein Argument der unbetonten Zeilenenden hatte damit keinerlei Berechtigung. Verzeihung!
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2017, 16:22   #10
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo MiauKuh,
eine raffinierte Frage! Ich frage mal zurück: Wenn ein Maler ein wunderschönes Bild malt und ich es betrachte und erstaunt feststelle - ein entscheidendes Detail befindet sich genau im Goldenen Schnitt, hat der Maler das bewusst als Gestaltungsmittel eingesetzt oder ist ihm diese Proportion "zugewachsen" und er hat sie unbewusst verwirklicht?
Du hast in Deinem Beitrag vor diesem den Begriff "Klimax" erwähnt. Ich erweitere meine Frage: Benutzt ein Autor die Steigerung bestimmter Begriffe
("Weit, hoch, herrlich der Blick") bewusst oder schreibt er sie "aus dem Bauch heraus" so hin und überlässt es dem Leser festzustellen, dass er geniestreichartig die "richtige" Reihenfolge gewählt hat?
Was mich angeht: Ich bemühe mich (z.B. bei Naturgedichten) um möglichst genaue Beobachtung, Vermeidung von Inversionen um des Reimes Willen, Vermeidung aufgeblähter Schachtelsätze unter Einfügung "poetischer" Überhöhungen, innere Logik und ein paar anderer Sachen.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2017, 16:43   #11
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Die Antwort, die ich grade für mich gefunden habe, behalte ich da, wo sie hingehört und glaube ich auch herkommt :-). Danke für deine Ausführungen, ich nerve dich in dem Forenthread (erstmal) nicht weiter Heinz.

Edit:

Entschuldigung für das Wort 'nerve'. Heinz hat mir keinerlei Grund gegeben anzunehmen, dass ich ihn nerve. Nur ich selbst habe gedacht das ich das tue, durch ständiges Fragen, was mir selbst schon unheimlich vorkam.

Geändert von MiauKuh (11.09.2017 um 19:12 Uhr)
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2017, 18:13   #12
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

ich antworte, um jeder/jedem deutlich zu sagen: Fragen nerven mich nie!
Was mich nervt ist, wenn sich jemand nicht bemüht, sondern wie ***, also unbelehrbar ist wie eine Litfaßsäule.
H.

Geändert von Heinz (11.09.2017 um 19:39 Uhr)
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Wanderweg zum Gedichteborn

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche



Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.