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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 01.09.2017, 12:28   #1
männlich Erich Kykal
 
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Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Standard Vorspiel

Ich kannte dich noch nicht von dieser Seite:
Wie wunderbar die fließenden Konturen
sich fügten, wo die unverstellten Spuren
erhoffter Lust dich zeichneten, als streite

der Himmel mit der Hölle, was dich leite.
Dein tiefer Atem uferte am puren,
am nackten Trieb, und meine Blicke fuhren
bedächtig daran hin im Widerstreite,

ob nicht der Anblick schon die Mühe lohnte,
sich ganz in seiner Süße zu verlieren,
ob nicht der Engel, der im Schönen wohnte,

berührt sein wollte, um sich zu erfüllen.
Und ob ich eins sein wollte mit dem Tiere,
das dich begehrt – es sollte sich enthüllen.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2017, 11:58   #2
Thing
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Lieber Erich -

und wieder ein meisterhaftes Sonett - dieses Mal über den Widerstreit zwischen Erotik und Begierde.
Das Vorspiel ausdehnen - ars amandi!!
Vortrefflich - wie nicht anders zu erwarten.
Prifanere Menschen als ich würden vielleicht anmerken:
Wo Erich Kykal draufsteht, ist Erich Kykal drin, und zwar unverdünnt.

Bravo und Chapeau
von
Thing
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Alt 08.09.2017, 12:40   #3
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Hach ja, Lesen und Genießen, was soll ich hier sonst tun. Bei dieser hohen Messlatte und diesem schönen Klang scheint es mir schon fast fies, trotzdem noch Anmerkungen zu machen, aber mein Gehör möchte ich spitzen und da du der Verfasser dieses Sonnettes bist:

Dein tiefer Atem uferte am puren,
xXxXxXxxxXx - mir missfällt die Betonung des Wortes uferte
wie schlägst du vor es zu Betonen?

berührt sein wollte, um sich zu erfüllen.
hier stört mich "berührt"

das liegt daran, dass das Wort "berührt" für mich wie ein dreisilbiges Wort klingt, be-rü-h[e]rt. Das steht zwar im Deutschen so nicht und trotzdem habe ich mein Problem damit. Das ist super pingelig von mir, ich weiß. Aber hey, ansonsten bis auf diese beiden Sachen ... ich meine ich übe ja die Dinge zu interpretieren, auch Metrisch und grade Sonette sind da manchmal für mich sehr anstrengend, grade deine sind auch sehr verschwungen und gebogen und auch deswegen so malerisch wirkend, rilkisch? Belehr mich bitte, wie ich diese Zeilen zu verstehen habe. Oder gibt es tatsächlich auch in der Metrik Doppeldeutigkeiten? :-) (Ich möchte auch so schön Sonette schreiben können :°( )
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2017, 13:00   #4
Thing
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Beiträge: 34.998

Standard Hei, Leutz -

Ich bin zar nicht gefragt, möcht mich aber trotzdem zu Wort melden:


Dein tiefer Atem uferte am puren,

berührt sein wollte, um sich zu erfüllen.

So betone ich auf den ersten Blick. Aber die Verse lassen sich auch ganz anders betonen, je nach Lesart.

Liebe Grüße
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2017, 13:12   #5
männlich Erich Kykal
 
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Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Hi Thing!

Vielen Dank für das Kommentieren dieses Werkes! (Endlich! Konfetti!! )


Hi MiauKuh!

Grundsätzlich hast du recht mit dem "uferte" - Hier wird eine Hebung quasi unterschlagen. Wenn es nicht anders geht, ist das statthaft, solang es den Sprachrhythmus nicht stört und im Redefluss nicht hakt.
Das "uferte" wird dabei besonders auf dem "u" betont, und die folgenden Silben werden mit absteigender Wortmelodie gesprochen, wobei das "-te" (der verweigerte Heber) zwar deutlich ausgesprochen, aber nicht besonders akzentuiert wird. Wichtig ist das stete, gleichmäßige Tieferwerden der Stimme vom "u-" bis zum nächsten Heber "puren".

Technisch gesehen hat diese Zeile also vier Heber, wird aber so behandelt, als hätte sie fünf. Du kannst das "-te" von "uferte" auch betont lesen, das klingt zwar unnatürlich, aber es zeigt, dass der Takt im Grunde stimmt.


Bei deinem Problem mit "berührt" kann ich dir leider nicht helfen, da bist du selbst dran schuld!


Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy

PS: Der leider leicht unreine Reim der Terzettmittelzeilen "verlieren/Tiere" scheint indes noch niemandem aufgefallen zu sein.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2017, 17:36   #6
Thing
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Beiträge: 34.998

Weil er unter all den Diamanten nicht stört.
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.09.2017, 19:49   #7
männlich Erich Kykal
 
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Dabei seit: 09/2011
Ort: Österreich
Alter: 59
Beiträge: 876

Ich habe lang hin und her überlegt, wie ich den unreinen Reim beheben könnte, aber es ginge nur unter gewaltigen Abstrichen bei der lyrischen Qualität der Sprachhabung. Da lass ich es lieber so ...

LG, eKy
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
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