Von Rittern und Rettern

[Stiller Dichter]

Es weilt ein Knappe | Sein Name ist Melchior
Von nicht allzu großer Gestalt
Er liebt so heiß des Königs Maid* Elenor
In des Feuerdrachen Gewalt!

Ein Ritter, der naht | Voll Tugend et* Kühnheit
Gebunden das Böse die Maid
Ein Hieb | Ein Stich | Ein Wort auf des Königs Eid
Zu jederzeit opferbereit!

Das Schwert soll sprechen | Durch Feuer geschmiedet
Den Drachen zerbirst* es entzwei
Sein Augenlicht schwarz | Sein Blut, das nicht siedet*
Die holde Maid Elenor frei!

Frohlocke Recke* | Ein Uhr hat geschlagen
Die Treue ist Rittermanns Pflicht
So sei er sicher | Ihm sei Unbehagen
Weil sie ihm das gülden* Herz bricht!

Ich lieb' nur Einen | Melchior ist sein Name
Sein Antlitz* so knabenhaft fein
Im Zauberbann der Schönheit | Die Dame
Versprochen | So soll es auch sein!

Mein tapfrer Held | Bald wird er es finden
In Frieden | Sein ewiges Glück
Ein Weib am Brunnen | Bei grasgrünen Linden
Mein Chevalier*, eile zurück!

Mit Ross et Klinge zieht er weit ins Lande
Ein Paladin stolz um die Welt
Ein Abenteurer wie im Märchenbande
Von dem man noch Lichtjahr' erzählt!



*Maid: Mädchen
*et: lat. und
*zerbersten: gewaltsam auseinanderbrechen
*sieden: kochen
*Recke: Held, Kämpfer, Krieger
*gülden: golden
*Antlitz: Gesicht
*Chevalier: frz. chevalier Ritter