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Alt 16.10.2012, 12:52   #1
männlich Desperado
 
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Standard Po-po-poker

Einfach vom Pferd gefallen und gestorben.

Beim Überqueren einer Furt im Beisein seiner zwei ältesten Söhne ins Wasser geklatscht, auf dem Heimweg von einer der sogenannten Friedenskonferenzen, nur dazu dienlich, die Apache per Vertrag übers Ohr zu hauen und mit falschen Versprechungen hinzuhalten, Whoat, genannt Juh, Mann von Ishton und Häuptling der Nedhni vom Volk der Chiricahua, ist tot. Der stotternde Riese, der einem sadistischen Sklavenjäger mit bloßen Fingern die Augen in den Schädel drücken konnte und mit einem gleichzeitig ausgeführten Schlag seiner Fäuste beide Oberarme zerschmettern, ehe er ihm den Hals umdrehte wie einem Karnickel, dieser unbezwingbare und furchterregende Hüne erliegt wie vom Blitz getroffen einem gewöhnlichen Herzschlag.

Seine Söhne halten ihm den Kopf über Wasser bei seinen letzten Atemzügen, zu schwer ist er für die beiden jungen Männer, ihren Vater ans Ufer schleppen zu können, seine Seele schwimmt mit den Wellen davon, noch ehe die vorangerittenen und herbeigerufenen Krieger zu Hilfe eilen können. Sie bestatten seinen Körper an Ort und Stelle am Lauf des Flusses.

In Chihuahua und Sonora werden Freudenfeste gefeiert, die Armee ist erleichtert und guter Dinge.

Was gäbe ich für eine Schale Tiswin, sie auf sein Wohl zu leeren in einem Zug. Das Gebräu aus gegorenem Mais schmeckt nicht unbedingt nach Bier, hat aber um nichts weniger Gehalt und ermöglicht die gleiche Entspannung, vor allem aber ist der Saft überaus süffig und bekömmlich, er wirft dich über den Haufen, bevor du’s noch bemerkt hast.

Geronimo ist ein großer Verehrer und dankbarer Genießer davon, als das Apachebier im Reservat von San Carlos verboten wurde, stiftete er eine Revolte an und riss er mit ein paar Kriegern aus. So nicht, Freunde, und nicht mit mir! Die Agenten mussten das Verbot zähneknirschend aufheben, ehe die Soldaten ihn und seine kleine Schar zur Rückkehr bewegen konnten. Soweit ich mich entsinne, war dies sein einziger Aufstand ohne unmittelbar spirituellen Hintergrund, von der vergeistigenden Wirkung des Trankes einmal abgesehen.

Andrerseits, wenn der verfluchte Alkohol nicht die Unart hätte, süchtig zu machen, die Gesundheit zu ruinieren und die Birne auszuhöhlen, wären wohl die meisten Leute andauernd besoffen oder zumindest schön angeheitert, so gesehn hat der Stoff durchaus was Spirituelles, naja, sonst gäb’s ihn vermutlich garnicht. Da können die streitbaren Ladies der Mäßigkeitsorden einen Säufer verdammen was immer sie wollen, im Rausch ist das Leben nunmal leichter zu ertragen, der Blick wird auf das Wesentliche gerichtet, lässt einen dies irdische Dasein nicht mehr so verdammt wichtig nehmen und die Dinge nicht mehr so zwingend unausweichlich folgenschwer erscheinen. Das hat schon eine geistige Komponente, ohne Zweifel.

Wie dem auch sei, es macht einen unter anderm den Krieg vergessen. Was nun für die Belagerer keine größere Gewichtigkeit besitzt, weil sie es sind, die über Angriff oder verharrende Abriegelung entscheiden. Für die Belagerten hingegen, die in steter Wachsamkeit und Abwehrbereitschaft eines möglichen Vorrückens des Feindes auf der Hut sein müssen, stellen die üblichen Auflösungserscheinungen, die so ein Umtrunk nunmal mit sich bringt, eine entscheidende Schwächung und nicht hoch genug einzuschätzende Gefährdung dar.

Was die belagerten Chiricahua in ihren versteckten Bergfestungen und Rancherias nun sehr genau und nur allzu gut wissen, den Blauröcken am Fuß der Dragoons indessen ziemlich egal sein kann, die Soldaten saufen denn auch wie die Bürstenbinder. Aber mit Blaujacken zu saufen ist wie auf glühenden Kohlen tanzen, mit Apache gepflegt zu trinken wie in weichen Fellen schlafen. Was für einen umherschweifenden Desperado, der die Dragoons seit Jugendtagen kennt und ihre verschlungenen Pfade und verwinkelten Schluchten im Schlaf durchreitet, ein gewisses Ungleichgewicht mit sich bringt, wenn da entgegengesetzt voneinander abweichende Schwerpunkte aufeinanderprallen.

Will sagen, wenn ich gute Feierlaune mitbringe und die unerschütterliche Entschlossenheit zu einem fröhlichen Fest, während die Krieger in steter Alarmbereitschaft ihr angespanntes und entbehrungsreiches Dasein fristen und sich über jede willkommene Abwechslung freuen. Infolge ihrer Gastfreundschaft ist die Kampftruppe ohne großen Widerstand zu überzeugen von meinem Ansinnen und quasi im Sturm genommen, und weil es in den Bergen nunmal keine Zeit gibt, kann sich eine freundschaftliche Zusammenkunft wie diese schon mal locker über zwei drei Tage hinziehen. Da aber die Apache aus genannten Gründen sehr diszipliniert sind, bleibt alles im Rahmen und ohne nennenswerte Folgen.

Bis mir eines Tages dieser siebenköpfige Trupp über den Weg geritten kommt, im Tros ein paar vollbepackte Maulesel, der sich offensichtlich auf dem Weg zu einer Rancheria sprich einem der Hauptlager befindet. Ihr Anführer, dessen Pferd unter ihm wie ein Pony wirkt, begrüßt mich sogleich mit freundlicher Herzlichkeit.

„D-d-die Chiricahua ve-ve-verstecken sich in den B-b-bergen, der De-de-desperado trägt seinen B-b-berg mit sich herum und ni-ni-niemand kennt die Hö-hö-höhle, in der er sich ve-ve-versteckt.“

„Die Chiricahua sind Adler und der Desperado ist eine Schildkröte“, gebe ich zur gefälligen Antwort.

Man einigt sich erstaunlich schnell auf eine gemeinsame Rast beim nächstbesten Bachlauf, und der Hüne lässt eines der merkwürigen Bast- und Tierhautbehältnisse von einem der Lasttiere heben und es sich nicht nehmen, seinen Gast mit frischem Tiswin zu bewirten. Der Häuptling nun ist nicht nur ein Bär, er kann saufen wie ein Ochse und verträgt so viel wie ein ausgewachsener Grizzly. Und aus unerfindlichen Gründen hat er es sich in den Kopf gesetzt, dass ihm der Desperado, wenn er denn schon mal da ist, unbedingt das „Po-po-pokern“ beibringen muss, und sei es mit den Lederkarten der Apache und ihren nicht zu entschlüsselnden Zeichen.

Und so begab es sich, dass ich fast eine Woche lang im Kreis der Gruppe verbringe und nicht nur zeche sondern zocke, denn Juh hat keinerlei Mühe ob seiner unbestrittenen Autorität, nach einem etwaigen Ausfall sprich Hintenüberkippens eines Mitspielers einen würdigen Ersatzmann für die Runde zu rekrutieren, allein er und ich spielen eisern durch mit wechselnder Besetzung, von erholsamen Schlafpausen unterbrochen, Tage und Nächte lang, deren Erinnerung mir in ihrem Gesamtbilde wie ein einziger Tag erscheint und die darauffolgende Nacht.

Die Zeit vergeht mir wie im Flug, denn, wie das mit Bären nunmal so ist, in Zorn gebracht werden sie zu brandgefährlichen, mörderischen Ungeheuern, ansonsten aber sind sie gutmütigen Wesens und urgemütlicher Natur. Bei Juh kommt erschwerdend noch eine Begabung dazu, er ist mit göttlichem Humor gesegnet, der seinesgleichen sucht, und wenn ich in diesen Tagen wirklich mal so etwas wie Erschöpfung fühle, dann nur aufgrund des Umstandes, dass ich mich immer wieder von lebensbedrohlich heftigen Lachanfällen erholen muss.

Fest steht, dass wir bei dem Lehrgang irgendwie die Zeit aus den Augen verloren haben müssen, was zwar insofern unwichtig ist, dass sowieso keiner der anwesendenden Mitwirkenden und Beteiligten mehr eine Ahnung hat, den wievielten Morgen er seinen verknautschten Kopf aus den Decken quält, um die bösen Geister erst einmal mit einem kräftigen Schluck zu verscheuchen, ehe er überhaupt auf die Beine zu kommen imstande ist, was sich jedoch sich auf verschlungenen Wegen bis ins Hauptlager durchgesprochen zu haben scheint, denn eines schönen Morgens hören wir Hufschlag von oben aus den Bergen kommen.

Juh hat ihn natürlich lange vor mir gehört und keine Miene verzogen, und auch jetzt, da ich ihn mit wachsender Sorge nach dessen Ursprung frage, lässt er den Blick nicht von seinen Karten und brummt nur gleichmütig: „Co-co-cochise.“

„Wewewer“, entfährt es mir entsetzt, „willst du mich verscheschescheißern?!?“

Juh ist konzentriert damit beschäftigt, seine Kartenhand zu ordnen und schenkt meinem Schrecken keinerlei Beachtung, der ich mich bereits auf den Boden gepflockt und mit Lanzen gespickt sehe, ganz nebenbei lernt und begreift der Häuptling erstaunlich schnell und hat gleich ein paar neue -typischer Apachenlogik folgende- Regeln erfunden und eingeführt, endlich fügt er beiläufig an: „Mä-mä-männer von Cochise, er ist ma-ma-manchmal ein wenig u-u-ungeduldig.“

Als der kleine Kriegertrupp endlich an der Felssohle angelangt ist, unter der wir unser provisorisches Lager aufgeschlagen haben, sprechen Haltung und Züge des aus dem Nichts gekommenen Dreigestirns die deutliche Sprache glasklarer Nüchternheit, nicht nachvollziehbarer Ernsthaftigkeit und befremdlichen Missfallens, was mir beträchtliches Unbehagen bereitet, Juh hingegen völlig unbeeindruckt lässt. Mürrisch erhebt er sich und schreitet gemessenen Schrittes auf die Abordnung zu, da er offenbar etwas verstimmt ist, spricht er plötzlich fließend und ohne Unterbrechung, es bedarf ohnehin nicht vieler Worte, den verunsicherten Kriegern jeden etwaigen Vorwurf im Halse stecken bleiben zu lassen.

Nach diesem kurzangebundenen Lagebericht gibt er seiner erschlafften Truppe mit ein paar Handzeichen die Order zum Aufbruch, die zersausten Männer raffen sich unverzüglich hoch und beginnen stoisch die Maultiere zu beladen. Dann wendet er sich wieder an mich, der ich reglos und mucksmäuschenstill dasitze, der Riese hat innerhalb von Minuten ganz offensichtlich zu völliger Ernüchterung gefunden, und meint trocken und bestimmt:

„Ich hätte gewonnen.“

Nach geisterhaft kurzer Zeit ist der Provianttrupp bereit zum Weiterziehen, obwohl die Lasten neu aufgeteilt werden mussten, ihr Vorrat hat sich um ein paar Tiswinbehälter erleichtert, eine Merkwürdigkeit, die keiner weiteren Erläuterung bedarf. Auch ich habe mich so unauffällig wie möglich erhoben, bin zu meinem Pferd geschlichen und gerade dabei, es zu satteln, als mir der bereits aufgestiegene Juh zum Abschied zuruft:

„ Despera-ra-rado, du ha-ha-hast mir viel Nü-nü-nützliches beigebracht und ka-ka-kannst in Frieden deiner W-w-wege ziehen. Cochise lä-lä-lässt dir sagen“, er räuspert sich leicht angefressen, „lässt dir sagen, dass dein Ritt von jetzt und diesem Ort an nicht mehr tiefer in die Berge hineinführen darf, weil du-du-du für seine Krieger bi-bi-bist wie Schlangengift.“

Sagts, wendet sich ab, schnalzt mit der Zunge und verschwindet ohne ein weiteres Wort um die nächste Felsecke, gefolgt von seiner schweigsamen kleinen Schar. Ich steh noch grübelnd da, die Zügel in der Hand, als sich der aufgewirbelte Staub bereits gelegt hat.

War sowas von klar, dass mal wieder ich der Schuldige bin an dem Ganzen, sowas von sonnenklar.
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Alt 16.10.2012, 16:06   #2
weiblich Poetibus
 
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Hallo, Desperado,

wieder mit Genuss und Interesse gelesen.

Was mich nun mit der Zeit gedanklich immer mehr bewegte: Dein Wissen über die Völker der Native Americans ist sehr umfangreich, wirklich äußerst beeindruckend. Nein, ich frage nicht nach dem persönlichen Hintergrund, ich wollte dir lediglich ein Feedback geben.

Denn entweder hast du beruflich damit zu tun oder du hast lange, gründlich und sehr sorgfältig recherchiert. Damit ich es zumindest ein Mal ausdrücklich erwähnt habe.

Das Zweite, was mich beeindruckt: Dein "Schreibtempo".

Insgesamt also für drei "Dinge" ein Kompliment: Kenntnisse, interessanter Schreibstil und Schreibgeschwindigkeit.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 17.10.2012, 09:33   #3
männlich Desperado
 
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Guten Morgen, Poetibus,

herzlich danke für Dein Interesse!

Nun, ich bin keinem Schamanen begegnet, der mich zum Indianer gemacht hat und zu Wakan-Tanka bekehrt, wie Musiker und Songwriter Willy Michl geschehen, und laufe auch nicht in Sioux-Tracht durch die Gegend.

Mein Interesse für die Natives, ihre Kulturen, Lebensweisen, ihren Untergang oder besser ihre Ausrottung -ein systematischer und beispielloser Völkermord, der größte der Menschheitsgeschichte ganz nebenbei- beschäftigt mich seit Jugendtagen. Nicht durchgehend andauernd, aber kontinuierlich und immer wieder aufs Neue eingehend und gründlich.

Auf Arte hab ich mir vorgestern den Film "Geronimo" nochmal angeschaut, sah ihn seinerzeit im Kino, nun, es ist kein schlechter Film, historisch gestrafft und vereinfacht, aber welcher Film ist das nicht, und vergleichsweise kritisch...
vergleichsweise, denn das erzählte Geschehen bleibt sehr, sehr weit hinter der unvorstellbaren Wirklichkeit zurück. Kein Genozid wird bis heute derart ungeheuerlich verharmlost und auf widerwärtig schamlose Weise verfälscht, als unvermeidlich ja notwendig hingestellt, als der an den Indianervölkern Nordamerikas. Ein riesiger Kontinent wurde entvölkert, jahrtausende alte Kulturen mit ihren Völkern ausgelöscht, der gewissenlose Landraub sucht ebenso seinesgleichen.

Immer wieder musste ich betroffen feststellen, dass auch in Europa erschreckendes Unwissen herrscht über die Wahrheit der damaligen Verbrechen, die von Rassismus und Menschenverachtung übelster Sorte getragen waren und von den jeweiligen Präsidenten nicht nur abgesegnet sondern- in Gottes Auftrag- befohlen wurden.

Hätte ich den "Federhut" als weißer Amerikaner in einem amerikanischen Forum veröffentlicht, wäre ich verfolgter, gehasster und geschasster Staatsfeind und Volksverhetzer, das sind die traurigen aber wahren Fakten unserer aufgeklärten Zeit. Die erschreckend übereinstimmenden Pararellen zur Gegenwart sind noch nicht einmal beabsichtigt, sie ergaben sich während des Schreibens quasi ganz von selbst.

Der Entschluss, ein Buch über die Geschichte der Indianer zu schreiben, gärte schon sehr lange in mir, ehe ich vor gut zwei Jahren damit begann, wie üblich eher zufällig und aus dem Schreiben heraus. Den Einstieg fand ich mit der Erzählergestalt des Desperado, eines sogenannten Indianerfreundes mit außergewöhnlicher Begabung zum Glück und allerlei Problemen mit seiner von sich selbst überzeugten weißen Umwelt.

Und auf einmal war ich mitten drin, umgeben von meinen Büchern, mit Lesezeichen gespickt, umzingelt von geordnetem Chaos, und redlich bemüht, Lebensweise, Denken, Spiritualität und Mythen der indianischen Völker in meine Geschichten einfließen zu lassen, ohne dabei übermäßig ermüdend zu werden, denn die schier unüberschaubare Vielfalt ihrer Kulturen und Völker übertrifft die Europas um Längen, die dicksten Wälzer können sie nur stückweise fassen.

Ich habe nicht nur diese Wälzer gelesen, zum Teil von Natives mitherausgegeben und mit fundierten und aufklärenden Artikeln auf dem neuesten Stand gefüllt, die auf indianischer Seite nichts verherrlichen, aber eben auch nichts verschweigen auf Seiten der Weißen, sondern ebenso gesammelte Erzählungen und Erfahrungsberichte, zB. das nicht mehr im Handel erhältliche Buch eines direkten Nachkommen der Apache, die mit Geronimo ums Überleben kämpften, geschichtstreu und detailliert aus Sicht der Chiricahua erzählt.

Eigentlich und ohne falsche Bescheidenheit bin ich -als Laie für einen Laien- soweit ganz zufrieden mit dem Ergebnis, es ist genug Fantasie und Unsinn drin zu finden, um diese Zeit nicht als realen Albtraum erstehen zu lassen, der es zweifellos einer war, sondern das Geschehen auch für nicht besonders Interessierte lesbar und leidlich spannend herüberkommen zu lassen.

Ohne den verrückten Desperado und seine etwas eigenwillige Sicht der Dinge hätt ich das nie geschafft, weshalb das Buch dann ja auch tatsächlich von diesem geschrieben wurde, ich hab's lediglich veröffentlicht gewissermaßen.

Auf alle Fälle freut und bestätigt es mich, in Dir, Poetibus, einen "angetanen" Leser gefunden zu haben.

Wünch Dir einen schönen Indian Summer Tag!
Desperado
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Alt 17.10.2012, 18:37   #4
männlich Tschatscha
 
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Wenn du möchtest, dass deine Geschichten spannend sind, dann solltest du deinen Schreibstil grundlegend ändern, denn du schreibst wie einer, der oberflächlich erklärt, und das jegliches Geschehen.

Show, don't tell.

Denk einmal darüber nach.

Grüße
Tschatscha
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Alt 18.10.2012, 08:35   #5
männlich Desperado
 
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Hallo Tschatscha,

na immerhin scheine ich einen Schreibstil zu haben, selbst bin ich mir da nämlich keineswegs so sicher.

Ich schicke Dir aber gerne ein paar oberflächliche Erklärungen zum historischen Umfeld der kleinen Anekdote nach, weil ich nicht wüsste, was es an der Story selbst zu erklären geben könnte.

However.


Die Dragoon Mountains brennen.

Die sinkende Sonne verglüht wie ein lodernder Strohballen und setzt den Himmel in Brand, verwandelt die Wolkenstreifen in blutrote Feuerzungen, mit tiefschwarzem Federstrich gezeichnet schneiden sich bizarre Schattenrisse durch die Felsformationen, feine Rinnen werden zu klaffenden Schluchten und schmale Schluchten zu gähnenden Höllenschlunden, der graue Stein scheint wie kochende Lava in mächtigen Strömen die Berghänge hinabzufließen, die schlafenden Drachen sind erwacht und kriechen mit rauchenden Rachen aus ihren Höhlen.

Uneinnehmbar ist diese natürliche Festung, sichtbar gewordener Albtraum der Generäle, ihren Soldaten verschlingendes Ungeheuer, das seine Angreifer lechzend verschluckt und kein einziges Haar übrig lässt, spurlos bleiben sie verschwunden, als hätten die Berge ihre Wände aufgetan, um ihnen den Weg in ihr Inneres freizugeben und die Pforten zu schließen in ihrem Rücken für immer. Was mir Rausch und Wunder, ist den Blaujacken Tod und Verderben.

Die bereits zur Vergangenheit gehörigen Irokesenkriege haben ihre Legendengestalten, die jüngsten Präriekriege ihre Schlachtenpanoramen und fragwürdigen Helden, der Jahrzehnte währende Stellungskrieg gegen die Apache aber, der die Militärs schon jetzt mehr Verluste gekostet hat als jeder andere, kennt weder Darstellung noch Geschichte, weil er keine Sensationsmeldungen zu bieten hat, keine spektakulären Gefechte und keine historischen Schlachten. Dieser Wüstenkrieg findet unsichtbar und fast lautlos im Verborgenen statt, ist nichts weiter als eine ineinander verwobene Aneinanderreihung von Scharmützeln, Metzeleien und ungeklärten Vorfällen, die jeden Berichterstatter vor das unlösbare Problem stellen, den jeweiligen Verlustmeldungen die dazugehörige Geschichte abzuringen oder besser anzudichten, weil niemand sie so genau oder besser überhaupt kennt.

Eine vor Tagen ausgeschickte Patrouille kehrt nicht mehr von ihrem Einsatz zurück, der nachgesandte Suchtrupp findet keinen Hinweis auf ihren Verbleib oder bleibt selbst verschwunden, es gibt keinerlei Anzeichen eines Kampfes, niemand der ohnehin kaum vorhandenen, weit verstreuten Bergbewohner „neutraler“ Stammesgruppen hat etwas in der Art gehört oder gesehen. Kann sein, dass ein paar Soldaten beim nächsten Gefangenenaustausch wieder auftauchen, kann sein dass nicht, und selbst wenn, wissen die Überlebenden bis auf die inzwischen verhassten Begriffe Überraschungsangriff, Hinterhalt und Überrumpelung nichts zu sagen, außer dass alles unglaublich sprich viel zu schnell gegangen sei, um es aktentauglich wiedergeben zu können.

Ein Lagebericht wie „wir ritten irgendwo durch unwegsames Gelände und ich fand mich gefesselt in einem versteckten Apachenlager wieder, keine Ahnung wo sich das befindet, ich weiß nichts darüber und kann nicht sagen, was mit den andern Männern passiert ist“, findet nunmal keinen Eingang in die Militärarchive, da heißt es dann lediglich „Corporal Miller konnte nach vier Wochen Gefangenschaft ausgelöst und den Umständen entsprechend in guter gesundheitlicher Verfassung der Truppe wiederzugeführt werden; zwölf Mann bleiben weiterhin vermisst“.

Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, dass ein erfahrener Lieutenant mit seiner Abteilung im Gänsemarsch in einen sehr schmalen ausgetrockneten Canyon eingeritten ist und ihn ohne Zwischenfall am andern Ende wieder verlassen hat- mit dem kleinen Unterschied, dass sich anstelle seiner Soldaten Apachekrieger auf den Pferden befanden, die den vollkommen Konsternierten widerstandslos gefangennahmen und mit verbundenen Augen in ein abgelegenes Bergversteck abführten als Pfand für die nächsten Verhandlungen.

Kein Krieg also für eine Ordensammlung und große Heldentaten, dafür aber einer, in dem jede unversehrt gebliebene Patrouille schon als Teilerfolg gewertet wird und jeder Stosstrupp, der nicht in einem Hinterhalt sein unrühmliches Ende findet, sondern sich –nach kurzem Schusswechsel sprich flüchtiger Feindberührung- halbwegs ungeschoren und unverrichteter Dinge auf Schleichwegen zurück zur Truppe durchschlagen kann, als ruhmreicher Sieg in die Annalen eingeht. Ohne die entscheidende Überlebenshilfe der indianischen Scouts gäb’s nicht einmal diese zu vermelden.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes aufreibender Krieg mit dem immer gleichen Ergebnis, dass die Belagerer keinen Schritt weiter kommen und die Belagerten immer noch da sind, irgendwo dort oben in den Bergen, unauffindbar und nirgendwo aufzustöbern, nicht zu stellen und nicht in die Enge zu treiben, nicht zu jagen und nicht niederzumachen, ja nicht einmal zu sehen und zu hören, einzig und allein die nicht wegzuleugnenden eigenen Verluste beweisen ihre ungebrochene, unbeugsame, erschreckend kampfstarke und unheimliche Anwesenheit.

Ein geisterhafter Krieg gegen Gespenster.
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2012, 09:08   #6
Ex-zonkeye
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Sorry, wenn ich Tschatscha beipflichten und Dir sagen muss, dass man mit derart langweilig verzapften Endlos-Kauboi-G’schichterln niemanden mehr hinter dem den Ofen hervorholen kann. Wir sind nicht die einzigen, die Dir das sagen – in allen anderen deutschen Foren, in denen Deine alten Lederstrümpfe ebenfalls massenhaft an den Leinen verkrumpeln, sind die Reaktionen entsprechend.

Unlängst hab ich Dir gereimt:

Zitat:
Dicht als Kauboi durch die Foren
Nerv das Volk mit Winne 2
Leiht Dir niemand seine Ohren
Und Dein Postfach bleibt stets zu.

Möchtest du den Leser laben
Solltest Du authentisch sein
Und etwas zu sagen haben
Denn sonst kümmerst Du kein Schwein.

Old Schmetterhand liegt längst im Grab
Von Langeweile hingerafft
In meinem Bücherschränkchen hab
Ich ihn vor Jahren abgeschafft.

Vom Grab heraus ist schlecht erzählen
Drum, Kauboi, zieh Dich um
Lass Dich ein andres Imitsch wählen
Das nicht so kindisch ist und dumm.

In der Wüste gibt’s nur Flöhe
Und Nächtens ist es lausig kalt
Da bringst Du gar nichts in die Höhe
Und schaust als Junger schon uralt.

Trau Dich in die Feuchtgebiete!
Machs mit dem Herzen, nicht dem Colt
Und schon hätt’st Du die halbe Miete
Fürs Druckhaus, wo Du hingewollt …
Leider scheinst du diese simple Botschaft nicht verstanden zu haben.

Dass Du nicht ins Druckhaus möchtest, kannst Du Deinen drei Fans erzählen, die auch nicht mögen, dass der Mensch Lust empfindet. Der Rest der Welt erkennt an der Frequenz und am Volumen Deiner Elaborate, dass Du geradezu versessen darauf wärest.

Tipp: Fang wirklich mal an mit erzählen, wie Tschatscha Dir rät. Dann wird’s vielleicht noch …
Ex-zonkeye ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2012, 10:49   #7
weiblich Persephone
 
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Es ist natürlich absolut legitim, wenn jemand den Stil eines Autors nicht mag und das auch sagt. Ich persönlich würde mich dann vielleicht nicht hinstellen wie die letzte Instanz und sagen:"Schreib gefälligst so oder anders."

Mir persönlich gefällt der Stil gut, und gerade diese Geschichte fand ich besonders drollig, vielleicht, weil ich vorher schon mal irgendwo gelesen habe, dass Juh wohl ein sympathischer Bär war.

Jedenfalls habe ich am Ende laut gelacht - und mit solchen Reaktionen, denk ich mal, hätte die Geschichte ihren Sinn erfüllt. Sie will lustig sein, ich fand sie lustig.

LG

Persephone
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Alt 18.10.2012, 10:56   #8
Ex-zonkeye
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Es geht nicht so sehr um den Stil, Persephone. Den hat keiner wirklich kritisiert. Man will dem Autor begreiflich machen, dass inflationäres Geschreibsel über sattsam Abgehandeltes nicht zielführend sein kann, es sei denn, man lege keinen Wert auf Publikum. Das scheint bei unserem Kauboi aber nicht der Fall zu sein - er ist in den deutschen Foren omnipräsent, ohne dass es ihn weiter brächte. Er schreibt auch dort ins Nichts.

Irgendwie ein bisschen tragisch, findest du nicht?
Ex-zonkeye ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.10.2012, 11:06   #9
männlich Desperado
 
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Das freut mich, Persephone,
und stimmt, damit hat das Geschichtlein seinen Zweck erfüllt!

Nun, Zonkeye,
dann bleib mal schön hinter Deinem Ofen, dort bist Du bestens aufgehoben.

Liebe Grüße
Desperado
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