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Alt 13.11.2012, 11:35   #1
männlich Desperado
 
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Standard Koka

Die Welt der Indios ist vor noch längerer Zeit untergegangen.

Bei den Mayo, Guasave, Tahue, Acaxee, Tepehuam, Xixime und Zacateca im äußersten Süden des Südwestens kannst du ausgemergelte Gestalten durch die Dörfer irren sehen, denen die Rotzglocke bis zu den Knien hinunterbaumelt, von solchen Kleinigkeiten lassen sich diese leidenschaftlichen Schnupfer jedoch überhaupt nicht aus der Spur bringen.

Du kannst den Blättern des Kokastrauchs hinterher hecheln, bis du dir auf die Zunge trittst und voll auf die Schnauze fällst, auch dann kriegst du die geschwollene Nase nicht voll von dem Zeug, der alte Kojote, dieser unverbesserliche Kokopelli, muss es ja schließlich wissen.

Der Pusher hängt mit einem Fuß in der Fallschlinge des Jägers kopfüber vom Baum herunter und hält dir ein Beutelchen weißes Pulver unter die Nase, „hey man, hast du das schon probiert“, ruft er dir zu, „ist echt irre, klärt dir die Birne, voll der Hammer“, antwortest du ihm freundlich „lass mal gut sein, so wie die Dinge hängen, kannst du das selbst am besten brauchen“, meint er stockbeleidigt „für wen hältst du mich, glaubst du, ich zieh mir so’n Dreck rein, ich bevorzuge gehobene Qualität!“

Manchen kann man getrost hängen lassen.

Ich frage mich, wie klar eine Birne sein muss, in der sich nichts mehr anderes abspielt als Dauerklärung, ist doch einleuchtend, dass da irgendwann mal alles restlos abgeklärt ist, was da jemals sonnenklar strahlte oder neblig trüb wallte, eines klaren Morgens ist der Kasten leer geklärt.

Einem Gaul, der nur noch aus seinem Knochengerippe besteht, kannst du noch so oft die Peitsche geben, er wird sich nicht von der Stelle rühren. Ein zu Stein gewordenes Holzscheit wirst du nicht zum Brennen bringen.

Eines gewissen Tages kommt die Stunde, an der der guten Gefühle genug ausgekostet sind, eine rasende Büffelherde zu bändigen und Hunderte von wilden Wölfen damit zu zähmen, ohne dich auch nur einen Fingerbreit von der Stelle bewegt zu haben, der großen Gedanken genug erschaffen, alle Bücher dieser Welt damit zu füllen, ohne ein vernünftiges Wort von dir gegeben zu haben seit ungezählten Jahren, der Tag, an dem dich jedes noch so fantastische Wunderland nur noch anödet, die stete Wiederholung von trügerischen Fantastereien und spinnenverwebten Träumen dich schlicht zu Tode langweilt.

Wirst du all den Dampf und Dunst und Nebel auflösen können, ihn abschütteln wie dein Hund das Wasser aus seinem nassen Fell, wenn es aus dem Bach steigt, wirst du es schaffen, all das Räucherwerk der Täuschungen von dir zu werfen wie einen gesprungenen Pfeifenkopf, wirst du den kochenden Sud in den sprudelnden Quell des Lebens schütten können wie abgestandenes Regenwasser aus algengrünem Trog in den ziehenden Fluss?

Natürlich hast du dir diese Frage nicht gestellt, als alles anfing, wozu auch, sie war noch nicht geboren, doch es kommt der Tag, an dem du sie dir stellen musst, weil sie dir längst über den Kopf gewachsen ist.

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, am Leben vorbeizurauschen, bis es an einem vorbeigerauscht ist, unendlich viele, willst du dich wirklich mit einer davon begnügen, dich verdingen an eine einzige? Du selbst hast dir die Ketten um Hals, Gelenke und Fesseln gelegt, niemand sonst, sollst du dich dafür strafen dass du dich bestraft hast? Lache laut aus vollem Hals, wenn andere da glauben, dich in den Kerker werfen zu müssen für deine selbstgewählte Gefangenschaft, denn nur Narren können schallend über Narren lachen.

Klar, wenn einem alles gleichgültig geworden ist wir mir, ist es ihm auch der Rausch, ich verspreche mir nichts mehr von den hohlen Versprechungen seiner Urheberschaft und erwarte nichts mehr von einer wie auch immer herbeigeführten Hochstimmung, da mir alles schales Salz ist und ich all dessen überdrüssig geworden, was da aufweckt und beflügelt, glücklich und zufrieden macht, allwissend und unüberwindlich, hackedicht zudröhnt oder gnädig ausbläst, meine Not nicht ändert sondern verschlimmert.

An der kalten Nüchternheit meines Lebens wird sich dadurch nicht das Geringste ändern, und außer derselben gibt es nun mal nichts mehr, was mir noch geblieben ist. Nichts mehr verschafft mir Trost, es gibt keine Linderung, kein gnädiges Vergessen und keine Befreiung mehr, für die sich dieser Einsatz wirklich lohnen würde, die Vorstellung, süchtig zu werden danach, langweilt mich dermaßen, dass ich es schon allein deshalb nicht werde.

Da hab’ ich natürlich leicht reden, reite ein Stück auf dem Truthahn und lasse die goldenen Eier goldene Eier sein. Andrerseits stör’ ich mich aber auch nicht daran, wenn du wie eine Glucke drauf hocken bleibst und die hohlen Gipsattrappen bebrütest in der Hoffnung, dass eines Tages irgendwann vielleicht doch ein wunderschöner Feuervogel schlüpfen könnte und mit leuchtendem Gefieder aus der erkalteten Asche deiner verlorenen Träume steigen, auch wenn ich mit Gewissheit weiß, dass es ein stinkender zerrupfter Aasgeier sein wird.

Niemand schafft es mir, dir dergestalt Verfallenem auch nur ein Sterbenswörtchen abzukaufen, ein Körnchen aufzupicken von der erstorbenen Saat deiner nie bestellten Felder, einen Cent zu geben auf die Beteuerung deiner guten Vorsätze und kühnen Pläne, den unverschuldeten Nöten und hinterhältigen Katastrophen Beachtung zu schenken, die erbarmungslos über dich hereinbrechen mit erstaunlicher Beharrlichkeit.

Du bist an dein moderndes Nest gefesselt und wirst Jedermann belügen auf Teufel komm raus und schamlos betrügen nach Strich und Faden, wenn der Affe an deine Tür klopft, und ganz allein selber schuld bin ich, wenn ich dir Glauben schenke. Es reicht mir vollständig, dich Verfallenen davon abzuhalten, mir die Satteltasche leer zu klauen oder dich über Nacht mit meinem gestohlenen Gaul aus dem Staub zu machen.

Niemand erwarte Aufrichtigkeit von den Elenden, die Not ist seit jeher die beste Lehrmeisterin der Lüge.

Umso erfreulicher mag es sein, einen ehrlichen Mann wie dich in ihren Aussätzigenhöhlen finden und Freund nennen zu können, umso trauriger ist es, wenn dieser genau wie alle andern Befallenen elendiglich zu Grunde gehen wird ohne Unterschied und Gnade, und ich nichts und wieder nichts zu tun vermag, es zu verhindern. Still und stumm wie dein vergessenes Grab werde ich meiner Wege ziehen.

Und da ist niemand, der mir Beachtung schenkt, der ich Totenpsalmen singend über die verwehten Spuren vergessener Gräber reite.

Und käm da einer mich zu fragen,
ob ich ihm kann dein’ Namen sagen,
so hört’ er nur
den heil’gen Schwur,
wohl kannt’ ich ihn
und sah ihn zieh’n,
die Stimme und das Angesicht,
doch seinen Namen kenn’ ich nicht,
nein, seinen Namen nenn ich nicht.
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2012, 16:34   #2
weiblich simbaladung
 
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Hi, mein Lieber,

heut ist mir danach dir mal zu sagen, was mir an deinem Desperado so gut gefällt:
Das Leben hat ihn gezeichnet, er hat hat gelernt, Jahr um Jahr und in einsamen Stunden in seiner Wüste endlich seine Wahrheit gefunden (nicht der erste, der die Wüste aufsuchte um zu verstehen). Nun hätte er sich - angesichts seiner Erkenntnis - resigniert, verbittert abwenden können, aber nein, dein Desperado zieht weiter durch die Welt, den Menschen durchaus zugewandt und verstummt nicht. Hält die Augen offen, greift dort ein, wo er´s für nötig hält, erzählt von seinen Erkenntinssen, wenn er mag, und wendet sich ab, wenn er auf taube Ohren stößt.
Ich mag seine innere Ruhe, seine Abgeklärtheit und ...
dass er "Totenpsalmen singend über die verwehten Spuren vergessener Gräber reitet" - das spricht für mich Bände ...

Ich stell mir gerade vor, was passieren würde, wenn er auf einen anderen Desperado stieße ... wahrscheinlich würden sie sich erkennend in die Augen
schauen, einmal kaum merklich lächeln und weiter ziehen, jeder für sich ....

Noch was, dein kurzes Gedicht am Schluss gefällt mir auch. Bei der letzten Zeile musste ich schmunzeln.

lg simba
simbaladung ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2012, 18:03   #3
männlich Desperado
 
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Zitat:
Zitat von simbaladung Beitrag anzeigen
Ich stell mir gerade vor, was passieren würde, wenn er auf einen anderen Desperado stieße ... wahrscheinlich würden sie sich erkennend in die Augen schauen, einmal kaum merklich lächeln und weiter ziehen, jeder für sich ....
Schöner hätt ich's nicht sagen können, Simba!
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Alt 17.11.2012, 00:07   #4
männlich El Machiko
 
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Bevor ich auf den Text eingehe, wollte ich erstmaletwas über ein paar Gedanken darin loswerden.

Die mir so durch den Kopf schoosen. Ein Junky ist sozusagen auch eine art job. Du hast auf jedenfall immer etwas zu tun. Es gibt viele möglichkeiten am Leben vorbeizurauschen. Z.b. das Arbeiten auf dem Bau,im Supermarkt oder als Manager der siene Familie so gut wie nie zu sehen bekommt.
Im prinziepspeziallisieren wir uns alle auf eine Sache oder würden das zumindest gerne tun. Doch das worauf wir uns spezialisieren wollen lässt das leben meist eigentlich gar nicht zu. Und wir müssen kompromisse eingehen.
Ich glaube nicht das jemand sich dazu entscheidet sein lebenlag ein abhängiger zu sein ausser er steckt schon zu tief drin. Vieleicht ist es genau das was einen abhängigen von anderen menschen unterscheidet, das er diese kompromisse nicht eigehen wollteoder gar einfach aus naivität mal etwas ausprobieren wollte was besonders ist.
Derknast ist ein thema was eigentlich ein eigenes werk würdig wäre. Ich war noch nie im knast wie man ihn als knast versteht. Doch was ist ein knast?
Vieleicht ist es dein job? die schulklasse die du nicht magst? diene gegend oder das leben an sich? Wer ist schon frei?
Frei bist du nur wenn du reich aber nicht zu reich bist, sagen wir so 5 millionen aber du behälst es für dich und du stehst nicht in der öffentlichkeit. Jeder andere mensch befindet sich im knast.Ok es gibt noch ein paar die ein sehr erfülltes leben haben, aber prozentuall gesehn sind das sagen wir mal über den dauemn gepeilt 7prozent der menschen in deutschland und in anderen ländern weit weniger. Und jeder sucht die schuld oder das fehlverhalten bei anderen. Bist du arm sind es die reichen bist du reich sind es die armen. Bist du Nazie sind es die ausländer, bist du punker sind es die nazies, und bist du ausländer sind es die halt oft die deutschen. Bist du relativ normalsind es einige randgruppen, bist dui in einer randgruppe sind es die normalen.
Bist du sexuell nicht so erfolgreich sind es die eingebildeten und bist du sehr hübsch sind es halt die neider.
Das leben ist eine quall und es scheint keinen ausweg zu geben als auf den sonnenschein zu warten und wenn er kommt wird man den moment krampfhaft so festhalten das man es nicht geniesen kann und genist man ihn ist er zuschnell vorbei.
Junkys versuchen immer den moment so lange es geht festzuhalten. Ob das so verwerflich ist stell ich mal als frage in den raum.
In einer wirklichen art von isolation ( in der ich war und das nicht tatsächlich freiwillig) oder unter sehr schwirigen umständen ist spiritualität egal in welcher form von großer bedeutung es hält dich am leben.Zum glüpck macht spiritualität einen nachdenklich d.h.man kann tatsächlich geistig daran wachsen. Aber das liegt an einem selber. Jedoch ist das auch keine lösung sondern nur ein weiterer von vielen wegen.
In dem land das du beschrieben hast, wird von den einheimischen das kokain hauptsächlich als kokablatt gekaut.Dort gibt es wohl wie in jedem land auch echte drogendealer, doch angemerkt sei das das kauen von kokablättern auch high macht aber nochmalne ganz andere welt ist als es zu schnupfen und ich würde gerne mal die blätterprobieren erlich gesagt.
In diesem armen land ist die arbeit hart, das freizeitangebot lange nicht so luxuriös und es gibt auch sehr viel weniger hilfen. Diese blätter gehören dort zur tradition und willst du den armen kindern in brasilien wirklich noch den fusball klauen? Ich meie nach einem ganzen tag harter körperlicher arbeit würde ich bestimmt kein fusball mehr spielen.
Und nicht jeder der süchtig ist muss klauen umzu überleben, ok bei vielen ist das so aber sehr viele haben gelernt wie sie auch ohne zu klauen an das geld kommen.
Drogen haben auf der welt eine ganz wichtige rolle, die ich hier nicht erörten kann darf und will. Aber du hast recht sie sind gefährlcih und können einem starkan lebensqualität beschneiden oder in den meisten fällen sogar das leben zerstören.
Doch die ursache ligt im menschen nicht in der droge. Sie ist nur eine substanz. wenige habe die reife dafür und der umgang damit wie einst unter schamanen wird in gehttos garantiert nicht richtig gelehrt(pasiert das nicht bring oft auch eine gute reife nichts) und in der westlichen welt besteht daran kein interesse weil es keinen Chamanen als beruf gibt und man nicht will das plötzlich jeder gerne der Schamane sein will. Soweit.
Und wenn man runterkommt dann will man meist nichts nacholen oder wie phonix aus der asche steigen, was bleibt xie erste lange zeit ist leere das aufhören ist schwer aber danach beginnt erst der kampf. Aufeinmal bist du suizit gefährdet den die welt die sich dir zeigt ist grau und depressiv. Ein schutthaufen aus dem du dich Jahre und jahre rausarbeiten must unter scheiß bedingungen.Abgesehen davon das sich dein köprperlicher haushalt an glückshormonen erstmal wieder einstellen muss und du ein so gutes erlebnisssonst nicht krigst. Man sagt es gibt im leben so viele dinge die schöner sind als drogen ja aber das duumme ist das auf drogen all diese anderen dinge noch schöner sind.
Und es ist icht wie im film das alle sich freuen das du jetzt clean bist dch unterstützen und stolz sind auf die leistung das du nun clean bist. Im prinzip geht es entweder am rash vorbei oder du bist immer noch der übeltäter weil du es überhaupt mal gemacht hast.
Das ist die wahrehit. Einmal verstossen immer verstossen. bevor sich die junkys ändern müste sich erst mal die welt ändern! Für diese menschen.
El Machiko ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2012, 10:01   #5
männlich Desperado
 
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Zitat:
Zitat von El Machiko Beitrag anzeigen
Das leben ist eine quall und es scheint keinen ausweg zu geben als auf den sonnenschein zu warten und wenn er kommt wird man den moment krampfhaft so festhalten das man es nicht geniesen kann und genist man ihn ist er zuschnell vorbei....
In dem land das du beschrieben hast, wird von den einheimischen das kokain hauptsächlich als kokablatt gekaut. In diesem armen land ist die arbeit hart, das freizeitangebot lange nicht so luxuriös und es gibt auch sehr viel weniger hilfen. Diese blätter gehören dort zur tradition und willst du den armen kindern in brasilien wirklich noch den fusball klauen? ...
Und es ist icht wie im film das alle sich freuen das du jetzt clean bist dch unterstützen und stolz sind auf die leistung das du nun clean bist. Im prinzip geht es entweder am rash vorbei oder du bist immer noch der übeltäter weil du es überhaupt mal gemacht hast.
Das ist die wahrehit. Einmal verstossen immer verstossen. bevor sich die junkys ändern müste sich erst mal die welt ändern! Für diese menschen.

Hallo Machiko,

erstmal danke für Deine Gedanken!

Sucht ist so alt wie die Menschheit, schon in der Steinzeit kannten und benutzten die Menschen pflanzliche Rauschsubstanzen, allen voran die Schamanen, Träumer und Heiler, und schon immer war das Risiko der Abhängigkeit gegeben, um der von Dir recht anschaulich beschriebenen Unerträglichkeit des Seins in diesem Jammertale wenigstens zeitweise entfliehen zu können in eine schönere und tiefergehende Welt.

Ich kannte Heroinsüchtige, wertvolle, intelligente und empfindsame Leute, die sich ganz bewusst dafür entschieden haben, ihre Lebensspanne dahingehend zu verkürzen, all die im Menschen angelegten Fähigkeiten, ihre Kraft und Erfahrung in der Welt der Berauschung auszuleben, im Wissen und Bewusstsein, den bitteren Preis dafür zu bezahlen, und kann mich einer gewissen Bewunderung zumindest aber Hochachtung nicht erwehren.

Die namenlose Verelendung der Süchtigen ist zweifellos die unmittelbare Folge gesellschaftlicher Ächtung und strafrechtlicher Verfolgung, die zwangsläufig zu Isolation und Beschaffungskriminalität folgen muss. Der Teufelskreis ist gewissermaßen gesellschaftlich und rechtsstaatlich vorprogrammiert.

In meiner Geschichte geht es indessen nicht ums traditionelle und vergleichsweise harmlose Kokakauen, sondern um die Konzentration der Pulverisierung und das Schnupfen, das ja auch schon viel älter ist als gedacht und den Menschen innerhalb kurzer Zeit zum willenlosen Wrack macht. Leider hat der Kokainrausch auch eine aggressive und gefühlsindifferente Komponente, Dauerkonsum führt zu Selbstüberschätzung, Rücksichts- und Gewissenlosigkeit und geht einher mit vollständigem Realitätsverlust, am ehesten noch zu vergleichen mit schwerem Alkoholismus. Die Leute verblöden buchstäblich, werden unberechenbar und gehen menschlich-moralisch vor die Hunde. Deshalb meine dringliche Warnung, ohne Verurteilung wohlbemerkt.

Denn grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass es unsere lebensfeindliche und leistungsorientierte Gesellschaft einem Süchtigen mit ihren Anforderungen und erdrückenden Sachzwängen in der Tat nicht leicht macht, die entsetzliche und langwierige innere Leere, die dem Entzug folgt, durchzustehen, da sie dem Cleanen keinen ausreichend einleuchtenden Grund bietet, sich nicht wieder in den Schutz der Droge zu flüchten, die ihm wenigstens vorübergehendes Glücksgefühl und befreite Entspannung beschert.

Man kann also unumwunden sagen, dass die hohe Rückfallsquote sehr viel mehr mit der Unmenschlichkeit der kaltgewordenen und vorurteilsbehafteten Umwelt zu tun hat als mit dem mangelnden Willen der Süchtigen, die immerhin einen Entzug durchgestanden haben sprich durch die Hölle gegangen sind. Da sie aber bestenfalls ein Fegefeuer vorfinden in ihrer gnadenlosen Ernüchterung, ist die Rückkehr ins immerhin bekannte Scheinparadies fast folgerichtig verführerisch.

Weshalb ich Deiner Schlussausage nur uni sono zustimmen kann! Unsere Gesellschaft bedarf im Umgang mit Süchtigen einer radikalen und grundlegenden Veränderung und entschiedenen Hinwendung zu aufgeklärter Mitmenschlichkeit.

Freiheit, Recht und Menschenwürde für alle Junkies!
Desperado
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Alt 17.11.2012, 10:55   #6
männlich El Machiko
 
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Dein Schlussatz hört sich irgendwie so an als ob da etwas Hohn mit drin ist. genau das ist das was diese Menschen zurückwirft. Ich denke viele leute sollten sich nicht über ein problem beschweren wo sie selbst das Öl ins Feuer giessen.

Es stimmt das viele drogenabhängie sehr kriminell sind aber wie gesagt das muss nicht zwangsläufig so sein. Ich werde dir das mal an einem einfachen rechenbeispiel gleich erkären.
Zuerst muss man aber wissen das Koks eher eine droge für reiche und prominente ist weil es so teuer ist. Mindestens 50 euro für ein gramm. Für drogenabhängige ist koks schon sowas wie in amerika der Truthan zum ernte dank fest. Das gibts nicht alle tage. Deswegen ist es auch das strassen gold. Wenn du du daswort koks in der richtigen gegend aussprichts gehen alle augen auf und alle blicke sind auf dich gerichtet.
wegen dem hohen preis sind in deutschland viel mehr menschen Amphetamin abhängig und in den usa ist es dazu noch methamphetamin.
Der vorteil an speed ist das es so ähnlich ist wie koks wenn auch nicht ganz so gut dafür hält es wesentlich länger an und kostet nur 10 euro pro gramm.
Hartz 4 bedeutet das man seine wohnung bezahlt bekommt und dazu noch 370euro zum leben bekommt. Ist man sehr sparsam braucht man nur 200 euro für essen trinken und zigaretten, das nötigste für den haushalt.
klamotten und zusätzliche kleinigkeiten sind jetzt rausgenommen.
Ein gramm pro tag reicht aufjedenfall aus. Und essen muss man auch nicht soviel wenn man drauf ist.
Das heist wir haben noch 170 euro aber wir brauchen 300. Ein nebenjob bringt nochmal 160euro zusätzlich ein. Und wenn man drauf ist, ist man auch relativ fit. Eigentlich zwar körperlich nciht aber die droge unterdrückt das und gibt dir energie.
Ich habe damals jeden tag gezogen und z.b. lange zeit im internetcafe gearbeitet. Das ding ist natürlich das man es entweder gut verschleiern muss das man abhängig ist oder das man einen chef hat der das toleriert solange es heimlich statfindet. Letzteres glück hatte ich.
Somit ist der mnatsbedarf gedekt und meiner arbeitskollegin ging es genauso. Unser chef hatte ne soziale arbeit und solange die kunden gerne kahmen ( ich war immer gut drauf und hab sie zugelavert und für stimmung gesorgt) und wir unsere arbeit machten war ihm das egal. Auch wenn er es nie offen ausgesprochen hat das er wuste was wir so treiben. Sicher zum eigenen schutz. den er würde in ein schlechtes licht fallen wenn die leute wüsten das er das durchgehen lässt. Aber er lies hier und da mal durchblicken das er schon bescheit weiß.
Ich muss zugeben das ich auch noch drogen verklaufte, aber nciht auf der arbeit. Der verkauf deckt auch den monatsbedarf. Es ist zwar kriminell aber ich hab nie jemanden "angefixt" oder dazu gezwungen was zu nehem. Ich kahm eher auf die idee weil mich regelmäßig leute danach fragten wo man den was klarmachen kann. Die leute an die ich verkaufte waren schon süchtig und hätten sich das zeug eh besorgt und wenn sie es selbst herstellen oder ins ausland dafür fahren müsten. Aber ich verstehe das man das gesetzlich nciht tolerrieren darf. Drogen dürfen nciht legal sein.
Aber die schuld liegt nicht bei den dealern ( ausser sie sind charakterliche arschlöcher) sondern mehr bei den konsumenten. keine nachfrage kein markt aber sie sind eigentlich auch nur opfer da sie zu jung und blauäugig darankamen. Und einmal süchtig sind sie auch nur opfer der drogen somit sind sie eigentlich auch wie ein dealer nur bedingt schuldig. eigentlich unschuldig aber sie fördern beide mit ihrem handeln das weiterexestieren der drogen. Erhalten die verführung in ihrem sein am leben und sorgen dafür das da ein gewaltiger markt bestehen bleibt. meistens sind die dealer auch nur käufer und verteiler. nun fragt man sich wer sit also schuld? Die großen dealer? Nun ja das problem mit denen und deaklern allgemein ist das sie bestraftwerden sollten aber hauptsächlich nicht wegen der drogen sondern mehr wegen gewalttaten um sich durchzusetzen. Was ich eigentlich bis auf 2,3 dumme ausnahemn ( ich war coh sehr junge) eigentlich gar nicht brauchte. Aber ich wollte damit auch kein millionär werden oder mir ein auto kaufen.
nein das hauptproblem ligt an den wurzeln. die menschen die z.b. koks anbauen sind aber arme bauern. Die wiederum können vom anbau normaler lebensmittel in ihrem land meistens gar nciht überleben ( weil unter anderem deutschland und andere industrieländer ihren luxus darauf aufbauen andere länder auszubeuten. und das legal sie nutzen einfach ihren wirtschaftlichen voorteil und drücken den preis bzw. halten ihn unten was ja rein wirtschaftlich ganz legal und legitim ist) und sehen sich dazu gezwungen Kokain anzubauen.
Im prinzip iost es wie ein rebound effekt. Wir nehmen die armen länder aus und weil sie überleben müssen kommen die drogen ins land und unsere menschen werden krank daran. Tja alles recht sich.
Tja das heißt verner wenn wir uns hier einen CDPedees kaufen anstadt produkte aus z.b. kolumbien sind wir mittäter und vördern den drogenmarkt. Wer braucht eigentlcih einen CDPeedes?
Deswegen sollen mal einige leute nicht so die keule schwingen wenn es um das verurteilen von drogen und dealern geht und sich lieber darum kümmern mal vor der eigenen türe zu kehren.vor allem wenn man einen plasmafernsehn aufgrund von toten kindern in entwicklungsländern zu hause stehen hat. Von wegen hart erarbeitet. leb mal in so einem land dann weißt du was hartes erarbeiten ist.
Schuld sind z.b. in columbien wirtschaftsmonopole die andere kleinen unternehmen daran hindern überleben zu können. Sie besitzen dort alle geschäfte und bestimmen die löhne den konsum ( also den wirtschaftlichen nicht den der drogen) die werden immer reicher und fetter kuscheln schön mit den westlichen machthabern und beuten das arme volk ordentlich aus und hindern den aufbau.
Ich geb dir mal ein beispiel was die westliche welt udn südamerika angeht. Z.b ist der verkauf von produkten in denen Kokablätter entha6en sind untersagt sozusagen ein embargo. Andere ländern z.b. deutschland wird verboten diese produkte zu klaufen. z.b. tee aus kokablättern diese produkte sind aber nicht gefährlich und machen drogenabhägig. Es gibt aber eine ausnahme. Coca-cola. In Coca-cola sind immer noch in geringem anteil kokablätter enthalten was die wenigsten wissen. Da wird von der westlichen welt eine ausnahme geamacht. Warum? Amerika verdient fett dran.
das hab ich mir nciht ausgedacht. du kannst ja rechachieren und du wirst feststellen das ich recht habe.
El Machiko ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.11.2012, 12:31   #7
männlich Desperado
 
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Zitat:
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Dein Schlussatz hört sich irgendwie so an als ob da etwas Hohn mit drin ist.
Ist definitiv NICHT der Fall. Wenn Du irgendwo nicht argwöhnisch sein musst bezüglich Drogen und Sucht, dann bei mir.

Gute Freunde durch erbärmlichen Tod verloren, zuviel gesehen, beschissen und belogen worden nach Strich und Faden, beklaut und hinters Licht geführt... aber nie den Menschen aus dem Blickfeld verloren- keine Bange, ich weiß schon, wovon ich rede, Teen Challenge zB arbeitet mit Spiritualität, um diesen von Dir angeführten Punkt auch noch zu streifen, selbst hielt ich es über Jahrzehnte mit den sogenannten leichten Drogen, but I know it all, man muss schon mal testen, wovon man spricht, ich kann mehr verstehen als mir lieb ist. Die chemischen Drogen sind in punkto Langzeitwirkung und Spätfolgen ohnehin die mit Abstand gefährlichsten. Vom Alkohol mal ganz zu schweigen, die absolut tödlichste Droge aller Zeiten.

Weshalb ich Deinem obigen Eintrag auch nichts hinzuzufügen habe und erst rechts nichts entgegenzuhalten. Ich bin einfach nur realistisch (geworden), das ist alles. Und es gibt in der Tat unzählige Formen von Sucht ohne die Einnahme von Rauschmitteln, Spielsucht, Kaufsucht, Sexsucht, Arbeitssucht, Geschwindigkeitssucht, Grenzerfahrungssucht, Streitsucht, Fernsehsucht, Handysucht, Computersucht...

Danke für Deine Einträge, sie sind es wert, von allen gelesen zu werden!

Entspannten Gruß
Desperado

Geändert von Desperado (17.11.2012 um 15:02 Uhr)
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Alt 17.11.2012, 14:44   #8
weiblich MuschelIch
 
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Guten Tag

daß die "trockenen" Süchtigen,
welcher Coleur auch immer,
wieder ins Leben zurückfinden können, ohne rückfällig zu werden

ist deshalb so schwer,
weil unsere ganze Gesellschaft hier von Suchtstrukturen durchsetzt ist.
Die Arbeitswelt, die Ärzteschaft, die Freizeitwelt, die Art Freundschaften zu leben, alles ......

Wie sollen ehemalige Junkies lernen trocken zu sein,
wenn sie mit Menschen zu tun haben, die selber in Suchtstrukturen drinnenstecken bis über beide Ohren?

Die Drogenkliniken , wie zB der Friedrichshof http://www.friedrichshof.info/

sind wie "Nicht-ganz-von-dieser-Welt"-Burgen. Hilfreich und , wenn sie die Therapierten entlassen , müssen sie ihnen auch das Schwimmen beibringen ..... (Anscheinend tun sie das bei dieser Klinik sogar ....)

El Machiko, Danke für Deinen Beitrag.

Mit einigen Absätzen ausgestattet,
wäre er leichter zu lesen !

lG Muschelich
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