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Alt 21.09.2012, 12:21   #1
weiblich Poetibus
 
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Standard Ruhe in Frieden

Ruhe in Frieden

Ja, eine richtig gute Parodie,
mit Stil, Esprit und Sinn in jeder Zeile,
die bricht man nicht so einfach übers Knie,
sonst gähnt der Leser noch aus Langeweile.

Ja, Kurt Tucholsky war ein echter Meister,
weshalb man schmunzelt, kichert, lauthals lacht,
mit jedem Vers, mit jedem Wort beweist er,
wie man's gekonnt und wirklich geistreich macht.

Ja, eine richtig gute Parodie,
sie kann und soll die Quelle übertreffen,
doch heute hilft nur leise Ironie,
denn Kunst ist mehr, als einfach nachzuäffen.

Wo's reimt, ist hinten! Nun, das scheint hernieden
der Parodie als Grabgesang beschieden.

(Englisches Sonett)
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Alt 21.09.2012, 18:11   #2
Thing
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Zitat:
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Ruhe in Frieden

Ja, eine richtig gute Parodie,
mit Stil, Esprit und Sinn in jeder Zeile,
die bricht man nicht so einfach übers Knie,
sonst gähnt der Leser noch aus Langeweile.

Ja, Kurt Tucholsky war ein echter Meister,
weshalb man schmunzelt, kichert, lauthals lacht,
mit jedem Vers, mit jedem Wort beweist er,
wie man's gekonnt und wirklich geistreich macht.

Ja, eine richtig gute Parodie,
sie kann und soll die Quelle übertreffen,
doch heute hilft nur leise Ironie,
denn Kunst ist mehr, als einfach nachzuäffen.

Wo's reimt, ist hinten! Nun, das scheint hernieden
der Parodie als Grabgesang beschieden.

(Englisches Sonett)

Hahaha -

das "englisch" ist wohl eher lieb gemeint, oder ich kenne mich in der englischen Sonettform nicht aus.

Aber Parodie, gereimt und/oder in anderer Gedichteform, ist äußerst schwierig.
Als ersten, der formvollendet parodierte, lernte ich R. Heine kennen.
Danach kam nicht mehr Vieles, was mich vom Hocker riß.
Karl Kraus parodierte leider nur auf der Bühne, dort aber so, daß es die Obrigkeit noch nicht einmal kapierte.
Ich muß bekennen, daß ich Tucholsky immer sehr schätzte, ihm aber nicht wirklich nahekam.
Da konnte G. Benn andre Saiten aufziehen.

Der Meister der Parodie bleibt für mich nach wie vor Robert Neumann.

Er war Salzsäure. Was später kam, war Badeschaum.

Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 21.09.2012, 19:00   #3
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Standard Hallo Poetibus

Dein Gedicht gefällt mir. Läßt sich flüssig lesen und der Inhalt macht neugierig.
Die Namen die hier im Bezug auf "Parodie" gefallen sind sagen mir nichts, da lohnt es sich für mich vielleicht, sich mal schlau zu machen und zu schaun wie's der Meister macht

lg Rebird
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Alt 21.09.2012, 19:09   #4
weiblich Poetibus
 
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Hallo, Thing,

ich nehme an, du beziehst dich auf die angewandten rhetorischen Stilmittel.

Damit "spiele" ich gerne. Aber abgesehen von technischen Spielereien, Endreimen wie ein unreiner und ein gespaltener Reim und ein oder zwei sinninhaltlichen Doppelbedeutungen entspricht es immer noch einem englischen Sonett, da habe ich gaaanz brav darauf geachtet.

Und die ganzen Spielereien schon absichtlich mit eingebaut ...

Ich pflichte dir bei, Heinrich Heine und Robert Neumann hätten auch ins Metrum gepasst, nur Gottfried Benn fehlt leider eine Silbe. (Dass man hier nur 4 Smilies verwenden kann, schade - also hier bitte noch einen grinsenden Smiley hindenken.)

Warum ich Tucholsky schätze? Schwer zu sagen - seine Art von Humor/Ironie? Seine "Schreibweise"? Ich denke, es lässt sich wohl nur mit "persönlichem Geschmack" erklären.

Die von dir erwähnten Namen schätze ich natürlich ebenfalls sehr, aber irgendeinen "persönlichen Favoriten" hat jeder von uns. Glücklicherweise sind wir alle verschieden, sonst wäre unsere Welt auch sicher unendlich langweilig. (Zwinkersmiley)

Vielen Dank für deinen Kommentar.

Freundlichen Gruß,

Poetibus



Hallo, Rebird,

du hast deinen Kommentar gepostet, noch während ich meinen schrieb.

Zunächst einmal danke für's Kommentieren und für das Lob. (Nur 4 Smilies erlaubt - hier gehört ein lächelnder hin.)

Die Namen - nun, was Tucholsky betrifft: Wie ich im Laufe der Zeit feststellte, kennen viele eigentlich hauptsächlich die "milderen" seiner Gedichte - er konnte knallhart sein. Aber immer gekonnt. Er sagte einmal (Zitat): "Die echte Satire ist blutreinigend: und wer gesundes Blut hat, der hat auch einen starken Teint. Was darf Satire? Alles."

Seine Parodien waren aber "anders", eher milde, wenn man sie mit seinen politischen/gesellschaftskritischen Gedichten vergleicht. Es ging mir in meinem Gedicht oben ja auch nicht um das "Gradmaß der Bösartigkeit" einer Parodie, sondern um "Können".

Hier ein Beispiel:

Ich ging im Walde so vor mich hin (Johann Wolfgang von Goethe)

Ich ging im Walde (Kurt Tucholsky)

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 21.09.2012, 19:19   #5
Thing
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Ich entschuldige mich.
Die Form des englischen Sonetts ist mir mangels Kenntnis nicht geläufig.
(sollte ich mal wieder im Shakespeare blättern? Ich hab ihn.)
Ich liebe auch Lessings kleine Parodieen.
Unnachahmlich war auch der "fressende"Egon Friedell.

Na ja, Friedell und Neumann hatten mit ihren Parodien nicht viel Glück.
F. sprang aus dem Fenster, als die Nazis kamen, um ihn zu holen.
N. konnte zum Glück in England bettelarm überleben.

LG
Thing


Aber das Thema "Parodie" wäre schier einen eigenen Faden wert.
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Alt 21.09.2012, 19:42   #6
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Herrje, Thing - bitte nicht falsch verstehen!

Es gibt keinen, absolut keinen Grund für eine Entschuldigung, überhaupt nicht!

Ich schrieb ja heute bereits irgendwo in einem Kommentar, wie leicht es bei "schriftlicher Kommunikation" zu Missverständnissen kommt. Denn du hast recht - für ein wirklich 100% regelgerechtes englisches Sonett hätte ich ein paar der Stilmittel nicht anwenden dürfen.

Jetzt hoffe ich, dass alles in Ordnung ist.

Ich schätze das englische Sonett, weil es kein so "enges Korsett" ist, wie das italienische oder deutsche. Und da es auf einer "inhaltlichen Ergänzung/Steigerung" aufbaut, die in einer "Pointe" (nicht im Sinne eines Witzes) mündet, hat es sich für das Thema ja geradezu "angeboten".

Themawechsel:

Goethe hatte einen ganz anderen "Hintergrund", ihn plagten nie Existenzsorgen. Schiller wurde nie "reich", er hatte schon Glück, dass er "durchkam" ... Dichten ist nun mal eine "brotlose Kunst", und war es eigentlich auch immer.

Ganz zu schweigen von den von dir angeführten Schicksalen, wenn ein Dichter seine "lyrische Stimme" erhebt, um gegen bestehende Missstände anzugehen.

Danke, dass du dich noch einmal "gemeldet" hast.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Stichworte
leser, parodie, dichten

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