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Alt 01.11.2006, 17:12   #1
Poesielos
 
Dabei seit: 08/2005
Beiträge: 166


Standard Metakommunikation: Teilnahmslos

Metakommunikation: Teilnahmslos

Teilnahmslos saß ich auf dem Holzstuhl in der Ecke, das Holz unter meinem Gesäß drückte hart, ich fühlte mich unwohl. Es war nicht die erstickende Dunkelheit, die mir Schmerzen einbrachte. Es war das Schauspiel, dass sich vor meinen Augen ereignete.
Ihre Haut war von Schweißperlen bedeckt, sie war angespannt. Es war keine Anspannung des Schmerzes oder der Angst, es war Anspannung der Lust und Liebe. Doch entgegen alle meiner Wünsche und Erwartungen war nicht ich der Grund dieser Anspannung, nicht das Ziel der körperlichen Zärtlichkeit, der sexuellen Interaktion. Es war "der Andere" , mit dem sie sich vergnügte – und ich sah dabei zu, von meinen eigenen Ängsten, meiner Frustration, meiner Depression gefesselt.
Wollüstig bewegten sie sich, überhäuften sich mit Küssen, beglückten sich mit Zungen- und Fingerspielen, beide wollten es, beide brauchten es, deswegen taten sie es. "Dem Anderen" gefiel es, weil er wusste, dass er mich besiegt hatte. Den, den er nie kannte und auch niemals kennen lernen wollte; den, den sein jetziger Partner körperliche Nähe der ganz besonderen Art schenkte. Ihr gefiel es einfach, weil sie wusste, dass sie mir damit wehtun konnte. Deswegen trieb sie es auch so hemmungslos mit ihm, stöhnt bei jeder auch so kleinen Berührung und Bewegung lüstern auf und gab sich dem Anderen mit ihrer Seele und ihrem Körper hin.
Manchmal schenkte sie mir einen kurzen Blick, einen gemeinen Blick, der mir ungefähr sagen wollte: "Sieh her, das könntest du jetzt sein. Aber du bist es nicht und es ist mir egal."
Doch mir war es nicht egal, ich wollte wegsehen – doch es war ihre Aura, die mich dran hinderte. Sie wusste, dass ich sie noch liebte und deswegen tat es auch so unglaublich weh zu sehen, wie beide miteinander schliefen. Das taten, was ich eigentlich mit ihr machen wollte, meiner großen Liebe.
Aber ich war – wie schon so oft – einfach nur der Teilnahmslose. Abgestempelt zum "besten Freund" beziehungsweise nur ein Opfer der neugierigen Erfahrung mit einem Gefühl der Geborgenheit, welches sich am Ende doch nur als bizarre Lüge, als eine Phase kompletten Irrsinns (einer modernen Geisteskrankheit) entpuppte.
Als beide vor meinen Augen zum Höhepunkt kamen hielt ich mir dann doch die Hände vor das Gesicht, meine Schmerzen trieben mich einfach dazu, es stieg ein Gefühl des Ekels in mir auf – ein Gefühl, als würde jemand meinen Magen wie ein nasses Handtuch ausdrücken. Doch ich wusste, dass es nicht mein Magen war, der da gepeinigt wurde. Es war meine Seele, der grausame Pein zugefügt wurde. Von ihr... weniger von "ihm" , nur sie fügte mir diesen Schmerz zu. Sie konnte es, denn sie hatte mich in der Hand, ich war abhängig von ihr. Selbst nach dem Telefonat damals, wo sie einfach mal meine Gefühle verletzte und mich ausspuckte wie ein ausgelutschtes Bonbon, liebte ich sie immer noch. Meine Abhängigkeit, meine Friedfertigkeit und meine Toleranz waren und sind meine größten Feinde. Zu gerne würde ich mal sagen: "Ihr seid mir alle egal, nur ich bin mir wichtig!" Doch ich kann nicht egoistisch sein, das konnte ich nie. Und selbst in dieser Phase totaler Depression denke ich mir noch: "Hauptsache anderen geht es besser als mir." Das war aber auch nicht wirklich schwer.
Sie und "der Andere" waren fertig mit ihrem Liebesspiel und man sah ihnen an, dass es ihnen Spaß gemacht hat. Verständlich, immerhin trieben sie es bestimmt schon stundenlang. Und dann sah sie mich wieder an. Ihre feurigen braunen Augen, ihr lockiges (mit einem leichten Schweißfilm bedecktes) Haar ließen sie so verführerisch aussehen wie immer, sie hatte diese Schönheit, die sie mir gegenüber als Waffe einsetzten konnte und auch tat. Zu gern tat sie es, denn diese Waffe war effizient, ich konnte mich nicht dagegen wehren und sie traf immer ihr Ziel: mein kaputtes, mit Füßen getretenes Herz.
"Ja, ich habe meinen Spaß, ich habe Liebe. Und du nicht." Ihr Stimme war ein Ausdruck der Schadenfreude, aber ich überhörte es einfach. Oder ich wollte es nicht hören. Für mich war es noch immer diese liebliche, verschüchterte Stimme von damals, die mir "Ich liebe dich" in die Ohren flüsterte, bevor sich unsere Lippen und Zungen zärtlich berührten. Diese drei Worte... diese unerträgliche Lüge...
Ich sah auf und stierte sie an, kaum fähig meine Tränen zurückzuhalten. "Ja, denn du empfindest nichts mehr für mich. Das hast du nie und nun rächst du dich an mir. Aber wofür denn? Habe ich dir denn jemals etwas böses getan?" Ich biss die Zähne zusammen, als sich ein kleiner Anfall von Aggression meine Muskeln zum Zucken brachte, doch meine friedliche Mentalität hatte das (leider) unter Kontrolle. "Du hättest doch mit mir reden können, als dich etwas an mir oder an unserer Beziehung gestört hat. Aber statt dessen lässt du mich einfach fallen und nun verfolgst du mich immer und überall. In meinem Leben, meinen Gedanken und sogar meinen Träumen! Lass mich doch einfach in Ruhe! Ihr sollt mich alle in Ruhe lassen! Lasst mich gehen!"


(Entstanden 2001 und nur teilweise weitergeführt)
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