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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 09.07.2012, 10:15   #1
männlich otto
 
Dabei seit: 07/2012
Ort: Berlin
Alter: 86
Beiträge: 191

Standard Wer ist mein Sänger?


Ägäens Meer, am Berg rubine Trauben,
Zypressenfinger steilgestellt, Kykladen,
noch bebt das Echo,donnernd den Gestaden,
die Dämmrung wispert nächtens Götterglauben.

Der Thymian tauft Winde, weckt Verlangen,
delphinberittner Knabe reizt die Wellen,
der Wassergott weiß Schäume aufzuschnellen,
der Wald im Fieber, Feuer nährt das Bangen.

Dann ruht die Welt, ein Kind schaut Edelsteine,
und fragt die Mutter:" wer singt solche Lieder?
Am Wasser singt er, hör ich immer wieder,
wer singt mir so, ich bin doch nicht alleine? "

Naiv, verwundert sich das Kind der Schöpferkraft,
die Mutter schweigt, hat grad ein eitler Gott gelacht?
otto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2012, 16:47   #2
weiblich Ex-WUI
 
Dabei seit: 09/2018
Beiträge: 1.057

Hallo Otto,

mir gefällt dein Gedicht hier ausgesprochen gut.
Einfallsreich.
Bei dieser Zeile kam ich arg ins Grübeln...

Zitat:
delphinberittner Knabe reizt die Wellen,
Wird der Knabe von Delphinen beritten? Oder reitet der Knabe auf Delphinen?

Irre Grüße
WuI
Ex-WUI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2012, 18:42   #3
männlich otto
 
Dabei seit: 07/2012
Ort: Berlin
Alter: 86
Beiträge: 191

Standard Wer ist mein Sänger

Liebe weiblichundirre!

Du hast schon richtig gelesen!

Es ist ja nicht nur ein Mythos, dass Knaben in der Antike auf Delphinen ritten.
In meinem Gedicht habe ich die Rollen verkehrt. Der Delphin agiert hier als Metapher der Götter, Poseidon will es nicht dulden, dass ein Knabe über einen
seiner Helfer dominiert, alles in Erfahrung bringen wird. Er läßt ihn durch den Delphin reiten, entführt ihn.

Es ist das Kind, dass in der mediteranen Stimmung befangen Erfahrungen mit den Naturkräften macht, Fragen an seine Mutterstellt richtet, die es als erfahren weiß. Aber auch die Mutter weiß nicht von den letzten Geheimnissen. Hier muß sie schweigen. Ich habe dem Kind und seiner Mutter das ewig Unergründliche gelassen, bei dem sie beide nur noch wundern.

Danke für das einfühlsame Lesen,
Gurß otto.
otto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2012, 21:52   #4
weiblich Ex-WUI
 
Dabei seit: 09/2018
Beiträge: 1.057

Hallo Otto,

danke für deine Erläuterung. Nun gefällt mir dein Werk umso mehr.

Irre abendliche Grüße
von WuI
Ex-WUI ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.07.2012, 22:20   #5
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302



Ägäens Meer, und Volk verpfändet unter deutschem Joch,
der Urlaubsmänner Schwänze steilgestellt und sexbsessen,
noch bebt der Euro, an der Mittelmehrer schwarzem Loch,
niemals ham wir so viele Griechendamen je besessen.
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.07.2012, 15:15   #6
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Halli Hallo, otto -


zuerst dachte ich an Orpheus, den Begnadeten.
Aber er war ja nicht der einzige antike Sänger.
Der Knabe auf dem Delphin brachte mir unwillkürlich Loren/Ladd in Erinnerung.

Deine Erläuterung war sehr hilfreich dabei, sich in dieses schöne Gedicht zu versenken.
Die Thymianzeile ließ mich stutzen, aber dann war alles klar.

Eine bezaubernd verdichtete Metapher!
(Bitte mehr davon!)

LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
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