Frühlingsaufschlag

[Stabil]

Komm, lauf hinaus vor deine Tür und schau:
Der junge Wein wirft seine erste Schlinge
und Wiesen werden schon ganz grün und blau
vom steten Flügelschlag der Schmetterlinge!

Der Löwenzahn hat fest ins Gras gebissen
und Klatschmohn schlägt der Erde rote Wangen.
Die Bohnen züngeln schon an ihren Stangen
und eine Blume hat Asphalt zerrissen.

An einem Kirschbaum würgen Efeuranken
und ganz allmählich läuft sein Kopf rot an.
Komm, schau und schlage dir den Blick in Bann
und aus dem Kopf die Welt und den Gedanken!

[Ilka-Maria]

Guten Morgen, Stabil,

Dein Frühling kommt ja ziemlich rabiat daher und assoziiert für mich eine gewalttätige Umgebung: Da wird geschlagen, gewürgt, gezüngelt, zerrissen und ins Gras gebissen, es gibt rotgeschlagene Wangen und einen roten Kopf, und obendrein werden Schlingen geworfen. Das ist originell, und ich ahne, dass es Dir viel Spaß gemacht hat, diese Idee in Dichtung umzusetzen. Es öffnet zudem die Augen dafür, dass der Frühling vielleicht doch nicht der "Romantiker" ist, als der er meist besungen wird.

Liebe Grüße
Ilka