heimat los (davor)

[Franke]

kein land nennt mich
sein eigen bist du
mir wort verschwommen
küstenwärts
endlich
den lachmöwen zum trotz

[michel schäfer]

Grüß gott, Franke -

ein kurzes stück lyrik mit einem ausufernden thema.

[Stimmt doch: Du hattest es erst ohne (...) eingestellt, nicht wahr?]
Dieses "(davor)" krieg ich nicht ganz hineingebacken. Es stört mich, behindert meine sicht, irgendwie. Naja, nur mal so.

Das los der heimat ist, keine zu haben.

kein land nennt mich / sein eigen

- kann zweierlei suggerieren: 'überall bin ich fremd'
oder 'überall bin ich frei'. "...nennt mich sein eigen" klingt in meinen ohren sehr nach besitz, nach eigentum, ja, sehr. Also ein freiheitsgedicht?

bist du / mir wort

- nur wort, nur schall, nur rauch, ganz gleich, wie es heißen mag...ok, freiheit!

verschwommen / küstenwärts / endlich

-
es/heimat ist unkonkret, bleibt es, nicht greifbar, schemenhaft, ein gebilde am unerreichbaren horizont des denkens, & dabei vergänglich, im wechsel einer wanderschaft, mal hier, mal d, mal da & schon wieder fort.

den lachmöwen zum trotz

-
die gebunden die küste besitzen, die ihre heimat fanden, die sich in sicherheit wähnen & glauben, lachen zu müssen. Über den heimat losen.

So weit meine gedanken. (Das meiste ist während des schreibens passiert.
Ehrlich, hätte am anfang nicht gedacht, dass ich in diese deutungsrichtung kommen würde! )

Bestes, Michl

P.s.edit: hach, sorry, jetzt hab ichs! Klar, Friederichs 'danach' & hier das '(davor)'...ok, kann ja lesen!

[Franke]

Hallo Michl!

Danke für deinen ausführlichen und guten Kommentar!

Du hast recht, das (davor) ist erst später entstanden, weil mir Friedrich mir seinem Gedicht "danach" den entscheidenden Kick gegeben hat und versteht sich als Kontext zu seinem Text.

Du hast es sehr gut interpretiert, genau diese Zerrissenheit zwischen Heimatlosigkeit und Heimatverbundenheit wollte ich zum Ausdruck bringen.

Liebe Grüße
Manfred