Manchmal bei Poetry.de

Seebald · 28.04.2011, 21:50

Manchmal sitz ich hier alleine,
überkreuze meine Beine
und denke nach und denk an Dich
nach über´ s Leben, über mich.
Lass dabei die Gedanken fließen,
lass neu gedachte Blumen sprießen,
schließ aber meine Augen nicht,
fürchte doch, ich seh dann Dich.

Manchmal, wenn ich hier so sitze,
und ordentlich meine Ohren spitze,
kann ich Deinen Herzschlag hören,
kann längst vergessen Träume stören.
Dies führt mein Herz an Dich heran,
das schmerzt und ich erkenne dann,
wie hoch der Preis gestiegen ist,
bis man Vergessenes vergisst.

So wandert wohl auf diese Weise,
einjeder mal auf dieser Reise,
durch Raum und Zeit, mal nah, mal weit.
Doch ist nicht länger die Distanz
nein, vielmehr wohl schon die Akzeptanz,
der Schlüssel zu dem endlich Ziel,
die Ankunft in dem Reisespiel.
Und meine Augen schließen sich
und wie erwartet, seh ich ... Dich!

Schmuddelkind · 28.04.2011, 21:58

Das ist wunderschön!!! Wirklich toll ausgedrückt!

Aber das mit dem Preis fällt nach meinem Empfinden sprachlich etwas aus dem Rahmen.

Trotzdem ein Gänsehaut-Gedicht!

Seebald · 28.04.2011, 22:18

Nabend Schmuddelkind - danke für die nette Kritik... Ganz ehrlich, der Teil mit dem Preis gefällt mir außergewöhnlich gut - es ist der Preis, den man bezahlt bis man: "Vergessenes vergisst"...

Aber jeder sollte sich seine eigenen Bilder bauen, oder?

Danke und schönen Abend noch,
Gruß,
Seebald

Schmuddelkind · 28.04.2011, 22:36

Der metaphorische Aspekt gefällt mir an der Passage auch wirklich sehr! Hab das schon auch so verstanden. Ich meinte nur stilistisch passt es nach meinem Empfinden nicht ganz, aber das ist Geschmackssache. Wichtig ist ja nur, dass du mit der Formulierung zufrieden bist!

Ex-Schamanski · 28.04.2011, 22:38

Ich find's auch nicht übel. Nur das:

Zitat:

kann längst vergessen Träume stören.

Wieso hier diese seltsame unflektierte Form? "längst vergeßne Träume" klänge natürlicher, meine ich.

Seebald · 29.04.2011, 12:44

Schamanski - danke für den tip - werd ich tatsächlich annehmen! Aber wie zur Hacke ändere ich einen alten Post???

Bis dann,
Seebald

Ilka-Maria · 29.04.2011, 22:16

Beim Anfang des Gedichts mußte ich unwillkürlich an Walther von der Vogelweide denken. Zufall? Oder ist er die Quelle der Inspiration gewesen?

Ich saz uf eime steine
und dahte bein mit beine:
dar uf satzt ich den ellenbogen:
ich hete in mine hand gesmogen
daz kinne und ein min wange,
do dahte ich mir vil ange ...

Wahrscheinlich nur Zufall, aber ein schönes, besinnliches Bild für einen Gedichtanfang, erst recht, wenn es um Liebe und Erwartung geht (Vogelweides Gedicht ist dagegen politischer Natur).

LG
Ilka-M.

Seebald · 25.05.2011, 09:39

@ Ilka-Marie - tut mir leid, dass ich so spät antworte - ich war uhmmm - verreist... Das Gedicht von der Vogelweide kannte ich nicht --- ist das überhaupt Deutsch, was der Typ schreibt?

Danke für Deine Erklährung - und richtig - um Politik gehts bei mir nicht...

Schönen Tag,
Dirk

gummibaum · 25.05.2011, 09:56

Hallo, Seebald,

recht gut gelungen. Leicht eingängig, ohne flach zu sein. Schön ist: "fürchte doch, ich seh dann Dich". Mit der 4. Strophe, rund um die "Akzeptanz" habe Schwierigkeiten.

LG gummibaum

gummibaum · 25.05.2011, 09:58

sorry, 3. Strophe

Seebald · 25.05.2011, 10:41

Hi Gummibaum - stimmt - mit dem Akzeptanz bin ich auch nicht wirklich glücklich --- aber ist halt für die Reise etc. notwendig...

Falls jemand einen besseren Vorschlag hat - nur raus damit!

Danke für Dein Kommentar!

Gruß,
Seebald

28.04.2011, 21:50	#1
Seebald Dabei seit: 04/2011 Ort: Arsch der Welt (wirklich) Alter: 51 Beiträge: 63 Meine Gedichte	Manchmal Manchmal sitz ich hier alleine, überkreuze meine Beine und denke nach und denk an Dich nach über´ s Leben, über mich. Lass dabei die Gedanken fließen, lass neu gedachte Blumen sprießen, schließ aber meine Augen nicht, fürchte doch, ich seh dann Dich. Manchmal, wenn ich hier so sitze, und ordentlich meine Ohren spitze, kann ich Deinen Herzschlag hören, kann längst vergessen Träume stören. Dies führt mein Herz an Dich heran, das schmerzt und ich erkenne dann, wie hoch der Preis gestiegen ist, bis man Vergessenes vergisst. So wandert wohl auf diese Weise, einjeder mal auf dieser Reise, durch Raum und Zeit, mal nah, mal weit. Doch ist nicht länger die Distanz nein, vielmehr wohl schon die Akzeptanz, der Schlüssel zu dem endlich Ziel, die Ankunft in dem Reisespiel. Und meine Augen schließen sich und wie erwartet, seh ich ... Dich!

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28.04.2011, 22:36	#4
Schmuddelkind Dabei seit: 12/2010 Ort: Berlin Alter: 38 Beiträge: 4.798 Meine Gedichte Meine Favoriten	Der metaphorische Aspekt gefällt mir an der Passage auch wirklich sehr! Hab das schon auch so verstanden. Ich meinte nur stilistisch passt es nach meinem Empfinden nicht ganz, aber das ist Geschmackssache. Wichtig ist ja nur, dass du mit der Formulierung zufrieden bist!

29.04.2011, 12:44	#6
Seebald Dabei seit: 04/2011 Ort: Arsch der Welt (wirklich) Alter: 51 Beiträge: 63 Meine Gedichte	Schamanski - danke für den tip - werd ich tatsächlich annehmen! Aber wie zur Hacke ändere ich einen alten Post??? Bis dann, Seebald

29.04.2011, 22:16	#7
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.104 Meine Gedichte Meine Favoriten	Beim Anfang des Gedichts mußte ich unwillkürlich an Walther von der Vogelweide denken. Zufall? Oder ist er die Quelle der Inspiration gewesen? Ich saz uf eime steine und dahte bein mit beine: dar uf satzt ich den ellenbogen: ich hete in mine hand gesmogen daz kinne und ein min wange, do dahte ich mir vil ange ... Wahrscheinlich nur Zufall, aber ein schönes, besinnliches Bild für einen Gedichtanfang, erst recht, wenn es um Liebe und Erwartung geht (Vogelweides Gedicht ist dagegen politischer Natur). LG Ilka-M.

25.05.2011, 09:39	#8
Seebald Dabei seit: 04/2011 Ort: Arsch der Welt (wirklich) Alter: 51 Beiträge: 63 Meine Gedichte	@ Ilka-Marie - tut mir leid, dass ich so spät antworte - ich war uhmmm - verreist... Das Gedicht von der Vogelweide kannte ich nicht --- ist das überhaupt Deutsch, was der Typ schreibt? Danke für Deine Erklährung - und richtig - um Politik gehts bei mir nicht... Schönen Tag, Dirk

25.05.2011, 09:56	#9
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Hallo, Seebald, recht gut gelungen. Leicht eingängig, ohne flach zu sein. Schön ist: "fürchte doch, ich seh dann Dich". Mit der 4. Strophe, rund um die "Akzeptanz" habe Schwierigkeiten. LG gummibaum

25.05.2011, 09:58	#10
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	sorry, 3. Strophe

25.05.2011, 10:41	#11
Seebald Dabei seit: 04/2011 Ort: Arsch der Welt (wirklich) Alter: 51 Beiträge: 63 Meine Gedichte	Hi Gummibaum - stimmt - mit dem Akzeptanz bin ich auch nicht wirklich glücklich --- aber ist halt für die Reise etc. notwendig... Falls jemand einen besseren Vorschlag hat - nur raus damit! Danke für Dein Kommentar! Gruß, Seebald