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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 30.10.2009, 00:00   #1
weiblich IsabelG
 
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Dabei seit: 10/2008
Ort: eschwege
Alter: 41
Beiträge: 533

Standard Endlose Winterstrumpfhose

Kopfsteinpflaster,
keiner, nicht unsere Köpfe
haben es berührt,
im sitzen haben wir gefunden,
den Himmel für lau.

Die Sonne, lallte endlos Schleifen
ins Haar.
Dein Blick auf diesem Stein,
er sah ausgeruht aus,
fast blickdicht
wie die vorbeihuschende Strumpfhose
im endlos Bein, viel zu lang,
schauen wir Hosenbeine,
Rockbeine hoch,
der Kaffee noch halswarm
nur ein Schluck,
ein, ein Schluck.

Im Winter ist nicht gut Brühe auf Pflaster trinken.
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Alt 01.11.2009, 14:47   #2
männlich moon
 
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Dabei seit: 09/2009
Ort: im All
Alter: 39
Beiträge: 362

Liebe Isa,

ich sehe hier das Leben aus der "Kopfsteinpflasterperspektive". Menschen - sei es aus Gründen des persönlichen Schicksals oder aus freien Stücken heraus - die sich auf die Steine begeben und die Welt "von unten" sehen. Hier könnten Obdachlose gemeint sein, aber auch einfach neugierige Menschen. Die Passage "im sitzen haben wir gefunden den Himmel für lau" spielt hierbei für meine Interpretation eine entscheidende Rolle. Die unzähligen Eindrücke und Erfahrungen aus dieser Beobachterposition sind unbezahlbar.

Einige Stellen lassen mich aber auch verwirrt zurück:

Zitat:
Keiner, nicht unsere Köpfe haben es berührt
Zitat:
Die Sonne, lallt endlos Schleifen ins Haar
Hier habe ich noch keine rechte Entschlüsselung gefunden, vielleicht hilfst du nach.

Ich finde das Thema interessant, nicht zuletzt wegen dem außergewöhnlichen Wort "Kopfsteinpflaster", das viel lyrisches Potential besitzt. Auch deine Wortkreationen "blickdicht" und "halswarm" gefallen mir unheimlich gut. Der letzte Satz klingt für mich wie eine Untermauerung der Obdachlosen-Theorie, doch kannst du hier sinnbildlich natürlich auch etwas ganz anderes meinen. Soviel vielleicht erstmal.

moon
moon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2009, 13:04   #3
männlich Ohrlapp
 
Dabei seit: 10/2009
Ort: Köln
Alter: 62
Beiträge: 14

Die "Endlose Winterstrumpfhose" ist natürlich ein Titel, an dem man einfach nicht vorüberlesen kann.

Das Gedicht gefällt mir spontan gut: Da sind unverbrauchte Bilder und neue Sprachformeln, die den Text bis zum Schluss interessant halten. - Die Sonne, die endlose Schleifen ins Haar lallt, ist ein besonders athmospärisch dichtes Bild, das Adjektiv "halswarm" poetisch und ausdrucksvoll.

Gerne gelesen.

Ohrlapp
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Alt 04.11.2009, 03:13   #4
weiblich IsabelG
 
Benutzerbild von IsabelG
 
Dabei seit: 10/2008
Ort: eschwege
Alter: 41
Beiträge: 533

Hallo euch beiden

erstmal zu deinem Kommentar moon. Also ich bin wirklich sehr überrascht. Ich glaube mittlerweile dass mein letzter Satz:

Zitat:
Im Winter ist nicht gut Brühe auf Pflaster trinken.
für die meiste Verwirrung sorgte. Oftmals streiche ich solche Sätze aus meinen Texten weil ich mir bewusst bin dass sie entweder zum Lachen anregen oder man danach einfach nur verwirrt ist Hier war ich glaube ich etwas zu mutig...nun egal.

Der Text hat nichts mit Obdachlosen oder Heimatlosen zu tun, doch ich finde deine Interpretation gut und freue mich dass man aus diesem Text wohl doch mehr lesen kann als angedacht war.

Erstmal zu den Textstellen die dich ein wenig verwirren.

Zitat:
Keiner, nicht unsere Köpfe haben es berührt
Der Text fängt mit dem Kopfsteinpflaster an auf dem das Lyr. Ich und das Lyr. Du sitzen, nicht liegen, demnach haben die Köpfe die Steine nicht berührt.
Man sieht zum Himmel hinauf, der Himmel ist klar wie er eben ist an Sommer Tagen. Hier spielt der Sommer eine große Rolle, ist vielleicht auch nicht so gut rübergekommen.

Zitat:
Die Sonne, lallte endlos Schleifen
ins Haar.
Hier scheint die Sonne auf den Kopf, hört nicht auf zu scheinen. Es ist heiß, die Sonne lallt, schon selbst benebelt wegen der Hitze.

Zitat:
Dein Blick auf diesem Stein,
er sah ausgeruht aus,
fast blickdicht
an dieser Stelle beschreibt das Lyr. Ich den Blick des Lyr. Du, ein Blickdichter Blick, hier ist die eigene Fantasie gefragt, wie könnte wohl ein Blick aussehen der Blickdicht ist?
In der nächsten Zeile geht es direkt in die Strumpfhose über und den Rockbeinen etc. die man betrachtet während beide auf dem Boden sitzen.

Zitat:
der Kaffee noch halswarm
nur ein Schluck,
ein, ein Schluck.
In diesen Zeilen steckt wohl die größte Verwirrung, ich kann nicht sagen dass es unabsichtlich war, jedoch sind es für mich die Zeilen welche eigentlich alles erklären sollten. Sie spielen die Hauptrolle.

Das Lyr. Ich und das Lyr. Du sitzen noch auf dem Kopfsteinpflaster und schauen Menschen zu, trinken Kaffee der nicht mehr ganz so warm ist und plötzlich kommt einem der Gedanke -der Sommer geht so schnell vorbei, bald ist es Winter. Komm lass uns noch "schnell" diesen Schluck genießen bevor es Kalt wird und wir nicht mehr auf dem Kopfsteinpflaster sitzen können.
Die Wiederholung von "ein" ist natürlich Geschmackssache, man kann es für unnötig halten doch ich wollte ein "drängen" und "hetzen" darstellen. Für mich ging das am besten in dem ich das Wort "ein" mehrere male wiederhole. Als würde man sagen "komm, komm, mach schon, wir müssen weiter"

Der letzte Satz. Ja ich zweifel immer noch ob er so gut war bzw. überhaupt geschrieben werden sollte. Eigentlich wollte ich erst Kaffee anstatt Brühe schreiben, doch ich wollte das Wort "Kaffee" nicht überstrapazieren, deshalb habe ich "Brühe" verwendet. Eine Suppen brühe wie man sie vielleicht an kalten Wintertagen trinkt. Für mich schließt sich somit der Kreis.

Ich danke dir moon, für die Mühe. Es hat mich sehr gefreut dass du dir zu dem Text Gedanken gemacht hast und es ist wirklich ein Kompliment wenn es das Gedicht zu einer solchen Interpretation geschafft hat, ich mag es nämlich ungern offensichtlich.

@Ohrlapp

es freut mich dass dich mein Text spontan angesprochen hat Hat das Bild welches ich im Kopf hatte, egal auf welche weise, doch zwei Personen erreicht. Danke fürs lesen und kommentieren.

Liebe Grüße an euch,
Isabel
IsabelG ist offline   Mit Zitat antworten
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