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Alt 04.02.2013, 15:47   #1
männlich Ex-Sinzky
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Standard Schreie der Vergeblichkeit

Schreie der Vergeblichkeit



Weiß, alles ist weiß, selbst das kalte Blinken der Stahlinstrumente im künstlichen Licht. Alles blendet, ist grell. Diese schmutzige Reinheit, dieses grässliche, alles verschlingende Weiß, das sich mir nebelgleich zwischen mein Dasein und die Welt schiebt. Ich bin müde, will nur schlafen.
Morphium ist grausam und doch letzter, dünner Faden der mich hält, mich über dem dunkeln Abgrund des Wahnsinns schaukelt; meine Schreie in dumpfer Gleichgültigkeit erstickt. Mein Henker.
Morphium ist grausam.

Ich schließe die Augen, fliehe in alte Zeiten, in der Hoffnung meiner Vergeblichkeit zu entrinnen. Doch kriecht der Nebel unaufhaltsam in mein Innerstes, verschleiert alles was ich zu sein glaubte, verschluckt meine Erinnerung bis nur noch eine leere, tote Hülle meine schwindende Seele birgt. Ich will endlich schlafen.

***

Bin ich noch? Ist mir die Dunkelheit geboren?
Es scheint, als löste sie mich von all dem Grellen und ich sehne mich nach dem vergrämten Licht.
Mir wird bang, und, als ob ich mich verlöre, schaurig klar, dass dies nun Sterben ist. Ich suche flehend nach einem Funken, einem Anhaltspunkt der mir bedeuten möge, dass ich bin. Noch bin. Und finde ihn als kleines, unscheinbares Leuchten, dem ich mich zuwende.
Der Tunnel. Mir läuft ein kalter Schauer über den nunmehr gedachten Rücken als mir klar wird, dass sie Recht hatten, dass ich mich irrte. Ich bin. Noch.

Und ich dränge dem Licht entgegen. Der Eingang zum Himmelreich?
Die Wände scheinen sich zu schließen, werden enger und ich fühle mich nass. Ein metallischer Geschmack macht sich auf meiner Zunge breit und ich finde mich getrieben in das Licht zu tauchen, zwinge mich durch die erdrückenden Wände.

***

Weiß, alles ist weiß und mein Sein verliert sich in einem letzten Schrei des nahenden Wahnsinns.
Leben ist nicht vergänglich. Es ist vergeblich. Vergessen ist Erlösung. Ich hasse das Licht.

Geändert von Ex-Sinzky (04.02.2013 um 18:33 Uhr)
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