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Alt 04.08.2015, 14:56   #1
männlich Sidewinder
 
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Standard Vers- Zeile - Syntaktische Einheit

Hallo allerseits,

Ich möchte hier endgültig mit einer Unklarheit aufräumen.

Zur Zeit beschäftige ich mich mit Gedichten, die zum Teil starke Enjambements aufweisen.

Beim Bestimmen von Melodie und Rhythmus, sowie dem Zeilensprung brauche ich Hilfe:

Ist der Vers als solcher mit der Zeile oder der syntaktischen Einheit identisch?

Das ist nämlich bei der Betrachtung wichtig.

Die zweite (fortgeschrittene) Frage wäre:

Gibt es Tips oder Tricks, wie der Zeilensprung gekonnt eingesetzt wird?
Geht es dabei ums nachdrücklichere Lesen oder mehr um die Betonung bedeutender Worte?

Vielleicht kann mir da jemand weiterhelfen.
Ich danke im Voraus!

Gruß
Sidewinder
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Alt 04.08.2015, 15:14   #2
männlich urluberlu
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hallo sidewinder

deine erste frage mutet ein wenig seltsam an. ist sie ernst gemeint?

wenn du ein wenig nur die gedichte anderer von japan bis chile, von lörrach bis usedom, von homer bis "poetry.de" anschaust, wird die antwort auf deine frage von selbst klar.

auf deine zweite frage fällt mir im moment nur ein vielleicht allgemein gültiger punkt ein:
unbetonte silbe am ende vor unbetonter silbe am anfang wirkt sich häufig störend auf das gesamtbild aus. kann aber genau so gut auch teil dieses gesamtbildes sein, eine rhythmische cäsur setzen im einklang mit dem inhalt usw. usf.

fazit: man muss das konkrete beispiel betrachten. allgemeine aussagen zu dieser zweiten frage sind wertlos.

ich wünsche dir freude am schreiben, an der musik der sprache. die theorie ergibt sich von selbst.

url
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Alt 04.08.2015, 15:18   #3
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Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, damit ich nicht schon im "Grundstock" einen blöden Fehler mache beim Zerlegen von Gedichten.

Du meinst die Praxis geht vor der Theorie?

Das höre ich gerne, aber nicht von allen.

Dann werde ich in Zukunft ungeniert Texte posten, deren möglicherweise ungeschickten Zeilenbruch ihr dann aushalten müsst

Ich hab noch viel zu lernen.
Aber es macht Spaß

Danke Dir also!
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Alt 04.08.2015, 15:25   #4
männlich urluberlu
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wenn du zeilenbrüche oder zeilenübergänge (enjambements) meinst, werden wir kein problem haben, den sinn dahinter zu suchen, evtl zu finden oder nicht zu finden.
wenn du aber die weit herum beliebte zerstückelung eines prosatextes in pseudo-"verse" meinst, wird sich keine sau darum kümmern und du wirst vor allem jene leute ansprechen, welche den inhalt deines textes "intensiv nacherleben" möchten.
wie gesagt: viel spass
url
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Alt 04.08.2015, 15:31   #5
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Nun, ich könnte mir vorstellen, dass es bei den ersten Versuchen mit diesem Stilmittel ganz normal ist, vorerst "Pseudo-Verse" zu fabrizieren, denn man möchte ja lernen und nicht seine bereits makellosen Texte präsentieren und den Applaus genießen

Und wer nicht fragt bleibt dumm

Und wer hofft, grundlegende Fragen wären mir peinlich, den muss ich enttäuschen

Grüße
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Alt 04.08.2015, 15:31   #6
weiblich Ilka-Maria
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Hier musst Du Dich ganz auf Deine Intuition verlassen. Enjambements gehören einer empfindsamen Spezies an und fühlen sich nicht an jedem Versende wohl.

Sie wollen etwas Besonderes sein, deshalb eignenen sie sich nicht dafür, "Enjambement"-Gedichte zu schreiben, in denen alle Verse umgebrochen werden. Obwohl es Meister der Dichtung gibt, die das mit Bravour gemeistert haben.

Zunächst einmal an passender Stelle eingeflochten genügt ein Enjambement völlig. Es kann einem Gedicht Frische verleihen, den Leser stutzen und nachdenken lassen, es kann aber auch nur eine rein metrische Funktion haben. Geh einfach nicht zu akademisch damit um, sondern spiele ein wenig.

Mein Lieblings-Enjambement stammt von Wilhelm Busch:

Zitat:
Jeder weiß, was so ein Mai-
käfer für ein Vogel sei
Das ist witzig. Der Leser wird am Versende gestoppt und bleibt auf dem Trennstrich erst einmal sitzen wie in einem 50er-Jahre-Bus, dem die Fühler zur Stromoberleitung runtergefallen sind. Dann findet er seinen Atem wieder und liest weiter, und plötzlich ist der Käfer ein (seltsamer) Vogel.

Du musst nicht witzig dichten, aber als Schablone finde ich es wert, dieses Beispiel an der Hand zu haben.

Lieben Gruß
Ilka
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2015, 15:40   #7
männlich Sidewinder
 
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Danke Ilka für diese sehr hilfreiche Antwort!

Ich glaube Dir das mit der Intuition

Obwohl es sich mit anderen Auskünften widerspricht, die einem die Beschäftigung mit Zeilenbrüchen in modernen Gedichten nahelegen, bis man ihn "technisch draufhat" und sich dann einem anderen Aspekt widmen kann.

ABer ehrlich gesagt, im Moment erscheint mir Deine Darstellung plausibler

Hab einen schönen Tag!
Sidewinder ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.08.2015, 15:51   #8
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 30.982

Verlass Dich nicht allein auf die äußere Technik, sondern auch auf den kleinen Prinzen in Dir. Ohne Augen, Herz, Darm, Magen und Blutkreislauf geht nichts. Die Ohren nicht zu vergessen. Der kleine Prinz sagte, man sehe nur mit dem Herzen gut. Ich sage: Man sieht nur im Zusammenspiel aller Organe gut. Die perfekte Technik ist in Dir.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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