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Theorie und Dichterlatein Ratschläge und theoretisches Wissen rund um das Schreiben.

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Alt 29.08.2012, 15:30   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Danksagung

Aus aktuellem Anlass stelle ich hier mal ein Gedicht von Johannes Becher ein, um eine Diskussion anzuregen, was von solch einem "Geist" zu halten ist (Entstehungszeit: 1953). Vor allem die beiden letzten Strophen verdienen Aufmerksamkeit.


Johannes U. Becher
Danksagung

[1] Neigt euch vor ihm in ewigem Gedenken!
O sag auch du, mein Deutschland, Stalin Dank.
Er kam, ein neues Leben dir zu schenken,
Als schon dein Land in blutgem Schnee versank.

[2] Er kam, aus deiner Not dich zu erretten,
Wo immer neues wächst, gedenke sein.
Hochhäuser ragen über Trümmerstätten
Und ihr Willkommen lädt uns herzlich ein.

[3] Es wird ganz Deutschland einstmals Stalin danken.
In jeder Stadt steht Stalins Monument.
Dort wird er sein, wo sich die Reben ranken,
Und dort in Kiel erkennt ihn ein Student.

[4] Dort wird er sein, wo sich von ihm die Fluten
Des Rheins erzählen und der Kölner Dom.
Dort wird er sein in allem Schönen, Guten,
Auf jedem Berg, an jedem deutschen Strom,

[5] Allüberall, wo wir zu denken lernen
Und wo man einen Lehrsatz streng beweist.
Vergleichen wir die Genien mit den Sternen,
So glänzt als hellster der, der Stalin heißt ...

[6] Dort wirst du, Stalin, stehn, in voller Blüte
Der Apfelbäume an dem Bodensee,
Und durch den Schwarzwald wandert seine Güte,
Und winkt zu sich heran ein scheues Reh.

[7] Am Wendelstein und in den Isarauen
Sind wir begegnet deinem Angesicht,
Wir sind begegnet dir im Abendblauen,
Und sind begegnet dir im Morgenlicht.

[8] In seinen Werken reicht er uns die Hand.
Band reiht an Band sich in den Bibliotheken,
Und niederblickt sein Bildnis von der Wand.
Auch in dem fernsten Dorf ist er zugegen.

[9] Mit Marx und Engels geht er durch Stralsund,
Bei Rostock überprüft er die Traktoren,
Und über einen dunklen Wiesengrund
Blickt in die Weite er, wie traumverloren.

[10] Er geht durch die Betriebe an der Ruhr,
Und auf den Feldern tritt er zu den Bauern,
Die Panzerfurche – eine Leidensspur.
Und Stalin sagt: „Es wird nicht lang mehr dauern!“

[11] Er spricht im neuen Hüttenkombinat.
Wie brüderlich und schlicht sagt er: „Genossen!“
Ein jedes Wort, das Stalin spricht, ist Tat,
Aus einem Stück sind Wort und Tat gegossen.

[12] In Dresden sucht er auf die Galerie,
Und alle Bilder sich vor ihm verneigen.
Die Farbentöne leuchten schön wie nie
Und tanzen einen bunten Lebensreigen.

[13] Mit Lenin sitzt er abends auf der Bank,
Ernst Thälmann setzt sich nieder zu den beiden.
Und eine Ziehharmonika singt Dank,
Da lächeln sie, selbst dankbar und bescheiden.

[14] Die Jugend zeigt euch ihre Meisterschaft
In Sport und Spiel – und ihr verteilt die Preise.
Dann summt ihr mit die Worte „lernt und schafft“,
Wenn sie zum Abschied singt die neue Weise.

[15] Nun lebt er schon und wandert fort in allen
Und seinen Namen trägt der Frühlingswind,
Und in dem Bergsturz ist sein Widerhallen
Und Stalins Namen buchstabiert das Kind.

[16] Wenn sich vor Freude rot die Wangen färben,
Dankt man dir, Stalin, und sagt nichts als: „Du!“
Ein Armer flüstert „Stalin“ noch im Sterben
Und Stalins Hand drückt ihm die Augen zu.

[17] Dort wirst du sitzen mit uns in der Runde
Und teilst mit uns die Speise und den Trank.
Wir heben, grüßend dich, das Glas zum Munde
Und singen dir und sagen Stalin Dank.

[18] Stalin: so heißt ein jedes Friedenssehnen.
Stalin: so heißt des Friedens Morgenrot,
Stalin beschwören aller Mütter Tränen:
„Stalin! O ende du des Krieges Not.“

[19] Wer je wird angeklagt des Friedens wegen,
Aufrecht stehst du in dem mit vor Gericht.
Die Richter aber ihre Hände legen
Vors Auge, denn sie blendet soviel Licht.

[20] Du trittst herein, welch eine warme Helle
Strömt von dir aus und was für eine Kraft
Und der Gefangene singt in seiner Zelle,
Er fühlt als Riese sich in seiner Haft ...

[21] Im Wasserfall und in dem Blätterrauschen
Ertönt dein Name, und es zieht dein Schritt
Ganz still dahin. Wir bleiben stehn und lauschen
Und folgen ihm und gehen leise mit.

[22] Du Freund der Völker, du, ihr allerbester,
Was je war rühmenswert, blüht dir zum Ruhm.
Es spielt, den Weltraum füllend, ein Orchester
Das hohe Lied von Stalins Heldentum ...

[23] Gedenke, Deutschland, deines Freunds, des besten.
O danke Stalin, keiner war wie er
So tief verwandt dir. Osten ist und Westen
In ihm vereint. Er überquert das Meer,

[24] Und kein Gebirge setzt ihm eine Schranke,
Kein Feind ist stark genug, zu widerstehn
Dem Mann, der Stalin heißt, denn sein Gedanke
Wird Tat, und Stalins Wille wird geschehn.

[25] Vor Stalin neigt euch, Fahnen, laßt euch senken!
Es soll ein ewiges Gedenken sein!
Erhebt euch, Fahnen, und weht im Gedenken
An Stalin bis hinüber an den Rhein.

[26] In Stalins Namen wird sich Deutschland einen.
Er ist es, der den Frieden uns erhält.
So bleibt er unser und wir sind die Seinen,
Und Stalin, Stalin heißt das Glück der Welt.

[27] Die Völker werden sich vor dir erheben,
Genosse Stalin, und zu dir erhebt
Mein Deutschland sich: in unserm neuen Leben
Das Leben Stalins ewig weiterlebt.
1953
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Alt 29.08.2012, 16:26   #2
Thing
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Ich kann gar nicht so viel trinken,
wie ich erbrechen möchte!
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Alt 29.08.2012, 16:39   #3
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Ich kann gar nicht so viel trinken,
wie ich erbrechen möchte!
Versuch's mit Wodka.
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Alt 29.08.2012, 16:46   #4
Thing
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Jetzt gleich?
Hab keine voloschnika ...
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Alt 29.08.2012, 16:48   #5
Thing
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Aus aktuellem Anlass stelle ich hier mal ein Gedicht von Johannes Becher ein, um eine Diskussion anzuregen, was von solch einem "Geist" zu halten ist (Entstehungszeit: 1953). Vor allem die beiden letzten Strophen verdienen Aufmerksamkeit.


Johannes U. Becher
Danksagung

[1] Neigt euch vor ihm in ewigem Gedenken!
O sag auch du, mein Deutschland, Stalin Dank.
Er kam, ein neues Leben dir zu schenken,
Als schon dein Land in blutgem Schnee versank.

[2] Er kam, aus deiner Not dich zu erretten,
Wo immer neues wächst, gedenke sein.
Hochhäuser ragen über Trümmerstätten
Und ihr Willkommen lädt uns herzlich ein.

[3] Es wird ganz Deutschland einstmals Stalin danken.
In jeder Stadt steht Stalins Monument.
Dort wird er sein, wo sich die Reben ranken,
Und dort in Kiel erkennt ihn ein Student.

[4] Dort wird er sein, wo sich von ihm die Fluten
Des Rheins erzählen und der Kölner Dom.
Dort wird er sein in allem Schönen, Guten,
Auf jedem Berg, an jedem deutschen Strom,

[5] Allüberall, wo wir zu denken lernen
Und wo man einen Lehrsatz streng beweist.
Vergleichen wir die Genien mit den Sternen,
So glänzt als hellster der, der Stalin heißt ...

[6] Dort wirst du, Stalin, stehn, in voller Blüte
Der Apfelbäume an dem Bodensee,
Und durch den Schwarzwald wandert seine Güte,
Und winkt zu sich heran ein scheues Reh.

[7] Am Wendelstein und in den Isarauen
Sind wir begegnet deinem Angesicht,
Wir sind begegnet dir im Abendblauen,
Und sind begegnet dir im Morgenlicht.

[8] In seinen Werken reicht er uns die Hand.
Band reiht an Band sich in den Bibliotheken,
Und niederblickt sein Bildnis von der Wand.
Auch in dem fernsten Dorf ist er zugegen.

[9] Mit Marx und Engels geht er durch Stralsund,
Bei Rostock überprüft er die Traktoren,
Und über einen dunklen Wiesengrund
Blickt in die Weite er, wie traumverloren.

[10] Er geht durch die Betriebe an der Ruhr,
Und auf den Feldern tritt er zu den Bauern,
Die Panzerfurche – eine Leidensspur.
Und Stalin sagt: „Es wird nicht lang mehr dauern!“

[11] Er spricht im neuen Hüttenkombinat.
Wie brüderlich und schlicht sagt er: „Genossen!“
Ein jedes Wort, das Stalin spricht, ist Tat,
Aus einem Stück sind Wort und Tat gegossen.

[12] In Dresden sucht er auf die Galerie,
Und alle Bilder sich vor ihm verneigen.
Die Farbentöne leuchten schön wie nie
Und tanzen einen bunten Lebensreigen.

[13] Mit Lenin sitzt er abends auf der Bank,
Ernst Thälmann setzt sich nieder zu den beiden.
Und eine Ziehharmonika singt Dank,
Da lächeln sie, selbst dankbar und bescheiden.

[14] Die Jugend zeigt euch ihre Meisterschaft
In Sport und Spiel – und ihr verteilt die Preise.
Dann summt ihr mit die Worte „lernt und schafft“,
Wenn sie zum Abschied singt die neue Weise.

[15] Nun lebt er schon und wandert fort in allen
Und seinen Namen trägt der Frühlingswind,
Und in dem Bergsturz ist sein Widerhallen
Und Stalins Namen buchstabiert das Kind.

[16] Wenn sich vor Freude rot die Wangen färben,
Dankt man dir, Stalin, und sagt nichts als: „Du!“
Ein Armer flüstert „Stalin“ noch im Sterben
Und Stalins Hand drückt ihm die Augen zu.

[17] Dort wirst du sitzen mit uns in der Runde
Und teilst mit uns die Speise und den Trank.
Wir heben, grüßend dich, das Glas zum Munde
Und singen dir und sagen Stalin Dank.

[18] Stalin: so heißt ein jedes Friedenssehnen.
Stalin: so heißt des Friedens Morgenrot,
Stalin beschwören aller Mütter Tränen:
„Stalin! O ende du des Krieges Not.“

[19] Wer je wird angeklagt des Friedens wegen,
Aufrecht stehst du in dem mit vor Gericht.
Die Richter aber ihre Hände legen
Vors Auge, denn sie blendet soviel Licht.

[20] Du trittst herein, welch eine warme Helle
Strömt von dir aus und was für eine Kraft
Und der Gefangene singt in seiner Zelle,
Er fühlt als Riese sich in seiner Haft ...

[21] Im Wasserfall und in dem Blätterrauschen
Ertönt dein Name, und es zieht dein Schritt
Ganz still dahin. Wir bleiben stehn und lauschen
Und folgen ihm und gehen leise mit.

[22] Du Freund der Völker, du, ihr allerbester,
Was je war rühmenswert, blüht dir zum Ruhm.
Es spielt, den Weltraum füllend, ein Orchester
Das hohe Lied von Stalins Heldentum ...

[23] Gedenke, Deutschland, deines Freunds, des besten.
O danke Stalin, keiner war wie er
So tief verwandt dir. Osten ist und Westen
In ihm vereint. Er überquert das Meer,

[24] Und kein Gebirge setzt ihm eine Schranke,
Kein Feind ist stark genug, zu widerstehn
Dem Mann, der Stalin heißt, denn sein Gedanke
Wird Tat, und Stalins Wille wird geschehn.

[25] Vor Stalin neigt euch, Fahnen, laßt euch senken!
Es soll ein ewiges Gedenken sein!
Erhebt euch, Fahnen, und weht im Gedenken
An Stalin bis hinüber an den Rhein.

[26] In Stalins Namen wird sich Deutschland einen.
Er ist es, der den Frieden uns erhält.
So bleibt er unser und wir sind die Seinen,
Und Stalin, Stalin heißt das Glück der Welt.

[27] Die Völker werden sich vor dir erheben,
Genosse Stalin, und zu dir erhebt
Mein Deutschland sich: in unserm neuen Leben
Das Leben Stalins ewig weiterlebt.
1953

Unsere Nazi-Anbeter (ab 1933, aber nicht nach 1945) waren gleiches "Kaliber".
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Alt 29.08.2012, 17:04   #6
weiblich Ex-Nitribitto
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@Ilka-Maria

Ich habe es heute schon mal geschrieben: Wenn man ein Ereignis oder, wie hier, einen Text aus geschichtlichen Zusammenhängen reißt, darf man ganz sicher sein, dass hier versucht wird, eine Aussage zu verfälschen. Und genau das unternimmst du hier.

Aber ich nehme Bezug auf die letzten beiden Zeilen des Becher-Gedichts:

1952, ein Jahr vor seinem Tode, hatte Stalin an Adenauer eine Note gerichtet, die bekannte Stalin-Note. Darin schlug er Adenauer vor, darin einzuwilligen, die beiden Deutschlands wiederzuvereinigen. Adenauer lehnte strikt ab: Lieber ein halbes Deutschland ganz, als ein ganzes Deutschland halb - du wirst seinen Ausspruch kennen. Stalin hatte zur Bedingung bemacht, dass das vereinte Deutschland sich keinem Militärpakt anschließt, sondern militärisch und damit politisch neutral bleibt. Dass das Adenauer nicht gefiel, das hatten die Deutschen dann viele Jahrzehnte auszubaden mit den bekannten Folgen, zum Beispiel des Baus der Berliner Mauer. Deutschland hätte also auf Initiative Stalins spätestens 1953 bereits wieder ein einiges Deutschland sein können.

Dass dieser Vorgang im Westen nicht allzu hoch gehangen wurde, ist erklärlich, denn Adenauers Politik der Westbindung, vor allem an die USA, politisch und militärisch, stand sowohl den Plänen der US-Amerikaner, als auch Adenauers Plänen, das heißt des deutschen Kapitals, diametral entgegen. Mir sind Westdeutsche bekannt, Altersgenossen, die von einer Stalin-Note, geschweige von ihrem Inhalt, nie etwas gelesen oder gehört haben. Dabei kann man das in jedem sich seriös gebenden Geschichtswerk, und sei es noch so antikommunistisch, nachlesen. Du hast es vielleicht anders gelesen oder gehört, aber ich versichere dir, wenn etwas anderes gesagt wurde, so hat man gelogen. Aus welchen Gründen, ist leicht einsehbar.

Wenn ich das nun auf Bechers Gedicht beziehe, so ist Bechers Aussage: "In Stalins Namen wird sich Deutschland einigen" völlig korrekt - wäre die Adenauersche Deutschland-Politik nicht gewesen.

Aber dir geht es ja um den Stalin-Kult. Da muss man zunächst wissen, dass ein Kult nie von dem Betreffenden selbst ausgeht, sondern immer von seinen sogenannten Verehrern. Die Führungsleistungen Stalins bei der Industrialisierung der Sowjetunion und besonders seine Leistungen während des zweiten Weltkriegs waren so ungeheuerlich groß - es gab keinen Politiker auf der ganzen Welt, der eingestandenermaßen zu solchen Leistungen fähig gewesen wäre, unter so schwierigen Verhältnissen -, dass die Verehrung der Völker, auch der westlichen übrigens, in einen Kult umgeschlagen war. Ob er Stalin angenehm war, weiß ich nicht. Er hat immer betont, dass das gesamte sowjetische Volk diese Leistungen erbracht hat, niemals er als einziger Mann. Aber kann sich ein so Verehrter eigentlich gegen Speichelleckerei wirksam wehren? Ich glaube, nicht. Das nahm dann Auswüchse an, die schon lächerlich wurden. Er erschien der Welt als Gott, als Übermensch. Im Westen aber war er der Massenmörder, der angeblich 60 Millionen Menschen im Gulag umgebracht habe (die Zahlen schwanken zwischen 2 und 60 Millionen), seine Konkurrenten kaltblütig in den Moskauer Prozessen umgebracht hatte, der "seine eigenen Leute" im Gulag ermordet habe, durch die Umsiedlung von Volksgruppen Völkermord begangen hatte - aber das gehört zur Propaganda der Feinde der Sowjetunion. Als denkender Mensch sollte man es im Laufe des Lebens gelernt haben, solche Aussagen kritisch zu bewerten, auch wenn die gesamte westliche Welt an diesem Feindbild festhält. Das ist nicht deine Stärke und die Stärke anderer hier, ich weiß.

Das Gedicht selbst ist ein Huldigungsgedicht. Solche Gedichte übertreiben immer, es sind Sonntagsgedichte, meiner Ansicht nach ohne größeren lyrischen Wert, die lediglich einmal auf einer Veranstaltung zu irgendeinem Anlass vorgetragen werden, und dann liest sie kein Mensch mehr. Es gibt sie übrigens auch vielfach mit der schönsten Arschkriecherei bis 1945 in Deutschland. Und die Autoren durften dann nach 1945 weiter ihren Mist verbreiten, nun allerdings hochdemokratisch und nicht mehr ganz so vollmundig. Jünger zum Beispiel, der den ersten Weltkrieg verherrlicht hatte, wird heute noch verehrt, und das nicht nur von ausgesprochen rechtskonservativen Kreisen. Oder Benn, der vom Paulus zum Saulus mutierte, mit den Nazis geschmust hatte, dass Brecht das Ekeln kam.
Die Zahl der arschkriechenden Poeten ist Legion.

Indem du dieses Becher-Gedicht hier einstellst, beweist du nur deine absolute Blindheit für die Wahrheit historischer Vorgänge. Dass Becher ein schlechter Kerl war, beweist du damit leider nicht. Jedenfalls nicht mir. Ich kenne viele Gedichte von ihm, hochpoetische, von denen du Leuchte der Lyrik im allgemeinen und von Poetry im besonderen dir wenigstens die Titel abschneiden könntest.

Nitribitto
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Alt 29.08.2012, 17:24   #7
Thing
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Zitat:
Zitat von Nitribitto Beitrag anzeigen
@Ilka-Maria

Ich habe es heute schon mal geschrieben: Wenn man ein Ereignis oder, wie hier, einen Text aus geschichtlichen Zusammenhängen reißt, darf man ganz sicher sein, dass hier versucht wird, eine Aussage zu verfälschen. Und genau das unternimmst du hier.

Aber ich nehme Bezug auf die letzten beiden Zeilen des Becher-Gedichts:

1952, ein Jahr vor seinem Tode, hatte Stalin an Adenauer eine Note gerichtet, die bekannte Stalin-Note. Darin schlug er Adenauer vor, darin einzuwilligen, die beiden Deutschlands wiederzuvereinigen. Adenauer lehnte strikt ab: Lieber ein halbes Deutschland ganz, als ein ganzes Deutschland halb - du wirst seinen Ausspruch kennen. Stalin hatte zur Bedingung bemacht, dass das vereinte Deutschland sich keinem Militärpakt anschließt, sondern militärisch und damit politisch neutral bleibt. Dass das Adenauer nicht gefiel, das hatten die Deutschen dann viele Jahrzehnte auszubaden mit den bekannten Folgen, zum Beispiel des Baus der Berliner Mauer. Deutschland hätte also auf Initiative Stalins spätestens 1953 bereits wieder ein einiges Deutschland sein können.

Dass dieser Vorgang im Westen nicht allzu hoch gehangen wurde, ist erklärlich, denn Adenauers Politik der Westbindung, vor allem an die USA, politisch und militärisch, stand sowohl den Plänen der US-Amerikaner, als auch Adenauers Plänen, das heißt des deutschen Kapitals, diametral entgegen. Mir sind Westdeutsche bekannt, Altersgenossen, die von einer Stalin-Note, geschweige von ihrem Inhalt, nie etwas gelesen oder gehört haben. Dabei kann man das in jedem sich seriös gebenden Geschichtswerk, und sei es noch so antikommunistisch, nachlesen. Du hast es vielleicht anders gelesen oder gehört, aber ich versichere dir, wenn etwas anderes gesagt wurde, so hat man belogen. Aus welchen Gründen, ist leicht einsehbar.

Wenn ich das nun auf Bechers Gedicht beziehe, so ist Bechers Aussage: "In Stalins Namen wird sich Deutschland einigen" völlig korrekt - wäre die Adenauersche Deutschland-Politik nicht gewesen.

Aber dir geht es ja um den Stalin-Kult. Da muss man zunächst wissen, dass ein Kult nie von dem Betreffenden selbst ausgeht, sondern immer von seinen sogenannten Verehrern. Die Führungsleistungen Stalins bei der Industrialisierung der Sowjetunion und besonders seine Leistungen während des zweiten Weltkriegs waren so ungeheuerlich groß - es gab keinen Politiker auf der ganzen Welt, der eingestandenermaßen zu solchen Leistungen fähig gewesen wäre, unter so schwierigen Verhältnissen -, dass die Verehrung der Völker, auch der westlichen übrigens, in einen Kult umgeschlagen war. Ob er Stalin angenehm war, weiß ich nicht. Er hat immer betont, dass das gesamte sowjetische Volk diese Leistungen erbracht hat, niemals er als einziger Mann. Aber kann sich ein so Verehrter eigentlich gegen Speichelleckerei wirksam wehren? Ich glaube, nicht. Das nahm dann Auswüchse an, die schon lächerlich wurden. Er erschien der Welt als Gott, als Übermensch. Im Westen aber war er der Massenmörder, der angeblich 60 Millionen Menschen im Gulag umgebracht habe (die Zahlen schwanken zwischen 2 und 60 Millionen), seine Konkurrenten kaltblütig in den Moskauer Prozessen umgebracht hatte, der "seine eigenen Leute" im Gulag ermordet habe, durch die Umsiedlung von Volksgruppen Völkermord begangen hatte - aber das gehört zur Propaganda der Feinde der Sowjetunion. Als denkender Mensch sollte man es im Laufe des Lebens gelernt haben, solche Aussagen kritisch zu bewerten, auch wenn die gesamte westliche Welt an diesem Feindbild festhält. Das ist nicht deine Stärke und die Stärke anderer hier, ich weiß.

Das Gedicht selbst ist ein Huldigungsgedicht. Solche Gedichte übertreiben immer, es sind Sonntagsgedichte, meiner Ansicht nach ohne größeren lyrischen Wert, die lediglich einmal auf einer Veranstaltung zu irgendeinem Anlass vorgetragen werden, und dann liest sie kein Mensch mehr. Es gibt sie übrigens auch vielfach mit der schönsten Arschkriecherei bis 1945 in Deutschland. Und die Autoren durften dann nach 1945 weiter ihren Mist verbreiten, nun allerdings hochdemokratisch und nicht mehr ganz so vollmundig. Jünger zum Beispiel, der den ersten Weltkrieg verherrlicht hatte, wird heute noch verehrt, und das nicht nur von ausgesprochen rechtskonservativen Kreisen. Oder Benn, der vom Paulus zum Saulus mutierte, mit den Nazis geschmust hatte, dass Brecht das Ekeln kam.
Die Zahl der arschkriechenden Poeten ist Legion.


Bitte mit Namen nennen!

Und die Nachkriegsstalinistische A***-Kriecherei ist dadurch eo ipso legitim und entschuldigt?
Oh, Du ahnungsloses Närrlein!

Indem du dieses Becher-Gedicht hier einstellst, beweist du nur deine absolute Blindheit für die Wahrheit historischer Vorgänge. Dass Becher ein schlechter Kerl war, beweist du damit leider nicht. Jedenfalls nicht mir. Ich kenne viele Gedichte von ihm, hochpoetische, von denen du Leuchte der Lyrik im allgemeinen und von Poetry im besonderen dir wenigstens die Titel abschneiden könntest.

Na, wennde das meinst.

Nitribitto


Halli Hallo, Ilka-Maria -

bleiben wir doch mal beim Gedicht:
Die Kreuzreime reißen es auch nicht raus.
Sie erinnern lediglich an einen vorgegebenen Marsch, der zum Glück von Robert Neumann decouvriert wurde, auch von Hans Reimann, aber diese Namen, fürchte ich, sagen Nitribitto nichts.
Was sonst könnte man sonst noch zu einem unsäglich schlechten Text sagen?
Sollte man d o c h einen Nazitext gegenüberstellen, um die entlarvende Übereinstimmung zu betonen?

Je nun,

kurze Zusammenfassung:
Er hat in der DDR Vieles zum kulturellen Aufbau geleistet.
Nach Westdeutschland hätte er als ausgewiesener Kommunistenfreund nicht gekonnt, er wußte also, in welchen Wind er sein Mäntelchen zu hängen hatte.

Lukacs hat er nicht geholfen (Ungarn-Aufstand), da war ihm die Weste näher als der Rock.

LG
Thing
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Alt 29.08.2012, 17:26   #8
weiblich Ilka-Maria
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Danke für die Aufklärung, Nitribitto, ich hatte mich in jüngeren Jahren drei Jahre lang im Schwerpunktfach Geschichte auf eine mehrstündige schriftliche Prüfung vorbereitet, Hauptthema: Nationalsozialismus, und ich bin bis heute noch nicht durch die Geschichtsliteratur durch, die zweireihig eine halbe Bücherwand einnimmt (die Geschichte der U.S.A. nicht eingerechnet, dafür gibt es ein gesondertes Regal), da es ja ständig Neuerscheinungen gibt.

Nur: Hattest Du nicht selbst in einem Deiner Threads (an dem ich mich so gut wie nicht beteiligt habe, und dies aus gutem Grund) selbst dafür plädiert, nur den textlichen Aspekt zu sehen, da es nicht um den historischen Hintergrund gehe, und daß Du deshalb diesen Beitrag melden und löschen lassen wollest?

So weit geht also Dein Beleidigtsein, daß Du nicht nur Kommentare löschen lassen willst, sondern hier in meinem Thread Deine eigenen Grundsätze verrätst, indem Du zu dozieren versuchst.

Die Mühe hättest Du Dir sparen können, ich bin belesen genug. Und mir ist auch klar, weshalb ein Kommunist wie Becher nicht in die U.S.A. auswandern wollte: Der Fall "Sacco und Vanzetti" dürfte ihm bekannt gewesen sein.

Was mich allerdings am meisten wundert: Hattest Du mir nicht unlängst geschrieben, ich stünde auf Deiner Ignorierliste? Da hatte ich mich wohl vergeblich darüber gefreut.
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Alt 29.08.2012, 17:29   #9
weiblich Ilka-Maria
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Ergänzung:

Wieviele Menschen durch Stalin umgekommen sind, wissen übrigens nicht mal die Experten genau zu sagen, solange nicht alle Archive geöffnet worden sind. Das gilt auch für die Opfer anderer kommunistischer Regime. Jedenfalls gehen mit jedem Archiv die Zahlen weiter nach oben.
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Alt 29.08.2012, 17:34   #10
Thing
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Stalin hat die KL, die in seinem "Bereich" waren, selbst genutzt, sie kamen ihm zupaß, da er die "Standorte" nicht mehr aussuchen mußte.
Das war n a c h 1945.
jaja, Väterchen Stalin.....
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Alt 29.08.2012, 19:08   #11
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Für mich war Johannes U. Becher
Nichts weiter als ein Verbrecher
Hat seine Freundin Fanny erschossen
Wird aber heut noch von den Genossen
Als ein großer Mensch verehrt
Irgendetwas läuft da verkehrt
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Alt 29.08.2012, 19:13   #12
Thing
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Stimmt.
Diese "Jugendsünde" wird immer wieder unter den Teppich gekehrt.
Aber in den Gerichtsannalen blieb sie erhalten.

Damals hat sich sein persönlicher Nicht-Mut zum ersten Mal wirklich offenbart.
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Alt 29.08.2012, 19:50   #13
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Stimmt.
Diese "Jugendsünde" wird immer wieder unter den Teppich gekehrt.
Aber in den Gerichtsannalen blieb sie erhalten.

Damals hat sich sein persönlicher Nicht-Mut zum ersten Mal wirklich offenbart.
Ist dieses Urteil nicht ungerecht? Er hat sich doch auch erschießen wollen, aber es nicht richtig angestellt. Er war schwer verletzt, und ich gehe davon aus, daß es ihm ernst war mit dem Todeswunsch.

Als Jugendsünde sehe ich das deshalb nicht, eher als eine Verstiegenheit. Im Zusammenhang mit seinem Lebenslauf, seinen schwärmerischen Huldigungen an Stalin und dem naiven Stil seiner Lyrik sehe ich in ihm sogar einen psychotisch-radikalen Menschen mit unlöschbarem Dachstubenbrand. Solche Menschen sind gefährlich - ihr Leben lang.
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Alt 29.08.2012, 23:07   #14
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Bei so extrem geballtem Geschichtswissen muß ich passen. Wahrscheinlich stamme ich aus irgendeiner parallelen Dimension.
Scotty, beam mich hoch!
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Alt 30.08.2012, 00:09   #15
Thing
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Zitat:
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Ist dieses Urteil nicht ungerecht? Er hat sich doch auch erschießen wollen, aber es nicht richtig angestellt. Er war schwer verletzt, und ich gehe davon aus, daß es ihm ernst war mit dem Todeswunsch.

Als Jugendsünde sehe ich das deshalb nicht, eher als eine Verstiegenheit. Im Zusammenhang mit seinem Lebenslauf, seinen schwärmerischen Huldigungen an Stalin und dem naiven Stil seiner Lyrik sehe ich in ihm sogar einen psychotisch-radikalen Menschen mit unlöschbarem Dachstubenbrand. Solche Menschen sind gefährlich - ihr Leben lang
.

Halbernst, halbernst!

Und zu dem anderen Absatz:
Ja.

Ja.
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Alt 01.09.2012, 11:41   #16
weiblich Ilka-Maria
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Hier gibt es ein paar Zahlen zu dem Desaster, das Stalin anrichtete, sowie eine Aufzählung der kommunistischen Diktatoren, zu denen er zählte. Und so jemand wird in einem ellenlangen Gedicht als Held gefeiert.

https://www.poetry.de/showthread.php...873#post226873
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Alt 01.09.2012, 16:01   #17
männlich Desperado
 
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Danksagung

Neigt euch vor ihm in ewigem Gedenken!
O sag auch du, mein Bayern, Xaverl Dank.
Er kam, ein neues Brauhaus dir zu schenken,
Als schon dein Land in trocknem Staub versank.

Er kam, aus deiner Not dich zu erretten,
Wo immer Hopfen wächst, gedenke sein.
Weinberge wachsen über Safferstetten
ihr froher Trinkspruch lädt uns herzlich ein.

Es wird ganz Deutschland einstmals Xaverl danken.
In jeder Stadt steht Xaverls Monument.
Dort wird er sein, wo sich die Reben ranken,
Und dort in Kiel erkennt ihn ein versoffener Student.

Dort wird er sein, wo sich von ihm des Weines Fluten
Des Rheins erzählen und der Kölner Usedom.
Dort wird er sein in allem selbstgebrannten Guten,
Auf jedem Fass, an jedem Alkoholes Strom,

Allüberall, wo wir zu trinken lernen
Und wo man eine Zechtour streng beweist.
Vergleichen wir die Äuglein mit den Sternen,
So glänzt als hellster der, der Xaverl heißt ...

Dort wirst du, Xaverl, stehn, in vollgegärter Blüte
Der Mostapfelbäume am Bodensee,
Und durch den Schwarzwald wandert seine hochprozent'ge Güte,
Und schäkernd wankt heran er an ein scheues Reh.

Am Wendelstein und in den Isarauen
Sind wir begegnet deinem aufgeschwemmten Angesicht,
Wir sind begegnet dir im Sternhagelvollblauen,
Und sind begegnet dir im grausam grellen Morgenlicht.

In seinem Absturz reicht er uns die Hand.
Glas reiht an Glas sich an den Theken,
Und niedersinkt sein Bildnis von der Wand.
Auch in dem fernsten Dorf ist er zugegen.

Mit Jan und Michel schwankt er durch Stralsund,
Bei Rostock uriniert er auf Traktoren,
Und über einen dunklen Sumpfesgrund
Irrt in die Weite er, wie traumverloren.

Er zieht durch alle Kneipen an der Ruhr,
Und auf den Feldern säuft er mit den Bauern,
Die Traktorfurche – eine Leidensspur.
Und Xaverl sagt: „Es wird nicht lang mehr dauern!“

Er spricht im neuen Bierhüttenkombinat.
Wie brüderlich und schlicht sagt er: „Mass genossen!“
Ein jedes Wort, das Xaverl spricht, ist desolat,
Aus einem Stück sind Schluck und Wort geflossen.

In Dresden sucht er auf die Gastronomie,
Und alle Wirte sich vor ihm verneigen.
Die Schnäpschentöne leuchten schön wie nie
Und tanzen einen bunten Trunkesreigen.

Mit Udo sitzt er abends an der Bar,
Wolf Biermann setzt sich nieder zu den beiden.
Und eine Ziehharmonika klingt sonderbar,
Da lächeln sie, bierselig zu beneiden.

Die Jugend zeigt euch ihre Meisterschaft
In Trinksport's Spiel – und ihr verteilt die Preise.
Dann summt ihr mit die Worte „trinkt und gafft“,
Wenn sie zum Abschied trinkt das neue Weisse.

Er übergibt sich schon und wandert fort mit Lallen
Und seinen Namen lallt der Frühlingswind,
Und in dem Bergfurz ist sein Widerhallen
Und Xaverls Namen buchstabiert das mostgestillte Kind.

Wenn sich vor Trunksucht rot die Wangen färben,
Dankt man dir, Xaverl, und sagt nichts als: „Du!“
Ein armer Dauersäufer flüstert „Xaverl“ noch im Sterben
Und Xaverls Hand drückt ihm die Düsenaugen zu.

Dort wirst du bechern mit uns in der frohen Runde
Und teilst mit uns die Zeche und den Trank.
Wir heben, grüßend dich, das Glas zum Munde
Und singen dir und sagen Xaverl Dank.

Xaverl: so heißt ein jedes Trinkersehnen.
Xaverl: so heißt des Suffes Morgenrot,
Xaverl beschwören aller Puffmütter Krokodilstränen:
„Xaverl! O ende du des Durstes Not.“

Wer je wird angeklagt des Saufens wegen,
Aufrecht stehst du in dem mit vor Gericht.
Die Richter aber ihre Hände legen
Vors Auge, denn sie blendet soviel Nasenlicht.

Du trittst herein, bestellst die kühle Helle
Strömt in dich ein und was für eine Kraft
Und der Gefangene singt in seiner Ausnüchterungszelle,
Er fühlt als weißer Riese sich in seiner Haft ...

Im Wasserfall und in dem Pinkelrauschen
Ertönt dein Name, und es wankt dein Schritt
Ganz schwer dahin. Wir bleiben stehn und lauschen
Und folgen ihm und gehen gröhlend mit.

Du Freund der Zecher, du, ihr allerbester,
Was je war trinkenswert, fließt dir zum Ruhm.
Es spielt, den Weltraum füllend, das Panik-Orchester
Das hohe Lied von Xaverls Säufertum ...

Gedenke, Deutschland, deines Freunds, des besten.
O danke Xaverl, keiner war wie er
So tief verwandt dir. Osten ist und Westen
In ihm vereint. Er säuft leer das Meer,

Und kein Entzug setzt ihm eine Schranke,
Kein Kater ist stark genug, zu widerstehn
Dem Mann, der Xaverl heißt, denn sein Gedanke
Wird Suff, und Xaverls Wille wird geschehn.

Vor Xaverl zeigt euch, Trinkerfahnen, laßt euch stinken!
Es soll ein ewiges Gedenken sein!
Erhebt euch, Trinkerfahnen, und weht im Versinken
An Xaverl bis hinüber an den Rhein.

In Xaverls Namen wird die Welt sich einen.
Er ist es, der das Freibier uns erhält.
So bleibt er unser und wir sind die Seinen,
Und Xaverl, Xaverl heißt das Glück der Welt.

Die Völker werden sich vor dir übergeben,
Zechgenosse Xaverl, und zu dir erhebt
Mein volles Glas sich: denn in unserm neuen Leben
Die Trinkerleber Xaverls ewig weiterlebt.

1953/2012



Na also, geht doch!
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Alt 01.09.2012, 16:46   #18
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Zitat:
Im Wasserfall und in dem Pinkelrauschen
Ertönt dein Name, und es wankt dein Schritt
Ganz schwer dahin. Wir bleiben stehn und lauschen
Und folgen ihm und gehen gröhlend mit.
Desperado, Du bist zum Knutschen. This made my day! "Bechern" mal von einer anderen Warte.

Ja es geht - aber die Jahreszahl stimmt nicht mehr.

Es gibt da noch ein Becher-Gedicht auf Stalins Tod. Willste das auch besingen?
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Alt 01.09.2012, 16:52   #19
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Heut nimmer...

Und die Jahreszahl hab ich remastert, tjamei, wenn einer schon Becher heißt.
Hätt ich das in einer DDR Schule gebracht, hätten sie mich eingelocht...

Freut mich, dass ich Deinen Tag gerettet hab'!
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Alt 01.09.2012, 16:58   #20
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Schade.
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Alt 01.09.2012, 18:35   #21
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Warum sollte ein Mensch, der Großes geleistet hat, nicht dennoch ein Massenmörder sein können? Wer zwei Millionen Menschen tötet, tötet auch sechzig Millionen.

Dein Beitrag, lieber Nitribitto, in Ehren. Sein Inhalt wirft an einer eindeutig erkennbaren Stelle aber einen Schatten auf Dich... Es ist doch immer wieder erstaunlich, daß Menschen, die in bestimmten Punkten so klar sehen, an anderen Punkten, sogar beim selben Thema, Kastanien auf den Augen haben.

LG
Sonnenwind
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Alt 01.09.2012, 20:59   #22
Thing
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Zitat:
Zitat von Nitribitto Beitrag anzeigen
@Ilka-Maria

Ich habe es heute schon mal geschrieben: Wenn man ein Ereignis oder, wie hier, einen Text aus geschichtlichen Zusammenhängen reißt, darf man ganz sicher sein, dass hier versucht wird, eine Aussage zu verfälschen. Und genau das unternimmst du hier.

Aber ich nehme Bezug auf die letzten beiden Zeilen des Becher-Gedichts:

1952, ein Jahr vor seinem Tode, hatte Stalin an Adenauer eine Note gerichtet, die bekannte Stalin-Note. Darin schlug er Adenauer vor, darin einzuwilligen, die beiden Deutschlands wiederzuvereinigen. Adenauer lehnte strikt ab: Lieber ein halbes Deutschland ganz, als ein ganzes Deutschland halb - du wirst seinen Ausspruch kennen. Stalin hatte zur Bedingung bemacht, dass das vereinte Deutschland sich keinem Militärpakt anschließt, sondern militärisch und damit politisch neutral bleibt. Dass das Adenauer nicht gefiel, das hatten die Deutschen dann viele Jahrzehnte auszubaden mit den bekannten Folgen, zum Beispiel des Baus der Berliner Mauer. Deutschland hätte also auf Initiative Stalins spätestens 1953 bereits wieder ein einiges Deutschland sein können.

Dass dieser Vorgang im Westen nicht allzu hoch gehangen wurde, ist erklärlich, denn Adenauers Politik der Westbindung, vor allem an die USA, politisch und militärisch, stand sowohl den Plänen der US-Amerikaner, als auch Adenauers Plänen, das heißt des deutschen Kapitals, diametral entgegen. Mir sind Westdeutsche bekannt, Altersgenossen, die von einer Stalin-Note, geschweige von ihrem Inhalt, nie etwas gelesen oder gehört haben. Dabei kann man das in jedem sich seriös gebenden Geschichtswerk, und sei es noch so antikommunistisch, nachlesen. Du hast es vielleicht anders gelesen oder gehört, aber ich versichere dir, wenn etwas anderes gesagt wurde, so hat man gelogen. Aus welchen Gründen, ist leicht einsehbar.

Wenn ich das nun auf Bechers Gedicht beziehe, so ist Bechers Aussage: "In Stalins Namen wird sich Deutschland einigen" völlig korrekt - wäre die Adenauersche Deutschland-Politik nicht gewesen.

Aber dir geht es ja um den Stalin-Kult. Da muss man zunächst wissen, dass ein Kult nie von dem Betreffenden selbst ausgeht, sondern immer von seinen sogenannten Verehrern. Die Führungsleistungen Stalins bei der Industrialisierung der Sowjetunion und besonders seine Leistungen während des zweiten Weltkriegs waren so ungeheuerlich groß - es gab keinen Politiker auf der ganzen Welt, der eingestandenermaßen zu solchen Leistungen fähig gewesen wäre, unter so schwierigen Verhältnissen -, dass die Verehrung der Völker, auch der westlichen übrigens, in einen Kult umgeschlagen war. Ob er Stalin angenehm war, weiß ich nicht. Er hat immer betont, dass das gesamte sowjetische Volk diese Leistungen erbracht hat, niemals er als einziger Mann. Aber kann sich ein so Verehrter eigentlich gegen Speichelleckerei wirksam wehren? Ich glaube, nicht. Das nahm dann Auswüchse an, die schon lächerlich wurden. Er erschien der Welt als Gott, als Übermensch. Im Westen aber war er der Massenmörder, der angeblich 60 Millionen Menschen im Gulag umgebracht habe (die Zahlen schwanken zwischen 2 und 60 Millionen), seine Konkurrenten kaltblütig in den Moskauer Prozessen umgebracht hatte, der "seine eigenen Leute" im Gulag ermordet habe, durch die Umsiedlung von Volksgruppen Völkermord begangen hatte - aber das gehört zur Propaganda der Feinde der Sowjetunion. Als denkender Mensch sollte man es im Laufe des Lebens gelernt haben, solche Aussagen kritisch zu bewerten, auch wenn die gesamte westliche Welt an diesem Feindbild festhält. Das ist nicht deine Stärke und die Stärke anderer hier, ich weiß.

Das Gedicht selbst ist ein Huldigungsgedicht. Solche Gedichte übertreiben immer, es sind Sonntagsgedichte, meiner Ansicht nach ohne größeren lyrischen Wert, die lediglich einmal auf einer Veranstaltung zu irgendeinem Anlass vorgetragen werden, und dann liest sie kein Mensch mehr. Es gibt sie übrigens auch vielfach mit der schönsten Arschkriecherei bis 1945 in Deutschland. Und die Autoren durften dann nach 1945 weiter ihren Mist verbreiten, nun allerdings hochdemokratisch und nicht mehr ganz so vollmundig. Jünger zum Beispiel, der den ersten Weltkrieg verherrlicht hatte, wird heute noch verehrt, und das nicht nur von ausgesprochen rechtskonservativen Kreisen. Oder Benn, der vom Paulus zum Saulus mutierte, mit den Nazis geschmust hatte, dass Brecht das Ekeln kam.
Die Zahl der arschkriechenden Poeten ist Legion.

Indem du dieses Becher-Gedicht hier einstellst, beweist du nur deine absolute Blindheit für die Wahrheit historischer Vorgänge. Dass Becher ein schlechter Kerl war, beweist du damit leider nicht. Jedenfalls nicht mir. Ich kenne viele Gedichte von ihm, hochpoetische, von denen du Leuchte der Lyrik im allgemeinen und von Poetry im besonderen dir wenigstens die Titel abschneiden könntest.

Nitribitto

Das muß man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen!!!!
Du, Nitribitto, hast vergessen, zu erwähnen, daß Johannes U. Becher ein Auftragsdichter war.
Je umfangreicher ein Gedicht, desto umfangreicher die Honorierung.
Siehe "Danksagung".
Widerlich!
(Nachzulesen in "Meine Freunde, die Kommunisten").

Bist Du nun eine Kommunistin (Freundin der Kommunisten) oder nicht?
Bisher hast Du jede klare Antwort abgelehnt.

Thing
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Alt 01.09.2012, 23:13   #23
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Thing Beitrag anzeigen
Du, Nitribitto, hast vergessen, zu erwähnen, daß Johannes U. Becher ein Auftragsdichter war.
Je umfangreicher ein Gedicht, desto umfangreicher die Honorierung.
Was durchaus legitim und kapitalistisch gedacht ist. Auftrag gegen Kohle.
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Alt 02.09.2012, 08:57   #24
gummibaum
 
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Personenkult ist mir zuwider. Ideologie auch. Ob nun in der Religion oder ihren politischen Spielarten. Das schüttet alles zu, was selbstständig ist. Ein Massengrab.
Es gibt immer Menschen, die das brauchen. Und viele, denen das feierliche Spektakel mehr bedeutet als die Wahrheit.
Aber die Wahrheit ist selten nur auf einer Seite. Unter dem Brumborium findet sie sich häufig auch.


Und nun zum Gedicht:

Religiöse Erbauung an harmonischer Dreieinigkeit. Ein weit verbreiteter Topos, der hier Hammer, Sichel und Partei zu verschmelzen sucht.

Mit Lenin sitzt er abends auf der Bank,
Ernst Thälmann setzt sich nieder zu den beiden.
Und eine Ziehharmonika singt Dank,
Da lächeln sie, selbst dankbar und bescheiden.
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Alt 02.09.2012, 09:08   #25
weiblich Ilka-Maria
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Lieber gummibaum,

wenn jemand fest davon überzeugt ist, auf der richtigen Seite zu stehen, habe ich dafür durchaus Verständnis. Was der Kommunismus angerichtet hat, wurde ja erst in den letzten zwanzig Jahren allmählich offenbart, nachdem etliche Diktatoren gestürzt oder verstorben waren. In diesem Umfang konnte man das zu des Dichters Zeiten noch nicht wissen. Aber heute ist das etwas anderes. Wer sich jetzt noch hinter Becher und seinen Personenkult stellt, hat die Zeichen der Zeit nicht begriffen. Und wer heute noch behauptet, der Kommunismus sei ja gar nicht so schlimm gewesen, ist ideologisch völlig versaut.

Schönen Sonntag und liebe Grüße
Ilka
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Alt 02.09.2012, 09:22   #26
gummibaum
 
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Ja, sicher, Ilka. Der Kommunismus hatte ein unrealistisches Menschenbild und hielt verkrustend an falschen Prämissen fest. Und Stalin und andere waren skrupellos.
Aber wer heute im Winter nicht mehr heizen kann, weil sich der Ölpreis in zehn Jahren vervierfacht hat, zweifelt auch -mal wieder- am Kapitalismus.

Schönen Sonntag auch dir. LG gummibaum
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Alt 02.09.2012, 09:37   #27
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von gummibaum Beitrag anzeigen
Ja, sicher, Ilka. Der Kommunismus hatte ein unrealistisches Menschenbild und hielt verkrustend an falschen Prämissen fest. Und Stalin und andere waren skrupellos.
Aber wer heute im Winter nicht mehr heizen kann, weil sich der Ölpreis in zehn Jahren vervierfacht hat, zweifelt auch -mal wieder- am Kapitalismus.

LG gummibaum
Das liegt daran, daß wir längst den real existierenden Sozialismus haben. Die Bundesrepublik ist noch nie so dirigistisch gewesen wie heute, und dabei wird viel Unsinn fabriziert, bei dem wiederum Ideologie keine unbedeutende Rolle spielt. Uns Deutschen wird doch täglich vorgehalten, was wir zu tun und zu lassen haben, was uns wieviel kosten muß usw., und dabei werden Argumente vorgetragen, die bei genauem Hinsehen falsch sind. Oder wir werden mit Halbwahrheiten abgespeist.

Die Mülltrennung ist ein Beispiel dafür, denn je weniger Restmüll in die Tonnen gelangt, umso höher werden die Preise für die Müllabfuhr, damit die Verbrennungsanlagen keine Umsatzeinbußen haben. Beim Strom ist es genauso: Je mehr energiesparende Geräte auf den Markt kommen, um so höher die Preise für die verbrauchten Energieeinheiten. Die Sache mit den Energiesparlampen ist ebenfalls an den Haaren herbeigezogen, und die zu erwartenden steigenden Stromkosten verdanken wir u.a. dem in Panik beschlossenen Atomausstieg. An die Krankenkasse zahle ich den Höchstbeitrag, muß aber bei einem Arztbesuch dennoch "Eintrittsgeld" bezahlen - das ist Abzocke und Dirigismus. Oder schau Dir mal den Wohnungsbau an: Die Rechte der Mieter sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten dermaßen gestärkt worden, daß das Interesse von Investoren in diesem Sektor völlig erlahmte, weil die Rechtslage quasi einer Enteignung gleichkommt. Und jetzt rennen die Leute den wenigen Vermietern monatelang hinterher, um eine Wohnung zu finden, und die Mieten ziehen kräftig an.

Der Kapitalismus herrscht in Deutschland nur bei den Aktiengesellschaften und Banken. Für den Mittelstand und die kleinen Leute gilt der Dirigismus.
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Alt 02.09.2012, 10:05   #28
gummibaum
 
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Ich habe es mir zu einfach gemacht, wie ich sehe. Danke für diese Antwort und die Klärung von Sachverhalten und Begriffen. Ich meinte die Ankäufe von Öl, um Verknappung zu erzeugen.

LG gummibaum
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Alt 02.09.2012, 10:25   #29
weiblich Ilka-Maria
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Danke für die Aufklärung, gummibaum. Das Problem, auf Öl und Gas aus dem Ausland angewiesen zu sein (und künftig auf Atomenergie), hätten wir ohne den Atomausstieg nicht. Aber unsere Nachbarn bauen ja fleißig Kernkraftwerke, von denen können wir uns dann zu hohen Preisen versorgen lassen.

Derweil versuchen immer mehr junge Leute, die Bundesrepublik zu verlassen und im Ausland einen Job zu finden - was ich gut verstehen kann.
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Alt 02.09.2012, 19:32   #30
männlich Desperado
 
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Na, Hauptsach', der Xaverl ist jetzt dort, wo er hing'hört.
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Alt 03.09.2012, 09:34   #31
weiblich Persephone
 
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Desperado, Du bist zum Knutschen.
Also... dass ich das noch erleben darf!!!
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Alt 03.09.2012, 11:16   #32
männlich Desperado
 
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Zitat:
Zitat von Persephone Beitrag anzeigen
Also... dass ich das noch erleben darf!!!
Tjamei, es geschehen noch Zeichen und Wunder.
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Alt 03.09.2012, 11:59   #33
männlich Desperado
 
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1952, ein Jahr vor seinem Tode, hatte Stalin an Adenauer eine Note gerichtet, die bekannte Stalin-Note. Mir sind Westdeutsche bekannt, Altersgenossen, die von einer Stalin-Note, geschweige von ihrem Inhalt, nie etwas gelesen oder gehört haben.

Die Führungsleistungen Stalins bei der Industrialisierung der Sowjetunion und besonders seine Leistungen während des zweiten Weltkriegs waren so ungeheuerlich groß, dass die Verehrung der Völker... in einen Kult umgeschlagen war. Ob er Stalin angenehm war, weiß ich nicht. Das nahm dann Auswüchse an, die schon lächerlich wurden. Er erschien der Welt als Gott, als Übermensch. Im Westen aber war er der Massenmörder - aber das gehört zur Propaganda der Feinde der Sowjetunion.

Das Gedicht selbst ist ein Huldigungsgedicht. Die Zahl der arschkriechenden Poeten ist Legion.

Hallo Nitribitto,

Da Stalins Note nichts anderes war als eine lächerliche Blüte, und der Adenauer tatsächlich nicht blöd genug, Falschgeld nicht von barer Münze unterscheiden zu können, wurde dieser klägliche Versuch des Weltherrschaftssüchtigen, sich ganz Deutschland -nach seiner "Pleite" beim Bündnisabkommen- auf "friedlichem" Wege unter den Nagel zu reißen, nicht unnötig aufgebauscht, um die ohnehin wachsende Angst der gesamtdeutschen Bevölkerung nicht noch zusätzlich zu schüren.

Die angeblich mögliche Wiedervereinigung 52 ist eine der zahllosen Lügen und Wahrheitsverdrehungen sowjetischer Propaganda, um dem Westen den schwarzen Peter unterzujubeln, ja ihn verantwortlich zu machen für die "Schutzmaßnahme" des "notwendigen" Mauerbaues. Im Grunde ein lachhaft durchschaubares Unterfangen, das jedoch -bedauerlicherweise- nicht nur im Osten seine Leichtgläubigen fand.

Eine der ungeheuerlichen großen Führungsleistungen Stalins bestand zum Beispiel darin, infolge einer willkommenen und gezielt geförderten Hungersnot mal eben ein paar Millionen Bauern elendiglich verhungern zu lassen, die seinen Plänen der Industrialisierung störend im Wege standen. Da der Westen seinerzeit einfach zu wenig wusste, fand sich tatsächlich unter den K-Gruppen eine verschwindende Minderheit ideologisch verbrämter und verblendeter, zu seinem verlogenen Propagandabild aufschauender Bewunderer, mehr aber auch nicht.

Das durch goldene Weizenfelder wandelnde Väterchen Stalin, das gütig lachend strahlende Kinder an beiden Händen führt und von solchen im Reigen umtanzt wird, gefolgt von lobpreisenden Latzhosen mit Leninmützchen und Hammer in globigen Händen nebst sichelschwingenden Vollweibern mit Kopftüchern und knöchellangen Gewändern, während am leuchtenden Horizont qualmende Fabrikschlote vom triumphalen Anbruch des neuen Zeitalters künden... diesen Quatsch hat im Westen so gut wie niemand ernst genommen.

Der nahezu perfekt organisierte Machtapparat der Sowjetunion hatte es fürwahr nicht nötig, von feindlicher westlicher Propaganda verleumdet zu werden, für die noch nicht einmal ausreichend bekannten weil bestens geheimgehaltenen Ursachen der berechtigten Anklagen sorgte er schon selber, und zwar überaus gründlich und anhaltend.

Leider hat man Dich und Deine ganze Generation von klein auf nach Strich und Faden angelogen, auf übelste Weise betrogen und mit allen möglichen Mitteln raffiniertester Propaganda zum Besten gehalten, sich einzugestehen und zuzugeben, nichts weiter als ein Opfer ideologischer "Meinungsbildung" gewesen zu sein, ist nicht ganz so einfach, das geb ich unumwunden zu, es hängt ja sehr viel dennoch schönes Leben und persönliche Erinnerung mit dran, aber es ist nie zu spät dafür.

Dann müsstest Du Dich nicht mehr mit arschkriecherischen Poeten wie dem Becher herumschlagen und niemandem mehr ein X für ein U vormachen, nur um das Dir systematisch obtruierte und eingestanzte, verschobene und regelrecht auf den Kopf gestellte Weltbild aufrechterhalten zu können, das Dir die Sowjets verpasst und mitgegeben haben.

Du bist doch keine Dumme!

Lieben Gruß
Desperado

PS: Der westlichen Propaganda der USA habe ich noch nie auch nur ein halbes Sterbenswörtchen abgekauft, aber die war -und ist- ja "greifbar" und inzwischen ohne unmittelbare Lebensgefahr zu hinterfragen, während der Osten mit seinen Lügengebäuden etwas gravierendere Probleme hatte, die seine Bevölkerung letztendlich selber entlarven und überwinden musste- was sie ja dann auch wirklich getan hat.


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