leerstehend bei Poetry.de

Perry · 09.04.2013, 11:48

ein zimmer groß mit ecken
und kanten seide an den wänden
der boden massives mahagoni
nut in feder greifend tanzten sie

oft bis in den frühen morgen
und doch trennten sie sich
als hätte hier nie einer gewohnt
ich öffne die hohen fenster

galapapa · 12.04.2013, 16:05

Hallo Perry,
Dein Gedicht erzählt für mein Verständnis von der Verlogenheit im Prunk mancher Beziehungen; es bleibt schlechte Luft und das Bedürfnis, das Fenster aufzumachen.
Ganz toller Text, sehr poetisch! Du kannst sehr gut Bilder erzeugen mit Worten.
Das hat mir sehr gefallen.
Ich glaub, ich grab noch ein wenig.
Herzliche Grüße!
galapapa

Perry · 26.04.2013, 00:28

freut mich, dass Du den Text als poetisch empfindest.
Ob "Verlogenheit" der Grund für das Scheitern der Beziehung war, bleibt offen.
Letztlich geht es hier um das, was Räume über ihre Nutzer aussagen und die Erkenntnis, dass selbst der schönste Raum keine Garantie für andauerndes Glück ist.
Danke fürs Hineinspüren und LG
Perry

Ex-Poesieger · 27.04.2013, 02:25

Aus den geöffneten Fenstern könnte man schön in den Tod springen. Und dermassen herbeikonstruiert erscheint mir das ganze Ding.

LG RS

Thing · 27.04.2013, 11:25

Mir fällt hier eine der vielen Kurzgeschichten ein, in der Gleiches geschildert wurde.

Das Fatale ist nur, daß ein gerade mal 30 Jahre alter Neubau nichts zu erzählen und schon gar nicts zu vermitteln hat.

Auf mich machen die Zeilen tiefen Eindruck, denn ich habe Ähnliches gespürt und erlebt.

LG
Thing

curd belesos · 28.04.2013, 00:40

moin, moin, Perry, lasse dich nicht beirren. Meine erste Frau, in meiner ersten Wohnung, mit dem typischen hohen Lübecker Fenstermass, hat mich nach zwei Jahren verlassen. Der Bogen zwischen den beiden Wohnzimmern war aus Eiche, nicht ganz fertig, aber die Mahagonifenster blieben lange geöffnet. Ich kann es nachempfinden. Danke. Curd Belesos

PS: Habe mir danach im Schlafzimmer Hieronymus Boschs "Garten der Lüste" als Poster über das Bett gehängt, bis ich ausgezogen bin.

simbaladung · 28.04.2013, 15:17

ganz schnörkellos, kommt die spezielle Stimmung bei dieser Hausbesichtigung rüber, wobei das LI über die Beziehung der ehemaligen Besitzer nachdenkt.
Das Öffnen der Fenster am Ende: passender Abschluss.

auch für mich gut in Szene gesetzt, Perry,

lg simbaladung

gummibaum · 28.04.2013, 16:04

Rauschende Beziehung, die im leeren Raum endete. Da bleiben bedrückende Fragen und das Bedürnis nach frischer Luft. LG

Rauschende Beziehung
die im leeren Raum endete
Da bleiben bedrückende
Fragen und das
Bedürnis nach frischer Luft.

Perry · 28.04.2013, 21:23

Hallo Thing,
ich denke, jeder hat mehr oder weniger intensiv schon mal solche "raumgewordenen" Stimmungen gespürt.
Dass Neubauwohnungen das nicht können, glaube ich nicht. Vielleicht nur in einer weniger romantisierenden Sprache.
Danke fürs Reflektieren und LG
Perry

Hallo Curd Belesos,
danke, dass Du dem Text eine reale Facette verleihst. Hyronimos Busch Garten der Lüste ist sicher nicht die schlechteste Ablenkungsmöglichkeit.

LG
Perry

Hallo Gummibaum,
genau diese Stimmung wollte ich rüberbringen.

Danke fürs Bebildern und LG
Perry

09.04.2013, 11:48	#1
Perry Dabei seit: 11/2006 Alter: 71 Beiträge: 3.762 Meine Gedichte	leerstehend ein zimmer groß mit ecken und kanten seide an den wänden der boden massives mahagoni nut in feder greifend tanzten sie oft bis in den frühen morgen und doch trennten sie sich als hätte hier nie einer gewohnt ich öffne die hohen fenster

26.04.2013, 00:28	#3
Perry Dabei seit: 11/2006 Alter: 71 Beiträge: 3.762 Meine Gedichte	Hallo galapapa, freut mich, dass Du den Text als poetisch empfindest. Ob "Verlogenheit" der Grund für das Scheitern der Beziehung war, bleibt offen. Letztlich geht es hier um das, was Räume über ihre Nutzer aussagen und die Erkenntnis, dass selbst der schönste Raum keine Garantie für andauerndes Glück ist. Danke fürs Hineinspüren und LG Perry

28.04.2013, 00:40	#6
curd belesos Dabei seit: 04/2013 Ort: Lübeck Alter: 78 Beiträge: 1.303 Meine Gedichte Meine Favoriten	.....herbeikonstruiert moin, moin, Perry, lasse dich nicht beirren. Meine erste Frau, in meiner ersten Wohnung, mit dem typischen hohen Lübecker Fenstermass, hat mich nach zwei Jahren verlassen. Der Bogen zwischen den beiden Wohnzimmern war aus Eiche, nicht ganz fertig, aber die Mahagonifenster blieben lange geöffnet. Ich kann es nachempfinden. Danke. Curd Belesos PS: Habe mir danach im Schlafzimmer Hieronymus Boschs "Garten der Lüste" als Poster über das Bett gehängt, bis ich ausgezogen bin.

12.04.2013, 16:05	#2
galapapa Dabei seit: 02/2012 Ort: Calw Alter: 74 Beiträge: 75 Meine Gedichte	Hallo Perry, Dein Gedicht erzählt für mein Verständnis von der Verlogenheit im Prunk mancher Beziehungen; es bleibt schlechte Luft und das Bedürfnis, das Fenster aufzumachen. Ganz toller Text, sehr poetisch! Du kannst sehr gut Bilder erzeugen mit Worten. Das hat mir sehr gefallen. Ich glaub, ich grab noch ein wenig. Herzliche Grüße! galapapa

27.04.2013, 02:25	#4
Ex-Poesieger abgemeldet Dabei seit: 11/2009 Beiträge: 7.220 Meine Gedichte Meine Favoriten	Aus den geöffneten Fenstern könnte man schön in den Tod springen. Und dermassen herbeikonstruiert erscheint mir das ganze Ding. LG RS

27.04.2013, 11:25	#5
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Gedichte Meine Favoriten	Mir fällt hier eine der vielen Kurzgeschichten ein, in der Gleiches geschildert wurde. Das Fatale ist nur, daß ein gerade mal 30 Jahre alter Neubau nichts zu erzählen und schon gar nicts zu vermitteln hat. Auf mich machen die Zeilen tiefen Eindruck, denn ich habe Ähnliches gespürt und erlebt. LG Thing

28.04.2013, 15:17	#7
simbaladung Dabei seit: 07/2012 Alter: 67 Beiträge: 3.073 Meine Gedichte Meine Favoriten	ganz schnörkellos, kommt die spezielle Stimmung bei dieser Hausbesichtigung rüber, wobei das LI über die Beziehung der ehemaligen Besitzer nachdenkt. Das Öffnen der Fenster am Ende: passender Abschluss. auch für mich gut in Szene gesetzt, Perry, lg simbaladung

28.04.2013, 16:04	#8
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Rauschende Beziehung, die im leeren Raum endete. Da bleiben bedrückende Fragen und das Bedürnis nach frischer Luft. LG Rauschende Beziehung die im leeren Raum endete Da bleiben bedrückende Fragen und das Bedürnis nach frischer Luft.

28.04.2013, 21:23	#9
Perry Dabei seit: 11/2006 Alter: 71 Beiträge: 3.762 Meine Gedichte	Hallo Thing, ich denke, jeder hat mehr oder weniger intensiv schon mal solche "raumgewordenen" Stimmungen gespürt. Dass Neubauwohnungen das nicht können, glaube ich nicht. Vielleicht nur in einer weniger romantisierenden Sprache. Danke fürs Reflektieren und LG Perry Hallo Curd Belesos, danke, dass Du dem Text eine reale Facette verleihst. Hyronimos Busch Garten der Lüste ist sicher nicht die schlechteste Ablenkungsmöglichkeit. LG Perry Hallo Gummibaum, genau diese Stimmung wollte ich rüberbringen. Danke fürs Bebildern und LG Perry