Patient Nr. 1

[Heinz]

(In Anlehnung zu einem Schreibfan-Gedicht und als Ergänzung)


Nummer eins, verdammt zum Ackern,
gegen Schmerz schon imprägniert,
hat das dumpfe Ziehn im Rücken
viel zu lange ignoriert.

Nummer eins ruft wimmernd: „Hilfe!“
Leidend an die Klingel fasst er.
Internist vermutet Blinddarm,
ganz bestimmt kein Herzklabaster!

Nummer eins vertraut dem Doktor,
der in Dresden approbiert,
er ist dreißig, Sanitäter in dem Knast,
hat dem Knacki Nummer eins
zwei Faustan in Zäpfchenform verpasst.

Nummer eins wird untersucht,
die Kaskaden sind in Ordnung;
unter ‚Simulant‘ wird er verbucht,
verschrieben wird ne Kräutermischung.

Täglich schluckt er Atropin,
wälzt von Schmerzen sehr geplagt
seinen Körper nachts im Bettchen,
zweifelt an dem Sinn der Medizin.

Selbst Christine, Zuchthausärztin,
glaubt der Nummer eins kein Wort.
Kompetente Pflege gibt es nicht,
nicht in diesem ganz verfluchten Ort.

Nummer eins, nach knapp drei Jahren,
klappt zusammen auf dem Klo,
Notarzt kommt, fragt nach den Schmerzen,
Nummer eins sagt: „Irgendwo,
aber ziemlich nah am Herzen.“

Eine halbe Stunde später
schiebt der Doktor den Katheter
durch die Vene bis zum Herzen,
sucht den Grund der irren Schmerzen.

„Herr Simoni, wär‘n die Sanitäter,
auch nur zehn Minuten später
in der Klinik angekommen,
hätten wir Sie eingesargt -
dieses war Ihr zweiter Herzinfarkt!“

Eine Ärztin mit charmantem
Lächeln und kirgisischem Akzent,
fragte mich am nächsten Morgen:
„Na, wie geht es dem Patient?“

Alle Ängste und der Schmerz
warn sofort nur Schnee von gestern;
alle Ärzte, Pfleger, Schwestern
heilten mein so krankes Herz.

Hast du anderes erlebt,
nun, dann nenn uns Ross und Reiter!
Ich vertrau den Ärzten weiter
bis die Seel‘ zum Himmel schwebt.