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Rollenspiele und Bühnenstücke Eigene Bühnenstücke, Rollenspiele und Dialoge.

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Alt 22.09.2014, 18:29   #1
männlich Panta Rhei
 
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Beiträge: 8

Standard Der Leidende

Der Leidende
eine Tragödie


1. Akt

1. Szene

Der Leidende: liegt in einem schmalen Bett und starrt die Decke seines kleinen Zimmers an. Rechts neben dem Bett steht ein Nachtschränkchen. An der Wand hinter ihm, mittig, ist ein kleines Fenster und vor dem Fenster stehen ein kleiner Tisch und ein schlichter Stuhl. Auf dem Tisch brennt eine weiße Kerze, die das Zimmer schwach beleuchtet. An der Wand zu seiner rechten befindet sich ein Bücherregal.

Einst hatt‘ ich so viel Freude, die Gesellschaft war mir nicht fremd,
doch geh ich heut nach draußen, bin ich nur gehemmt.
Ich liege nur im Bett, die Tage ziehen vorüber.
Für meine alten Freunde hab ich nichts mehr über.
Die Einsamkeit liegt schwer auf meinem Gemüt.
Meine Lebensfreude ist schon längst verblüht.
Jeden Tag aufs Neue hab ich quälende Gedanken,
und jeden Tag aufs Neue sind geschlossen meine Schranken.
Wie soll das denn nur weitergehen, die Trübsal frisst mich auf.
Gedanke für Gedanke nimmt der Selbsthass seinen Lauf.
Und dann noch die Visionen von andren Dimensionen.
In jenen fremden Welten bin ich ein Vampir.
Wenn ich mich dort befinde, wie tot lieg ich dann hier.
Und ständig diese Stimme, die mich kiffen lässt,
wie werde ich die los, das ist die größte Pest.
Aber wenn ich Haschisch rauche kann ich mich ertragen.
Doch bin ich dann nur dumpf und trau mich nichts zu wagen.
Manchmal frag ich mich, ob der Teufel mich verleitet,
Ob er auf meinem Rücken sitzt und mich kräftig reitet.
So sitze ich alleine in meinem kleinen Raum,
mir ist als wär mein Leben nur ein trostlos grauer Traum.

DesTeufels Stimme im seinem Kopf:

Nun rauch schon deinen Joint,
du weißt, das ist dein bester Freund.

Der Leidende: setzt sich auf die Bettkante und reibt sich mit seinen Händen durchs Gesicht. Auf dem Nachtschränkchen steht ein Aschenbecher in dem ein angerauchter Joint liegt. Er nimmt den Joint, zündet ihn an und zieht zweimal kräftig daran. Danach setzt er sich auf den Stuhl vor dem Tisch. Seine Ellenbogen berühren die Tischplatte und mit seinen Händen stützt er sich den Kopf. Es ist eine kalte, stürmische Herbstnacht. In dem Fenster sieht er sein leicht verzerrtes Spiegelbild.

Jetzt habe ich genug vom meinem dunklen Leben.
Viel lieber wollt‘ ich immer schon zum Positiven streben.
Habe viel zu lange in meinem Leid gesessen.
Ach, wäre es doch schön, könnt ich es nur vergessen.
Wie gerne würde ich mich meiner selbst besinnen,
um ein neues Leben, gleich heute, zu beginnen.
Doch fühle ich mich ausgelaugt, müde und auch leer,
ich könnt genauso gut auch sagen:
Ich kann einfach nicht mehr.
Drum hab ich mich entschlossen mich nach innen hin zu wenden,
um ein für alle Mal mein Leiden zu beenden.
Unaufhaltsam, Schritt für Schritt, treib ich mir den Teufel aus.
Suche Hilfe in den Höhen, aus dem Kerker will ich raus.
So schließ ich meine Augen und schau tief in mich hinein,
um endlich zu entdecken, mein eigenes wahres Sein.
Und plötzlich sehe ich ein grelles, weißes Licht.
Der Erzengel Gabriel erscheint vor mein Gesicht.

Gabriel: erscheint im Fenster.

Ich bin die Freude, die du so lange suchst.
Ich kann dir dabei helfen, dein Leben zu verändern, das du so sehr verfluchst.
Man nennt mich auch die Gotteskraft, die in dir wohnt und lebt,
die Hoffnung und Veränderung dir in dein Herz rein webt.
Du braucht mir nur zu sagen was ist dein groß Begehr.
Was brauchst du in deinem Leben?
Was vermisst du denn so sehr?

Der Leidende:

Oh Gabriel, mein Retter in der Not.
Bringst du mein Leben ins rechte Lot?
Es ist die Selbstliebe, die mir so fehlt,
und meine Hoffnung ist nicht sehr beseelt.
Da ist nicht viel wofür’s zu leben lohnt.
Es ist die Angst, die in meinem Herzen wohnt.

Gabriel:

Die Liebe zu dir selbst wirst du sehr bald schon finden,
wenn du weißt, deine Angst zu überwinden.
Hoffnung kann ich dir nur geben,
wenn du weißt, wohin soll gehen dein Streben.
Wer willst du sein, hier auf Erden?
Was für ein Mensch willst du denn werden?

Der Leidende:


Ach Gabriel, ich wär um vieles schlauer,
wenn ich wüsste das genauer.
Ich dachte, das kannst du mir sagen,
stattdessen höre ich nur Fragen.
Eine große Hilfe bist du nicht,
so scher dich fort von meinem Gesicht.


Gabriel:

Nun gut, dann werde ich jetzt gehen,
aber ich verspreche dir: wir werden uns bald wieder sehen.
Doch einen Rat will ich dir jetzt noch geben:
Du solltest mal mit deinem Herzen reden.

Gabriel verschwindet aus dem Fenster.

Der Leidende:

Ich soll reden mit meinem Herzen?
Das bereitet mir nur Schmerzen.

Er steht von seinem Stuhl auf und läuft im Zimmer umher

Mein Herz, das ist so voller Leid,
voll Trauer und auch Bitterkeit.
Es ist so schwer, als wäre es aus Stein.
Muss das denn nun wirklich sein?
Doch denke ich, es könnt‘ mir sagen,
Warum ich hab so viel zu klagen.

Er setzt sich wieder auf den Stuhl und schaut in die Kerzenflamme. Dann schließt er seine Augen.

Nun gut, dann rede ich mit meinem Herzen,
auch wenn es mir sehr schwer fällt, stell ich mich den Schmerzen.
Ich schließe meine Augen und wende mich nach innen,
um mich der Worte meins Herzens zu besinnen.

Sein Herz:

Ich war oft verschlossen für allerlei der Dinge,
drum höre mir gut zu welch Kunde ich dir bringe:
Du möchtest gerne sein ein Mann,
der auch mal wieder lachen kann,
der Mut hat und auch Lebenskraft,
der Schule und auch Studium schafft.
Du möchtest lernen und verstehen,
mit Frohsinn durch das Leben gehen.
Sprengen willst du deine Ketten,
um dich selber zu erretten.
Auch willst du in ferne Länder reisen,
um nicht alleine zu vergreisen.
Lesen, forschen und entdecken,
das würd den Lebensmut wieder in dir erwecken.

Der Leidende:


Das ist ja alles gut, das ist ja alles schön,
all der lieben Dinge würde ich gern frön.
Doch beginnen diese Ziele auch gleich wieder zu ermatten,
erst mal will ich wissen, was sind denn meine Schatten?

Sein Herz:


Dein innerer Schweinehund lässt dich auf einer Stelle traben,
an dem Selbsthass und dem Zweifeln tust du dich gerne laben.
Das führt zur Angst und dem Verdruss,
doch damit ist jetzt Schluss.
Nun steh doch endlich einmal auf,
gehe zu deinem Selbst hinauf
und schau ihm ins Gesicht,
damit das Eis nun endlich einmal bricht.
So hör auf meine Worte,
du rennst in dein Verderben,
wenn du dich nicht veränderst,
wirst du ganz sicher sterben.

Der Leidende: öffnet wieder seine Augen und gähnt dabei.

Bla, bla, bla, das glaub ich einfach nicht,
dem geb ich kein Gewicht.
Es ist schon spät, drum werde ich nun schlafen gehen.
Was der Tag morgen bringt, werde ich dann sehen.
Ich hoffe nur, ich träume gut,
von Lebensfreude und von Mut.
Mein letzter hat mir Angst gemacht,
bin schweißgebadet aufgewacht.
Für heute sag ich gute Nacht,
viel zu lange hab ich meine Zeit in Gedanken verbracht.

Er raucht den Joint auf, legt seine Kleider ab, löscht die Kerze mit Daumen und Zeigefinger und legt sich in sein Bett. In seinem Bewusstsein flammt eine Vision auf-.
Es ist Mitternacht. Er befindet sich in einer Gruft, liegt in einem offenen Sarg und erwacht als Vampir.


Blut, Blut. eine Jungfrau will ich beißen,
ihr den Hals aufreißen,
Mich von ihrem Saft ernähren,
den Tod will ich verehren.

Er verlässt die Gruft und steht auf einem Friedhof. Er fliegt in die Höhe, sieht ein junges Mädchen und stürzt sich auf sie, beißt ihr in den Hals und trinkt. Sie liegt tot in seinen Armen. Sein Mund ist blutverschmiert. Er schaut hinauf zum Mond und stöhnt in den nächtlichen Himmel. Hier endet seine Vision und der Leidende schläft ein. Der Chor kommt auf die Bühne.

Der Chor:

Er ist ja wirklich traurig in seinem tristen Leben.
Wie gerne würden wir ihm ein neues Leben geben.
Doch das wäre wohl zu einfach, er soll ja auch was lernen
und seine kalten Glieder an sich selber wärmen.

Auf dem Weg der Selbsterkenntnis ist er jetzt ein Schritt weiter,
doch der Teufel ist ihm immer noch stets ein gut Begleiter.
Wird er es denn wohl schaffen, ihn aus seinem Leib zu treiben?
Oder wird er auf ewig an seiner Seite bleiben?


2. Szene

Der Leidende:
wacht auf. In seinem Bett liegend streckt er sich und schaut dabei auf den Wecker, der auf dem Nachtschränkchen steht. Es ist schon Mittag. Draußen regnet und stürmt es

Welch seltsamer Traum wurde mir heut Nacht gebracht.
Mit vielen, vielen Leuten habe ich gelacht.
Ich konnte sogar fliegen in einem wunderschönen Garten,
und die Lebensfreude ließ nicht lange auf sich warten.
Doch war es nur ein Traum, das ist doch wirklich schade.
Da ist er wieder der Alltag, so trist, so grau, so fade.
¬Ach, ich müsste so viel tun für mein liebes Abitur:
Latein, Deutsch und Algebra, wie schaffe ich das nur?
Nun gut, auf, auf und Wasser ins Gesicht.
So habe ich’s gewollt, jetzt ist es meine Pflicht.

Er sitzt in seinem Bett, will gerade aufstehen, da lässt er sich wieder in die Kissen fallen.

DesTeufels Stimme in seinem Kopf:

Doch du weißt nur eins, wirst daran zerbrechen.
Am liebsten würdst du dir den Dolch ins Herz rein stechen,
und wenn er so im Leibe steckt würdst du den Dolch noch drehen,
um dein Leben zu beenden, den Tod den willst du sehn.

Der Leidende:

Das Leben gibt mir keinen Sinn.
Ich will nur wissen wer ich bin!!!

Er zieht sich die Bettdecke über den Kopf.

Um mich zu töten bin ich wohl zu feige.
Einen kleinen Funken Hoffnung hab ich noch im Leibe.
Die Hoffnung heißt:
Es war ein schwerer Weg, und der Berg der war mir fast zu groß,
doch den Teufel bin ich endlich los.
Diese zwei Zeilen halten mich am Leben.
Mir den Teufel auszutreiben, dass soll sein mein Streben.

Er wirft die Bettdecke von sich und geht zu seinem Bücherregal.
Eifrig sucht er nach einem Buch.


Was sagte noch der Gabriel?

Er wendet sich vom Bücherregal ab, setzt sich auf den Stuhl und schaut zum Fenster raus.

Er ist die Freude, die ich so lange suche.
Er kann mir helfen mein Leben zu verändern, das ich so sehr verfluche.
Er nennt sich auch die Gotteskraft, die in mir wohnt und lebt.
Er ist die Hoffnung und Veränderung, die er in mein Herz hineinwebt.
Erzengel Gabriel ich befehle dir:
Erscheine mir.

Der falsche Gabriel: erscheint im Fenster. Er versteckt seine Hände hinter dem Rücken. Ihm fehlt der Heiligenschein.

Der Leidende - er lebt ja doch!
Ich sagte dir, wir sehn uns noch.

Der Leidende:

Der Teufel wollte mich vorhin versuchen,
drum hab ich dich jetzt angerufen.
Kannst du den Teufel exorzieren?
Der geht mir langsam an die Nieren.
Den kann ich gern wohl verlieren.

Der falsche Gabriel:


Seinen Namen müsst ich wissen, um ihn zu vertreiben.
Weihrauch brauch ich auch, um ihn zu zerreiben.
Ein Kelch, ein Doch und Gottesbrot,
treibt jeden Teufel in den Tod.

Der Leidende:

All das werde ich besorgen,
und wir treffen uns dann früh am Morgen.
Du kannst jetzt gehen, ich danke dir.
Wir sehen uns morgen früh um vier.

Der falsche Gabriel verschwindet aus dem Fenster.

Jetzt bin ich wieder guter Dinge.
Ich kann jetzt hoffen, dass es gelinge.


Ich gehe auch gleich los und werd alles schön besorgen.
Wie sonderbar, ich freue mich auf morgen.

Er zieht sich an und verlässt das Zimmer. Der Chor kommt auf die Bühne.

Der Chor:

Stellt er sich das zu einfach vor?
So hör doch lieber auf den Chor!
Der Teufel ist sehr listenreich,
und ein Heuchler noch zugleich!

So wirst du ihn doch niemals los.
leg lieber deine Hände ruhend in den Schoß.
Kann das denn wohl dein Schicksal sein?
Wir hoffen doch mal lieber, nein.


3. Szene

Der Leidende: kommt ins Zimmer. In seiner Hand hält er eine Tasche, die er auf den Tisch legt. Er setzt sich auf den Stuhl, und packt die Tasche aus.

Weihrauch, einen Kelch, ein Dolch und Gottesbrot hab ich jetzt vor mir liegen.
Das wäre doch gelacht, könnt ich ihn nicht besiegen.
Nur des Teufels Name fehlt mir noch.
Ohne den bleib‘ ich in meinem Kerkerloch.
Wie find ich ihn heraus, wer könnte mir den sagen?
Ich weiß es nicht, wen könnte ich denn fragen?
Ein paar Stunden habe ich noch Zeit,
bevor der Gabriel mich von meinem Leid befreit.

Des Teufels Stimme in seinem Kopf:


Kiffen, Kiffen nicht vergessen,
das tut dir gut, bist nicht besessen.

Der Leidende: holt einen Joint aus seiner Jackentasche, zieht die Jacke aus und raucht den Joint an und legt ihn dann in den Aschenbecher.

Ich werd mich in mein Bett reinlegen,
und erst mal fleißig überlegen,

Er legt sich in sein Bett.

wie ich seinen Namen wohl erfahre.
Das macht mich ja ganz wild, ich raufe mir die Haare.

Er kratzt sich mit beiden Händen den Kopf.

Soll es daran etwa scheitern?
Das hätte er wohl gern.
So leicht kriegt er mich nicht,
lieber spuck ich in sein Gesicht.

Der falsche Gabriel erscheint vor seinem Bett.

Gabriel, du bist schon da?
Das find ich aber sonderbar.
Ich sagte dir doch erst um vier,
was willst du denn schon hier?

Der falsche Gabriel:

Schöne Kunde die ich dir bringe,
du brauchst dich nicht zu fürchten, dass es dir nicht gelinge.
Ich habe jetzt des Teufels Namen,
du brauchst nicht länger in dir zu kramen.

Der Leidende:

Wie schön, wie schön, dann bleib bei mir.
Es ist zwar jetzt noch keine vier.

Er steht auf, geht zum Tisch und macht mit seiner rechten Hand eine Geste der Präsentation.

Es sind deine Sachen, die auf dem Tisch hier liegen.
Lass uns jetzt beginnen. In Sicherheit will ich mich endlich wiegen.

Er setzt sich auf den Stuhl.

Der falsche Gabriel:

Nun gut, dann soll es wohl so sein.
Mach erst einmal den Weihrauch an, der macht dein Zimmer rein.

Der Leidende holt ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und zündet den Weihrauch an.

Jetzt nehme dir den Kelch und leg hinein das Gottesbrot,
dass Symbol für Christus Tod.

Der Leidende stellt den Kelch auf dem Tisch und legt das Gottesbrot hinein.


Jetzt nehme dir den Dolch und halt die Spitze an dein Herz,
ich verspreche dir du spürst nur kurz einen kleinen Schmerz.

Der Leidende runzelt die Stirn, wartet einen Moment und tut wie ihm gesagt.

Jetzt gebe dir `nen Ruck, dass der Dolch dein Herz durchfährt,
so hast du mich, Gott lob, verehrt.


Der Leidende:
schüttelt den Kopf und legt den Dolch wieder auf den Tisch.

Oh nein, ich habe dich durchschaut,
fast hättst du mir den Leib geraubt.
Du bist nicht Gottes Gabriel,
des Teufels Plan, der schlug fehl.
Meine Seele, die bleibt mein und mein Herz,
das ist nun nicht mehr dein.
Wie werd ich dich bloß los, du Schrecken meiner Seele?
Nie wieder will ich hören auf deine schwarz Befehle.

Der falsche Gabriel zeigt sein wahres Gesicht und der Teufel steht lachend vor dem Leidenden.

Der Teufel:

Darauf kannst du lange warten.
Meinen Namen wirst du nie erraten.
Ich werde mit dir spielen, bis in alle Ewigkeit.
Ich erfreue mich so sehr an deinem großen Leid.

Der Leidende:

Mein ganzes Leben wirst du nicht verfluchen.
Ich gehe jetzt zum Arzt, einen Psychiater werd ich suchen.
Irgendwo auf Erden werd ich Hilfe finden,
Du, Teufel, vor Schmerz wirst du dich winden.
Auch das Kiffen, das ist mir jetzt egal,
auch der Exorzismus, das ist doch jetzt banal.
Wie ein gesunder Mensch will ich wieder denken,
um mein Leben selbst im Hier und Jetzt zu lenken.
Drum gehe ich jetzt los, in ein Krankenhaus,
dass der Teufel für mich denkt, damit ist’s jetzt aus.

Der Teufel geht ein Schritt zurück und beißt sich auf die Unterlippe.


Der Teufel:


Du bleibst wohl lieber hier in deinem kleinen Zimmer,
ich verspreche dir, es wird auch nicht mehr schlimmer.

Der Leidende:

Genug der Worte hast du jetzt gesprochen,
dein rabenschwarzer Fluch, der wird ab jetzt gebrochen.

Der Leidende verlässt das Zimmer und schlägt die Tür hinter sich zu. Der Teufel verschwindet und der Chor kommt auf die Bühne.


Der Chor:

Durchschaut hat er den Teufel. Ist seine List denn nun besiegt?
Der Arzt ist seine Hoffnung. Ob er den Teufel zu packen kriegt?
So geht er seinen Weg, um sich vom Arzt zu heilen,
um im Krankenhaus erst mal zu verweilen.

Der Teufel ist zwar noch an seiner rechten Seite.
Noch ist der Teufel stark, dass er sein Leben leite.
Hoffnung hat er jetzt, dass der Teufel geht zu Ende.
So begibt er sich in des Arztes treue Hände.


2. Akt

1. Szene

Der Leidende: Betritt ein Arztzimmer. In der Mitte des Raumes steht ein Schreibtisch. Hinter dem Schreibtisch sitzt der Arzt und vor dem Schreibtisch steht ein Stuhl. Hinter dem Arzt befindet sich ein Fenster, draußen stürmt und regnet es. An der Wand rechts neben dem Fenster befindet sich ein großes Bücherregal.

Der Teufel, der Teufel der lässt mir keine Ruh,
Herr Doktor, Herr Doktor bitte hören sie mir zu.

Der Arzt: runzelt die Stirn und kratzt sich an der Schläfe.

Treten sie ruhig näher und nehmen sie doch Platz,
und dann in aller Ruhe beginnen sie den ersten Satz.
Was haben sie für Leiden, was führt sie denn zu mir?
Ich möchte ihnen gerne helfen, dafür bin ich hier.

Der Leidende:
setzt sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch..

Die Einsamkeit, so schwer sie wohnt in meinem Herzen.
Die Angst zerfrisst, bereitet so viel Schmerzen.
Der Schweiß, er tropft von meiner Stirn herunter,
ach, wäre es doch schön, wär die Welt für mich doch bunter.
Der Teufel, er schickt mir Visionen, die mich wahnsinnig machen.
Wenn ich mir einen kiffe, dann freut er sich und ist dabei am Lachen.
Wie gerne würde ich mir den Teufel exorzieren,
doch er lässt mich kriechen, und das auf allen Vieren.
Er ist es, der mich stets begleitet,
die Macht über ihn ist mir längst entgleitet.
Er verlangt von mir mein Leben zu beenden,
drum gebe ich mich hier in eure treuen Hände.
Könnt ihr mir denn wohl helfen, den Teufel los zu werden?
Ihr seid mein` letzte Hoffnung hier auf Gottes Erden.

Der Arzt:

Das was sie mir sagen ,
sind mehr als bloße Klagen.
Das, was sie wohl tragen,
da könnte ich`s wohl wagen,
ihnen Tabletten zu verschreiben,
zu beenden ihr groß Leiden.
Sie sollten erst mal bleiben auf dieser Krankstation,
Für ein paar Wochen sollten sie hier erst mal wohn.

Der Leidende:

Das hört sich ja gut an, die Tabletten können mich heilen?

Der Arzt nickt.

Dann will ich gerne hier verweilen.

Der Teufel:
erscheint links neben dem Arzt.

Von wegen, dass hast du dir gedacht.
Für heute habe ich zur Genüge gut gelacht.
Wir gehen jetzt nach Hause, in dein kleines Zimmer.
Und weh ich hör von dir auch nur ein Gewimmer.

Der Leidende:
zeigt mit dem Zeigefinger auf den Teufel.

Herr Doktor, Herr Doktor, der Teufel, er ist hier.
Er will, dass ich nach Hause gehe, glauben sie es mir!

Der Arzt:

Das was sie dort sehen ist eine Halluzination.
Er kann sie nicht dran hindern das sie hier erst mal wohn.


2. Szene

Der Leidende:
liegt in der Psychiatrie in einem Zweibettzimmer wach in seinem Bett. Es ist spät in der Nacht. Sein Mitpatient ist laut am Schnarchen.

Vier lange Wochen bin ich jetzt Patient,
ob der Arzt mich langsam kennt?
In den Visiten hör ich nur die Fragen,
wie`s mir heute geht, und ham sie was zu klagen.
Und wenn ich ihm erzähle, der Teufel ist bei mir,
und wenn ich ihm erzähle, jede Nacht bin ich Vampir,
dann sagt er nur zu mir, dann bleiben sie noch hier.
Die Tablettendosis können wir hier wohl besser noch dosieren,
damit sie ihre Halluzinationen endlich mal verlieren.
Doch was soll ich denn mich weiterhin in dieser Klinik quälen,
um dem Arzt jeden Tag das Gleiche zu erzählen?
Der Tod, er soll so schön sein, zu vergessen diese Welt,
ich weiß einfach nicht mehr, was mich denn hier noch hält.

Er schließt die Augen, liegt wie tot in seinem Bett und in seinem Bewusstsein flammt eine Vision auf. Er ist in einem dunklen Wald und eine Vampirfrau kommt auf ihn zu gelaufen,
Die Vampirfrau hat ein mittelalterliches, schwarzes Kleid mit Spitzen und Rüschen an. Sie hat lange schwarze Haare, ein schmales, bleiches Gesicht, das vom Mondschein schwach beleuchtet wird und streckt die Hand aus, um nach seiner zu greifen.


Die Vampirfrau:

Hallo mein lieber Freund, hier bist du nicht alleine,
komm doch mit uns jagen, du weißt schon was ich meine.
Wir fliegen in das Nachbardorf, wo Jungfrauen friedlich schlafen,
und nehmen sie mit zur Burg, zu unserem großen Grafen.
Dort können wir dann speisen, uns von ihrem Blut ernähren,
und eine nehmen wir, um uns zu vermehren.
Du wirst schon sehen, viel Spaß wirst du dann haben,
Ja die ganze Nacht am Blut kannst du dich laben.

Der Leidende: lächelt.

Gerne nehm ich deine Hand. Diese Nacht will ich genießen,
Tod, Gewalt und Finsternis, viel Blut wird heute fließen.
Hier in deiner Welt fühl ich mich stark und böse,
Hier in meiner Welt, von Trauer ich mich löse.

Fünf weitere Vampire kommen aus dem Wald und stellen sich zu den beiden.

Die Vampirfrau: nimmt seine Hand und zieht ihn an sich heran. Dann schaut sie in den Himmel und streckt beide Hände nach oben.

So soll es dann auch sein, dass wir die Angst verbreiten,
von unsren dunklen Mächten lassen wir uns leiten.
Den Teufel werden wir heute Nacht verehren,
und wir leben heute seine großen Lehren.

Die Vampire erheben sich vom Boden und fliegen dem nächtlichen Himmel entgegen. Hier endet seine Vision und der Leidende schläft ein. Der Chor kommt auf die Bühne.

Der Chor:

Wie lange will er das denn noch ertragen?
Wenn das jetzt so weitergeht, dann können wir ihm sagen:
Du läufst in dein Verderben, den Tod, den wirst du sehn,
der Teufel wird gewinnen, unter wirst du gehen.


3. Akt

1. Szene

Der Leidende:
wacht auf und sitzt aufrecht in seinem Bett. Es ist immer noch Nacht. Sein Mitpatient schläft und ist am Schnarchen.

Ich bin ein Vampir,
was hält mich denn noch hier?
Ich muss nach Transsilvanien, zur Burg des großen Grafen.
Ich werde nachts reisen, am Tage werd ich schlafen.
Sie sagten, sie werden mich leiten auf meiner großen Reise.
Doch erst mal muss ich hier raus, unauffällig und ganz leise.

Er steht auf und zieht sich an. Als er das Zimmer verlassen will erscheint der Teufel. Er steht vor der Tür.

Der Teufel:

Endlich hast du dich besonnen,
und die Erkenntnis dazu gewonnen,
dass ich bin dein großer Lehrer,
und dass du bist mein groß Verehrer.
Ich wollte dir nie schaden, ich wollt dich nur begleiten,
Damit du auf Pestilenz kannst reiten.
Doch erst mal musst du von hier fliehen,
so dass wir durch die Wälder ziehen.

Der Leidende:

Oh ja, ich glaube dir jetzt jedes Wort,
ich will nur fort von diesem Ort.

Der Teufel:

Nun gut, dann schleiche dich jetzt raus aus diesem tristen Leben,
als mächtiger Vampir wirst du dich jetzt erheben.

Der Leidende verlässt das Zimmer und schließt die Tür leise hinter sich. Er schleicht über den Flur, das Schwesternzimmer befindet sich gegenüber der Eingangstür zu der Station. Die Nachtschwester sitzt mit dem Rücken zum Eingang. Der Fernseher in dem Zimmer ist an. Es läuft ein Film, in dem sie sich vertieft hat. Er verlässt unauffällig die Klinik.


2. Szene

Der Leidende: läuft über einen Parkplatz zum nahegelegenen Wald. Dort findet er Bahnschienen.

Weder Tod noch Leben,
Geschöpfe der Nacht,
zeigt mir den Weg,
ich habe die Macht.

Die Vampirfrau:
erscheint und steht ihm gegenüber, die Bahnschiene befindet sich zwischen ihnen.

Nun folge mir auf meinem Weg,
dein Schicksal in meine Hände leg.
Wir ziehen jetzt los, auf eine große Reise,
Richtung Osten folgen wir dieser alten Gleise.

Sie laufen los, der Leidende läuft voran, sie läuft hinter ihm. In der Ferne kommt ein Licht auf sie zu.


Der Teufel: erscheint vor dem Leidenden und läuft rückwärts die Bahnschienen entlang.

So, mein Lieber, nun höre mir gut zu.
Was ich dir offenbare, verstehst du gleich im Nu.
Denn ich muss dir sagen, dein Leben geht zu Ende
Und hoffen brauchst du nicht auf eine große Wende.

Der Leidende: bleibt stehen und schaut sich um.

Wie meinst du das, wir gehen doch zum Grafen,
Träum ich das, bin ich grad am Schlafen.

Der Teufel und die Vampirfrau springen nach rechts von den Gleisen und der Zug prallt mit voller Wucht gegen den Leidenden.


3. Szene

Der Leidende liegt im Krankenhaus auf der Intensivstation. Maschinen piepen und Schläuche hängen aus Mund und Nase.

Der Arzt:
steht mit der Krankenschwester am Bett. Das Piepen wird zu einem durchgehenden Ton.

Der Patient ist uns grad verstorben,
die Beerdigung ist auch schon gleich morgen.
Er hatte weder Familie, Freunde noch Verwandte,
Es gab einfach keinen, der ihn wirklich kannte.

4. Szene

Der Leidende: ist im Himmel. Er steht auf Wolken, alles ist weiß im Hintergrund. Der echte Gabriel steht vor ihm.

Ist das jetzt das Ende? Bin ich nun im Himmel, oder noch auf Erden?
Kann ich darauf hoffen, jetzt erlöst zu werden?

Gabriel nickt.

Gabriel, oh Gabriel, du wusstest, ich muss sterben.
Warum nur dieses Leiden, ich rannte ins Verderben.
War es Gottes Plan mich in den Tod zu führen?
Und war es auch sein Plan, die Verzweiflung so zu schüren?
Ich verstehe nicht, warum ich war in diesem Leben.
Würde ich`s verstehen, könnt ich ihm vergeben.

Gabriel:

Dieses kurze Leben sollte dich was lehren.
Vor manchen Schicksalsschlägen, kannst du dich nicht wehren.
Diese Erfahrung muss jede Seele machen.
Danach kommt ein Leben, da wirst du herzlich lachen.
Viele Leben werden folgen, die Meisterschaft so heißt es hier,
Erlösung kommt dann auch zu dir,
Wenn du alles hast durchlaufen, was auf Erden ist gegeben,
wirst du als großer Meister im Kosmos weiterleben.

Der Leidende:

Oh Gabriel, was bin ich jetzt erleichtert, das Ganze kann ich sehen,
durch die Erkenntnis deiner Worte kann ich es verstehen.
So verweile ich ein wenig, im Himmel werd ich wohn,
bis die Zeit gekommen, zur nächsten Reinkarnation.

Der Chor: kommt auf die Bühne.

So lebte er im Leiden, und durchs Leiden wächst er weiter.
Nach dem Ersten Tod, im Himmel ist er heiter.
So sehen wir am Schluss, dass die Geschichte hat kein Ende,
Die Geburt aufs Neue, bringt die große Wende.

So fällt der Vorhang, das ist`s gewesen.
Die Geschichte vom Leidenden wurde hier verlesen,
Wir hoffen, es hat gefallen und Gedanken mitgegeben,
über den Teufel, das Leiden und das ewige Leben.


LEID ENDE.
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Lesezeichen für Der Leidende

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depression, leiden, tragödie

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