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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 16.05.2021, 19:24   #1
männlich Walther
 
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Beiträge: 1.874

Standard Mein Geschenk.

Mein Geschenk.

Das Helle jagt das Dunkel, Grau das Blau:
Ein Vorhang bläht sich, weht ganz kurz hinaus.
Die Zeit hat sich verändert. Ganz genau
Versteht man’s nicht. Im stillen, leeren Haus

Geht deine Stimme, öffnet jede Tür.
Wenn ich im Zimmer ein Gedicht ersinne,
Umgibt sie mich und schenkt mir, dass ich spür,
Dass beim Verlieren selbst ich noch gewinne.

Ich lächle mir die Zweifel aus dem Denken,
Als ich versonnen Deine Schritte zähle
Und diese mir die warme Nähe schenken,
Wenn ich mich mit der Fehlersuche quäle.

Die Sonne schreibt den steten Tagesbogen:
Du hast mich immer aus der Nacht gezogen.
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Alt 17.05.2021, 13:55   #2
männlich PetitFantome
 
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Hallo Walther,
ich finde das Gedicht stark, besonders den Umbruch von Zeile 3 auf 4.
Ich habe aber einen einzigen Kritikpunkt:
ich hasse das Wort "Fehlersuche". Das erinnert mich an technokratischen Business-Sprech und wirkt in einem Gedicht fehl am Platz. Ansonsten gibt es nichts zu kritisieren. Du weißt schon, was du tust.
PetitFantome ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.05.2021, 16:42   #3
männlich Walther
 
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Beiträge: 1.874

Zitat:
Zitat von PetitFantome Beitrag anzeigen
Hallo Walther,
ich finde das Gedicht stark, besonders den Umbruch von Zeile 3 auf 4.
Ich habe aber einen einzigen Kritikpunkt:
ich hasse das Wort "Fehlersuche". Das erinnert mich an technokratischen Business-Sprech und wirkt in einem Gedicht fehl am Platz. Ansonsten gibt es nichts zu kritisieren. Du weißt schon, was du tust.
Hi PetitFantome,
danke fürs lesen und kommentieren. gibt es jemanden, der weiß, was er tut? ich kenne keinen, der das immer weiß.
"Fehlersuche" - hmm. meiner ansicht nach ist das die hauptarbeit, die ein schreiberling hat: korrekturlesen, korrekturlesen, korrektur ... das drama: es gibt nichts, was fehlerfrei wird. nie.
wenn du ein anderes wort dafür hast, das metrisch passt, her damit.
lg W.
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Alt 17.05.2021, 17:26   #4
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.104

Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
Geht deine Stimme, öffnet jede Tür.
Wenn ich im Zimmer ein Gedicht ersinne,
Umgibt sie mich und schenkt mir, dass ich spür,
Dass beim Verlieren selbst ich noch gewinne.
Wieder ein starkes Gedicht, lieber Walther. Wie du aber anmerkst, gibt es nichts, was sich nicht verbessern ließe.

Mir gefällt die Syntax im vierten Vers der zweiten Stroße nicht hundertprozentig. Ich hätte es so formuliert: "Dass ich selbst im Verlieren noch gewinne."

Die dirtte Strophe schwächelt an den beiden Wörtchen "als" und "wenn", weil sie den Zeitverlauf nicht richtig wiedergeben. Hier gehört eigentlich "während" hin, was aber von der Betonung her nicht passt.

"Fehlersuche" stört mich indessen nicht, denn das Wort "Fehler" ist so universal und grundsätzlich, dass es für jedes Versagen, jeden Schiffbruch, jeden Fauxpas und einfach alles, was daneben gegangen ist, passt.

Eher stolpere ich über den Artikel "die" bei "Nähe", weil man als Leser erwartet, jetzt müsse noch eine genauere Definition dieser Nähe kommen. Vielleicht wäre "und diese mir vertraute Nähe schenken" besser gewesen.

Möglicherweise ginge die Strophe dann so:

Zitat:
Ich lächle mir die Zweifel aus dem Denken,
Wenn ich versonnen Deine Schritte zähle
Und diese mir vertraute Nähe schenken,
alsbald [wahlweise: so oft] ich mich mit Fehlersuche quäle.
LG
Ilka
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 18.05.2021, 12:01   #5
männlich Walther
 
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Beiträge: 1.874

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Wieder ein starkes Gedicht, lieber Walther. Wie du aber anmerkst, gibt es nichts, was sich nicht verbessern ließe.

Mir gefällt die Syntax im vierten Vers der zweiten Stroße nicht hundertprozentig. Ich hätte es so formuliert: "Dass ich selbst im Verlieren noch gewinne."

Die dirtte Strophe schwächelt an den beiden Wörtchen "als" und "wenn", weil sie den Zeitverlauf nicht richtig wiedergeben. Hier gehört eigentlich "während" hin, was aber von der Betonung her nicht passt.

"Fehlersuche" stört mich indessen nicht, denn das Wort "Fehler" ist so universal und grundsätzlich, dass es für jedes Versagen, jeden Schiffbruch, jeden Fauxpas und einfach alles, was daneben gegangen ist, passt.

Eher stolpere ich über den Artikel "die" bei "Nähe", weil man als Leser erwartet, jetzt müsse noch eine genauere Definition dieser Nähe kommen. Vielleicht wäre "und diese mir vertraute Nähe schenken" besser gewesen.

Möglicherweise ginge die Strophe dann so:



LG
Ilka
lb Ilka,
danke für deine vorschläge, die - wie immer bei dir - einges für sich haben. den ersten vorschlag werde ich aus mehreren gründen nicht umsetzen. den zweiten abgewandelt schon.
lg W.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.05.2021, 12:03   #6
männlich Walther
 
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Beiträge: 1.874

Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
Mein Geschenk.

Das Helle jagt das Dunkel, Grau das Blau:
Ein Vorhang bläht sich, weht ganz kurz hinaus.
Die Zeit hat sich verändert. Ganz genau
Versteht man’s nicht. Im stillen, leeren Haus

Geht deine Stimme, öffnet jede Tür.
Wenn ich im Zimmer ein Gedicht ersinne,
Umgibt sie mich und schenkt mir, dass ich spür,
Dass beim Verlieren selbst ich noch gewinne.

Ich lächle mir die Zweifel aus dem Denken,
Als ich versonnen Deine Schritte zähle
Und diese mir die warme Nähe schenken,
Derweil ich mich mit Fehlersuche quäle.

Die Sonne schreibt den steten Tagesbogen:
Du hast mich immer aus der Nacht gezogen.
bearbeitet. man konnte statt derweil auch dieweil verwenden. danke nochmals, Ilka. lg W.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2021, 18:24   #7
weiblich PetScha
 
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Ort: NRW
Alter: 60
Beiträge: 78

Ein wunderschönes Gedicht. Ich fühle mich beschenkt.
PetScha ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.05.2021, 18:33   #8
männlich Walther
 
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Beiträge: 1.874

Zitat:
Zitat von PetScha Beitrag anzeigen
Ein wunderschönes Gedicht. Ich fühle mich beschenkt.
Hi Petcha,
danke fürs lesen. gerne geschehen.
lg W.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2021, 21:18   #9
männlich MiauKuh
 
Dabei seit: 08/2017
Ort: Bei Rostock
Beiträge: 2.246

Hallo Walther,

seit einiger Zeit les ich hier ja auch wieder mit und schnuppere gerne in deinen Gedichten herum.

Das hier hatte ich erst vor ein paar Tagen gelesen und grade noch mal und es kam mir sofort wieder in Erinnerung worum es ging und das es gut war

Ein wirklich schönes Gedicht und auch der Schluss ist dir gelungen, sowohl inhaltlich als auch lyrisch. Gut abgerundet.

Müsste ich etwas "Kritik" anmerken:
Irgendwie haderte ich mit dem doppelten "dass" in Strophe 2.
"dass ich spür, dass beim Verlieren"
wie wäre es mit einem "wie" für das zweite "dass"?

Und weil es angesprochen wurde ("Fehlersuche" als Wort unbeliebt)
"Wenn ich mich mit der Fehlersuche quäle."
zu ->
"Derweil ich mich mit meinen Versen quäle"
"Derweil ich mich durch meine Verse quäle" ?

Ich weiß, dass du eine gute Kritik schätzt.

Nur ...
wenn es nichts zu kritisieren gibt, ... dann ist eben ein Lob fällig :-)

Also fühle dich gelobt von mir!
Dein Gedicht ist, so wie es ist, sehr gut gelungen und du musst, meiner Meinung nach, nicht zwingend etwas daran ändern.

Liebe Grüße,
MiauKuh
MiauKuh ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.05.2021, 21:30   #10
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Moin,
ein wirklich schön gezeichnetes Bild, das Du mir da in den Kopf gesetzt hast. Ich finde die überarbeitete Variante so genau richtig.
"Dass beim Verlieren selbst ich noch gewinne" hält den Fluss wesentlich besser.
Ich mag es immer sehr, wenn beim Lesen Bilder durch den Kopf fliessen. Wenn wunderbare Metaphern gewählt werden und die Sprache ein wenig edel klingt. Ich seziere gar nicht so gern irgendwelche Zeitformen und bin generell selten ein Freund von Änderungen. Zumindest, wenn sich ausgiebig Gedanken gemacht wurden. Bei einem in 5 Minuten hingerotzten Text kann man da schon mal ansetzen. Hier würde ich einfach sagen, dass Du da eine Weile dran gesessen hast und mit Sicherheit auch hin und wieder Dinge verändert hast. Unterm Strich sind benannte "Mängel" meiner Meinung nach immer im Subjektiven zu finden.

Gruß

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.05.2021, 17:18   #11
männlich Walther
 
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Dabei seit: 03/2013
Beiträge: 1.874

Zitat:
Zitat von Pennywise Beitrag anzeigen
Moin,
ein wirklich schön gezeichnetes Bild, das Du mir da in den Kopf gesetzt hast. Ich finde die überarbeitete Variante so genau richtig.
"Dass beim Verlieren selbst ich noch gewinne" hält den Fluss wesentlich besser.
Ich mag es immer sehr, wenn beim Lesen Bilder durch den Kopf fliessen. Wenn wunderbare Metaphern gewählt werden und die Sprache ein wenig edel klingt. Ich seziere gar nicht so gern irgendwelche Zeitformen und bin generell selten ein Freund von Änderungen. Zumindest, wenn sich ausgiebig Gedanken gemacht wurden. Bei einem in 5 Minuten hingerotzten Text kann man da schon mal ansetzen. Hier würde ich einfach sagen, dass Du da eine Weile dran gesessen hast und mit Sicherheit auch hin und wieder Dinge verändert hast. Unterm Strich sind benannte "Mängel" meiner Meinung nach immer im Subjektiven zu finden.

Gruß

Pennywise
Hi Pennywise,

danke fürs lesen und besprechen. in der tat sollte man nichts "hinrotzen". es kann auch in 5 minuten manchmal ein wurf gelingen. diesmal hat es etwas länger gedauert.

allerdings ist selbst poesie eine frage der übung. wenn man viel poesie liest und schreibt, wird das ergebnis langsam besser. irgendwann tut es dann den sog. "schnapper", der groschen fällt also, und dann geht das schreiben flüssiger von der hand.

man es also durch fleiß, übung und kritikfähigkeit weit bringen. man muss es nur wollen.

lg W.
Zitat:
Zitat von MiauKuh Beitrag anzeigen
Hallo Walther,

seit einiger Zeit les ich hier ja auch wieder mit und schnuppere gerne in deinen Gedichten herum.

Das hier hatte ich erst vor ein paar Tagen gelesen und grade noch mal und es kam mir sofort wieder in Erinnerung worum es ging und das es gut war

Ein wirklich schönes Gedicht und auch der Schluss ist dir gelungen, sowohl inhaltlich als auch lyrisch. Gut abgerundet.

Müsste ich etwas "Kritik" anmerken:
Irgendwie haderte ich mit dem doppelten "dass" in Strophe 2.
"dass ich spür, dass beim Verlieren"
wie wäre es mit einem "wie" für das zweite "dass"?

Und weil es angesprochen wurde ("Fehlersuche" als Wort unbeliebt)
"Wenn ich mich mit der Fehlersuche quäle."
zu ->
"Derweil ich mich mit meinen Versen quäle"
"Derweil ich mich durch meine Verse quäle" ?

Ich weiß, dass du eine gute Kritik schätzt.

Nur ...
wenn es nichts zu kritisieren gibt, ... dann ist eben ein Lob fällig :-)

Also fühle dich gelobt von mir!
Dein Gedicht ist, so wie es ist, sehr gut gelungen und du musst, meiner Meinung nach, nicht zwingend etwas daran ändern.

Liebe Grüße,
MiauKuh
hallo MiauKuh,

danke fürs lesen, deine vielen überlegungen samt vorschlägen etc. pp.
ich werde im moment in der tat nichts ändern. aber das kann sich natürlich ändern. und dann ändere ich doch etwas, aber hoffentlich nicht zum schlechteren!

lg W.
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
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