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Alt 18.02.2013, 23:58   #1
männlich Jean Jacques Schmöller
 
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Standard Kleines Essay über den französischen Existenzialismus

Als Begründer des französischen Existenzialismus kommt wohl kein geringerer als Sartre selbst in frage, ein Mann, der auch in der heutigen Zeit für sich spaltende Geister sorgt. Nun was sind die Grundannahmen des Existentialismus? Sartre definiert den Menschen als freies Wesen, dessen Existenz (die Geburt) dem Erkennen seines Platzes und Zwecks (Essenz) in der Welt voran geht. Dies scheint zunächst logisch. Doch sagt Sartre im weiteren, dass unsere Entscheidungen nur Kundgebungen bereits abgeschlossener Gedankengänge sind, die jenseits unserer bewussten Wahrnehmung unternommen wurden. So können Handlungen sich unterscheiden in rationale, dem Wohle dienenden, oder irrationale, aus Angst und Furcht getroffene. Wo bleibt nun die von ihm beschriebene Freiheit?
So wie die Geburt vor dem Bewusstsein kommen mag, ist der Gedanke ein Vorläufer unserer Handlungen. Wenn nun die Handlungen wie Sartre sie beschreibt rational oder irrational sein können, was bedeutet er deckt das gesamte Spektrum unserer Aktionen in der Welt ab, unsere Entscheidungen jedoch nur Auswertung unserer vorangegangenen Erfahrungswerte sind, müsste sich die Freiheit rein in der Reflexion dieser befinden. Was auch in das Bild der damaligen Vertreter des Existentialismus passt. Was nun der werte Herr in seinem Werk „Der Ekel“ zu formulieren mag, scheint die Absurdität des menschlichen Dilemmas zu sein. Ein Wesen, dass ohne jegliche Bestimmung auf die Welt kommt, ist in der Lage sich dazu zu entscheiden seine Rolle im Fluss des Lebens als Frei anzuerkennen oder nicht.
Werden wir hier nicht auf glattes Eis geführt? Schließlich ist uns bis zu dem Punkt an dem wir uns selbst begreifen und uns eine Rolle zuschreiben, nur reine Interaktion auf Basis natürlicher Verhaltensmuster gegeben. Ist es denn nicht auch möglich, dass unser Begreifen ebenfalls nur diesen Mustern zuzuschreiben ist, die Entscheidung über unsere Selbstdefinition und deren Inhalt nur eine weitere Facette unserer Erfahrungen in ihrer Summe bis dato darstellt?
Simone de Beauvoir mit ihrem feministisch angehauchtem Existentialismus, die das Wesen der Frau nicht dem Körper, den Genen oder der Natur zuschreibt, sondern es auf die Erziehung reduziert trifft hier zwar den Grundgedanken des Existenzialismus, doch bestätigt auch den Missstand in dieser philosophischen Richtung. So könnte eine Frau, die sich einer Rolle bewusst ist und dieser Angenommen hat, nie ohne das Gedankengut um ihrer Heranzüchtung zu eben dieser, sich einer anderen Rolle zugehörig vermuten.
Die Gedanken verstehen sich als Resultat komplex verarbeiteter Sinneseindrücke, wohin gegen Handeln nur eine Teilmenge dieser bildet. So ist der Mensch, mit seiner Entscheidung sich als Frei oder Unfrei zu betrachten, welches gleichzusetzen mit einer Handlung ist letztlich nur eine wundervolle Hommage an die Vollkommenheit der mathematisch zu betrachtenden Natur.
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Stichworte
essay, existenzialismus, französisch

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