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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 14.06.2015, 21:17   #1
männlich Lewin
 
Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.231

Standard ich lasse mich treiben

ich lasse mich treiben

Es war die Einsamkeit, mich zu bewahren,
den Fluss zu queren in nachtschwarzer Zeit.
Die Qualen ließen nach in all den Jahren
und reichen doch bis in die Ewigkeit.

Mich hielt die Müdigkeit, das Boot zu nehmen,
um ihn zu zwingen, diesen kalten Fluss.
Vielleicht ließ mich die alte Vorsicht lähmen.
Sie ist und bleibt mein stetiger Verdruss.

Es war die Unvernunft, nur zu verharren.
Warum? Das weiß ich heute auch nicht mehr.
Ich war genauso blind wie andre Narren,
so einsam, müde, hoffnungslos und leer.

Wie Strandgut lasse ich mich nur noch treiben;
am Ufer will ich gerne liegen bleiben.
Lewin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2015, 23:29   #2
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Ein brillanter Text, lieber Lewin, in dem drei Seelenlagen (Einsamkeit, Müdigkeit und Unvernunft) die Querung des Flusses verhindern und das Ich zum Strandgut werden lassen. Die Wassermetaphorik (Meer, Fluss, See) zur Darstellung der Hoffnungslosigkeit liegt dir.

Sehr gern gelesen

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2015, 10:50   #3
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Lieber Lewin -

ich kann gummibaum nur laut zustimmen:

Ein brillantes Gedicht!
Du bist ein Meister des Düsteren, des Melancholischen, der Lebenseinsamkeit.

Deine Verse landen als hervorragend auf meiner Favoritenliste.


Dankbaren Gruß
v.
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2015, 21:39   #4
weiblich shoshin
gesperrt
 
Dabei seit: 02/2014
Beiträge: 1.073

Zitat:
Zitat von Lewin Beitrag anzeigen
ich lasse mich treiben

Es war die Einsamkeit, mich zu bewahren, - "bewahren" lese ich eher als "schützen" und das passt für mein Gefühl nicht recht zum Sinn: ich hab das Gefühl, es geht darum, dass das Li davon abgehalten oder daran gehindert wird, das andere "rettende" Ufer zu erreichen /I]

den Fluss zu queren in nachtschwarzer Zeit.
Die Qualen ließen nach in all den Jahren
und reichen doch bis in die Ewigkeit.

Michhieltdie Müdigkeit, das Boot zu nehmen, - hier fehlt das "ab". vl: "Ich war zu müde, dieses (oder: mir ein) Boot zu nehmen"
um ihn zu zwingen, diesen kalten Fluss. - Wozu zu zwingen? oder war gemeint: "ihn zu bezwingen"
Vielleicht ließmich die alte Vorsicht lähmen. - klingt sehr konstruiert. Die Vorsicht hat mich gelähmt? vl: "Es war, als würde mich die Vorsicht lähmen"
Sie ist und bleibt mein stetiger Verdruss. vl. besser: "war", weil du ja in der Vergangenheitsform schreibst.

Es war die Unvernunft, nur zu verharren.
Warum? Das weiß ich heute auch nicht mehr.
Ich war genauso blind wie andre Narren,
so einsam, müde, hoffnungslos und leer.

Wie Strandgut lasse ich mich nur noch treiben;
am Ufer will ich gerne liegen bleiben.
Lieber Lewin,

Dieser düstere "Teufelkreis" hat mich gefangen!

Sehr gerne gelesen!

Lieben Gruß
shoshin
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Alt 15.06.2015, 21:40   #5
männlich Lewin
 
Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.231

Standard ich lasse mich treiben

Lieber gummibaum,
man kann schon vieles schreiben, was einem die Phantasie eingibt. Aber du hast es ja selbst wieder demonstriert, das eigene Erleben bietet die besten Inspirationen (und deine Gedichte, ). Und dann muss man es nur notieren. Mit dem Merken wird es auch immer schlechter. Da ist mir schon zu viel verloren gegangen. Danke und herzliche Grüße von
Lewin.
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Alt 15.06.2015, 22:08   #6
männlich Lewin
 
Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.231

Standard ich lasse mich treiben

Hallo Thing,
Danke für deine Einordnung, auch als Favoriten. Manchmal geht es um Minuten. Wenn ich etwas langsamer gewesen wäre, hätte ich shoshin Kommentar bzw. dessen Beantwortung wahrscheinlich vorgezogen. Nun will ich die geplante Reihenfolge beibehalten.
Natürlich ist es ein melancholisches Gedicht. Aber wer kann schon aus seiner Haut? Ob ich ein Meister des „Düsteren…“ bin, müssen andere beurteilen. Ich halte mich nicht dafür. Aber ich kann mich sicher am schlechtesten bewerten. Dennoch, viele herzliche Grüße von
Lewin.
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Alt 15.06.2015, 22:37   #7
männlich Lewin
 
Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.231

Standard ich lasse mich treiben

Liebe shoshin,
ich habe dich schon vermisst. Dein offensiver Kommentar verlangt mir wie immer sprachlich einiges ab. Gut denn.

Es war die Einsamkeit, mich davor zu bewahren…

Hier ist es natürlich nicht nur die Einsamkeit, sondern auch das Gefühl der Schwäche, eventuell die Überquerung unter den Umständen doch nicht meistern zu können und: ein wenig Angst davor, was die Einsamkeit ablösen könnte.

Mich hielt die Müdigkeit davon ab, das Boot zu nehmen…

Am Ende der Strophe drei habe ich ja bewusst die Begriffe einsam, müde, hoffnungslos und leer noch einmal zusammengefasst, um sie als Einheit zu vermitteln, weil sie nur in der konzentrierten Form auch aus meiner Sicht verdeutlichen können, dass nur Einsamkeit oder nur Müdigkeit oder Unvernunft nicht als Erklärungen ausgereicht hätten.

Sie ist und bleibt mein stetiger Verdruss.
Hier hätte tatsächlich besser gestanden:
Sie war und ist mein stetiger Verdruss.

Ich hoffe, du kannst mit meinen sprachlichen Verkürzungen leben, da sie einfach notwendig sind, um den Rhythmus zu erhalten und nicht so sinnentstellend wirken, dass man sie entfernen müsste.
Ansonsten freue ich mich auf den nächsten Disput mit dir und sende dir viele liebe Grüße
Lewin.
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Alt 15.06.2015, 22:55   #8
männlich Rhythmus
 
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Alter: 59
Beiträge: 5

Zitat:
Zitat von Lewin Beitrag anzeigen
Ich hoffe, du kannst mit meinen sprachlichen Verkürzungen leben, da sie einfach notwendig sind, um den Rhythmus zu erhalten und nicht so sinnentstellend wirken, dass man sie entfernen müsste.
Ich habe soeben meinen Namen gelesen, da musste ich doch auch antworten. Aber mal Spass beiseite.

Ich bin heute Abend zum ersten mal in diesem Forum und habe als ersten Text Deinen Text gelesen. Einfach Klasse.

viele Grüße
Rhythmus
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Alt 17.06.2015, 17:51   #9
männlich Gylon
 
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Beiträge: 4.269

Lieber Lewin,
in deinen Zeilen lasse ich mich gerne treiben und verweile ein wenig. Super!

Liebe Grüße Gylon
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Alt 21.06.2015, 21:08   #10
männlich Lewin
 
Dabei seit: 03/2015
Beiträge: 1.231

Standard ich lasse mich treiben

Hallo Gylon,
danke für deinen sehr schönen und freundlichen Kommentar, den ich leider mit etwas Verspätung beantworte, da ich den Sommer über nur noch wenig Zeit zur Verfügung habe, mich um die lyrischen Belange im Forum zu bemühen.
Herzliche Grüße von
Lewin.
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Alt 06.07.2015, 19:14   #11
männlich Rhythmus
 
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Ort: NRW
Alter: 59
Beiträge: 5

Hallo Leute,

ich hatte mit der Erlaubnis Lewins das Gedicht vertont. Vorab muss ich sagen, dass mein Musikgeschmack aufgrund meines Alters irgendwie um Jahrzehnte zurückliegt. Wenn ich mal die Uhr zurück drehe, so verknüpfe ich Musik an die Zeit, als ich mit einem einfachen Kassettenrecorder Musik vom Radio aufgenommen habe.
https://dl.dropboxusercontent.com/u/...ch_treiben.mp3

viele Grüße
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Alt 06.07.2015, 20:53   #12
männlich Gylon
 
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Hallo Rhythmus,
da hast du dir ja richtig Arbeit gemacht. Respekt!
Mir hätte es besser gefallen, wenn du den Text durchgängig gesprochen hättest. Das Glockenspiel würde ich etwas leiser ziehen, meiner Meinung nach ist es zu dominant im Mix. Da Glocken zu den Perkussionsinstrumenten gehören, setzen sie sich auch bei geringerer Lautstärke im Mix gut durch, ohne dass sie in den Ohren weh tun.

Liebe Grüße Gylon
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Alt 06.07.2015, 20:59   #13
männlich Rhythmus
 
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Danke Gylon, ja da habe ich noch eine kleine Baustelle.

viele Grüße
Rhythmus
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Alt 06.07.2015, 21:02   #14
weiblich shoshin
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Ich möchte mich hier Gylon anschließen, da hast du dir wirklich viel Mühe gemacht. Der Teil mit der Gesprochenen - die ersten Strophe also - hat mir sehr gut gefallen und hat die Wirkung der schönen Verse von Gylon gut vermittelt, ja sogar verstärkt. Der Sprechgesang ist hier nicht so meins. Aber wie auch immer, es muss sehr interessant für Lewin sein, seine Lyrik so umgesetzt zu hören.

Lieben Gruß
shoshin
shoshin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2015, 21:07   #15
männlich Rhythmus
 
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Alter: 59
Beiträge: 5

Danke Charis,

ich hatte schon immer mal vorgehabt, ein Gedicht zu vertonen. Mein eigentliches Problem ist, dass ich relativ spät mit der Musik angefangen habe, denn ich war vor ein paar Jahren in der Psychiatrie und habe dort Gitarre gespielt. Auch das Singen klappt noch nicht so gut, aber ich bleibe dran.

viele Grüße
Rhythmus
Rhythmus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2015, 21:37   #16
männlich Gylon
 
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Beiträge: 4.269

Hallo Rhythmus,
ein kleiner Tipp falls du ihn nicht schon kennst:
Um die Basis Lautstärken Verhältnisse im Mix zu überprüfen, sollte man den Mix ab und zu ganz leise abhören, dass man gerade noch etwas hört. Fader auf 0 und dann langsam hoch ziehen. Die tiefen Instrumente sollten zuerst zu hören sein, da man tiefe Töne besser laut vertragen kann als hohe. Die Stimmen die man nicht mehr hört sind dann zu leise, und die, die zu präsent sind, zu laut. Damit fährt man eigentlich ganz gut. Um Dynamik im Mix zu schaffen und ihn interessanter zu gestalten, können Effekte natürlich auch kurzzeitig mal aus dem Mix heraus schießen, aber hier heißt die Devise, weniger ist mehr.

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.07.2015, 21:48   #17
männlich Rhythmus
 
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Beiträge: 5

Danke Gylon.
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