Für M.S.

[Isabel Seifried]

Geliebte, nimm mein Leiden hin,
weil ich für dich nur Klage bin,
dein Marterpfal des Lebens.
Du klagst mich und du sprichst mich an,
wie schlimm dein Leiden war!
In allem Leiden war ich da,
mein Leben war vergebens.

Ich war für dich nur Sorge, Pflicht,
nur Trübsal, Drangsal, Leiden!
Du lächelst, doch die Seele nicht,
sie will nur immer leiden!

Was bin ich, sag es mir! Für dich?
Was bin ich, ausser Tränen?
Dein Leid zerreisst mich, innerlich,
denn alles bist nur du für mich!
Nur du bist all mein Sehnen.

Wie ein Mantel legt die Seele
tausend Schnüre um mein Herz!
Zappelt es auch, ist gefangen,
gleich, was ich dir auch erzähle,
in mir brennt ein großer Schmerz,
Leiden wird mir zum Verlangen,

und in glühend heißer Drangsal,
fällt mein Leben, fällt zuhauf!
Sieh, für dich bin ich gegangen,
damit du das Leben fangen
kannst, ich bitt dich: Fang es auf!

[Thing]

Hallo, Isabel Seifried -


das ist das intensivste Gedicht hier seit langer Zeit.
(Kommt in meine Favoritenliste)
Ich habe es wie gebannt gelesen und über den Wortreichtum gestaunt, über die neuen Metaphern.
Über das tiefe Gefühl, das mir aus den Strophen regelrecht entgegenspringt.

Die letzte Strophe kommt mir verstümmelt vor.
Mag sein, daß es auf Drangsal wirklich keinen Reim gibt und man besser eine krampfhaft gesuchte Lösung vermeidet.

Die beiden letzten Verse machen alles wett, sie sind unbeschreiblich gut.


Herzlichen Gruß
von
Thing

[Isabel Seifried]

Vielen vielen Dank !