Wechseljahre oder am Bahnhof

[Sonja-M.]

Um mich liegt so viel ungelebtes Land
so viele Möglichkeiten
nicht ergriffen oder nicht erkannt
so viele Blumen ungepflückt
und nicht in meiner Hand

so viele Abenteuer sehen fragend zu mir her
als ob etwas von mir Erwartetes
noch nicht erledigt wär

das Leben sieht mich fordernd an
es ist gerissen
"Willst Du nicht mehr erleben?
noch mehr wissen?
Du hast nicht ausgeschöpft
die Wege die dir offensteh'n.
Dein Beutel ist nicht schwer,
kann keine Schätze seh'n.
Renn los, versuch es noch einmal zu fassen!
Das Abenteuer, neue Liebe, großes Gold!
Die letzten Stunden kannst du nicht verstreichen lassen,
weil gleich der Zug aus deinem Bahnhof rollt!"

Ich seh' mich um
ich seh' den Zug an
seh' zurück
ich seh' den Bahnhof
mein Zuhause
seh' mein Glück

"Du kannst mich mal!"
sag ich zum unzufried'nem Leben
"Ich will dir gar nicht alle Tage
alle Stunden geben!"

Ich dreh mich um
dann soll der Zug doch fahren
es war'n schon viele hier
in all den Jahren

Ich geh' hinaus ins Feld
und wand're durch das ungelebte Land
ich hab nur eine wirklich schöne Blume in der Hand
die and'ren lass ich stehen, lass sie blühen
schon das Betrachten macht mein Herz ganz weit
so kann ich ruhig schlendern, muss nicht mühen

und bin der Herr von dieser wunderbaren Zeit.

[Andri]

Hallo Sonja-M,
da hat dich leider sehr der Redefluss gepackt und du hast vergessen dass du ein Gedicht schreibst. Vielleicht hättest du besser einen Prosatext geschrieben mit dem Bild des Bahnhofs und die Leser entdecken lassen wofür es steht.
Es fängt mit der ersten Strophe recht gut an, aber dann wird es ermüdend. Dabei hast du wahrscheinlich durchaus Gefühl für schöne Sätze:

und wand're durch das ungelebte Land
ich hab nur eine wirklich schöne Blume in der Hand

allerdings auch hier, die zweite Zeile gerät zu lang. Vielleicht eher so:

wand're durch das ungelebte Land
mit nur einer Blume in der Hand

Das nur beispielhaft.
Störender ist der Hang das erlebte Gefühl zu zerreden:

Ich seh' mich um
ich seh' den Zug an
seh' zurück
ich seh' den Bahnhof
mein Zuhause
seh' mein Glück

"Du kannst mich mal!"
sag ich zum unzufried'nem Leben
"Ich will dir gar nicht alle Tage
alle Stunden geben!"

Aber trotz aller Kritik, es gefällt nicht ganz schlecht, es ist letztlich doch gelungen das Gefühl genau einzufangen, daher bin ich gespannt was als nächstes kommt.

Viele Grüße,
Andri

[Sonja-M.]

Hallo Andri,

Danke fürs Lesen und für deine Kritik. Ich schreibe eigentlich für die Schublade und muss mich erst mal an das Format hier gewöhnen. Als nächstes hol ich mal was Kürzeres raus.

liebe Grüße
Sonja