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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 10.09.2008, 23:37   #1
Moonbird
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 8

Standard Erinnerung

Und immer noch
sehe ich das Licht
deiner Augenwelt
umhüllt vom Nebelgewand

Immer noch
höre ich die Ehrlichkeit
deines Lächelns
in den Stimmen der Kinder

Immer noch
glaube ich die Feen
deiner Hoffnung
im Sonnenmeer zu spüren

Und in der Stille
bleiben mir deine Worte
in einem Bilderrahmen
wie vereinte Regentropfen
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Alt 11.09.2008, 14:45   #2
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Hallo Moonbird!

Das Gedicht hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck bei mir.
Generell stört mich die Wiederholung von "immer noch". Das ist eigentlich nicht nötig, es wäre auch so verständlich.

Im Einzelnen:

Zitat:
Und immer noch
sehe ich das Licht
deiner Augenwelt
umhüllt vom Nebelgewand
Das lyr.du entfernt sich, versucht sich zu verstecken, aber das lyr.ich kann ihn immer noch sehen.
Warum schreibst du "Augenwelt"? Die Wortschöpfung sehe ich als nicht gelungen an. Warum hast du nicht einfach "Augen"genommen?

Zitat:
Immer noch
höre ich die Ehrlichkeit
deines Lächelns
in den Stimmen der Kinder
Kindermund tut Wahrheit kund. Hier habe ich folgendes Problem: Ein Lächeln kann man im Normalfall nicht hören, sondern nur sehen. Deswegen liest sich diese Strophe etwas komisch.

Zitat:
Immer noch
glaube ich die Feen
deiner Hoffnung
im Sonnenmeer zu spüren
Wenn du von Meer sprichst, passieren m.E. die Feen nicht. Bei Feen denke ich eher an Wald, aber nicht an Wasser. Ich finde, Nymphen hätte in diesem Fall besser gepasst.

Zitat:
Und in der Stille
bleiben mir deine Worte
in einem Bilderrahmen
wie vereinte Regentropfen
Die Worte des lyr.du sich festzuhalten wie ein Bild in einem Rahmen, diese Metapher kann man so stehenlassen.
Allerdings der Zusammenhang mit den vereinten Regentropfen will sich mir nicht erschließen.

Insgesamt aber m.E. ein Gedicht, an dem sich lohnt zu arbeiten.
Man merkt, dass du mit Sprache umgehen kannst.

Liebe Grüße
Manfred
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Alt 11.09.2008, 20:27   #3
Moonbird
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 8

Hallo Manfred

Danke erstmals für die Worte.. es tut gut, mal etwas von jemanden zu hören, der viel mehr mit Gedichten zu tun hat.

Ich kann verstehen, dass es einen solchen Eindruck bei dir hinterlässt, da dass eigentlich auch meine Gefühle ausdrücken soll. Ich spiele gern mit Zusammensetzungen von Wörtern, welche vielleicht auf den ersten Blick nicht unbedingt als gelungen angesehen werden und noch weniger verstanden werden. Aber eigentlich ist das auch meine Intension.

Also .. ich bin gerne bereit es zu überarbeiten, jedoch will ich erstmals ein bisschen klarstellen, was damit gemeint ist, und vielleicht ändert sich die Sichtweise ja.. wer weiss. Ich will nur nicht genau sagen, um was es in diesem Gedicht geht, da es doch noch ein bisschen offen sein soll.

Die Wiederholungen des "Immer noch" soll penetrant wirken. Jedesmal, wenn es nochmals vorkommt soll man den Wunsch danach verspüren, dass dieses "immer noch" verschwinden soll.. Deshalb wird es auch erst im letzten Absatz nicht mehr wiederholt. Hoffe das genügt als Antwort, und zeigt einen anderen Weg des Interpretierens.

Und immer noch
sehe ich das Licht
deiner Augenwelt
umhüllt vom Nebelgewand

--> Hmm also ich würde nicht sagen, dass sich das lyrische Du sich entfernt oder gar versucht sich zu verstecken. Vielleicht ist er einfach nicht unbedingt sichtbar, und doch glaub das lyrische Ich ihn zu sehen?
Augenwelt.. ja.. ich kann verstehen, dass es nicht unbedingt gut ankommt. Damit sollen eben nicht "Augen" als Organ gemeint sein, sondern eher etwas Verborgenes, vielleicht etwas, wie die Seele, jedoch lässt es sich eben nicht genau definieren. Seele oder Augen finde ich einfach zu fad, hab versucht es ein bisschen "aufzumotzen".

Immer noch
höre ich die Ehrlichkeit
deines Lächelns
in den Stimmen der Kinder

--> Ja, du hast die Aussage zwar nicht verstanden, dafür ein Knackpunkt entdeckt. Lächeln kann man nicht hören... Und die Ehrlichkeit eines Lächelns schon gar nicht. Was würdest denn du daraus folgern? Es geht nicht darum, was möglich ist, sondern Bilder zu schaffen, oder Aussagen, welche beim ersten Lesen einfach nur Worte sind, welche falsch angereiht, falsch gebraucht wurden.. Aber wie sagt man so schön: Der Schein trügt...

Immer noch
glaube ich die Feen
deiner Hoffnung
im Sonnenmeer zu spüren

--> Da kann ich wieder sagen: Der Schein trügt.. Warum müssen hier Feen wirklich Feen sein und können nicht für etwas anderes stehen? Manchmal müsste man so denken können wie die Kinder ;-)

Und in der Stille
bleiben mir deine Worte
in einem Bilderrahmen
wie vereinte Regentropfen

--> Hmm.. was soll ich dazu sagen? also ich kann dir nur raten, das Gedicht mal aus einer anderen Perspektive zu lesen.. lies es nicht so, als wärst du gefangen in der Welt der Worte, als müsste jedes Wort genau das heissen, was man beim ersten Lesen damit verbindet. Denn nur wer zwischen den Zeilen lesen kann, und merkt, dass Worte nicht nur Worte sind, der sieht plötzlich die Welt mit ganz anderen Augen.

Hehe .. sooo genug.
Ich will mich einfach nur bei dir bedanken, für diese Gedankenanstösse, für das Interpretieren, und kritisches Durchlesen. Und vor allem für diese Aussage: "Man merkt, dass du mit Sprache umgehen kannst."

Weiterhin hoffe ich, dass du nicht denkst, ich würde deine Kritik einfach stur ignorieren, denn das tue ich nicht, ich glaube nur, dass es sich lohnt, dieses Gedicht mal mit anderen Augen, als mit denen der Vernunft, durchzulesen.

Danke dir dafür..
Lg
Moonbird ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2008, 20:39   #4
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Hallo!

Zitat:
lies es nicht so, als wärst du gefangen in der Welt der Worte, als müsste jedes Wort genau das heissen, was man beim ersten Lesen damit verbindet. Denn nur wer zwischen den Zeilen lesen kann, und merkt, dass Worte nicht nur Worte sind, der sieht plötzlich die Welt mit ganz anderen Augen.
Da hast du sicher recht und wenn du dir Gedichte von mir durchliest, wirst du sicher merken, dass wir da auf einer Wellenlänge sind, was Metaphorik angeht.
Aber: Es muss m.E. in einem Gedicht doch noch etwas bleiben, das so ist, wie es dransteht. Wenn deine Gedichte immer jenseits jeglicher Wortbedeutungen und Logik deutbar sind, macht das deine Gedichte für den Leser uninteressant, zumal sie diese andere Deutbarkeit von der Wortwahl her nicht ausstrahlen.

Verstehst du was ich meine?

Liebe Grüße
Manfred
Franke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.09.2008, 20:49   #5
Moonbird
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 8

Hallo ..

Sicher verstehe ich, was du meinst. Ich wollte mit dem nicht sagen, dass meine Gedichte nur so deutbar sind. Es ist so, dass ich denke, dass es beim Lesen meiner Gedichte nicht darauf ankommt, dass man versteht, was ich damit meine, sondern dass man diese Stimmungen oder Gefühle einfach durch das Lesen spürt.
Ich glaube nicht, dass ich das jetzt so ausdrücken kann, was ich möchte. Jedoch mich würde es interessieren, wie du das GEdicht interpretierst, wenn du nicht an die Worte oder herkömmliche Bedeutung der Worte festhälst, sondern es einfach nur auf dich wirken lässt. Das Wichtigste ist für mich dabei, wie man sich fühlt, wenn man dieses Gedicht liest. Verstehst du in etwa, was ich damit sagen möchte?

lg
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Alt 12.09.2008, 09:47   #6
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Hallo!

Die Stimmungen und Gefühle des Autors zu spüren, ist für einen Leser unmöglich und auch gar nicht wichtig. Es geht nur um das eigene Empfinden des Lesers.

Du sagst, ich soll meine Empfindungen beim Lesen des Gedichtes ausdrücken und genau da habe ich ein Problem. Wenn ein Gedicht mehrere Lesarten zulassen soll, dann muss auch jede Lesart für sich nachvollziehbar und logisch (sorry!) aufgebaut sein.
Dieses Gefühl habe ich bei deinem Gedicht nicht, sondern es macht den Eindruck, dass es nur durch deine Intention deutbar ist, bzw. einen Sinn ergibt.
So blöd sich das anhört, aber ein Gedicht muss massenkompatibel sein.

Liebe Grüße
Manfred
Franke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2008, 11:29   #7
Moonbird
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 8

Hallo..

Es geht in diesem Gedicht und bei keinem Gedicht darum zu spüren, was der Autor spürt, sondern was der Leser spürt, wenn er das Gedicht liest.

Dass es nachvollziehbar und logisch aufgebaut sein soll ist für mich klar, jedoch muss nicht immer jede Metapher genau für dasselbe stehen. Ich denke, dass ein Wort nicht nur für genau die eine Interpretation stehen darf (so wie zum Beispiel, dass man an Wald denkt bei dem Wort Fee), aber was ist die Bedeutung einer Fee? Wieso kann sie nicht einfach für die Freude am Leben, für etwas Schönes, Leichtes, Unsichtbares, oder für etwas, an was man Glauben kann, stehen?
Ich weiss nicht, ob du verstehst, was ich damit sagen will.

Mir tut es leid, wenn du den Sinn des Gedichtes nicht spüren kannst, aber ich glaube nicht, dass es nur verständlich ist, wenn man weiss, welche Gedanken dahinter gesteckt haben.
Ich glaube da spalten sich die Geister. Ich verstehe zwar auf der einen Seite, was du meinst, und stimme dir auch zu, dass ein Gedicht massenkompatibel sein soll, doch werde ich das Gefühl nicht los, dass du gar nicht hinter dem Gedicht lesen willst, sondern die Deutung für dich einfach ersichtbar sein soll. Ich finde aber, dass das bei einem Gedicht nicht unbedingt gegeben sein soll.. Sicher kann ich auch einfach nur die Worte herschreiben, wie sie sind, und wie sie als Metapher immer wieder gebraucht werden, aber das will ich eigentlich nicht.

Wieder ein Haufen Worte ohne Ende. Fazit: Ich würde gern noch andere Meinungen dazu hören. Aber möchte auch klarstellen, dass ich nicht aus Prinzip einfach wiederspreche...

lg
Moonbird ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2008, 20:01   #8
Jeanny
 
Dabei seit: 04/2007
Beiträge: 660

Standard RE: Erinnerung

Hallo Moonbird,
da hat wohl das lyrIch eine Begegnung mit der 3. Art gehabt?
Ein weiches, sanftes umnd doch sehnsüchtiges Werk, welches tief in mir ein Lächeln aufkeimen läßt.
Es gibt diese Menschen, die uns lehren ohne lehren zu wollen, die Welt mit anderen als mit stupiden Regeln zu füllen.
Ja, man kann sehen ohne mit Augen zu starren...
Sehen, hören fühlen und glauben kann so viel mehr sein.

Die letzte Strophe deute ich als Stärke.
Wort für Wort ist dem lyrIch etwas durch die Sprache des lyrDu geschenkt worden und hat sich durch Art und Weise manifestiert.
"Man sieht nur mit den Herzen gut..."
L.G. Jeanny
Jeanny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.09.2008, 21:23   #9
Moonbird
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 8

Hallo Jeanny

Ich danke dir für deine Worte..
Darf ich ganz blöd fragen, was du mit der 3. Art meinst?

"Sehen, hören fühlen und glauben kann so viel mehr sein." -> da kann ich dir einfach nur zustimmen.

Deine Deutung der letzten Strophe ist zwar sehr Allgemein, jedoch würde ich sagen, dass genau diese Worte es deutlich machen, was die letzte Strophe bewirken sollte.

Also ich sende dir jetzt einfach nur ein stilles Lächeln.. hoffe du hörst es ;-)

Lg
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