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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 06.10.2021, 14:20   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Spiegel der Zeit: 60 Jahre Deutschland

Vorbei ist die Zeit der Jugendrevolte,
als man den Pilzköpfen Beifall zollte
und vor ihren Füßen am Boden rollte.
als jeder so cool wie John Lennon sein wollte.

Heut buckelt man wie der niedrigste Diener
und kniet, geschnürt in ein Meinungsmieder,
luftjapsend vor jeder PC-Regel nieder:
Sprich mir das Wort von der Heimat nie wieder!

Ein braves Mädel, ein hörsamer Junge
verwalten gewissenhaft Sprache und Lunge
und hüten bis zum Stummsein die Zunge:
Falsch wäre der Ansatz zum großen Sprunge!

Wer braucht schon Prügel, wenn längst der Groschen
gefallen ist und das Korn schon gedroschen,
das Licht der Jugend erstickt und verloschen?
Man googelt duch’s Leben und hält die Goschen.

Und will man sich zu den Glücklichen zählen,
so braucht man sich nur aus der Haut zu schälen
und lässt sich geläutert zum Aufsichtsrat wählen.
Wozu sich noch länger mit Weltschmerzen quälen?

06.10.2021
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Alt 06.10.2021, 15:47   #2
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Breite Zustimmung zum Inhalt und zu den Quattro Reimen. Gibt's dafür auch eine extra Bezeichnung?
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Alt 06.10.2021, 16:36   #3
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Zitat:
Zitat von C.Alvarez Beitrag anzeigen
Breite Zustimmung zum Inhalt und zu den Quattro Reimen. Gibt's dafür auch eine extra Bezeichnung?
Haufenreim.
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Alt 06.10.2021, 17:08   #4
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Hallo Ilka,

fabelhaftes Gedicht!

LG DieSilbermöwe
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Alt 06.10.2021, 21:52   #5
weiblich Ilka-Maria
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Danke für das Blumenkörbchen, Silbermöwe.
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Alt 07.10.2021, 08:00   #6
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Liest sich wie das Rumgemecker einer alten Dame die früher alles besser fand.
Nicht meins.
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Alt 07.10.2021, 10:31   #7
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Zitat:
Zitat von fsami Beitrag anzeigen
Liest sich wie das Rumgemecker einer alten Dame die früher alles besser fand.
Nicht meins.
Das gro0e Meckern besorgen aktuell konzerngesteuerte Gretas und Luisas, denen bisher Panikmache, aber noch nichts Brauchbares zum Nutzen ihrer Mitmenschen eingefallen ist. Alte Menschen meckern selten, sondern bedauern allenfalls den Verlust ihrer Spannkraft. In den meisten Fällen geht es ihnen nämlch besser als früher. Es sind immer die Jungen, die meckern und rebellieren, weil sie, kaum aus den Windeln, dem Wahn verfallen, alles besser zu wissen und zu können als ihre Vorfahren. Das geht so weit, dass sie heute die Schluckauf-Sprechtechnik mit Gendersternchen angenommen haben und auch sonst für jedes Umerziehungsprogramm empfänglich sind und, zum Beispiel, den Dreck aus der Veganer-Industrie in sich reinfressen und das Selberdenken einstellen, denn dafür gibt es ja facebook.
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Alt 07.10.2021, 12:17   #8
männlich fsami
 
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Ist klar das du das alles doof findest aber es sind die jungen Leute, die den Muff der alten Garde austreiben und etwas verändern, bevor sie alt werden, sich ein Forum kaufen und dort ihre rückwärtsgerichteten Ansichten zur Schau stellen.
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Alt 07.10.2021, 12:43   #9
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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... aber es sind die jungen Leute, die den Muff der alten Garde austreiben und etwas verändern, ...
So? Was haben sie denn verändert? Wo sind denn die Einschmeißer von Schaufensterscheiben und die Polizistenprügler? Richtig: In den Aufsichtsräten der Großkonzerne, in den Hörsälen von Harvard, auf den Beratungsstühlen von Gazprom und in den ehrwürdigen Kanzleistuben. Den Muff haben wir heute, nämlich in Form von dreckiger Luft und ungenießbaren Fressalien. Die Veränderungen sieht man an den Statistiken: Immer mehr Autos, immer mehr Nabelbeschau und Optimierungswahn mittels Messgeräten, immer höhere Müllberge und immer mehr Kreuzfahrt- und Luftverkehr. Besser geworden ist nix. Stattdessen wird uns eine Autistin als Kassandra präsentiert, die aus einer Schauspielerfamilie stammt und geschult ist, uns in Angst und Schrecken zu versetzen, obwohl sie ohne Schaulspielunterricht keine ihrer Hassgrimassen zustandebrächte, denn Autisten sind gar nicht in der Lage, Mimik zu lesen und nachzuahmen.

Wer wissen will, wie Ideologie, Aberglaube und Rebellion funktioniert, sollte das Buch "Die Revolution entlässt ihre Kinder" von Wolfgang Leonhard lesen. Der hatte auch daran geglaubt, man könne die Welt und die Menschheit mit einer edlen Idee ändern. Hat ihn wertvolle Jahre seiner Jugend gekostet - für nix und wieder nix.

So wie heute die jungen Leute dafür begeistert werden, an Ständen für den Tierschutz Mitglieder anzuwerben, völlig selbtlos, für null Arbeitskosten. Während im Hinterstübchen die Schlauen sitzen, oft nicht viel älter als ihr Fußvolk, und genüsslich ihre fetten Bankauszüge prüfen. Derweil verhungern in vielen Ländern der Welt immer noch Hunde am Straßenrand und tanzen Bären auf heißen Platten.

Man kann nur für sich selbst etwas ändern. Ich habe es getan, und nicht erst in meinem jetzigen Alter. Spätestens mit 28 Jahren hatte ich gewusst, wohin ich wollte, und das sah keineswegs nach Traditionen aus. Für ein herkömmliches Leben war ich schon früh "versaut": Kein heimeliges Beieinander mit Mann und Kind, keine Typen, die nur bespaßt werden wollen oder mir gar das Geld vorrechnen, über das ich verfügen darf. Ich brauche nicht einmal einen Handwerker, denn selbst ist die Frau. Komisch an der Sache ist nur, dass mir das alles mein Vater beigebracht hat. Er war mein Lehrer in Sachen Selbständigkeit, Unabhängigkeit und Selbermachen. Aber auch im Einüben von Geduld und Rücksicht auf andere, Qualitäten, die heute als Schwäche gelten. Übrigens habe ich auch ein Tier vor der Abgabe ins Heim bewahrt.

Was das Forum angeht: Ja, ich habe es gekauft. Aber René hat sich gut umgesehen und geprüft, wem er es anvertraute. Er hat es sich dabei nicht leicht gemacht, denn er hatte Angebote, die doppelt so hoch waren als der Preis, auf den wir uns geeinigt hatten. Wenn es dir nicht passt, wie ich dieses Forum führe, steht es dir frei, auszusteigen. Ein Wort genügt, und du bist draußen. Die letzte Absicht, die ich hege, ist, idiosynkratische Gemüter wie dich zu quälen. Obwohl ich ein gewisses Verständnis dafür habe, dass jemand, der sich an die Leine hat nehmen lassen, diese wie eine Goldkette verteidigt. Und natürlich geht jemand an der Leine niemals rückwärts. Er geht immer im Kreis und pinkelt dabei an dieselben Bäume.

Übrigens wäre dieser Sermon überflüssig gewesen, wenn du mein Gedicht richtig gelesen hättest.

Und nur mal nebenbei gefragt: Wie erklärst du, dass die FDP ausgerechnet von Neuwählern, also jungen Leuten, so viel Zulauf bekam?
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