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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 17.10.2013, 14:27   #1
weiblich Sine6
 
Dabei seit: 09/2013
Alter: 39
Beiträge: 6

Standard Die Beichte

Trotz der späten Abendstunde,
bracht’ ein alter Herr mir Kunde,
müde saß der Ungesunde,
stützte seinen Kopf so schwer.

Furchtsam spähte raus zum Fenster,
dieser Mann und blickte finster,
glaubte scheinbar an Gespenster,
hier bei mir, weiß nicht woher.

Draußen prangte weiß und prächtig,
Mondlicht voll und übermächtig,
warf dem alten Mann bedächtig,
einen schwarzen Schatten her.

Dieser klagte, nein, er flehte,
als er zitternd danach strebte,
dass der Fluch mit dem er lebte,
jene Nacht nicht wiederkehr.

Wie ein Tier vor Speichel schmatzte,
zog in Panik eine Fratze,
und die Augen einer Katze,
machten Widerblicke schwer.

Als das gräuliche Gewimmer,
unausweichlich schwelte schlimmer,
führte ich zum Beichtezimmer,
denn dort lauschte nur der Herr.

Was der Mann mir, der betagte,
aus der Beichtkabine sagte,
von dem Leiden welches plagte,
fiel zu glauben sichtlich schwer.

Er berichtete in Eifer,
dass des Nachtes und in Geifer,
so der Erdentrabant reifer,
Geist wie Wesen ihn verzerr.

Wenn ihm dann die leichenfahlen,
morgendlichen Sonnenstrahlen,
seine Sinne ausbezahlen,
sind Erinnerungen leer.

Während er davon erzählte,
seine Stimme sich erschwelte,
schrill und heiser der Gequälte,
wurde lauter denn vorher.

Durch des Vorhangsstoffes Glätte,
sah ich eine Silhouette,
und sie zitterte, als hätte,
ihn das Kerzenflammenmeer.

Offensichtlich war er kränklich,
nicht bei Sinnen doch letztendlich,
dachte ich, es wäre schändlich,
wenn ich meinen Rücken kehr.

Als der rote Vorhang wehte,
sprach ich für den Mann Gebete,
der die Geistesstürme säte,
in der nächtlich Atmosphär’.

Er begann sich zu beeilen,
und zitierte meine Zeilen,
hoffnungsvoll sie würden heilen,
dass der Fluch nicht wiederkehr.

Doch mit jedem der Zitate,
Gott so will Erlösung nahte,
stieg das Kratzen aus der Scharte,
raues Röcheln quoll daher.

Dieses Röcheln wuchs beträchtlich,
aß Gebete nebensächlich,
Stimmen schlugen ungeschlechtlich,
und verschlangen Gottes Sphär’.

Weise Worte längst verworren,
wuchsen an zu einem Knurren,
dass die Adern mir gefroren,
blanke Panik mich verzehr.

Sein gesamter Körper bebte,
als der Mann der Wahnsinn webte,
heulend Richtung Himmel strebte,
flehte ich zu meinem Herr.

Zuckend sprang der Greis nach oben,
eben noch Verstand verwoben,
als Dämonen sich verschoben,
krochen durch den Leib daher.

Doch ich stand nur da und stierte,
starr vor Angst als er pulsierte,
schmerzenskreischend sich mutierte,
durch die Macht der Mondessphär’.

Kandelaberlicht zerbissen,
in Morphose längst gerissen,
sah ich durch das Tuch verschlissen,
keine Silhouette mehr.

Nur der Mond erhellte weise,
Gott sein Dank ein wenig leiser,
knurrend Atem drang sich heiser,
durch die Beichtekammer schwer.

Dicht am Mond vorbei gestochen,
zu den Sternen aufgesprochen,
dankte, dass der Bann gebrochen,
den der Teufel sandte her.

Doch im Mondschein welcher lebte,
Satans Klaue nach mir strebte,
denn im Augenwinkel bebte,
nun der Vorhang wild umher.

Und das Fauchen wurde Knurren,
und zum Kreischen bald geworren,
und als Bestie neugeboren,
zwängte sich der Wolf daher.

Geifernd brach er in die Szene,
fletschte seine Reißerzähne,
die von Blut getränkte Mähne,
tropfte sich am Boden leer.

Katzenaugen groß geboren,
nun zum Raubtier hochgeschoren,
meine Augen auserkoren,
widerblickte nimmermehr.

Gleich versagten meine Glieder,
sank herab und kniete nieder,
ehrfurchtsvoll verschloss die Lider,
wähnte, dass es mich verzerr.

Und das Fauchen kam gekrochen,
knurrte sich in meine Knochen,
und zertönte bald das Pochen,
von dem meinen Herzen her.

Aus der modernd Monsterscharte,
wich der faule Raubtieratem,
und ich konnt’ in Angst erraten,
dass ich nicht der Erste wär’.

Und ich spürte, wie es klopfte,
wie mein Herz die Kehle stopfte,
als der Speichel auf mich tropfte,
wieder flehte ich zum Herr.

Zitternd kniete ich und spürte,
wie es meinen Hals verschnürte,
als sein Kiefer mich berührte,
langsam nur als spielte er.

Die Berührung seiner Zähne,
pochend an der Halsschlagvene,
war die allerletzte Szene,
fallend in ein schwarzes Meer.

Und der Mond er grinste weise,
als der Wolf sich brüllte heiser,
diese Nacht verglomm sich leise,
meine Seele ohne Kehr.

Eines Abends Ewigkeiten,
später dann nach langen Zeiten,
heller Himmel ließ geleiten,
zu der Kathedrale her.

Seit der schwarzen Mondesnachte,
einen Bogen stets ich machte,
um die Häuser Gott bewachte,
doch war dies schon Jahre her.

Gottes Knecht empfing mich heiter,
schon wies mich der Kirchenleiter,
eifrig zu der Beichte weiter,
dass der Glaube mich bekehr.

Draußen prangte weiß und prächtig,
Mondlicht voll und übermächtig,
warf mir altem Mann bedächtig,
meinen schwarzen Schatten her.

--------------------------------

Und hier die Hörbuchfassung:
http://www.youtube.com/watch?v=fe6rjqodFBA
Sine6 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2013, 18:07   #2
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Dat is ja n Ding!

durchgängig
aaab, bbbb, cccb, dddb etc.
Ein Glück daß es so viele Nachsilben mit -her gibt.
Trotzdem: Eine Leistung, diese Gespenstergeschichte!

Die Fehler hab ich ausgeblendet.


Herzlichen Gruß
von
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.10.2013, 18:17   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Ein Totschlaggedicht.

Quergelesen. Und das war schon zu viel.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
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