Vakanzlerin

[Libelle]

Eine Dame Namens Merkel,
führend bei der FDJ,
hat genug vom Rumgewerkel
und vom selbst gewählten Trott.

Also geht sie in den Westen,
meldet sich beim Kanzler Kohl.
Der sieht in der bibelfesten
Wendefrau ein Glückssymbol.

Denn sein flauschiges Versprechen,
dass der Osten bald erblüht,
kann sich für ihn bitter rächen,
weil zu teuer und verfrüht.

Dann nach sechzehn langen Jahren,
wird der Fettklops abgewählt.
Und auch Merkel muss erfahren,
dass sie ohne Kohl nichts zählt.

Es gelingt ihr, dank Intrigen,
eingeübt zur Ossi-Zeit,
Merz und Schäuble abzubiegen.
Nun ist sie zur Macht bereit.

Sieben Jahre muss sie schmoren,
schielend auf den Kanzlerbau.
Dann jedoch wird sie erkoren:
Deutschlands erste Kanzlerfrau.

Bald schon muss das Volk erkennen,
dass sie nichts von Arbeit hält.
Statt Probleme zu benennen,
reist sie grinsend durch diese Welt.

Sitzend übt sie das Vermeiden
von Entschlüssen aller Art,
lässt die Zeit für sich entscheiden,
was ihr Widerspruch erspart.

Mancher Wähler fällt ins Grübeln,
fragt sich, was sie sonst nicht macht.
Doch wer will es ihr verübeln.
Kohl hat es ihr beigebracht.

[Phobipp]

Bravo Libelle,

du hast hier ein aktuelles Thema, kombiniert mit beißender Kritik, in ein Gedicht verpackt, das einen guten Aufbau hat und auch vom Sprechrhythmus keinerlei Holpersteine aufzuweisen hat. Und solche kleinen Details wie bspw. das Enjambement in Strophe 2, Zeile 3+4 wirken überhaupt nicht fehl am Platz, wie das ja sonst oft der Fall ist.

Mit größter Freude gelesen. Du bist wirklich ein guter Satiriker. (Oder eine gute Satirikerin?)

Grüße.

[Libelle]

Zitat von Phobipp

Bravo Libelle,

du hast hier ein aktuelles Thema, kombiniert mit beißender Kritik, in ein Gedicht verpackt, das einen guten Aufbau hat und auch vom Sprechrhythmus keinerlei Holpersteine aufzuweisen hat. Und solche kleinen Details wie bspw. das Enjambement in Strophe 2, Zeile 3+4 wirken überhaupt nicht fehl am Platz, wie das ja sonst oft der Fall ist.

Mit größter Freude gelesen. Du bist wirklich ein guter Satiriker. (Oder eine gute Satirikerin?)

Grüße.

[Libelle]

Lieber Phobipp,

ich weiß, das Emjambement (den Begriff kannte ich noch gar nicht) ist normalerweise dem Sonett vorbehalten, ich nehme aber wie es kommt.
Danke für die wamren Worte. Libelle.

[dpet]

Phroide skönen Waggelbudding ...
(Freude schöner Götterfunken)

Ei, welch ein Spaß!

[Ilka-Maria]

Da ist sogar die BILD-Zeitung objektiver. Nachdem, was uns die SPD (und die Gewerkschaften) seit den 70er Jahren angetan hat, ist es schon eine ziemliche Chuzpe, den heutigen Zustand der Republik an Frau Merkel festzumachen. Damals fing es nämlich an, unsere Sozialkassen zu plündern. Aber Whisky-Willi, der das angezettelt hatte, steht seit seinem imposanten Kniefall als das große Idol da. Die Scheiße hatten seine Nachfolger auszubaden, egal ob sie Kohl oder Schröder hießen. Was dann noch übrig blieb, haben die Grünen genüßlich gerupft.

Ich würde den Job von Frau Merkel um nichts auf der Welt machen wollen.

[Libelle]

Zitat von Ilka-Maria

Da ist sogar die BILD-Zeitung objektiver. Nachdem, was uns die SPD (und die Gewerkschaften) seit den 70er Jahren angetan hat, ist es schon eine ziemliche Chuzpe, den heutigen Zustand der Republik an Frau Merkel festzumachen. Damals fing es nämlich an, unsere Sozialkassen zu plündern. Aber Whisky-Willi, der das angezettelt hatte, steht seit seinem imposanten Kniefall als das große Idol da. Die Scheiße hatten seine Nachfolger auszubaden, egal ob sie Kohl oder Schröder hießen. Was dann noch übrig blieb, haben die Grünen genüßlich gerupft.

Ich würde den Job von Frau Merkel um nichts auf der Welt machen wollen.

Liebe Ilka-Maria, offenbar magst Du den Sinn meines Elaborats nicht
verstehen. Die Untätigkeit von Angie findet jetzt und heute statt. Wenn Du
Willi-Weinbrand dafür verantwortlich machen willst, kannst Du auch bis
Adenauer, Hitler, von Papen und Kaiser Wilhelm II zurück gehen.

[Ilka-Maria]

Das ist nicht richtig. Weil wir nämlich die Altlasten aus den 70ern heute erst richtig zu spüren bekommen. Unser Staat ist übersozial, hoch verschuldet und weiß nicht mehr, wie das alles zu finanzieren ist, was damals, nämlich unter Willy Brandt, losgetreten wurde. Und trotzdem machen wir immer so weiter, weil sich für ein Zurückdrehen keine Mehrheit findet. Ich könnte es statt bis zu Adenauer auch bis zu Bismarck zurückverfolgen. Da gab es z.B. keine Rente mit 65 und schon gar keine Frührente.

Ich gehe jetzt auf die 60 zu, und mein Arbeitgeber versucht, mich in den Vorruhestand hineinzuloben, weil ich ihm zu teuer bin, denn junge Leute bekommt man heutzutage zum Schleuderpreis. Aber wer soll das finanzieren? Unser bankrotter Staat?

Ich bin gesund, auf dem Höhepunkt meiner Leistungskraft und zahle an sämtliche Versicherungen und an den Fiskus Höchstbeiträge, wie sie von den jungen, unterbezahlten Leuten gar nicht geleistet werden können. Weshalb sollte ich also jetzt schon dem Staat auf der Tasche liegen? Und warum sollte ich mich mit einer läppischen Rente zufrieden geben, wenn ich noch arbeitstüchtig bin? Wenn es mir nach ginge, gäbe es so etwas wie Rente gar nicht, mein Gehalt ist mir da weitaus lieber. Oh ja, ich würde gerne die Zeit bis zu Bismarck zurückverfolgen, als die Leute noch bis zum Sterbebett arbeiten durften.

Wir haben alle Hurrah geschrieen, als die DDR den Bach runter ging, und übersehen dabei, daß wir auf demselben Weg sind - wir haben nämlich seit mindestens 40 Jahren den real existierenden Sozialismus, den so glatt noch kein anderer Staat hinbekommen hat. Aber auch bei uns sind die Kassen schon lange leer. Und da unsere Bevölkerung rückläufig ist und wir im übrigen immer mehr Sozialhilfeempfänger haben, wird es auch bald niemanden mehr geben, den man mit höheren Zwangsabgaben zum Auffüllen pressen kann.

Der Vergleich mit Adenauer greift übrigens nicht, denn der hatte als einziger Kanzler in der deutschen Nachkriegsgeschichte die absolute Mehrheit, war demnach nicht auf eine Koalition angewiesen und deshalb handlungsfähig. Gottseidank, denn ihm haben wir die Anbindung an den Westen zu verdanken. Diese Handlungsfreiheit hatte nach ihm kein Kanzler mehr, da Deutschland seitdem immer von Koalitionen regiert wurde. Zum Schaden des Landes.

Außerdem könnte man sich auch mal die Frage stellen, weshalb der Souverän = das Volk nicht handelt. Warum wird das nur an Frau Merkel festgemacht? Hat sich schon mal jemand überlegt, weshalb unsere Volksvertreter nicht funktionieren? Schließlich gilt als der erste Mann (oder die erste Frau) im Staat der Bundestagspräsident, dann erst kommt der Kanzler. Über die Kompetenz des Bundestagspräsidenten spricht aber niemand. Offensichtlich ist sich niemand darüber im klaren, daß er als Oberhaupt unserer Demokratie über dem Kanzler steht.

[IsabelG]

ich weiß, das Emjambement (den Begriff kannte ich noch gar nicht) ist normalerweise dem Sonett vorbehalten, ich nehme aber wie es kommt.

nö das ist sicherlich nicht dem sonett vorbehalten das wäre es ja noch! war vielleicht einmal so aber ist jetzt nicht mehr so. zeiten ändern sich und wie würde man ein zeilensprung denn sonst in der freien lyrik bezeichnen ?? wohl ein enjambement.

gruß,
isabel