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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 07.10.2012, 12:08   #1
weiblich Poetibus
 
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Standard Selbstherrlichkeit

Selbstherrlichkeit

Des Menschen Wesen zeigt sich in seinem Tun,
in seinem Lassen: Auf! Mit Beharrlichkeit,
gedankenloser Sturheit weiter,
immer voran! Sei dir selbst die Gottheit!

Gepriesen sei der Mensch, Krone der Schöpfung, du,
so unvergleichlich, schaffst dir die Götter gleich,
nach deinem Bilde! Hält dich jemand
nieder? Nein, über dir ist doch niemand.

Töricht, töricht, Dummheit! Göttliche Herrlichkeit!
Wann lernst du endlich, dich zu bescheiden, dich
zu fügen; erkenne deine Grenzen!
Höre mir zu, denn ich weiß es. Besser!


(Alkäische Ode)
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Alt 07.10.2012, 12:19   #2
Thing
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Beiträge: 34.998

Sehr bitter und sehr wahr!

(Feine Kunstform!)


LG
Thing
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Alt 07.10.2012, 13:27   #3
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.043

Zitat:
Des Menschen Wesen zeigt sich in seinem Tun,
Wirklich? Hängt sein Tun nicht auch von äußerem Druck, von Erwartungen des Umfeldes, von Fehlern und deren Spätfolgen ab, die dem eigentlichen Wesen eines Menschen entgegenlaufen können?

Und was ist, wenn sich ein Mensch dem Zeigen seines Tuns durch Heimlichkeit entzieht? Wie kann ich z.B. einen Menschen richtig beurteilen, der ein Kinderschänder ist, wenn sein Tun nie an die Öffentlichkeit kommt und er ansonsten liebenswürdig, hilfsbereit und weitgehend unauffällig ist?

Heißt es nicht, daß jeder Mensch auch seine "dunklen Seiten" hat, auch wenn niemand sie jemals zu sehen bekommt?

Dein Gedicht hat in mir viele Überlegungen geweckt.

LG
Ilka
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Alt 07.10.2012, 17:38   #4
weiblich Poetibus
 
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Beiträge: 562

Hallo, Thing,

Zitat:
Sehr bitter und sehr wahr!

(Feine Kunstform!)
Ich danke dir herzlich.

Freundlichen Gruß,

Poetibus

-------------------------------------------------------------------


Hallo, Ilka-Maria,

Zitat:
Wirklich? Hängt sein Tun nicht auch von äußerem Druck, von Erwartungen des Umfeldes, von Fehlern und deren Spätfolgen ab, die dem eigentlichen Wesen eines Menschen entgegenlaufen können?

Und was ist, wenn sich ein Mensch dem Zeigen seines Tuns durch Heimlichkeit entzieht? Wie kann ich z.B. einen Menschen richtig beurteilen, der ein Kinderschänder ist, wenn sein Tun nie an die Öffentlichkeit kommt und er ansonsten liebenswürdig, hilfsbereit und weitgehend unauffällig ist?

Heißt es nicht, daß jeder Mensch auch seine "dunklen Seiten" hat, auch wenn niemand sie jemals zu sehen bekommt?
aber ja, ich stimme dir zu.

"Wer" spricht hier im Gedicht? Ja, genau, hier spricht die Selbstherrlichkeit - eiwei, du hast doch nicht gedacht, dass Poetibus so denkt?

Und, wie es bei der guten Selbstherrlichkeit nun mal so ist, stellen die meisten dargebrachten Äußerungen eine Mixtur aus unausgegorenem Zeug, Halb-Wissen und Pseudo-Weisheiten dar - beim Schreiben habe ich es fast bedauert, dass ich nicht noch ein paar falsch platzierte Fremdworte unterbringen konnte, aber ich hatte dafür keinen Platz mehr.

Die Worte, die auf "-heit" und "-keit" reimen, nun ja, irgendwie reimt sich's schon, aber nicht richtig zusammen. Kann sich keiner so recht einen Reim darauf machen ...

"nieder?" Xx, landet "unten" im nächsten Vers, und das Fragezeichen "hebt" die unbetonte Silbe an - quasi "Niedermachen", aber verkehrtherum. "Nein" landet in einer Senkung, da Selbstherrlichkeit grundsätzlich alles, was sie zu sagen hat, bejaht.

Zuerst mal eine schöne Verallgemeinerung auf die ganze Menschheit, dann ganz konkret auf den "Einzelnen". Du, ja du da! Mir dir (Hebung im Gedicht) rede ich! Dich meine ich! Deshalb auch "du" und "dich" an den Versenden. Meine Urgroßmutter sagte, als ich noch sehr klein war: Man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute!

Wenn ich "gewichten" müsste, ob Torheit oder Dummheit "schwerer" wiegt, dann müsste im Gedicht "Dumm, Dumm, Torheit" stehen. Ist eben ein bisschen verkehrt herum.

Ich habe die alkäische Ode ausgewählt, weil eine Ode viel Raum für "Pathos" bietet, und Selbstherrlichkeit tritt gerne recht pathetisch auf. Das kommt davon, dass sie sich so ungeheuer wichtig nimmt. *lach*

Was die "dunklen Seiten" betrifft - auch hier ein Ja. Ich sage: Ich bin nicht das LI, stimmt auch. Ich kann mich aber keineswegs ausnehmen, ich bin nur ein Mensch, und daher nie vor Selbstherrlichkeit gefeit. Daher bin ich, Poetibus, sowohl als auch als auch. LI, das Du und "die Menschheit". Keine Ausnahme, ich gebe mir selbst gerne von Zeit zu Zeit eins auf den bekannten Deckel, um zu verhindern, dass ich zu weit in Richtung LI "verrutsche". Daher führt sich hier die Selbstherrlichkeit so selbstherrlich selbst vor, dass es eigentlich schon wieder lächerlich ist.

Durchaus auch eine Dosis Medizin für mich.

Zitat:
Dein Gedicht hat in mir viele Überlegungen geweckt.
Das freut mich sehr - hier wird niemand angesprochen oder verurteilt, es soll ja auch nur zum Nachdenken anregen.

Herzlichen Dank für deinen Kommentar.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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besserwisserei, menschen

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