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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 15.01.2020, 05:50   #1
weiblich oktopussi
 
Dabei seit: 01/2019
Ort: Schweiz
Alter: 36
Beiträge: 49

Standard Was jagt dich, du Gejagte?

Was jagst dich, du Gejagte?

Was jagt dich, du Gejagte?
Wie ein Geist huscht du, unsichtbar
Bleib doch kurz stehen, warte!
Ich möchte dich sehen, voll und klar!

Was treibt dich an, meine Läuferin?
Immer auf der Strecke, ohne Halt
Suchend nach dem Sinn
suchend mit Gewalt

Wovor fliehst du, Flüchtige?
Nie an einen Ort gebunden
Nach dem Wechsel Süchtige
doch deine Füsse sind geschunden

Woher nimmst du die Kraft?
für deine ewingen Reisen
Was ist dein Lebenssaft
für dein immerwährendes Kreisen?

Ich möcht dich halten
mich an deiner Seite befinden
mein Leben mit dir getalten
kannst du es, kannst du dich binden?

Darf ich dir Schutz gewähren?
Pausen von deinen Zwängen
dir die Kraft der Ruhe lehren
die dich befreit von deinen Drängen?

Doch kaum hälst du, lässt mich näher
zögerst du, entrinnst meinen Händen
bitte, bleib ein wenig, mach nicht wiedr Kehr!
bitte lass mich dir meine tragende Liebe spenden!
oktopussi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.01.2020, 20:24   #2
männlich AufSuche93
 
Dabei seit: 01/2020
Ort: Deutschland
Alter: 30
Beiträge: 38

Das Gedicht behandelt einen modernen Geisteszustand, der mich schon oft zum Nachdenken gebracht hat und ich finde, es ist auch gut gelungen.

Ich glaube, die Entwicklung dahingehend, dass bestimmte Menschen heute ein Problem mit Nähe und Bindung haben und lieber an 1000 Orten gleichzeitig sein wollen, statt den Moment mit einem Menschen zu genießen, hängt mit der digitalen Revolution zusammen. Selbst die, die nicht Smartphone-süchtig sind, werden pausenlos mit der Auswirkung der Sucht, überall gleichzeitig sein zu wollen, konfrontiert. Zum Beispiel dann, wenn sie die Nachrichten schauen und mit News konfrontiert werden, die meist völlig irrelevant für ihr privates Leben sind (Zugunglück am anderen Ende der Welt, Beziehungsaus von zwei Prominenten etc.).

Es ist eine reine Spekulation, aber ich bin der Meinung, dass dieses Gefühl "Ich bin die Welt - Die Welt ist ich" dafür sorgt, dass mehr und mehr Menschen ihre ganz private Welt (Familie/Freunde/Liebe/Kinder) mehr und mehr vergessen.

Ich hoffe, dass die Liebe langfristig stärker ist, als der Drang, den du beschreibst.

Sei lieb gegrüßt!
AufSuche93 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.01.2020, 20:39   #3
weiblich Silver
 
Benutzerbild von Silver
 
Dabei seit: 08/2014
Beiträge: 1.020

Standard Besonders gut

Hallo oktopussi,

dieses Gedicht ist Dir wirklich sehr gut gelungen. Es zeigt die Bindungsangst vieler Menschen. Sie sind permanent auf der Flucht, vor allem vor sich selbst.

LG Silver
Silver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.01.2020, 21:34   #4
männlich Eisenvorhang
 
Benutzerbild von Eisenvorhang
 
Dabei seit: 04/2017
Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.671

Wer an solche gerät kann sich direkt begraben
Eisenvorhang ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.01.2020, 22:05   #5
weiblich Silver
 
Benutzerbild von Silver
 
Dabei seit: 08/2014
Beiträge: 1.020

Standard Guten Abend EV,

Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Wer an solche gerät kann sich direkt begraben
Dann liegt man neben dem, der sich vielleicht aus seinen Zwängen nicht befreien konnte und in einem Gefängnis wohnt, begraben.

LG Silver
Silver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.01.2020, 00:29   #6
männlich Ex-Ralfchen
abgemeldet
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 77
Beiträge: 17.302

servus Okti -

mit dieser St führst du inhalte der vorhergehenden ein wenig aus der lyrischen erzählung- insegsamt ein interessante studie des lebens und dessen gehetze.

vlg
r
Zitat:
Woher nimmst du die Kraft?
für deine ewingen Reisen
Was ist dein Lebenssaft
für dein immerwährendes Kreisen?
Ex-Ralfchen ist offline   Mit Zitat antworten
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flucht, leben, rastlos

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