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Sonstiges Gedichte und Experimentelles Diverse Gedichte mit unklarem Thema sowie Experimentelles.

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Alt 19.09.2006, 19:09   #1
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Standard schlangensorbet

schattenmilch knistern
vor samtgebirgen
ein trommeln tief
benetzt
die sonne tropft
empor
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Alt 04.10.2006, 23:30   #2
Sorgentochter
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 71

Ich kann nicht verstehen, warum dieses Gedicht noch keine Antworten hat. Es erzeugt Bilder. Starke Bilder, wie ich finde. Ausdrücke, wie "Samtgebirge" und "die Sonne tropft (empor)" sind Farbe für die Pinsel, die die Leinwand in meinem Kopf bemalen.

Vielleicht könnte ich dieses Gedicht interpretieren und analysieren, wenn ich es nur oft genug lesen könnte. Das allerdings geht jetzt nicht: Ich bin zu müde und muss ins Bett. =)

Aber vielleicht könnte jemand (vielleicht sogar der Autor selbst?) einen Denkanstoß bezüglich der Interpretation liefern?

lg
Sorgentochter
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Alt 04.10.2006, 23:37   #3
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Nein, tut mir Leid, ich möchte hier keinerlei Denkanstöße liefern (was nicht heißt, dass ich nicht nachher meine Intention frei legen werde, falls dies gewünscht wird) - deshalb ist es auch in "passend gemacht" eingeordnet.

Schlaf dich ruhig aus und betrachte es in aller Ruhe

Aber danke schon mal für's Hervorholen und Kommentieren - das wäre ja noch was gewesen, wenn ein Gedicht von mir einfach so untergehen würde...

Lieben Gruß,
dead
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Alt 04.10.2006, 23:48   #4
Sorgentochter
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 71

In Ordnung, dann werde ich mich demnächst (ausgeschlafen) vor den Bildschirm setzen und mein Bestes geben .
Du hast Recht, in der ganzen Aufregung habe ich garnicht auf die Unterkategorie geachtet. =)

Zitat:
Aber danke schon mal für's Hervorholen und Kommentieren - das wäre ja noch was gewesen, wenn ein Gedicht von mir einfach so untergehen würde...
Das habe ich auch gedacht, ich habe wahrscheinlich aus meinem angeborenen Hang zum Heldentum gehandelt und das Gedicht "gerettet" .

Nagut, genug "geheldelt". Morgen ist schließlich auch noch ein Tag =).

lg
Sorgentochter
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Alt 05.10.2006, 00:21   #5
U-hEXe
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 353

hey dead,

jaja, das gute alte Schlangensorbet... den Link hatte ich mir extra abspeichert, weil ich meinen Senf dazugeben wollte, nur spontan nicht konnte (Schlange mit Senf - schmeckt das?).

hab ich das richtig im Kopf: kamst Du nicht irgendwo aus`m Fränkischen? Soweit ich weiß gibt`s da eigentlich nur die A9... nunja, vielleicht auch noch Bamberg und Bayreuth aber abgesehen davon gibt`s nur annähernd unbesiedelte Natur... und genau daran musste ich bei Deinem Schlangensorbet denken:
eine kleine Strasse irgendwo im fränkischen Nirgendwo. Sonnenaufgang und Raureif auf den im Schatten der Berge gelegenen Wiesen. Und dann eben noch diese Schlange, die es unbedingt vor dem Auto über die Strasse schaffen wollte...

keine Ahnung, ob das irgendetwas mit Deiner Intention zu tun hat, aber ich find`s witzig!

liebe Grüße!
U-hEXe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2006, 23:19   #6
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

nette Interpretation, Hexe

nein, hat rein gar nichts mit meiner Intention zu tun - haut ihr mich, wenn ich verrate, das ich dieses Gedicht nur in der Absicht geschrieben habe, möglichst unvereinbare Bilder zu kombinieren? Bilder ist vielleicht sogar der falsche Begriff - Wortkonstellationen passt vielleicht besser. Hatte im Hinterkopf die "Fadensonnen" von Paul Celan: möglichst nicht zu interpretieren.

Aber wie es sich gezeigt hat, kann man schon einige assoziative Spielereien anstellen - daher möchte ich hier eine Interpretation reinstellen, welche ich selbst (nach dem Verfassen des Gedichts) mir überlegt habe:

"schattenmilch knistern": Milch verbinde ich mit Liebe, Knistern auch - aber mit mehr Feuer, körperlicher. Schatten deutet an, das hier etwas versteckt, heimlich (beobachtet?) abläuft

"samtgebirge": Berge, hohe Weiblichkeit - "samt" bringt hier etwas Weiches hinein, Gebirge wären mir doch etwas zu rau

"trommeln tief": das könnte ein Stöhnen sein, aber auch ein pochendes Herz, auf jeden Fall herrscht hier Spannung, Leidenschaft, Ekstase

"benetzt": wie ein Kuss, so zart und 'dezent feucht'

"sonne" heiß, vermag einen zum Schmilzen zu bringen

"tropft": Tropfen ist für mich ein äußerst gleichmäßiger, beruhigender Vorgang, steht etwas im Gegensatz zum "trommeln", der sinnliche Part

"empor" gen Himmel, göttlich vereint

Sehr eindeutig oder?
Auch der Titel passt - finde ich - "schlangensorbet": ein fruchtig süßes Schlängeln, Gleiten

Ich find es erschreckend, dass man mit so viel scheinbarer Sinnlosigkeit etwas "Sinnhaftes" schreiben kann

lg,
dead

PS: Sorgentochter, wo bleibt deine Interpretation?
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2006, 00:34   #7
männlich kuse
 
Benutzerbild von kuse
 
Dabei seit: 11/2005
Ort: Berlin
Alter: 37
Beiträge: 489

am anfang dachte ich: Da geht gar nix...ich kann nichts dazu sagen. dann kam mir: irgendwas muss es ja bedeuten. Und jetzt, da ich deine intention kenne: Abscheu. Ich mag so etwas nicht. Das entbehrt mir jeglicher Motivation von Lyrik.
ich meine:

Die sonne filtert
unvereinbare kinder
zu
ruhigem chaos
ohne dabei
den preis anzuhalten
oder
wut
mit glühendem schokoregel
zu verderben.

schön. toll. super.
kuse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2006, 16:47   #8
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Hallo Kuse,

du meinst also, die Qualität meines Textes ist dadurch gesunken, dass ich zugegeben habe, beim Schreiben keine tiefere Bedeutung der gewählten Worte im Hinterkopf gehabt zu haben?
Anders gesagt: Hätte ich meine obige Interpretation als meine eigentliche Intention verkauft, wärst du jetzt nicht voll "Abscheu"?

Nun, da ich vor nicht allzu langer Zeit eine ähnliche Auffassung vertrat, kann ich dein Empfinden nachvollziehen. Ich will lediglich versuchen, dir mein aktuelles Verständnis von Lyrik näher zu bringen:
Meines Erachtens trägt die Intention des Autors keinerlei Bedeutung - ein Werk ist das Wert, was es für den Leser bedeutet. Was interessiert mich in einem Restaurant, ob der Koch sein Essen nach einem zuvor verfassten Rezept bereitet hat, oder ob er einfach "drauf los" gekocht hat - die Hauptsache ist: es schmeckt, oder? Das Essen an sich besitzt den gleichen Wert.

Aber bezgl. dieser Streitfrage war ja bereits schon einmal ein Thread eröffnet worden, also will ich es auch gar nicht weiter ausführen.

Dein Versuch einer Interpretation ist, denke ich, daran gescheitert, dass du zu wenig Bedeutungen der Metaphern in Erwägung gezogen hast. Es macht doch einen gewaltigen Unterschied, ob ich von "Wasser" im Zusammenhang mit "Durst" oder mit "Überschwemmung" rede - anhand der zwei (von vermutlich noch mehr möglichen) Interpretationen am Beispiel meines Gedichts zeigt sich doch, dass Lyrik durchaus verschieden deutbar ist - man muss den Bedeutungen gegenüber nur aufgeschlossen sein.

Aber dass der Sinngehalt eines solchen Gedichts mehr als bei anderen dem Zufall unterworfen ist, steht außer Frage - nur hätte ich keine Interpretation zu Stande gebracht, wäre es auch im Mülleimer und nicht hier im Forum geladet.

Schönen Gruß,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2006, 17:13   #9
Schattenblume
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 28

Zitat:
Original von dead_poet
- haut ihr mich, wenn ich verrate, das ich dieses Gedicht nur in der Absicht geschrieben habe, möglichst unvereinbare Bilder zu kombinieren?
umgotteswillennein! dafür könnte ich dich fast umarmen.

Zitat:
daher möchte ich hier eine Interpretation reinstellen, welche ich selbst (nach dem Verfassen des Gedichts) mir überlegt habe:
MIST! - ich nehme meine Arme wieder runter

gerade wollte ich mich über die Bewahrung von geheimen Sprachschätzen freuen,
und dann das !

doch die Qualität eines Textes kann nur durch Interpretation sinken,
wenn sie so und so nichts taugt, meine ich. Bin noch immer begeistert von diesem Sprachgebilde.

erste Sahne, dead_poet !

lg

Schattenblume
Schattenblume ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2006, 17:41   #10
männlich kuse
 
Benutzerbild von kuse
 
Dabei seit: 11/2005
Ort: Berlin
Alter: 37
Beiträge: 489

Zitat:
Original von dead_poet

Meines Erachtens trägt die Intention des Autors keinerlei Bedeutung - ein Werk ist das Wert, was es für den Leser bedeutet. Was interessiert mich in einem Restaurant, ob der Koch sein Essen nach einem zuvor verfassten Rezept bereitet hat, oder ob er einfach "drauf los" gekocht hat - die Hauptsache ist: es schmeckt, oder? Das Essen an sich besitzt den gleichen Wert.
Dein vegleich hat einen großen Haken:

Der Koch bereitet seine "Werke" nur für andere. Er macht dies, um damit geld zu verdienen, um anderen zu gefallen, er richtet den anspruch an sich, dass seine Werke den anderen schmecken.
Das allerdings widerspricht meiner auffassung von ehrlicher kunst. Ich will nicht für andere schreiben, nur für mich. wenn es dann auch noch anderen gefällt, ist das schön, aber nicht mein antrieb. ich verbiege mich schließlich, wenn ich auf die anderen achte, man stellt sich selbst in den hintergrund. Deshalb trägt für mich die intentiond es autors so ziemlich die gewichtigste rolle.
kuse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2006, 18:46   #11
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Nun, ich habe nicht gesagt, dass ich nicht für mich schreiben würde. Der Koch kann genauso gut für sich selber kochen, das macht für mich keinerlei Unterschied. Er überlegt sich dann im Nachhinein, warum sein Essen so gut schmeckt und lernt dadurch eventuell neue Seiten der Kochkunst kennen. Ich glaube, dass jede Planung das Ergebnis in seinen Möglichkeiten einschränkt, da man sich dabei irgendwelchen Zielsetzungen unterwirft - ob Reim, Versmaß oder auch einer konkreten Aussage.

Das heißt nicht, dass ich künftig nur noch solche Gedichte schreiben will. Es war lediglich ein Versuch und ich persönlich betrachte ihn als gelungen. Hätte ich es nachher nicht zu interpretieren vermocht, hätte ich selbst keinen Sinn darin gesehen und es, wie gesagt, selbst als wertlos betrachtet.


Liebe Schattenblume,

zunächst danke für die Sahne - was muss ich für ein entsprechendes Stück Kuchen tun?

aber warum störst du dich an meiner Interpretation?


lg,
dead
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Alt 12.10.2006, 19:06   #12
Schattenblume
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 28

Zitat:
Original von dead_poet
zunächst danke für die Sahne - was muss ich für ein entsprechendes Stück Kuchen tun?
erstmal einen backen, dann könnten wir uns ja über die Zerlegung Gedanken machen.

Zitat:
aber warum störst du dich an meiner Interpretation?
möglich, dass ich mich auch selbst stören lasse, von allzu detailierten Hintergrundinformationen.
Ich geniesse es, Werke unvoreingenommen zu betrachten, zu erfahren, dass sie sich verändern können, über eigene Didaktik verfügen, die zu erspüren mich immer wieder zu ihnen hinzieht.
Lese ich dann Autoreninterpretationen, fällt es mir meisst schwer, mich von ihnen wieder zu distanzieren.



--> hier schon mal 500 g grobes Mehl für dich
Schattenblume ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2006, 19:28   #13
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Nun, da gebe ich dir Recht. Aber erstens hättest du meine Interpretation ja nicht lesen müssen () und zum anderen betrachte ich diese Interpretation wie die eines jeden anderen, da ich sie ja wie gesagt erst nach der Fertigstellung meines Gedichts verfasst habe.

Rein theoretisch müsste ich sogar 'wahre' Intentionen von Autoren und Leserinterpretationen gemeinhin gleich werten - aber ich selbst akzeptiere genauso (un)gerne die Worte des Verfassers als die 'Musterlösung' - insbesondere, wenn ich mir zuvor nicht selbst meine eigenen Gedanken dazu gemacht habe.

Ich werde demnach das Mehl für meine zukünftigen Intentionsdarlegungen verwenden - zusammen mit der gleichen Menge an Salz, in der Hoffnung, dass du (und alle anderen, die ihre eigenen Ideen bewahren wollen) sie dann gar nicht erst probierst.
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.10.2006, 20:09   #14
Schattenblume
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 28

Zitat:
Original von dead_poet
Meines Erachtens trägt die Intention des Autors keinerlei Bedeutung... Das Essen an sich besitzt den gleichen Wert...
volle Zustimmung.
und was das Mehl/Salz Verhältnis in einem Kuchen anbelang, lässt sich dieses mittels viel Sahne relativieren - ich werde mich demnach darin üben müssen, Interpretationen lesen zu lernen,
ohne dabei den Geschmack zu vergessen, den ich zuvor im Mund hatte
Schattenblume ist offline   Mit Zitat antworten
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