Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Düstere Welten und Abgründiges

Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 09.10.2006, 14:10   #1
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Standard Aderlass

schwarz geteerte Blutgefäße
warten auf den Aderlass
Zungenheere beißen tief
ins harte Fleisch

die Haut wird blass
Schwärze schwindet
rasch in Strömen blutleer
bleibt ein fahler Sack

Zungen grau
wie tote Steine
werfen ab
den Teergeschmack

frisch benetzt
von Speichelsaft
blüht wohlauf
ein altes Wrack
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2006, 02:57   #2
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

Standard RE: Aderlass

rauchen ist eine schlechte angewohnheit.

das mußte mal gesagt werden. danke für dieses werk.
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2006, 15:14   #3
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

interessante Interpretation - nur wie verstehst du die letzte Strophe? Und was sind die "Zungenheere", die "ins harte Fleisch beißen"?
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2006, 19:29   #4
el Fön
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 345

Zitat:
Original von dead_poet
interessante Interpretation - nur wie verstehst du die letzte Strophe? Und was sind die "Zungenheere", die "ins harte Fleisch beißen"?
zungenheere ist der rauch von millionen zigaretten



kurz die lippe nassgemacht und dann eine weitere zigarette

sie bringt dem alten frack freude, obwohl es natürlich auch zerstört.

ich dachte an ein belehrungsvideo für kinder. so wie dieser typ, der mit kehlkopfkrebs und so einer sprechmaschine irgend ein lied singt.
el Fön ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2006, 19:40   #5
H-erzlos
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 191

Hi,

ich finde das Gedicht sehr gut gelungen!
Ich habe auch zuerst an das Rauchen gedacht.

Dieses
Zungenheere beißen tief
ins harte Fleisch

verstehe ich als Ausdruck des Suchtverhaltens.
Das "harte Fleisch" ist denke ich das zittrige,
verkrampfte Gewebe in dem Entzugserscheinungen
eintreten.

frisch benetzt
von Speichelsaft
,
deutet die neu nagsteckte Zigarette an.

blüht wohlauf
ein altes Wrack
,
zeigt wie sich der Körper wieder besser fühlt
nachdem seine Sucht entlich gestillt wurde.
H-erzlos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2006, 20:43   #6
JoJo133
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 7

Standard rauchen. ja.

ist mit sicherheit die harmlosere interpretationsvariante ...
sollte vielleicht ein "ab 18" da dran?
sprachlos: Jo.
JoJo133 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2006, 22:47   #7
H-erzlos
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 191

N'Abend,

nun ja. Ich sehe es harmloser, weil ich den Gedanken
ein Gedicht zu schreiben, das ein hartes Äußere mit
einer harten Aussage verbindet nicht ganz nachvollziehen
kann, da ich so nie schreiben würde.

MfG,
H-erzlos
H-erzlos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.10.2006, 23:21   #8
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Danke euch, ich kann die Interpretation nun gänzlich nachvollziehen. Gefällt mir - war gar nicht beabsichtigt

@JoJo: meiner Intention nach verlangt es keine "ab 18"-Deklarierung, auch wenn die Bilder zugegebener Maßen etwas 'grausig' wirken möchten. Meintest du das, oder hast du eine weitere Interpretation, in die du mir Einblick verschaffen willst?

Schöne Grüße,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2006, 09:48   #9
JoJo133
 
Dabei seit: 09/2006
Beiträge: 7

Standard nun ja,

interpretationen sind ja immer sehr subjektiv.
meine interpretativen denkwellen wabern eindeutig in zweideutige bereiche.
warum eigentlich?
nun, bin eben nicht in der stimmung, das am text näher auszuführen.

autorenintention? any statements?

Jo.
JoJo133 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2006, 17:23   #10
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Schade, ich hätte mich gefreut, deine Gedanken zu den Text zu lesen.

Du wolltest meine Intention - voilà:
Ich habe beim Schreiben an eine Genesung gedacht und dies anhand am Beispiel des "Aderlass" beschrieben. Die Krankheit ("schwarz geteerte Blutgefäße") wird von außen ("Zungenheere beißen tief / ins harte Fleisch" - Blutegel) geheilt ("Schwärze schwindet") - das zehrt einerseits den zu Heilenden ("blutleer / bleibt ein fahler Sack"), aber auch den 'Retter' ("Zungen grau / wie tote Steine"). Die letzte Strophe befasst sich dann mit dem 'Wiederaufblühen' des Patienten.

lg, dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2006, 17:51   #11
H-erzlos
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 191

Hi,

also auf die Idee wäre ich nicht gekommen, dass das Gedicht
so einen Inhalt trägt. Aber als ich es jetzt mit diesem Hinter-
gedanken nochmahls gelesen habe hat es mir noch besser
gefallen! Bravo! Ein echt klasse gelungenes Werk.
Wünschte ich könnte so schreiben...

MfG,
H-erzlos
H-erzlos ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2006, 18:23   #12
dead_poet
 
Dabei seit: 03/2006
Beiträge: 624

Oh, das kannst du bestimmt auch - du musst nur alle Aussagen hinter Metaphern verstecken - was (wie ich jetzt wieder gemerkt habe) den (ich mittlerweile als) positiven Nebeneffekt (erachte) hat, dass es weitere Interpretationsmöglichkeiten eröffnet

Freut mich sehr, dass es dir gefällt.

Lieben Gruß,
dead
dead_poet ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.10.2006, 18:40   #13
H-erzlos
 
Dabei seit: 10/2006
Beiträge: 191

Hi,
naja... so wie du sicher nicht!
Ob ich das mit den Metaphern so hinbekomme?
Bin da eher skeptisch...

Ja, freut mich auch...

MfG,
H-erzlos
H-erzlos ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Aderlass




Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.