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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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03.01.2012, 16:36 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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NÄNIE
Fruchtverkündend schmücken Bäume sich mit Blütenschleiern ganz,
Aphrodite gibt den Namen, leiht dem Monat Götterglanz. Tochter links, den Sohn zur Rechten, hoch in Hoffnung, hin zum Born klaren Wassers eilt die Mutter, - düstre Wolken ziehn herauf. Fernes Grollen, fahle Blitze drängen sie zu schnellem Lauf. Ängstlich blökend flüchten Schafe vor des Himmels Zorn, Bäume biegen sich zum Boden, Regen peitscht die Kirschbaumblüten. Satans Flüche fernher gellen, übertönen Sturmes Wüten: Hekatomben schwarzer Stiere - spart sie euch, die Opferrinder! Höllenhunde werden hetzen Mann und Frau und Kinder! Bajonette schneiden fühllos Leben aus der Mutter Leib, Kolbenhiebe löschen grausam dunkler Kinderaugen Glut: Waren nur Armenierschweine und ein Christenweib! Grause Mordlust aufgepeitschter Türkenwut - rot Fontänen sprudeln - tausendfach Armenierblut. Nichts Weißes mehr - dunkle Schatten hindern des Mondes vollen Silberglanz, Khatschkare oben in den Bergen- blutbesudelt - ganz. Tränen der Steine gerinnen zu hartem Obsidian, ein schwarzes Leichentuch bedeckt mein Hayastan. Stumme Trauer lähmt das Land - nicht genügen vierzig Tage, Leid aus tief betrübten Augen zu verdrängen. Aprikosenhölzern weint der Duduk Wehmutsklage, ein Strom von Tränen quillt aus Komitas Gesängen. Der Masis hüllt sein Haupt in dichte Wolken. Nänie - Totenklage Aphrodite - Aprilis - = April (am 24. April 1915 begann der Genozid an den Armeniern, dem ca. 1,5 Mio Menschen zum Opfer fielen) Hekatomben= 100 Opfertiere Im April fehlte 1/5 des Mondes zur volle sichtbaren Scheibe Khatschkare- Kreuzsteine in Armenien Duduk- Holzblasinstrument aus Aprikosenholz gefertigt mit dunklen Oboenton ("armenische Flöte") Komitas - berühmter armenischer Komponist Masis - der große Ararat (daneben ist der "Sis" - der kleine Ararat) hier landete der Bibel nach Noah mit seiner Arche |
03.01.2012, 16:47 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo, Heinz -
das ist wahrhaft eine Totenklage! (Auch das Schöne muß sterben...) Ob es viel Überwindung gekostet hat, sie in so schöne Worte zu kleiden? Ich habe es mit einer Art heiligem (nicht frommem!) Schauer gelesen. So finde ich auch keine adäquaten Lobesworte. Erschüttert: Thing |
03.01.2012, 17:27 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Lieber Thing,
ich habe das schon etwas ältere Gedicht eingestellt, weil es in einem anderen Faden eine recht tief gehende Diskussion (mit Erman) gibt, die für mich sehr aufschlussreich ist. Meine "Nänie" soll erschüttern und ist -auf den ersten Blick- vielleicht schwer durchschaubar, weil ich möglicher Weise auf lückenhafte Geschichts- und Gedichtskenntnisse stoße. Nicht verheimlichen will ich, dass mich eine Passage in Franz Werfels Roman "Die vierzig Tage des Musa-Dagh" zu diesem Gedicht animiert haben, ein Hitler-Zitat m.m. und die Erinnerung an ein Goethe-Gedicht (Alle geben die Götter ihren Lieblingen ganz/alle Freuden, die unendlichen/alle Leiden die unendlichen ganz.) Nein, das Gedicht verlangt nicht nach Lob. Liebe Grüße, Heinz |
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