Im zoologischen Museum

[raffael]

Der nahe Blick von schönem Tier,
So dacht' ich – würd' bekommen mir.
Das Tier – von Gottes Hand gemacht
Hat manchem Staunen schon erbracht.
So sucht ich auf denn jenes Haus,
Das wild' Getier zur Schau stellt aus.
Zwar sind die Tiere dort schon tot,
Doch grösser ist das Angebot.

An der Kasse lang gestanden,
Ein Billet mit müh' erstanden,
Steh ich nun im weiten Gang,
Falte meinen Führer lang.
Doch der Hallen gibt's gar viele!
Nehmte, die durch los zufiele.
So betret' ich Halle drei:
Säuger sind dort allerlei.

Schwalben kreisen dort um Leuchter;
Manche frisch, manch' schon verräuchter -
Heben an zum Totentanz,
Gleiten hin mit trock'nem Schwanz.
Manchen fehlt ein Flügel gar,
Und erst jetz wird mir gewahr;
Manche tun verkehrt 'rum fliegen!
Drähte sie durch Lüfte wiegen...

Gar exotische Geschöpfe
Regen wunderlich die Köpfe;
Blicken irrig rings umher,
Kennen diese Welt nicht mehr.
Aufgespannt auf krummen Bogen
Sind sie aller Kraft entzogen,
Sind mit Watte vollgestopft
Und auf Stelzen aufgepfropft.

Ach! ihr seid gar traurig’ Wesen;
Steht lebendig tot vor mir.
Was hat euer Los erlesen,
Dass ihr so vermodert hier?
Gläsern' Augen funkeln böse,
Manche flehend, and're lieb;
Stehen da, in tier'scher Blösse
Mit dem Rest, der ihnen blieb.

Halle zwei – Insektensammlung;
Da riecht's gar streng nach Vergammlung.
'S flügelt mancherlei Insekt
Unter Glas, das Staub bedeckt.
Spitzen Stahl in Bauch gebohrt,
Surrt es selbst im Tode fort
Und gar selten' Exponat
Steht verbannt im Isolat.

Ach wie schön ist diese Welt.
Tiergeripp hat mich umstellt!
Milb' und Mott' hält mich umzingelt
Und mancher Egel, der sich ringelt
Tot durch totes Fleisch hindurch.
Wie's mir grauset nur dadurch!
Dies ist des Teufels wohl Protest,
Der das, was lebt, verneinen lässt.