The Rainbow's Eye

[Setom]

Rosen, die in Farbenphasen
lautlos auf den Wiesen grasen,

Nelken, welche weiß erblühen
und so fast vor Leben sprühen,

Flieder, der in Buschgewändern
pflegt durch meinen Tag zu schlendern,

Blumen, die dem Eis entspringen
und der Nacht ein Liedchen singen,

raunen mir die Duftgedanken
durch der Nase Felsenplanken,

strömen durch des Hirnes Dünste
und sind für mich wahre Künste

auserles'ner Pflanzenpracht,
die mich nach ihr süchtig macht...

Alles kann Natur bedeuten,
doch ist das nicht Menschengrün,
sondern wie ein letztes Häuten
altersschwacher Jahresmüh'n...

Heute ist die Nacht nicht finster,
düster und vom Nebel bleich,
sondern wie ein Meeresginster
farben- und gar tropenreich

und von einer Macht durchdrungen,
welche sich in "Pracht" versteckt,
denn was sind die Pflanzen-Jungen
schon, wenn man ihr Glück verdeckt?

Blumen sind die Sonderlinge
einer ganzen Licht-Region
und zudem die Wunderdinge
ohne feste Dornenkron',

denn wenn meine Augen strahlen,
da sie von dem Glanz beglückt,
will ich ihren Lohn gern zahlen
und bin mit dem Kranz bestückt,

der in mir nicht Regenbögen
oder gar die Nacht erhellt,
sondern auf den Lebenswegen
meine ganze Sicht "bestellt"...

Augen sind wie Farbkristalle,
Bögen einer Regenzeit,
welche in der Menschenfalle
halten dir den Tag bereit...

Wenn du also draußen bist
und dort die Natur bestaunst,
was du dann auch ausposaunst,
bedenke: Sie ist selten trist
und wird von dir "wachgeküsst"!...