fliegenfischer bei Poetry.de

Perry · 21.09.2010, 18:43

wenn ich schreibe, werfe ich die schnur weit
hinaus über die glitzernde oberfläche,
platziere meine gedankennymphen dort,
wo noch niemand verführerisch lockte,
warte, dass die forellen beißen.

kann man ihre schuppenzeichnung lesen,
eröffnen sich einem geheimnisvolle welten,
die von wanderungen zu fernen laichgründen
und magischen meerestiefen erzählen.
manchmal werfe ich sie zurück, wenn mir

ihre geschichte noch unvollständig erscheint.

Ilka-Maria · 22.09.2010, 10:25

Schöne Idee, Perry, aber den Anfang "wenn ich schreibe" würde ich weglassen bzw. anders schreiben, um die Metapher nicht von vornherein zu enthüllen. Daß es um Gedanken geht bzw. um eine Geschichte, erschließt sich ja später. So aber wird die Metapher schon eingangs demontiert.

LG
Ilka-M.

Perry · 22.09.2010, 11:52

was das Vorwegnehmen anbelangt sind wir anscheinend unterschiedlich gestrickt. Ich halte nichts davon dem Leser etwas vorzugauckeln, das sich dann später als etwas anderes rausstellt. Mir kommt es vielmehr darauf an zwei Bildebenen miteinander so interessant zu verschmelzen, dass der Leser gar nicht bemerkt, dass er der Fisch ist, der den Köder geschluckt hat.

LG
Manfred
PS: Du darfst mir aber gerne einen Vorschlag zum Einstieg machen, vielleicht kannst du mich ja überzeugen.

Ilka-Maria · 22.09.2010, 12:33

Nöö, wenn Du davon überzeugt bist, es so haben zu wollen, dann nehme ich das auch so.

LG
Ilka-M.

Ex-Poesieger · 24.09.2010, 17:41

ich habe ja schon vor längerer Zeit angebissen, um in deinem Bild zu bleiben. Allerdings ist diese demonstrative Note vielleicht etwas kontraproduktiv,da sie die Ursprungsmetapher an eben diesem Bild auf eine unnatürliche Weise festmacht, schließlich kann kein realer Fisch schreiben?

LG RS

Perry · 24.09.2010, 17:48

du siehst mich etwas ratlos, was den "schreibenden Fisch" anbelangt. Es ist doch der Autor bzw. das LI, das hier die "Wortangelschnur" auswirft, um Fische bzw. Leser an Land zu ziehen.
Es gibt mittlerweile eine neuere Version, aber ich denke, dass auch diese dein Interpretationsproblem nicht lösen wird.
Danke fürs Interesse und LG
Perry

Neue Version:

fliegenfischer

wenn ich schreibe, fliegt die schnur weit
hinaus über die glitzernde oberfläche.
ich versenke meine gedankennymphen dort,
wo bisher nichts verführerisch lockte,
warte, dass forellen die köder schlucken.

wenn ich ihre schuppenzeichnungen lese,
eröffnen sich mir strömende welten,
die von wassertreppen und laichgründen,
korallenbänken und tanggärten erzählen.
manchmal werfe ich sie zurück, wenn mir

ihre geschichten unvollendet erscheinen.

21.09.2010, 18:43	#1
Perry Dabei seit: 11/2006 Alter: 71 Beiträge: 3.762 Meine Gedichte	fliegenfischer wenn ich schreibe, werfe ich die schnur weit hinaus über die glitzernde oberfläche, platziere meine gedankennymphen dort, wo noch niemand verführerisch lockte, warte, dass die forellen beißen. kann man ihre schuppenzeichnung lesen, eröffnen sich einem geheimnisvolle welten, die von wanderungen zu fernen laichgründen und magischen meerestiefen erzählen. manchmal werfe ich sie zurück, wenn mir ihre geschichte noch unvollständig erscheint.

22.09.2010, 11:52	#3
Perry Dabei seit: 11/2006 Alter: 71 Beiträge: 3.762 Meine Gedichte	Hallo Ilka-Maria, was das Vorwegnehmen anbelangt sind wir anscheinend unterschiedlich gestrickt. Ich halte nichts davon dem Leser etwas vorzugauckeln, das sich dann später als etwas anderes rausstellt. Mir kommt es vielmehr darauf an zwei Bildebenen miteinander so interessant zu verschmelzen, dass der Leser gar nicht bemerkt, dass er der Fisch ist, der den Köder geschluckt hat. LG Manfred PS: Du darfst mir aber gerne einen Vorschlag zum Einstieg machen, vielleicht kannst du mich ja überzeugen.

24.09.2010, 17:48	#6
Perry Dabei seit: 11/2006 Alter: 71 Beiträge: 3.762 Meine Gedichte	Hallo Poesiesieger, du siehst mich etwas ratlos, was den "schreibenden Fisch" anbelangt. Es ist doch der Autor bzw. das LI, das hier die "Wortangelschnur" auswirft, um Fische bzw. Leser an Land zu ziehen. Es gibt mittlerweile eine neuere Version, aber ich denke, dass auch diese dein Interpretationsproblem nicht lösen wird. Danke fürs Interesse und LG Perry Neue Version: fliegenfischer wenn ich schreibe, fliegt die schnur weit hinaus über die glitzernde oberfläche. ich versenke meine gedankennymphen dort, wo bisher nichts verführerisch lockte, warte, dass forellen die köder schlucken. wenn ich ihre schuppenzeichnungen lese, eröffnen sich mir strömende welten, die von wassertreppen und laichgründen, korallenbänken und tanggärten erzählen. manchmal werfe ich sie zurück, wenn mir ihre geschichten unvollendet erscheinen.

22.09.2010, 10:25	#2
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.115 Meine Gedichte Meine Favoriten	Schöne Idee, Perry, aber den Anfang "wenn ich schreibe" würde ich weglassen bzw. anders schreiben, um die Metapher nicht von vornherein zu enthüllen. Daß es um Gedanken geht bzw. um eine Geschichte, erschließt sich ja später. So aber wird die Metapher schon eingangs demontiert. LG Ilka-M.

22.09.2010, 12:33	#4
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.115 Meine Gedichte Meine Favoriten	Nöö, wenn Du davon überzeugt bist, es so haben zu wollen, dann nehme ich das auch so. LG Ilka-M.

24.09.2010, 17:41	#5
Ex-Poesieger abgemeldet Dabei seit: 11/2009 Beiträge: 7.220 Meine Gedichte Meine Favoriten	ich habe ja schon vor längerer Zeit angebissen, um in deinem Bild zu bleiben. Allerdings ist diese demonstrative Note vielleicht etwas kontraproduktiv,da sie die Ursprungsmetapher an eben diesem Bild auf eine unnatürliche Weise festmacht, schließlich kann kein realer Fisch schreiben? LG RS